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BeitragVerfasst: Sa, 25.04.2009, 20:36 
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Saisoneröffnung Firn-Skischaukel (Top of Lower Austria)

Wieder ein Wochenende. Wieder schönes Wetter. Wieder früh aufstehen. Hört das denn nie auf? Nein, denn heute ist Saisoneröffnung von Österreichs vielseitigster Freeride-Bahn. Gemeint ist natürlich die altehrwürdige Zahnradbahn auf den Schneeberg, bekanntlich der Frühjahrs-Freeride-Berg schlechthin. Während in den westösterreichischen Touristenmetropolen also bereits die Gehsteige hochgeklappt und die Seilbahnen eingemottet werden, fängt es hier im Puchberger Becken also gerade mal erst an. Mit dem höchsten Berg Niederösterreichs (und seines Zeichen östlichster 2000er im Alpenbogen) hat Puchberg aber auch einiges zu bieten. Frühjahrsskilauf hat hier einge jahrzehntelange Tradition und war schon gang und gäbe als die Bauerndörfer in Österreichs Westen das Wort "Sonnenskilaufpauschalangebot" noch nicht mal im Traum kannten.

Und bekanntlich sollte man (bewährte) Traditionen hoch halten ...

Bahnhof Puchberg – Startpunkt der Freeridebahn „Zahnradbahn Schneeberg“
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Dementsprechend groß ist auch der Andrang. Kurz vor 9h00 finden sich bereits zahlreiche Skifahrer am Zugangskreuz. Bald ist der Zug voll gefüllt und mit ziemlich gemächlicher Geschwindigkeit geht es Richtung Bergstation. Nach ca. 1200 Höhenmetern und 9km Fahrt erreichen wir ca. 50 Minuten später die Station Hochschneeberg und wir können uns – nun per pedes - Richtung Klosterwappen (2076m) in Bewegung setzen.

Links das Klosterwappen – höchster Gipfel des Schneebergs (und Niederösterreichs) Bild

Abfahrt 1 – Bockgrube

Der Startpunkt der ersten Abfahrt des heutigen Firnschaukeltages ist bald erreicht. Unsere Wahl fällt auf die Bockgrube, ein schönes Kar, das sich vom Gipfel des Klosterwappens nach Südwesten öffnet.

Jetzt am Vormittag finden wir ideale Firnverhältnisse in diesem schönen Skigelände vor.

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Einzig die Tatsache, zu wissen, dass man alle gefahrenen Höhenmeter auch wieder zurück steigen muss trübt ein wenig die Freude am unbeschwerten Zu-Tal-Schwingen. „Dummerweise“ wollen die Verhältnisse auch weiter unten nicht schlechter werden und ich kann Gernot nicht davon abhalten Hang für Hang weiter zu fahren. Erst weit unten – auf ca. 1360m – werden meine Argumente gehört und wir beginnen mit dem – in der nun hoch stehenden Sonne - bald ziemlich heißen Wiederaufstieg.

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Glücklicherweise kühlt weiter oben der hier meist übliche Wind etwas und für die erste Pause des Tages oben am Plateau werden dann sogar die Jacken aus dem Rucksack hervor geholt.

Nach der Pause steht uns eine weitere Abfahrt bevor. Allerdings diesmal eine nur eine kurze Zwischenabfahrt, die uns möglichst rasch zu unserem Ausgangspunkt für die endgültige Talabfahrt bringen soll.

Der Blick in die Hackermulde lässt bereits Vorfreude auf unbeschwertes Cruisen aufkommen

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Und schon geht’s los – Richtung der berühmten Riesen und Rinnen auf der Nordostseite des Schneebergs
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[to be continued]

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BeitragVerfasst: Sa, 25.04.2009, 20:37 
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Abfahrt 2 - Narrndattl-Rinne

Das Freeride-Gebiet ist durchaus durchdacht angelegt. Da es Abfahrten in alle Himmelsrichtungen gibt, finden sich selbst an so warmen (heißen) Frühjahrstagen wie heute für jede Tageszeit geeignete Abfahrten. Jetzt am frühen Nachmittag heißt es natürlich auf die schattige Nordostseite zu wechseln. Mit der zunächst nordseitig ausgerichteten Narrndattlrinne findet sich diesbezüglich eine ideale Abfahrtsmöglichkeit. Zudem ist diese Variante eher seltener befahren und leitet in einen unberührteren Teil der bekannten Breiten Ries, den so gennanten Narrndattl-Seitenast, der durch einen Felsriegel und weiter unten durch einen bereits ausgeaperten Schotterrücken vom viel befahrenden (und entsprechend zerfurchten) Teil der Breiten Ries getrennt ist.

