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BeitragVerfasst: Di, 17.08.2010, 18:24 
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RetroRebel
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::: Passo Stelvio [ 07.08.2010 ] // - tutt' apost' -

Kamera: Canon 5a Mark I
Objektive: Carl Zeiss 50mm f/1.14
Carl Zeiss Tessar 300m f/4.0
Film: Kodak Retrochrome 40 ASA und Kodak Retrochrome 1200 ASA


Die Nacht regnet. München regnet um Mitternacht. Salzburg regnet um 2.00 Uhr in der Früh. Der Nachtzug ist überfüllt, das Schaffnerabteil ist heute für mich. Innsbruck regnet um 4.30. Sommerschi? Selten war ich so spontan unterwegs. Als ich mich mit starli verabrede, sind es noch ca.45 Minuten bis zur Abfahrt des letztmöglichen Zuges. Packen, Taxi, Fahrschein, im Zug. Und doch einiges vergessen. Wo habe ich nur meine Handschuhe nach der letzten Tour gelassen? Im August war ich nicht mehr wirklich sicher. Heute das erste mal in meinem Leben Sommerschi. Also wirklich im Sommer. Alle male davor waren stets kurz vor dem 21. Juni oder kurz nach dem 22. /23. September. Regen in der Dämmerung, SMS, vor Burger King naht ein legendäres Gefährt, das mehr Straßen sah, als man sich denken mag, Forcella Entova wie das rumänische Hinterland.

Kennenlernen, etwas plaudern, Starli selbst schein auch noch müde. Ich habe Schwierigkeiten, wach zu bleiben. Landeck im morgendlichen Nieselregen nehme ich schemenhaft wahr, dann viele Kehre, die Südrampe des Reschens. Eine Straßensperre: der Passo Stelvio ist gesperrt!

Was?! Verdammt, das hatte ich schon mal... Starli bleibt ruhig. "Fahren wir den Umbrail.". Ach ja, richtig... wieder Kehren, langsam werde ich wach und bleibe es. Der untere steile Teil der Straße. Der Umbrail ist faszinierend. Schnell schraubt sich die Straße in die Höhe, und ist leerer und ruhiger als jene am Stelvio. Das lange Stück in dem Hochtal, bis heute ungeteert, weitere Kehren, dann ist es bald schon gar nicht mehr sommerlich auf den windigen Höhen um 2600, als Starli hält: vis-à-vis thront der legendäre Passo Stelvio!

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Passo Stelvio und Trincerone.

Weniger Meter passieren wir die geisterhaft verlassene Schweizer Grenzstation, dann folgen die letzten Kehre zum Passo Stelvio. Eine faznierende Hotelsiedlung, ganz dem Sommerschilauf verschrieben, der höchstgelegene Schiort Europas (Val Thorens ist allenfalls Nr. 2). Das einzige professionelle Schigebiet der Alpen, das noch heute ausschließlich im Sommer geöffnet ist. Wie faszinierete es mich einst im skiatlas zu lesen, dass die Schigebiete am Kaunertaler Gletscher und am Mölltaler Gletscher überhaupt erst im Sommer öffneten... heute schafft der Kaunertaler Gletscher selten auch nur den Sommeranfang im Schibetrieb zu erreichen...

Die Pendelbahn Passo Stelvio - Trincerone überwindet die 3000 Meter Marke, befördert zum Gletscherand, klassischer könnte es kaum sein. Die faszinierende Hölz-Bahn aus dem Jahr 1975 mit ihren eleganten Betonstützen ist Teil des grandiosen Ambientes an diesem Sommermorgen hier oben. Elegant und zügig gleitet die Bahn in Höhe, ein kurzes Umsteigen, dann schwebt die Kabine der zweiten Sektion Trincerone - Livrio, einer neuen Anlage aus dem Jahr 2000, über das Gletschereis.

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All dies hier oben sind faszinierende Orte. Die Trincerone mit ihren futuristischen Hotels am Gletscherrand, dem Thoeni 3000, der gespenstisch verlassenen Pirovano, jener selbst betitelten ehemaligen "università dello sci estivo". Und ganz oben der Livrio, die Raumstation von Hotel auf 3200m, eines der höchsten Hotels der Alpen, vielleicht das futuristischste, ohne Zweifel eines der stylishsten, ein Ort wie kein Zweiter. Jenseits grüßen im frischen Neuschnee die endlos weiten Gletscherfirne unterhalb der Punta Spiriti, der Geisterspitze, dem Zentrum des letzten Sommerschigebietes der Alpen.

