Vor kurzem habe ich mich gefragt, was eigentlich aus dem Ozonloch geworden ist. Das war ja vor 15 Jahren auch mal ganz groß in der Öffentlichkeit. Jemand anders hat sich das auch gefragt, hier die Antwort:
Zitat:
4. OZONLOCH
Juli 1994. „Fährst du mit dem Rad ins Freibad?“ ruft die Mutter. „Nimm Sonnencreme mit! Du weisst doch, das Ozonloch.“
Apokalyptisch waren Anfang der Neunziger die Prognosen zu den Folgen einer weiteren Ausdehnung des Ozonlochs. Missernten, Hautkrebs, Augenleiden wären zu erwarten, wenn die ultraviolette Sonnenstrahlung nicht mehr oder nur ungenügend durch die schützende Ozonschicht gefiltert würde.
Das „Ozonloch“ gibt es immer noch. Etwa so groß wie die Antarktis ist der Bereich der Stratosphäre, 15 Kilometer über dem Südpol, in dem die Ozonschicht völlig zerstört ist. Aber das Loch wächst nicht weiter. Die vor allem durch Abbauprodukte chemischer Stoffe wie FCKW verursachte Ausdünnung der Ozonschicht geht zurück. Die größte Konzentration von FCKW in der Stratosphäre liegt bereits in der Vergangenheit. Von jetzt an wird sich das Loch im Himmel langsam wieder schließen. 2070 wird noch ein kleiner Rest vorhanden sein, im nächsten Jahrhundert hat die Ozonschicht wieder ihre natürliche Dicke erreicht.
Multilaterale Umweltabkommen regelten zwischen 1987 und 1999 den Ausstieg aus Produktion und Verbrauch von FCKW, das vor allem als Trieb- und Kühlmittel in Alltagsprodukten wie Kühlschränken und Haarsprays verarbeitet wurde. „Das war ein atemberaubend schneller politischer Prozess“, sagt Markus Rex, Physiker am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung. Er geht davon aus, dass das Ozonloch ohne Intervention schon Mitte dieses Jahrhunderts nicht mehr beherrschbar gewesen wäre. Die Ozonschicht wäre dann überall auf der Welt so dünn gewesen wie jetzt über dem Südpol. Ein Aufenthalt in der Sonne hätte katastrophale Folgen gehabt.
Doch dank FCKW-Verbot lässt sich nicht mal die Hautkrebsrate in Australien auf das Ozonloch zurückführen. Dort ist die Ozonschicht von Natur aus dünner als über dem Rest der Welt. Die Nachfahren sommersprossiger Briten und Iren sollten auch ohne Ozonloch dort nur mit Sonnenhut und Schutzfaktor 50 in die Sonne gehen.
Das da war auch mal ein großes Thema:
Zitat:
2. WALDSTERBEN
Sommer 1984, Hamburg, meine Oma steht unter der Dusche, jedes Bein steckt in einem Plastikeimer. Mit dem Duschwasser, erklärt sie, kann man noch die Blumen im Garten gießen! „Mädchen“, sagt sie, „wir verbrauchen zuviel Luft und zuviel Wasser, und jetzt“, seufzt sie: „jetzt stirbt sogar schon unser Wald.“
Uwe Paar ist Forstwissenschaftler. Er arbeitet an der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen und ist verantwortlich für die jährlichen Waldzustandsberichte in Sachsen-Anhalt, Niedersachen und Hessen. Die Reaktion auf das Waldsterben in den 80er Jahren ist für ihn „im Grunde genommen eine Erfolgsgeschichte“.
Der mit Industrierückständen angereicherte schwefelhaltige, „saure“ Regen hatte für einige deutsche Waldgebiete verheerende Auswirkungen. Baumstummel, die trostlos in den Himmel ragten schockierten die Öffentlichkeit. Apokalyptische Szenarien beschworen eine Zukunft, in der sich der deutsche Forstbestand auf ein Drittel reduziert haben würde. Uwe Paar hält die Prognosen von damals nicht für übertrieben. „Ich glaube nicht, dass unsere Waldökosysteme noch weitere 20 Jahre sauren Regen ausgehalten hätten“, sagt er.
Die wichtigste Maßnahme gegen das Sterben der Bäume war der politisch gewollte, flächendeckende Einbau von Schwefelfiltern in Industrienanlagen. Dazu kamen Massenkalkungen in gefährdeten Wäldern, verstärkter Anbau von Mischkulturen statt anfälligerer Monokulturen und die Einführung von bleifreiem Benzin Mitte der 80er Jahre. Auch der Zusammenbruch des Ostblocks und dessen industrieller Produktion hat Luftverschmutzung und Belastung der Wälder vermindert. „Von Waldsterben kann man heute nicht mehr sprechen“, sagt Uwe Paar. Das bedeutet nicht, dass es rosig aussieht für Fichten, Eichen, Buchen und Kiefern: Paar fürchtet jetzt den Klimawandel als größte Bedrohung für die Wälder.
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