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 Betreff des Beitrags: Skifahren und Sicherheit
BeitragVerfasst: Di, 05.02.2008, 15:03 
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Ich habe in letzter Zeit im deutschen Fernsehen einige Dokumentationen über den modernen Skisport gesehen, die mich doch nachdenklich stimmen, wie zuletzt am Sonntagabend auf RTL, Spiegel TV. Bei all diesen Dokus geht es um das Thema "überfüllte Pisten und Unfälle". So wurde beispielsweise in dem Bericht von Spiegel TV eine Mitarbeiterin der Bergwacht von Saalbach zitiert, die angab, dass von 71 Unfällen der letzten Woche 51 Verletzungen mit Schädelbeteiligung waren. Ein besonders tragischer Unfall ereignete sich demnach neulich in Saalbach, wo eine Touristin in Folge eines Zusammenpralls mit einer anderen Skifahrerin durch Hirntrauma verstarb. Tenor dieser Dokus ist dann immer wieder, dass das Tragen von Helmen unverzichtbar geworden sei.
Nun, in dem Spiegel TV Bericht wurde auch ein kleiner Junge gezeigt, in den ein anderer Skifahrer mit Tempo 50 hinein gerast ist und sich dabei beide Beine mehrfach brach und nun ein Krüppel ist. Trotz Helm! (gut, ohne Helm wäre er wahrscheinlich tot gewesen).

Was mir zu denken gibt, ist, dass es früher allenfalls Verletzungen mit Bein- und Armbrüchen auf der Skipiste gab, auf einmal scheint das Ski fahren auf der Piste lebensgefährlich geworden zu sein (das Lawinenrisiko abseits der Pisten nahmen Freerider schon immer in Kauf, i.d.R. kamen dabei aber, abgesehen von seltenen Fällen, keine Unbeteiligten zu Schaden). Auch ich habe mittlerweile manchmal richtig Angst, wenn ich mich im "gesicherten" Pistenbereich bewege. Vor einem Jahr musste ich z.B. zusehen, wie ein betrunkener Skifahrer ungebremst meine Freundin umgefahren hat, und das an einer harmlosen, flachen Stelle am Rande der Skipiste.

Gut, Helme erhöhen die passive Sicherheit durchaus. Aber warum wird nicht mehr AKTIV etwas für die Sicherheit getan? Beim Nichtraucherschutz ist der Gesetzgeber ja auch nicht zimperlich, keinem Nichtraucher ist jemals empfohlen worden, eine Gasmaske vor dem Besuch eines verrauchten Lokals anzulegen.

Ich meine, es gibt 4 Hauptgründe für die gehäufte Anzahl und zunehmende Schwere der heutigen Skiunfälle:

1) Liftanlagen-Kapazität: Durch moderne Liftanlagen, vor allem KSB´s und EUB´s,
werden deutlich mehr Skifahrer nach oben an die Ausgangsplätze der gleich gebliebenen Anzahl von Pisten befördert als früher. Resultat ist eine größere, durchschnittliche Skifahrer-Dichte im Gebiet.

2) Carving-Ski: Viele Pisten sind zwar im Zuge des Aufkommens der Carving-Technik verbreitert worden, dafür wird auf Carving -Skiern viel schneller gefahren als früher. Ich habe schon Anfänger gesehen, die mit Tempo 50 und mehr die Hänge runterbrausten. Die Carving-Technik ist vergleichsweise leicht zu erlernen und verleiht auch Anfängern schnell Erfolgserlebnisse und Geschwindigkeitsräusche.

3) Apres-Ski: Räusche ganz anderer Art, nämlich alkoholische, sind auf der Piste heutzutage Gang und Gäbe, vor allem in einigen für ihr lebendiges Apres-Ski gerühmten Skistationen in Österreich. Einigen Gästen geht es bei dem Besuch in diesen Skigebieten offensichtlich weniger um das Sport- oder Bergerlebnis, als vielmehr um das Verbringen einer feucht-fröhlichen Zeit. Z.T. sind schon vormittags viele betrunkene Skifahrer dort auf den Pisten anzutreffen.
Ohne Zweifel vermitteln die Berge einem ein Erlebnis großer Freiheit. Aber muss bei dem Ausleben dieser Freiheit potentiell in Kauf genommen werden, dass Unbeteiligt zu Schaden kommen? Im Strassenverkehr geht das ja auch nicht!