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Noch ist der Schnee hart, wir fahren uns auf der recht leichten, aber schönen Piste am Sciovia Payer ein, hinab zur Talstation des Sciovia Cristallo. Beide sah ich noch nie in Betrieb, weder 2004 noch 2006. Dies Eiswelt hier oben fasziniert mich. Die Lifte mit ihren im Eis verankerten Stationen, die arktische anmutenden Container der spärlichen Infrastruktur, das entrückte Ambiente des Sommerschilaufs ist hier noch völlig präsent.

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Arktische Station des Sciovia Cristallo.

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Blick zurück auf den Sciovia Payer von der Bergstation des Sciovia Cristallo.


Starli fragt mich, ob wir an der Bergstation des Cristallo ein Stück auf den Grat aufsteigen sollen. Ich bejahe, so etwas ist meistens interessant. Schon nach wenigen Schritten verstehe ich, dass "interessant" es nicht wirklich trifft. Das Panorama hier oben ist genial!! Völlig unerwartet fällt alles in die Tiefe, jenseits Cevedale, Adamello und Bernina...

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Direkt vis-à-vis: die Cima Bianca in Bormio. Selten wird ihr Name so deutlich wie heute...

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Das Tal zum Passo Gavia mit dem Schigebiet von S. Caterina. Am Horizont dahinter die Adamello-Gruppe und der Gletscher am Passo Tonale (in der Senke links).

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Presenagletscher mit dem Sommerschilift, der aber bereits den Betrieb eingestellt hat (Passo Tonale).

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Cevedale! Auf dem Gletscher links stand einst der Sommerschilift des Rifugio Casati. Dessen Stützen versinken heute im Eis, sind aber von hier aus nicht auszumachen.

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Adamellomassiv mit seinen gigantischen Gletschern.

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Bormios Schigebiet an der Cima Bianca. Faszinierend der Übergang der Jahreszeiten, deutlich die gigantischen Pistenremodellationen, die die Bergflanke in der jüngeren Geschichte dieses Schigebietes verunstalten. Im Hintergrund vermutlich die Spuren des gigantischen Felssturzes, der hier vor gut 20 Jahren das halbe Tal verschüttete.

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Die schöne alte Agudio-Seilbahn, die die Cima Bianca erschließt und Bormio einst den Aufschwung brachte, läuft auch heute.

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Berninagruppe.


::: Fortsetzung folgt.

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BeitragVerfasst: Di, 17.08.2010, 21:09 
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Sehr schöne Bilder! (Das kann man ganz banal so zusammenfassen, ja.) Aber ich bin, wie es scheint, nicht der einzige mit Staub aufm Bildsensor ;-)?


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BeitragVerfasst: Di, 17.08.2010, 21:21 
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RetroRebel
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Den Staub hab ich mit so nem Blasebalg ganz einfach vom Sensor weggekriegt. Aber vielleicht sind es hier die Objektive? Und ich glaube ja, bei trinc ist das ohnehin ein Stilmittel ;-)

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BeitragVerfasst: Di, 17.08.2010, 21:30 
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Wirklich beeindruckende "Sommerbilder"!
Trotzdem vermisse ich die kürzlich abgebauten Stationsruinen des Campo Scuola Liftes in Mitten des Ebenferners. Die passten da oben zu dem ganzen Flair einfach wie die Faust auf's Auge und waren immer ein sehr nettes Fotomotiv.

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Ich bin aufgewacht, habe aus dem Fenster geguckt, den Schnee gesehen - da war für mich klar: Heute ist kein Training. Doch dann ist der Trainer gekommen und hat gesagt, dass wir rausgehen.

(Freiburgs Abwehrspieler Boubacar Diarra aus Mali über seine ersten Erfahrungen mit Schnee)


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BeitragVerfasst: Di, 17.08.2010, 21:36 
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k2k hat geschrieben:
Den Staub hab ich mit so nem Blasebalg ganz einfach vom Sensor weggekriegt.