Zunächst begeben wir uns aber auf die Suche nach dem Einstieg. Da niemand von uns die Narrndattlrinne bereits gefahren ist, verfehlen wir natürlich prompt den Einstieg um einige Meter und erhalten dafür aber einen schönen, viel versprechenden Draufblick in Richtung der Einstiegsrinne.

Blick in die Einfahrtsrinne Narrndattl
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Blick runter in den Narrndattl-Seitenast
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Die Verhältnisse schauen gut aus und bald erreichen wir den tatsächlichen Einstieg.

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Die Rinne ist gut mit Schnee gefüllt und sieht schön befahrbar aus. Laut schlauem Buch ist sie 42 Grad steil ehe sie in den flacheren Narrndattl-Seitenast mündet und nach (Nord-)Osten dreht.

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Tatsächlich zeigen sich die Verhältnisse in der Rinne von der besten Sorte – Fester, griffiger Schnee, der nur ganz oberflächlich etwas aufgefirnt ist. Mit einigen Schwüngen ist Gernot durch die steilere Passage und wir folgen alsbald …

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Blick zurück – auch landschaftlich recht ansprechend.

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Der weitere Teil der Abfahrt bietet dann nachgerade „perfekten“ Sommerfirn und lädt zum nahezu unbeschwerten Cruisen ein …

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Die Abfahrt erfolgte über den schönen rechten „Schneeast“ – die Piste wird gut von den angrenzenden Schottermarkierungen definiert …

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Das Kar hat durchaus bemerkenswerte Dimensionen. Über einige hunderte Höhenmeter geht es auf einer gleichmäßigen „schiefen Ebene“ hinab. Immer im Blickfeld das Puchberger Becken, wo der Frühling bereits in voller Blüte steht.

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Selbst nach Erreichen der Waldzone öffnet sich nochmals eine Fahrmöglichkeit, die schließlich knapp unter 1200m endet.

Von hier an heißt es also auf den Wandermodus umschalten und über Stock und Stein munteren Schrittes dem Wirtshaus in Schneebergdörfl entgegen zu streben.

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Ohne dabei jedoch auf einige Rückblicke zu verzichten …

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… und die Blütenpracht des Frühlings zu bestaunen …

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BeitragVerfasst: Sa, 25.04.2009, 20:51 
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Ich glaube, ich hätte jetzt wohl die ideale Modifikation für das Leben gefunden: man müsste jede Woche zweimal absolvieren können, den ersten Durchgang verwendet man zum Geldverdienen bzw. zum Durchführen der notwendigen Arbeiten zu Hause sowie zum Beobachten der Wetterverhältnisse, dann drückt man den Reset-Knopf und kann dann (mit dem irgendwie mitgenommenen Geld) die Woche (in Kenntnis der Wetter- und Schneelage) an den idealen Spots verbringen.......
Oder mal bei der PVA anfragen, ob man vielleicht jetzt schon mal für dreissig Jahre in Pension gehen darf, wenn man ganz fest verspricht, dann mit 75 wieder Arbeiten zu gehen..... :wink:

Jedenfalls wieder ein höchst anregender Bericht vom Alpenostrand!

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Schweben im Powder - Die, die es erlebt haben, verstehen, den anderen kann man es nicht erklären!


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BeitragVerfasst: Sa, 25.04.2009, 22:04 
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super burschen, super!

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BeitragVerfasst: So, 26.04.2009, 14:45 
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von mir auch noch ein paar impressionen dieser zwei eher selten befahrenen routen am schneeberg

die letzten vorbereitungen
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helmut beim grastouren gehen

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in der bockgrube

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...