4) Kunst-Schnee: Ich meine auch, dass Kunstschnee ein Unfall-Risikofaktor ist, insbesondere in Verbindung mit der Carving-Technik, wo es auf den richtigen Einsatz der Ski-Kante ankommt. Eine vereiste Pistenunterlage mit einer lockeren Kunstschnee-Auflage ist m.E. eine Falle für den richtigen Einsatz der Kanten. Werden die Kanten auf lockeren Kunstschnee nur moderat eingesetzt, muss man bei unvermittelt auftretenden Eisplatten den vollen Kanteneinsatz bringen, ein Sturz ist sonst unvermeidlich.

Was meint ihr zu dieser Analyse? Wenn sich diese als halbwegs richtig erweist, wären daraus auch Gegenmaßnahmen zur aktiven Erhöhung der Sicherheit ableitbar. Zum Beispiel...

1) Liftanlagen-Kapazität: Kein Verkauf von Tageskarten mehr in überfüllten Skigebieten, bzw. Umleitung auf weniger überfüllte Teilgebiete (Lech-Zürs haben es schon mal vorgemacht).

2) Carving-Ski: So wie die richtige Bindungseinstellung im Sportgeschäft abhängig vom Fahrkönnen des Käufers kontrolliert und eingestellt wird, könnte man auch den Verkauf der Skimodelle an das Fahrkönnen koppeln, z.B. kein Verkauf von schnellen Race-Carvern an Anfänger, keine Riesenslalom-Racecarver an mittelgute Skifahrer, etc.

3) Apres-Ski... nur noch im Tal. Einführung einer 0,5-Promille-Grenze auf der Piste. Kontrolle durch Pistendienst, -Polizei etc, Sanktionierungen bei Verstoß könnten Skipas-Entzug bis hin zu Führerscheinentzug und Geldstrafen sein.

Ski könnten zudem gesetzlich als Verkehrsmittel mit Zulassungsbeschränkungen eingestuft werden. (selbst Rollerblades sind ein Verkehrsmittel und man darf mit ihnen z.B. nicht auf Bürgersteigen fahren). Gepaart mit Aufklärungskampagnen a la Anti-Nikotin, AIDS, kein Alkohol am Steuer könnte man m.E. eine erhebliche Verminderung der Unfallzahlen erreichen.

Was denkt ihr?

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BeitragVerfasst: Di, 05.02.2008, 15:24 
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Ich finde Deine Analysen grundsätzlich genau richtig, denn in diesen "speziellen" Gebieten gibt es wohl wirklich ziemliche Probleme.

Ich trage meinen Helm z.B. im sehr vollen St. Moritzer Skigebiet, wenn die Pisten hart und platt sind.
Weiter trage ich ihn, wenn ich mal so richtig Gas geben will, was sich für mich aber mit vollen Pisten ausschließt.

An anderer Stelle hier habe ich schonmal meine Meinung dazu geschrieben und die lauet so ungefähr:

Wir brauchen keine Pistenpolizei und keine Helmpflicht - Wir brachen mehr Buckel.

Das ist natürlich viel zu pauschal, trifft aber imho trotzdem ziemlich genau zu.

Viele kleine Skigebiete mit SLs, Naturschnee, nicht remodellierten Pisten oder bucklige Verhältnisse nachmittags nach ergiebigen Neuschneefällen beweisen mir immer wieder, dass es pistentechnisch an der Bereitstellung von verheereneden Carvingautobahnen (die dazu noch die Landschaft zerstören) liegt, dass es mittlerweile so weit gekommen ist.

Zusätzlich kommt natürlich noch hinzu, dass sich der "Touriproll" des Öfteren betrinkt, dann auf platten Pisten dank Carvern im Höllentempo sich und Andere gefährdet.
Auf einer Buckelpiste würde er garnicht erst schnell :)

Das Ganze potenziert sich mit den überfrequentierten Pisten und "Betonschnee" nochmals.

Ich sehe es übrigens nicht ein, mich deshalb mit einer Helmpflicht gängeln zu lassen, sondern beanspruche für mich, selbst darüber zu entscheiden, wann ich einen Helm trage und wann nicht.
Abgesehen davon ist es mir unter dem Helm viel zu warm, dass ich z.B. beim Buckel Fahren ernsthafte Probleme mit dem Temperaturhaushalt bekomme, wenn es nicht garade -20° sind.