Meiner hatte sich damals bloß vermehrt. Hab dann aufgegeben. Du musst Glück gehabt haben ;-)!

k2k hat geschrieben:
Aber vielleicht sind es hier die Objektive? Und ich glaube ja, bei trinc ist das ohnehin ein Stilmittel ;-)

Das versteht sich wohl von selbst :-)! Als fotografischer Halbbanause: was könnte denn bei den Objekten diese charakteristischen Abdrücke hinterlassen?


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BeitragVerfasst: Di, 17.08.2010, 21:43 
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Jedenfalls cooler look. OK, auf Flecken stehe ich eigentlich nicht so, auch wenn meine pics manchmal welche haben ;)
Das sieht irgendwie aus, als ob die Partikel nicht im Focus sind.
Daher könnte es entweder in der Optik sein, dann vermutlich sehr weit Richtung Filmebene, wobei ich das nur mal bei meiner alten Compacten Digicam so beobachtet habe, da war es aber eher unschärfer.
Ich habe ein SLR Objektiv mit Insekt drin, davon sieht man auf den Bildern nichts :) Vermutlich ist es allerdings minimal weicher dadurch. Das Ding ist aber auch sehr weit vorne. Keine Ahnung, wie das hinten wäre.
Aber meine SLR Objektive sind auch vorn wie hinten oft verstaubt und da hatte ich sowas noch nicht.
Wären die Strukturen bei Trincs Cam auf dem Sensor, müssten sie eigentlich entweder scharf sein, oder eventuell Wasserflecken/Tröpfchen?
Die Cima Bianca sieht ja wirklich schlimm aus, was bei der Schneelage perfekt zu erkennen ist.


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BeitragVerfasst: Mi, 18.08.2010, 9:58 
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Tolle Bilder, vor allem die Aufnahmen der umliegenden Berggruppen gefallen mir gut.

Die Aussicht von oberhalb der Cristallo Bergstation ist wirklich grandios, ich hab den Blick im Juni auch zum ersten Mal genießen dürfen. Die Weite, und der freie Blick auf eine Vielzahl von Bergen/Berggruppen ist schon gewaltig.

Ist das eigentlich der Gletscher zu dem wir mal ein Topic hatten (ich glaube von Starli), wo es um einen Gletscher ging der von der anderen Seite von Pejo aus erschlossen werden sollte?
War das eigentlich eine Utopie Diskussion oder war da eine Erschliessung tatsächlich mal angedacht? Ich erinnere mich nicht mehr so genau, aber wenn ich die Gletscher da sehe, komme ich schon ein wenig ins Träumen... :wink:
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BeitragVerfasst: Mi, 18.08.2010, 10:35 
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krass, wieviel innerhalb von einem Tag weggeschmolzen ist! Wir sind einen Tag später da und das weiß fing erst kurz vorm Scheitel an


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BeitragVerfasst: Mi, 18.08.2010, 11:11 
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@Look: ich habe mir unter anderem Deine (3303s) Scans angeschaut, um das zu entwerfen. :)
@Staub: ja, das ist ein Stilmittel zumindest insoweit als das ich ihn nicht entferne. Der sitzt meines Erachtens auf der rückwärtigen Linse der Objektive, die deutlich in das Gehäuse der Kamera hineinragt (was gelegentlich zu unschönen Begegnungen mit dem Spiegel führt, dann mus man am Objektiv ziehen, damit der Spiegel wieder runterklappt). Genau habe ich mir das aber noch nicht angesehen.

@Gletscher: Nein, der wäre weiter links. Was man hier sieht ist das Adamellomassiv mit - vorne - dem Pisganagletscher und dahinter den großen Hauptgletschern des Adamello. Der Adamello gehört für mich zu den schönsten Bergen der Ostalpen, vor allem weil er so extrem weit südlich liegt. Gefühlt folgt hinter den Gletscherbrüchen südlich gleich das Meer... ;)

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BeitragVerfasst: Mi, 18.08.2010, 12:01 
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RetroRebel
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::: Passo Stelvio [ 07.08.2010 ] // - tutt' apost' - // Teil II

Es folgen einige leichte Sonnenabfahrten am Sciovia Cristallo, sowie durch sportlich fordernde Direttissima am Sciovia Payer. Die Anlage ist faszinierend steil am Ende, abrupt der Austieg, für einen Moment heben sich die Schi in die Luft. Es sind diese wunderbaren "Unzulänglichkeiten" oder besser grandiosen Features, die dieses Schigebiet genial machen. Man muss aufpassen hier und da - auch auf Gletscherspalten auf den Pisten - aber es ist einfach verdammt cool hier oben!!