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am hirschenkogel würd's auch noch gehen

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kurz vor der einfahrt in die narrndattl rinne

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einfahrt breite ries ist schon deutlich ausgeapert

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vestenkogel ostflanke

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helmut im dienst

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immer wieder herrlich der kontrast schneeberg - bereits ergrüntes puchberger becken

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beste verhältnisse

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andrej

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andi

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guide helmut

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der frühsommer hat uns wieder

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BeitragVerfasst: So, 26.04.2009, 14:50 
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Da bleibt einem ja die Spucke weg - hervorragende Bilder eines aussergewöhnlichen Berichts! Sieht sehr schön aus - und war es wohl auch zu fahren... Klasse auch der Kontrast mit dem blühenden Wildkirschenbaum (oder so ähnlich).

Indeed: Firnfahren at it's best.

Herzlichen Dank dafür - genau solche Berichte machen den Reiz dieses Forums aus!


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BeitragVerfasst: So, 26.04.2009, 16:14 
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RetroRebel
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Herrlich. Da wird man echt neidisch!

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BeitragVerfasst: So, 26.04.2009, 18:24 
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Versteh ich das richtig, dass die Bahn nur Zubringer ist? Man also nicht irgendwo von der Bergstation zu einem Zwischenhalt fahren kann?

Zum Thema Einmotten im Westen:

Zitat:
Figln am Kar & am 3er Stützen-Lift!

Wer nochmal gerne die Pisten unsicher machen und sich dabei die Sonne ins Gesicht scheinen lassen möchte, der sollte unsere Figl - Saison nicht verpassen.

An diesen Terminen Figlfun & Sonnenschein:

* 04.04. bis 13.04.09
* 22.04. bis 03.05.09
* 08.05. bis 10.05.09
* 15.05. bis 17.05.09
http://www.nordpark.com/winter/der-berg/figl-saison.html

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Da ich hier wie im Alpinforum von den Anhängern der Corona-Sekte verfolgt werde, werde ich hier nichts mehr schreiben oder lesen.
Meine Berichte sind ab sofort nur noch auf meinem Blog: http://blog.inmontanis.info
Überblick Ski-Saison 1.10.2020-30.9.2021 (102 Tage, 52 Gebiete) & Meinung zu Corona


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BeitragVerfasst: So, 26.04.2009, 20:25 
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starli hat geschrieben:
Versteh ich das richtig, dass die Bahn nur Zubringer ist? Man also nicht irgendwo von der Bergstation zu einem Zwischenhalt fahren kann?


Ja, die Bahn ist nur "Zubringer". Von der Bergstation erreicht man dann die Einstiege der Abfahrten zu Fuss innerhalb einer Stunde. Es gibt auch einige Abfahrtsmöglichkeiten die fast direkt von der Bergstation losgehen ("Hotelriesen"). Aber auch bei diesen Abfahrten kommt man nicht zu einem der Zwischenhalte der Bahn zurück. Am ehestehn geht das noch bei einigen Südabfahrten (z.B. Saugraben, Kuhplagge), wo man dann auf einen Steig zurück in Richtung Zahnradbahn (H.St. Baumgartner) wandern kann. Dann hat man allerdings noch das Problem eine Fahrkarte und einen Platz in der Bahn zu bekommen. Die Bahn fährt übrigens stündlich (und braucht fahrplanmässig 52 Minuten). Eine "Beschäftigungsanlage" im herkömmlichen Sinn ist diese Bahn natürlich nicht. Es gibt ja auch kein offizielles Skigebiet oben. Alle Abfahrten sind also prinzipiell Tourenabfahrten, auch wenn einige der vielbefahrenen Standardabfahrten (im Winter v.a. Wurzengraben, im Frühjahr zusätzlich auch noch Breite Ries Standard) nahezu pistenmässig ausgefahren werden.

Am 2. Mai ist übrigens Skirennen (Riesenslalom) in der Hackermulde unterhalb der beiden Schneeberggipfeln (Klosterwappen u. Kaiserstein). Früher (1950er Jahre) gab's sogar "richtige" Skirennen auch in der Breiten Ries. Da hat sogar der Toni Sailer dran teilgenommen.