Ich begrüßte es, wenn die Kapazitäten der Bahnen die Pisten nicht überforderten, kein oder kaum Alkohol im Gebiet ausgeschenkt würde (außer einem Gläschen Wein oder einem Bier zum Esen z.B.),
keine Remodellierung in mehr als dem unbedingt erforderlichen Maße (Felsen weg etc.) stattfände, weniger exzessiv plattpräpariert würde etc.

OK, einige meiner Vorschläge wären für diverse Gebiete das finanzielle Aus :wink:

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BeitragVerfasst: Di, 05.02.2008, 15:45 
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Du hast prinzipiell schon Recht. Durch Carvingski und Autobahnen ist die Geschichte viel gefährlicher geworden. Letztendlich ist aber in 95% der Fälle der menschliche Faktor Schuld am Unfall. Wenn man sieht, wie sich nicht nur Anfänger maßlos überschätzen kann man schon Angst kriegen. Hauptrisikogruppe ist IMHO der "Gelegenheitsfahrer" (Mitte zwanzig, männlich und max. einmal im Jahr auf den Skiern), der es im Urlaub dann richtig krachen lässt (nicht unbedingt unter Alkoholeinfluss) und alles niedermäht.
Die Geschichte mit dem Apres-Ski kommt denn noch dazu. Jetzt kommt wieder das Klischee vom Kegelclub der zum "Skifahren" nach Ischgl kommt. Gottseidank beschränkt sich das Aufkommen dieser Klientel dort nur auf den kleinen Teil rund um die Idalp, im Rest des Gebietes kann man recht gesittet fahren.
Gerade da kann man wohl recht effektiv eingreifen indem man einfach Alkoholkontrollen auch auf das Skigebiet ausdehnt. Wer sichtlich alkoholisiert ist (und somit andere potentiell gefährdet, also wie im Straßenverkehr) verliert dann halt den Skipass. In Südtirol bekommst Du auch von der Carabinieri auf den Deckel wenn du zu schnell fährst oder dem Kind keinen Helm aufsetzt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Skifahren und Sicherheit
BeitragVerfasst: Di, 05.02.2008, 15:48 
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pancugolo hat geschrieben:
Was meint ihr zu dieser Analyse? Wenn sich diese als halbwegs richtig erweist, wären daraus auch Gegenmaßnahmen zur aktiven Erhöhung der Sicherheit ableitbar. Zum Beispiel...

1) Liftanlagen-Kapazität: Kein Verkauf von Tageskarten mehr in überfüllten Skigebieten, bzw. Umleitung auf weniger überfüllte Teilgebiete (Lech-Zürs haben es schon mal vorgemacht).

2) Carving-Ski: So wie die richtige Bindungseinstellung im Sportgeschäft abhängig vom Fahrkönnen des Käufers kontrolliert und eingestellt wird, könnte man auch den Verkauf der Skimodelle an das Fahrkönnen koppeln, z.B. kein Verkauf von schnellen Race-Carvern an Anfänger, keine Riesenslalom-Racecarver an mittelgute Skifahrer, etc.

3) Apres-Ski... nur noch im Tal. Einführung einer 0,5-Promille-Grenze auf der Piste. Kontrolle durch Pistendienst, -Polizei etc, Sanktionierungen bei Verstoß könnten Skipas-Entzug bis hin zu Führerscheinentzug und Geldstrafen sein.

Ski könnten zudem gesetzlich als Verkehrsmittel mit Zulassungsbeschränkungen eingestuft werden. (selbst Rollerblades sind ein Verkehrsmittel und man darf mit ihnen z.B. nicht auf Bürgersteigen fahren). Gepaart mit Aufklärungskampagnen a la Anti-Nikotin, AIDS, kein Alkohol am Steuer könnte man m.E. eine erhebliche Verminderung der Unfallzahlen erreichen.

Was denkt ihr?


Prinzipiell scheint mir deine Analyse nicht völlig falsch zu sein, wobei ich ehrlich gesagt mangels wirklichem Wissens da nicht unbedingt mitreden kann.

