Geigelsteinbahn, 2-CLF, Skima, 1969, Schleching, DeutschlandDie Geschichte der Erschließung des Geigelsteins durch Seilbahnen beginnt Mitte der 1960er Jahre. Ein deutscher Konsul, der - je nach Quelle - aus Stuttgart oder Frankfurt kam, wollte rund um den Geigelstein ein neues Skigebiet erschließen. Der heute öffentlich bekannte Teil des Plans sah vor, aus dem Westen bei Sachrang mit einer Seilbahn in zwei Sektionen die Mühlhornwand zu erschließen. Im Osten sollte die Breitensteinscharte, auch Käferlschneid genannt, von Schleching aus erschlossen werden. Zwischen den beiden Gipfel sollte mindestens eine weitere Sesselbahn (vermutlich Berg-Tal-Berg) die beiden Punkte verbinden. Ob die Pläne von Beginn an allen Beteiligten bekannt waren, ist nicht mehr eindeutig zu ermitteln.

Übersicht der damals geplanten Skigebiets. Blau von Schleching kommend die heute noch vorhadene Geigelsteinbahn, daran anschließend der nicht mehr existente Skilift zur Wirtsalm. Die Linien in orange zeigen die weiteren geplanten Anlagen. Die Standorte der Stationen sind eine ungefähre Schätzung, nur die die Mittelstation an der Tal-Alm und die Station an der Breitensteinscharte konnten exakt zugeordnet werden.
© OpenStreetMap contributors1966 wurde laut Zeitungsberichten mit dem Bau des Sessellifts begonnen. Auch wenn viele Quellen behaupten, dass die Bahn von Müller errichtet wurde, war es nach Bestätigung durch den Eigentümer tatsächlich Skima aus Zürich. Somit ist die Anlage nicht nur die längste Sesselbahn in Deutschland, sondern auch eine von möglicherweise nur zwei Sesselliften, die jemals von Skima erstellt wurden (die zweite mögliche Anlage, ein ESL nach Schlattberg in der Schweiz, konnte mangels Unterlagen bei den damaligen Betreibern nicht validiert werden). Hinzu kommt im oberen Teil ein Skilift, der allerdings an der Wirtsalm und damit etwas unterhalb der Scharte des Geigelsteins endet. Auch hier ist die Frage, warum man die ursprünglichen Pläne einer zweiten Sektion nicht direkt realisiert hat.
Auch wenn der Geigelstein immer wieder Austragungsort für alpine Wettkämpfe war, war das kleine Skigebiet für den Betreiber ein Verlustgeschäft. Mitte der 1970er Jahre stellt der Eigentümer seine Pläne des Skigebiets öffentlich vor und stösst damit in Teilen auf erheblichen Widerstand. Die Arbeit einer Bürgerinitiative, die sich damals gründete, führte letztendlich dazu, dass das Gebiet 1991 ein Naturschutzgebiet wurde - nur die Trasse der Seilbahn ist davon bis heute ausgenommen.
Doch damals verfolgte der Eigentümer den Plan noch und wendete einen Trick an, um sich von den Schulden zu befreien und die notwendigen Mittel für den Ausbau zu beschaffen. Es wurde ein neues Unternehmen gegründet, an das das ursprüngliche Unternehmen für fast 9 Millionen Deutsche Mark verkauft wurde. Ein anderes Unternehmen wurde mit der Anwerbung von Kommanditisten aus Norddeutschland beauftragt. 470 Kommanditisten zahlten eine Einlage von 5.000 bis 100.000 DM und sollten dafür fast 15 Prozent Rendite und kostenlose Saisonkarten für das Skigebiet erhalten. Insgesamt wurden 5 Millionen DM eingesammelt, die sich der Eigentümer zu einem großen Teil selbst auszahlte. In der Folge meldete die Firma Konkurs an und die Gemeinde Schleching übernahm den Betrieb ab 1978. Für die Aktion wurde der Gründer 1984 angeklagt und musste sich zusammen mit drei weiteren Angeklagten vor Gericht wegen Betrugs verantworten. Auch der ursprünglich geplante Ausbau des Skigebiets war damit endgültig vom Tisch.
1982 kaufte ein Unternehmer aus Frankfurter die Bahn und verpachtete sie der Gemeinde für zehn Jahre. War man anfangs noch zufrieden mit dem Ertrag, wurde das Gebiet im weiteren Verlauf erneut zum Verlustgeschäft. Auch die folgenden beiden Eigentümer haben keinen Erfolg und musste Insolvenz anmelden. 2008 übernahm der aktuelle Eigentümer die Sesselbahn und betrieb sie ab 2012 selbst. 2015 war die Anlage zum letzten Mal in Betrieb. Nach einigen Diskussionen mit der Gemeinde um eine mögliche Sicherheitsleistung von 200.000 Euro, sah es einige Zeit danach aus, dass die Sesselbahn wiedereröffnet werden könnte. Leider konnten die Pläne nicht realisiert werden und so steht die Bahn seit zehn Jahren still.
Hier noch einige aktuelle und ältere Bilder:

2009 sah es so aus.

Und heute, viel hat sich nicht verändert.

Im Oktober 2009 an einem schönen Herbsttag.

Vor dem Steilstück, unten fließt der Lochbach.

2009 stand die Talstation des Skilifts noch, der allerdings kurz zuvor abgerissen worden war.

Auf der Talfahrt.

Sprung in die Gegenwart. Die Sessel mit Mittelstange warten auf Ihren Einsatz. Im Hintergrund Stütze 1.

Die Klemmen und einige Seilrollen sind in der Talstation gelagert.

Der untere Teil der Trasse, der das Ende der ehem. Skiabfahrt überquert.

Stütze 3 mit Niederhalter.

Das Steilstück nach den Stützen 6 und 7.

Neben der Uhl-Alm.

Im oberen Teil der Trasse vor dem finalen Abschnitt.

Leider hat es mind. zwei Baumschläge gegeben, die auch zu einer Seilentgleisung geführt haben.

Der zweite Schlag weiter oben.

Auch die Talstation des Skilifts ist mittlerweile entfernt, ebenso die Fundamente.


An der verlassenen Bergstation heute.

Und 2009.
Der gesamte Bericht inkl. historischer Bilder findet sich auf RM:
https://www.remontees-mecaniques.net/bd ... -9128.html