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BeitragVerfasst: Mo, 01.05.2017, 18:01 
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7.4.2017 Funi Maderanertal, Amsteg-Bristen
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Am 11. November 1918 endete mit dem Waffenstillstand von Compiègne die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Obwohl die Schweiz nicht in Kampfhandlungen rund um die wirren des 1 Weltkrieges verwickelt war, so hatte dieser dennoch Auswirkungen auf die Schweiz, denn ausser Wasser, Steine und Salz und Hirnschmalz besitzt die Schweiz keinerlei Rohstoffe. Das damalige Transportmittel Nummer 1 hiess Eisenbahn und wurde praktisch ausschließlich mit Dampftraktionen betrieben. Die benötigte Kohle war zu der Zeit knapp und das Holz hatte einen viel schlechteren Brennwert, so dass man alle Wälder hätte abholzen müssen. Aus diesem Grund wurde eine andere Energiequelle gesucht, mit welcher man unabhängig vom Ausländischen Brennstoff Kohle oder Öl war. Gefunden hat man die Elektrizität. Die Bahnen mussten so schnell wie möglich elektrifiziert werden.
Als wichtigstes Teilstück war die Gotthardbahn als Nord-Süd Achse deren Elektrifizierung wurde 1916 beschlossen. Der benötigte Einphasenwechselstrom sollte aus eigenen Wasserkraftwerken kommen.
An der Gotthardlinie wurden die die Kraftwerke Ritom (1920) und Amsteg (1922) gebaut. Weitere Kraftwerke sind Massaboden, Vernayaz, Barberine und Trient und sowie Anteile am Etzelwerk, Sihlsee und Rupperswil-Auenstein.

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Das Kraftwerk Amsteg wurde 1922 eröffnet. Zum Bau der Anlage wurde wie schon am Ritom parallel zur Druckleitung eine Standseilbahn errichtet. Das Wasser für die Turbinen mit insgesamt 55 Megawatt Leistung stammt einerseits aus dem Chärstelenbach bei Bristen und andererseits aus dem kleinen Stausee beim Pfaffensprung.
Im unterschied zur Seilbahn am Ritom, diente die Anlage in Amsteg nur zum Bau und Unterhalt des SBB Kraftwerkes.

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Die Standseilbahn unter SUVA Richtlinien war für den einfachen Werkverkehr gedacht. Daher war der Aufbau relativ rudimentär. Eine Pritsche aus Holz und ein offener Führerstand.

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Die Ortschaft Amsteg, ein Teil von Silenen liegt am Ende des flachen Teiles der Reuss im Urner Reusstal. Danach beginnt die Steigung hinauf zum Gotthardpass.

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Am 28. Mai 1922 konnte die Elektrifizierung der Gotthardstrecke abgeschlossen werden.

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Im Ausblick auf den zukünftigen Bau des Gotthard-Basistunnels (NEAT) und der Bahn 2000 wurde ein höherer Bedarf an Energie vorausgesagt. Daher wurde das Kraftwerk Amsteg I zwischen 1993 und 1998 durch einen Neubau ersetzt. Der Neubau befindet sich seither unterirdisch in einer Felskaverne. 120 Megawatt liefert das neue Kraftwerk Amsteg II. Das alte Kraftwerk wurde Stillgelegt, ebenso die Druckleitungen und die Standseilbahn. Das Wasserschloss ist über die Bristen Strasse mit LKW,s erreichbar. Aus gründen des Heimatschutzes, hat man aber die alte Industrieanlagen nicht abgebrochen.

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Technische Daten der Bahn. Diese ist zwar nur etwas mehr als 400m lang, macht dabei aber über 250 Höhenmeter dementsprechend steil ist das Trasse.

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1981 wurde die Bahn das letzte mal grundlegend modernisiert. Die ganze Eletromechanik stammt aus dem Jahr 1981.

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2003 musste die Strasse nach Bristen renoviert werden. Dazu war sie über mehrere Monate gesperrt, da bei Sprengarbeiten die Strasse zusätzlich noch stark beschädigt wurde. Aus diesem Grund wurde die Bahn 2003 für den Öffentlichen Personenverkehr hergerichtet und aus dem Pritschenaufbau eine hölzerne Personenkabine gezimmert.

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Einen Schönheitspreis kann die funktionale braune Holzkiste auf 4 Rädern nicht gewinnen. Trotzdem ist sie aktuell die Lebensader eines ganzen Bergdorfes.