Bei den Lösungsansätzen habe ich aber ziemliche Bedenken... Ich geh die einfach mal der Reihe nach durch:

1) Mit Sicherheit ein ganz guter Ansatz ich glaube aber das er relativ zu realisieren ist. Einerseits haben die Bergbahnen wahrscheinlich in der Regel da kein Interesse dran, da sie sich ja damit faktisch um einen Teil ihres Umsatzes bringen. Ausnahmen könnte es m.E. höchstens in bestimmten "Premium-Gebieten", wie z.B. Lech-Zürs geben die in erster Linie von Wochengästen leben und leere Pisten als Teil des Services für ihre Kunden betrachten. Klassische Tagesskigebiete wie die Skiwelt oder das Zillertal wird man dafür wahrscheinlich kaum begeistern können.
Bliebe noch die Möglichkeit das der Gesetzgeber einschreitet, dass halte ich aber erstmal aus grundsätzlichen Erwägungen nicht unbedingt für gut (es ist eigentlich schon jetzt viel zu viel geregelt), aber auch da sehe ich Schwierigkeiten in der praktischen Umsetzung. Zwar könnte man bei neu zu errichtenden Anlagen Beschränkungen in die Genehmigung mit aufnehmen, bei schon bestehenden Anlagen halte ich das aber für sehr schwierig, die sind ja in ihrer bestehenden Form genehmigt inkl. der (zu) hohen Beförderungskapazität.

2) Da ist einfach das grundsätzliche Problem wer soll festlegen wer ein "guter" Skifahrer ist, die Angaben die die Käufer/Leiher von Skiern machen kann niemand nachprüfen, daher halte ich das ganze für nicht praktikabel.

3) Auch wieder eine prinzipiell ganz gute Idee, aber auch hier stellt sich die Frage der Umsetzbarkeit. Beim Führerscheinentzug gibt es schon mal das grundsätzliche Problem das ausländische Behörden keine Führerscheine einziehen können, bzw. nur Fahrverbote für das jeweilige Land erlassen können. Außerdem ist es rechtlich allgemein etwas heikel Straßenverkehrsrechtliche Sanktionen an verhalten das nichts mit dem Straßenverkehr zu tun hat zu knüpfen.
Die Möglichkeit von Bußgeldern/Strafen bei Gefährdung anderer Personen bzw. des Skipaßentzugs besteht allerdings meines Wissens bisher schon.


Das soll allerdings nicht heissen das man garnichts tun sollte, nur halte ich die bisherigen Vorschläge aus oben genannten Gründen nur schwerlich für umsetzbar, bessere Ideen habe ich aber so spontan auch nicht parat...


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BeitragVerfasst: Di, 05.02.2008, 16:25 
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RetroRebel
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Eine hochinteressante Diskussion, wo vieles gesagt wurde, dem ich zustimme. Ich würde gern mehr dazu schreiben, hab aber gerade nicht viel Zeit.

Generell möchte ich folgendes anmerken:

1. Ich bin aus prinzipiellen Erwägungen (insoweit bin ich quasi liberal ;) ) gegen Pflichtregelungen und lehne auch insbesondere die Kinderhelmpflicht in Italien rigoros ab! Insbesondere da sie in keinster Weise nach Notwendigkeit unterscheidet (und dies auch nicht kann). Die Sella Ronda an Sylvester ist aber eben nicht mit der Situation etwa im Piemont vergleichbar.

2. Ich halte Sanktionen tendenziell in diesen Fällen für grundsätzlich problematisch, da sie allesamt in Rechtsgüter der Betroffenen eingreifen, ohne dass sichergestellt ist, dass hier Rechtsgrundsätze wie Willkürverbot und Verhältnismäßigkeit gewahrt werden. Liftangestellte sind eben keine ausgebildeten Polizisten und schon gar keine Richter. Meines Erachtens bedarf ein Vorgehen Gefahrenabwehr- wie auch im Sanktionsbereich aber einer entsprechenden Ausbildung und gewisser Erfahrung, um Ungerechtigkeiten zu vermeiden. Man vergleiche einfach mal den durchschnittlichen Türsteher mit einem Polizisten mit 10 Jahre Diensterfahrung. (Wobei es im Falle des Türstehers nicht so schlimm ist, ob man nun reinkommt oder nicht in den Club, wenn man aber den Wochenskipass abgeben soll, weil jemand die Frage der Gefährlichkeit einer Situation eben anders beurteilt als ein anderer... huiuiiui).