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Zuletzt geändert von helmut am So, 26.04.2009, 21:07, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: So, 26.04.2009, 20:48 
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Wirklich sehr sehr schön.
Der Übergang zwischen Spätwinter, Frühling und Frühsommer quasi an einem Tag.
Den "Schneeast" bis zum Schluss befahren und dann nach dem Skifahren durch einen frühsommerlichen Bergwald zu wandern, das hat schon was.

Eine Frage noch bezüglich Schneebrettern.
Ist es so, dass, je länger der letzte Schneefall zurückliegt das Risiko von Nasschneerutschen tendenziell immer weiter zurückgeht, während sich der Schnee mit zunehmendem Alter immer mehr verfestigt, bis es im Frühsommer quasi gleich null ist?

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BeitragVerfasst: So, 26.04.2009, 21:45 
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3303 hat geschrieben:
Wirklich sehr sehr schön.
...

Eine Frage noch bezüglich Schneebrettern.
Ist es so, dass, je länger der letzte Schneefall zurückliegt das Risiko von Nasschneerutschen tendenziell immer weiter zurückgeht, während sich der Schnee mit zunehmendem Alter immer mehr verfestigt, bis es im Frühsommer quasi gleich null ist?


Schneebrettlawinen sind meist trockene Lawinen, wo gebundener Schnee (z.B. durch Wind) aufgrund zu geringer Scherfestigkeit (z.B. die gebundene Neuschneedecke hat auf einer glatten Altschneedecke zu wenig "Halt") als Lawine abgeht. Leicht zu erkennen aufgrund des kantigen, scharf umrandeten Anriss. An sich gibt es auch "nasse" Schneebrettlawinen (z.B. wenn es in eine trockene Schneedecke reinregnet, sich dadurch die Scherfestigkeit verringert und das Zeug dann losgeht), aber die sind deutlich seltener.

Die Gefahr im Frühjahr sind v.a. Nassschneelawinen. Durch die Erwärmung verliert die Schneedeck an Festigkeit, Wasser sickert zu Boden oder zu harten Gleitschichten etc. und es kommt zur Lawinentätigkeit. Durch einen Schmelz-/Tauzyklus kommt es immer wieder über Nach zu einer Verfestigung (Schmelzharschdeckel) und tagsüber (v.a. bei direkter Sonneneinstrahlung) zu einer verstärkten Lawinentätigkeit. Besonders gefährlich sind hier steile Grashänge, das Schmelzwasser sickert also durch die Schneedecke und bildet auf der Grasoberfläche einen "Wasserfilm", worauf die geschwächte Schneedecke zur Gänze als so genannte Grundlawine abgehen kann (im Frühjahr sieht man oft die braunen, schneefreien Lawinenstriche in ansonst noch weissen Steilhängen)

Die Situation bessert sich im Laufe des Frühlings aber immer mehr, und zwar aufgrund verschiedener Ursachen:

* je mehr Lawinen bereits abgegangen sind, desto weniger Masse an potentiellen Schnee gibt's natürlich im Einzugsbereich - viele Nassschneelawinen folgen ja "vordefinierten" Lawinenstrichen und irgendwann ist ja alles herunten

* Auslöser für Nassschneelawinen können vielfach auch Wächten sein. Diese verlieren durch die Erwärmung selbst an Stabilität und brechen ab. Je weiter der Frühling voranschreitet, desto mehr dieser Wächten verschwinden und fallen als Gefahrenquelle aus.

* die Schneedecke wird durch Schmelzen immer weniger bzw. verschwindet. Gefährlich sind im Frühjahr ja oft die steilen Flanken, z.B. von tief eingeschnittenen V-Tälern. Süd/Ostseitige Flanken sind naturgemäss früher aper ... es können also im Skigelände oft noch gute Verhältnisse herrschen, während irgendwelche steilen Lawinenrinnen/-flanken bereits fast völlig aper sind

* die (Winter-)Schneedecke wandelt sich zunehmend aufgrund des Schmelz-/Frostzyklus. Es entsteht der typische körnige Frühjahrsschnee (im Gegensatz zu den kristallförmigen Schnee im Winter). Das ganze verdichtet sich immer weiter und wird "betonartig" (Endpunkt nach mehreren Jahren wäre dann das Gletschereis).