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Die Modernisierung, wenn man dem überhaupt so sagen darf, machte Garaventa, wie man unschwer an den dutzende Schildern sehen kann. Das war wohl die grösste Investition in die Bahn.

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Mechanisch handelt es sich um eine Windenbahn mit dem Antrieb in der Talstation. Der Wagen verkehrt mit gemächlichen 1,2m/s.

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Die Steuerung der Bahn erfolgt manuell. Sprich es braucht einen Maschinisten und einen Wagenführer. Die Einfahrt in die Stationen ist Punktweise überwacht, Ein einfaches Kopierwerk zeigt die Position an.

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Da sich der Antrieb in der Talstation befindet, wird das Zugseil entlang der Trasse auf eigenen Rollen zurück ins Tal geführt.

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Auf der Bergflanke Visavis verstecken sich auch noch 2 Standseilbahnen (Stillgelegt)

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Und die Luftseilbahnen zum Arnisee. Hier die Bahn ab Amsteg.

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Die Truckleitung ist auch auf der Verpackung meiner Wesa Modellbahn abgebildet.
http://wesa-trains.ch/dynimages/880/fil ... /420-1.jpg

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Die Improvisierte Bergstation beim Wasserschloss.

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Seit Juni 2003 war die Bahn nicht mehr in Betrieb und rostete 15 Jahre lang vor sich hin.

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In weiser Voraussicht, wurde aber das Trasse, welches sehr schnell wieder von der Natur zurückerobert wurde, immer wieder ausgeholzt.

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Am 5 März 2017 rutschte ein ca 10m langes Stück der krass trassierten Bergstrasse nach Bristen ab. Auf dem Bild zu sehen der gemauerte Teil mitte links.

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Corpus Delicti heute. Die Strasse ist seit dem 5. März 2017 für jeglichen Verkehr gesperrt. In den ersten Tagen wurde eine Luftbrücke eingerichtet.

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In der Zwischenzeit hat man innerhalb von nur 10 Tagen die Stillgelegte Standseilbahn reaktiviert und am 15.03.2017 wieder in Betrieb genommen.

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Seit der Eröffnung des Basistunnels ist auf der Bergstrecke echte Flaute.

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Auch dieser kleine Racker hat im Wald von Bristen momentan Freude an der Rumpelnden Holzkiste anstelle der stinkenden Blechkisten welche ihn überfahren wollen.

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Der ist für Petz. Betrieben wird die Bahn aktuell von Freiwilligen und Zivis. Einige sind mit dem eigenen Wohnmobil gekommen.

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Führerstand des Wagens. Viel gibts nicht zu bedienen.

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Gemächlich holpert die Rappelkiste über die 100 Jährigen Geleise.

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Die Bahn besitzt übrigens zwei Fangbremse System Bucher-Durrer auf je eine Schiene.....

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....Und Räder für eine Abtsche Ausweiche. Was bei einer einspurigen Windenbahn nicht verwendet wird.

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Da die Bahn aktuell der einzige Anschluss von Bristen zur Aussenwelt ist, Wird sie sehr gut genutzt und alles damit transportiert. Autoräder, Brot, Frischmilch, Verpflegung, Treibstoff, Futter, Esswaren, nur Trinkwasser nicht. ;-)

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20 Personen oder 3 Tonnen dürfen aktuell mit dem betagten Oldtimer transportiert werden.

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Das Umlenkrad in der rudimentären Bergstation.

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Bergstation Wasserschloss. Ab hier heisst es umsteigen auf einen Kleinbus nach Bristen oder zu Fuss.

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Hier kommen grad die frischen Eisbergsalate an.

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Alles was hinauf oder hinunter muss, läuft über diese Bahn.

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Kreuzung mit der Gotthardbahn für welche die Standseilbahn mal gebaut wurde.

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Trasse nochmals in der Totalen.

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Die Bahn soll noch voraussichtlich bis Ostern in Betrieb sein. Dann soll die Strasse wieder geöffnet werden und der Oldtimer wiederum in seinen Dornröschenschlaf fallen. Hoffentlich nicht für immer.

Wers noch fahren will, sollte sich Sputen. Übrigens die Fahrt ist kostenlos (Spendenkasse). Bristner Einwohner haben Vorrang. Es gibt aber so zwischen 9 und 10 Uhr durchaus Fahrten die leer sind.

Album:
http://www.stahlseil.ch/gallery/main.ph ... emId=95656


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