3. Ich stimme insbesondere 3303 zu, dass sich derartiges am besten faktisch regeln lässt. Vor 10 Jahren hatten wir die Probleme nicht, weil die Gesamtsituation eben anders war. Dorthin kommen wir zwar nicht mehr zurück, aber man kann sicherlich etwas draus lernen. Ich meine, dass das noch geht, da wirklich krasse Verhältnisse bisher nur in einigen (relativ zur Gesamtzahl wenigen!) Schigebiete in ganz bestimmten Zeiten auftreten.

4. Höchst unsachlich, und eher emotional ;) : Manchmal denke ich so ein bisschen, das ist alles nicht mein Problem, weil dort geerntet wird, was gesäät wurde und ich das schon lange meide. Leider wird es aber mein Problem, wenn das ganze zu so Sicherheitsgesetzen fürht wie in Italien, die mich dann plötzlich sehr wohl betreffen... :(

Interessant wäre ja mal zu wissen, wie sich Gäste/Verletzen-Verhältnis im Vergleich z.B. Saalbach zu Nordkette oder La Grave verhält. Ist möglicher das Outlaw-Freeriden jenseits des "gesicherten" Schiraumes sicherer als das konventionelle Pistenfahren? ;)


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BeitragVerfasst: Di, 05.02.2008, 17:31 
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Meine Meinung zu dem Thema:

Mein subjetives Gefühl ist, dass sich in den letzten Jahren die Zahl der sog. "Out-of-Control" Fahrer exponentiell vervielfacht hat!

Ich erinnere an die FIS Regeln, nach oben schauen vor anfahren und Pistenquerungen, in Falllinie fahren, nicht vor unübersichtlichen Stellen stehen bleiben etc. => ich zähl jetzt nicht alle auf!

In Aprica erlebt: da kurvt die Kinderschischule so am Hang rum, dass die Schlange die Piste immer blockiert, egal ob grad von links nach rechts oder umgekehrt. Dass man da als versierter Skifahrer dann mal mitten durch pfeift, ist eh logisch. Anm.: es war eine Hauptabfahrt und kein Idiotenhügel! Gilt aber auch in Tirol mit Erwachsenenskischulen! Teilweise in kompletter Grausen!

Dazu kommt dann noch maßlose selbstüberschätzung, da man ja unbedingt in jedes Loch rein muss und glaubt, man sei der Herminator. Interessant vor allem in großen Skigebieten auf den sog. frequentierten Schlussabfahrten. Als versierter Skifahrer hat man an den Buckeln größte Freude, die andren fallen kreuz und quer....

Daher: ich hab meine Freude ganz in der Früh oder in kleinen familiären Skigebieten!

Lg, Thomas.


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BeitragVerfasst: Di, 05.02.2008, 17:37 
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Das stimmt schon, vor allem die früher einfach faktisch vorhandene Trennung in Schigebieten zwischen Anfängerpiste, wo nicht wild rumgeheizt wird, und schwierigen Pisten, die dafür nicht von jedem Anfänger angesteuert werden, hatte etwas für sich: jeder kam auf seine Kosten und man stand sich nicht im Weg. Klar fuhr man auch mal blaue Pisten, aber dann eben natürlich auch rücksichtsvoll. Seit aber - nicht zuletzt dank Remodellation - selbst ehemalige Expertenpisten wie die Paradisoscharte von Anfänger überflutet werden - tja, da ist es eigentlich kein Wunder, wenn sich die Leute ins Gehege kommen...

Schlimm finde ich übrigens auch die in Frankreich zusehends häufiger anzutreffende Vorgehensweise, in schwarze Abfahrten quer in Serpentinen verlaufen Ziehwege reinzubauen, um sie anfängertaulich zu machen. Nicht nur, dass man dann die Piste auf der alten Trasse vergessen kann, es muss doch dann zwangsweise zu gefährlichen Situationen kommen! :evil:


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BeitragVerfasst: Di, 05.02.2008, 17:57 
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[trincerone] hat geschrieben:

Schlimm finde ich übrigens auch die in Frankreich zusehends häufiger anzutreffende Vorgehensweise, in schwarze Abfahrten quer in Serpentinen verlaufen Ziehwege reinzubauen, um sie anfängertaulich zu machen. Nicht nur, dass man dann die Piste auf der alten Trasse vergessen kann, es muss doch dann zwangsweise zu gefährlichen Situationen kommen! :evil:



Waaas :shock: :?:
Das geht ja garnicht!
Ich muss echt mal ein paar Gebiete abklappern, bevor z.B. die Tunnelabfahrt in Alpe d'Huez in eine Serpemtinenstraße umgebaut wird :wink:

Im Übrigen kommen die nicht so kurzschwungversierten Fahrer auf den Ziehwegen (solange die nicht sehr flach sind) genauso wenig zurecht, wie in Steilhängen.
War zumindest früher bei mir so; beispielsweise in Moritz am Piz Nair, wo auch einige üble Ziehwege gebaut wurden.
Nur fahren in die umgebauten Abfahrten dann alle rein, was sie bei den Buckeln nicht so einfach getan hätten.
Und dann fahren noch alle so schnell, wozu es früher auch seltener gekommen ist, weil es einfach nicht so oft möglich war.