Im Frühsommer gibt's dann ja (unter der Gletscherregion) bald nur noch einzelne Schneezungen, schneegefüllte Mulden und Rinnen etc, die allesamt einen langen Setzungsprozess hinter sich haben. Entsprechend gering ist dann auch die Lawinengefahr.

In der Gletscherregion ist das alles natürlich etwas zeitverschoben bzw. können sich durch Kaltlufteinbrüche schnell wieder tief winterliche Verhältnisse einstellen (dann gibt's hier kurzfristig durchaus mal auch wieder die typisch winterliche Schneebrettgefahr). Meist folgt dann aber wieder rasch warmes Wetter, ein neuer Schmelz-/Frostzyklus setzt ein und stabilisiert die Schneedecke wieder (nachmittags ist man auf Gletschern im Sommer sowieso möglichst nicht unterwegs).

Am extremsten war heuer die Lawinengefahr in diesem Frühjahr sicherlich Anfang bis Mitte April, als sofort nach Ende der Winterverhältnisse eine "extreme" Wärmeperiode einsetzte und so die sehr mächtige Schneedecke auf stark besonnten Hängen rasch bis in die Tiefe destabilisieren konnte. Zu dieser Zeit wurde ja auch laufend von starker Nassschneelawinenaktivität berichtet und viele Strassen/Verkehrswege z.T. aussergewöhnlich hoch von abgehenden Lawinen verschüttet wurde.

Immerhin lässt sich die Nassschneelawinengefahr besser einschätzen als die Schneebrettgefahr. Faustregel: Solange der über Nacht gebildete Schmelzharschdeckel trägt und der Schnee nur oberflächlich aufgefirnt ist, sollte es sicher sein. Ist der Schmelzharschdeckel abgetaut versinkt man oft auch mit Ski fast wie in einem Sumpf - dann herrscht extrem hohe Gefahr und alle steileren Hänge sind absolut tabu. Durch entsprechende Zeitplanung kann man das relativ gut managen - zur Not muss man auf bestimmte gänzlich Expositionen (Ost/Süd) verzichten (wenn man z.B. die Ausgangspunkte nicht früh genug erreichen kann). Uns ist das diesen April vielfach mit Ost- und Südhängen passiert, da hätte man wohl tw. noch im Dunkeln losgehen müssen, da durch die große Wärme fast die ersten Sonnenstrahlen bereits zum Auftauen des Schmelzharschdeckels an diesen Expositionen gereicht haben.

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BeitragVerfasst: So, 26.04.2009, 21:58 
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möchte/darf helmuts ausführungen umfassend zustimmen und ergänzend anführen, dass sich durch viele frühjahrschitouren/sommerschitouren eine gewisse routine einstellt und auch übervorsichtige firngleiter wie ich dann mal aufgrund des geräusches der abgleitenden obersten schicht im juni zur begleiterin rufen "fahr ruhig weiter, das sind nur die obersten paar zentimeter, das war letzte woche auch so und unproblematisch".

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BeitragVerfasst: So, 26.04.2009, 22:04 
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Wow, vielen Dank für die enorm ausführliche Erklärung :)

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BeitragVerfasst: Mo, 27.04.2009, 11:35 
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ergänzend zu helmut's ausführlichen erklärungen, möchte ich noch die unterschiedliche charakteristik beim auslösen eines schneebretts bzw. einer nassschneelawine erwähnen.

schneebretter gleichen eher einer explosion, wo ein ganzer hang in wenigen sekunden runterrutscht.

nassschneelawinen gehen's eher gemächlich an.


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BeitragVerfasst: Mo, 27.04.2009, 16:29 
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Ja, Nassschneelawinengefahren ist besser einzuschätzen als Schneebrettgefahr. Nur wehe, wenn man mal in eine hinein gerät. Das Risiko, erdrückt zu werden, ist ziemlich groß. Dann hilft einem leider auch das Lawinen-Equipment nicht mehr viel.

Toller Bericht und schöne Fotos, besonders nach hinten raus.
Ich freu mich, dass sich das Befahren von steilen Rinnen hier im Forum immer größerer Popularität erfreut.

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"Wir dürfen den Sand nicht in den Kopf stecken!" (Lothar Matthäus)


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