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BeitragVerfasst: Di, 05.02.2008, 18:00 
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Zitat:
Ich muss echt mal ein paar Gebiete abklappern, bevor z.B. die Tunnelabfahrt in Alpe d'Huez in eine Serpemtinenstraße umgebaut wird


Gerade die ist m.E. einer der ersten, bei der das vor ca. 7 Jahren gemacht wurde! Haben sich damals auf Skipass alle drüber aufgeregt. Allerdings ist das glaube ich dort in einem noch relatic harmlosen Maße geschehen, das weiß ich aber nicht. Durchaus ärgerlich war auch Grand Fond in Val Thorens.


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BeitragVerfasst: Di, 05.02.2008, 19:45 
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Nicht ernst gemeinter Vorschlag: Am Drehkreuz die durchschnittliche Geschwindigkeit der letzten Abfahrt ausrechnen und falls der Skifahrer zu schnell war, wird er nicht durchgelassen .....


Ich fahr auf breiten Pisten fast immer nur an den Rändern und bild mir ein, dort etwas sicherer zu sein?!

Die Anzahl an Absperrungen in Form von Zäunen und Fangnetzen an Pistenseiten und Kreuzungen reicht mir aber, also bitte keine weiteren Einschränkungen.

A propos Alkohol: In Davos zu Weihnachten muss ein Border an einer Bergstation einer Sesselbahn gekifft haben - hat jedenfalls nicht nach Zigarettenqualm gerochen ... (und 1 Tag später in Lenzerheide hats bei einem Liftler an der Talstation genauso gerochen :) )


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BeitragVerfasst: Di, 05.02.2008, 19:55 
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An den Pistenrändern sind oft größere Schneehaufen auf der Pisten als im abgeschrabbten mittleren Bereich. Resultat: wesentlich bessere Verhältnis und weniger Leute! Was will man mehr! :)


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BeitragVerfasst: Di, 05.02.2008, 20:17 
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Interessante Diskussion.

Zur Analyse: ich denke, da sind die wesentlichen Punkte angeführt. Ist eben eine prekäre Kombination, dass die extreme Erhöhung der Liftkapazitäten mit dem ebenfalls deutlich angestiegenen Platzbedarf des Carvens zusammenfällt. 6er und 8er KSBs schrecken mich mittlerweile nicht nur ästhetisch ab, sondern sind für mich auch immer ein Indiz, dass die entsprechenden Pisten kaum Gutes verheissen.

Gegen gesetzliche Regelungen und Gängeleien von staatlicher Seite bin ich aber trotzdem. Da bin ich ganz auf Linie eines libertären Standpunktes.

Ich versuche solche Situationen halt so weit möglich individuell zu vermeiden, d.h. sorgfältige Auswahl der Gebiete, wenn es schon mal hauptsächlich Pistenfahren sein muss bzw. "neuralgische" Gebiete möglichst nur in der Nebensaison aufsuchen.

Neulich (letzten Sonntag) hatten wir in Werfenweng bei der Talabfahrt ziemlich volle Verhältnisse. Wirklich Spass macht dann die Abfahrt wirklich nicht. Ist eher mit einem Radausflug in einer Grossstadt zu vergleichen (vom Konzentrationsniveau, Vorsicht walten lassen, Versuch der Einschätzung der Entscheidungen der anderen Verkehrsteilnehmer etc.).

Meiner Meinung nach sind die Entwicklungen im Pistenskilauf auch dafür verantwortlich, dass Freeriden und Tourenskilauf so einen grossen Zuspruch haben. Neben dem Pullfaktor (Tiefschneefahren und die nicht-technisierte Landschaft machen eben vielen deutlich mehr Spass) gibt's also noch den Push-Faktor (wirklich ungute Situationen im Pistenbereich).


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BeitragVerfasst: Mi, 06.02.2008, 15:56 
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Zu den großen, kapazitätsstarken Sesselbahnen:

Es gibt natürlich Hänge die solche Anlagen verkraften, gar keine Frage. Da ist 90% der Piste ausreichend breit für diese Anlage - aber an der Talstation! Da sind die letzen 100m remodeliert und wenn möglich noch mit irgendeinem Ziehweg ausgestattet :twisted: Da bist du dann oftmals Freiwild.

Ein praktisches Beispiel, das auch noch etwas anderes verdeutlicht:

Früher in Leogang gab es (glaube ich) 3 Schlepplifte. Der ganz linke erschloss ein paar wunderschöne Pisten, man konnte sogar noch etwas abseits fahren.

Jetzt: die drei SL wurden doch 2 KSB ersetzt. Die Talstationen sind direkt nebeneinander (waren sie früher nicht). Zu dem Zweck hat man in den Hang großzügige Ziehwege eingebaut um die ganze Masse an Fahrern wieder zu den Sesselliften zu bringen.
Folge: die schönen Hänge des ganz linken SL kann man als Boarder praktisch nicht mehr fahren, eine einzige Schrägfahrt. Unten an den Ziehwegen treffen sich ALLE - ein pures Chaos.

Früher konnte man in Leogang einen schönen halben Tag verbringen - jetzt nicht mehr.

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BeitragVerfasst: Mi, 06.02.2008, 19:51 
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@3303: Deiner Analyse, dass Pistenautobahnen auch zur Unfallträchtigkeit beitragen, stimme ich zu. Es wäre dann also Punkt 5).
Leider ist es schwierig hier Gegenmaßnahmen zu ergreifen, abgesehen davon, in Zukunft für den Autobahnbau viel striktere Auflagen gelten zu lassen. Generell überall Buckelpisten entstehen zu lassen ist auch schwierig. Eine Idee wäre, alle mit "Schwarz" markierten Pisten weniger sorgfältig bzw. nicht regelmäßig zu präparieren.

@tipe: zu 2) Carving-Ski: Der Verkauf bzw. Verleih von Carving-Skiern entsprechend der Könnerstufe lässt sich sehr leicht durchsetzen. Natürlich kann der Käufer/Mieter unwahre Angaben bei der Einstufung seines Fahrkönnens machen, aber dann wird dem Anfänger, der angibt er sei ein sportlicher Skifahrer, eben seine Bindung auch entsprechend "S" eingestuft. Mal sehen, wer das riskiert? ;-)

@trincerone: Ich bin auch für die große Freiheit beim Skifahren. Und ich hasse Helme! Ich befürchte nur, dass bei zunehmender Diskussion der Problematik in der Öffentlichkeit Skigebietsbetreiber und Gesetzgeber zu falschen Schlussforderungen kommen (siehe Helmpflicht für Kinder in Italien).

Warum nicht das Übel an der Wurzel packen, und die verursachenden Faktoren im Vorfeld der Unfälle angehen. Hierzu wären belastbare statistische Daten bzgl. Unfallhäufigkeit und -Schwere versus Pistenfläche und Beförderungsleistung sehr interessant. Ebenso Uhrzeiten (ich vermute, nachmittags passiert am meisten).
Wenn dann rauskommt, Outdoor-Freeriden ist viel weniger gefährlich als Pistenskilaufen, vor allen Dingen keine Beeinträchtigung Unbeteiligter, wäre das doch etwas, was die Medien (z.B. Spiegel) interessieren könnte (auch ohne Herrn Aust)

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BeitragVerfasst: Mi, 06.02.2008, 20:30 
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pancugolo hat geschrieben:
@tipe: zu 2) Carving-Ski: Der Verkauf bzw. Verleih von Carving-Skiern entsprechend der Könnerstufe lässt sich sehr leicht durchsetzen. Natürlich kann der Käufer/Mieter unwahre Angaben bei der Einstufung seines Fahrkönnens machen, aber dann wird dem Anfänger, der angibt er sei ein sportlicher Skifahrer, eben seine Bindung auch entsprechend "S" eingestuft. Mal sehen, wer das riskiert? ;-)


Das riskieren immer noch mehr als genug da wette ich drauf, wenn einer sagt den Ski will ich bekommt er ihn auch... da kann man nichts dran machen...


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