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Sonnengeflutete Sommerschi Eiswelt an den Sciovie Cristallo (oben) und Payer (unten).

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Sciovia Cristallo.

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Steile Trasse am Sciovia Payer.

Nach diesen ersten Schwüngen im hinteren Teil des Schigebietes widmen wir uns der Hauptabfahrt an der Punta degli Spiriti. Ein halbes Dutzend Lifte erschloss diesen Gipfel einst von verschiedenen Seite, heute ist neben der Sciovia Payer nur jene doppelt aufgeführte Hauptanlage, die vom Livrio heraufkommt: die Sciovie delle Punta degli Spiriti. Deren unterer Teil ist heute in Folge der Gletscherschwundes beinahe eben, der obere Teil hingegen sportlich genussvoll. In der Mitte wurde am recht Lift ein Zwischeneinstieg installiert, so dass sich der interessanteste Teil wiederholen lässt. Die Ostabfahrt ist heute für Trainingsmannschaften gesperrt (was schade, für mich aber auch ein Stücl weit verständlich ist), die beiden Westabfahrt sind offen. Nach ein paar Abfahrten suche ich für einen Caffè das Hotel am Livrio auf, starli wird später nachkommen.

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Sciovia della Punta degli Spiriti mit Vinschgau im Hintergrund bzw. Livrio (auf dem oberen Bild).

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Die Gletscherfirne unterhalb der Punta degli Spiriti.

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Ortles vom Livrio.

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Rifugio Livrio, 3200m ü.NN.

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Am Rifugio Livrio.

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Starli holt mich wenig später wieder ab. Nach einigen weiteren Runden an der Punta degli Spiriti fahre ich dann das erste mal an diesem Tage die frisch präparierte Abfahrt hinab zur Trincerone, die immerhin gut 400m Höhenunterschied bietet. Starli werde ich hier später wieder treffen.

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Zwischeneinsteig an den Liften zur Geisterspitze.

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Trainingspiste vor dem sommerlichen Vinschgau.

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Bergstation des Cristalloliftes auf halbem Weg zum Himmel....

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Talstationen der Gletscherlifte Cristallo und Payer, beide schwimmend im fließenden Eis verankert.

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Ausstiegsbereich des Cristalloliftes.

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Ausstiegsbereich an der Sciovia Payer mit beachtlichem Gefällebruch (die Trasse ist kurz vor dem Ausstieg sehr steil), im Hintergrund das Gletscherbecken mit den Pisten an der Sciovia Cristallo.

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Livrio von der Piste zur Trincerone, die dicht am Nagler vorbei führt, einem heute nicht mehr betriebenen Teil des Schigebietes.

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Der Gipfel der Punta degli Spiriti überragt das hier immer noch mächtige Gletschereis.

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Livrio und Punta degli Spiriti mit den frisch präparierten Abfahrten. Im rechten unteren Bildbereich ist eine von mehreren Längsspalten zu erkennen, welche hier nicht ungefährlich sind.

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Charme einer goldenen Vergangenheit.


Ich verbringe ein wenig Zeit an der Bai Ortler, trinke noch einen Caffè, genieße ein wenig die Sonne. So richtig sportlich ambitioniert bin ich heute nicht, Sommerschi ist mehr ein ganzes Lebensgefühl als lediglich eine Möglichkeit, eine bestimmte Sportart auszuüben!

Zur Trincerone muss man heute ziemlich weit aufsteigen, wenn man die Abfahrt bis zum Ende unterhalb des Hotel Thoeni fährt. Früher gab es in diesem Bereich verschiedene Lifte, zum einen den steilen Lift zum Nagler, der eine interessante, aber heute aufgrund der ausgeaperten Felsen nicht mehr fahrbare Piste erschloss. Zudem standem auf dem Hauptgletscher bis unterhalb der Trincerone Schlepplifte, die einen Anschluss an die Anlagen ab Livrio ermöglichten. Wären die Anlagen noch in Betrieb, so könnte man diesen Teil der Piste erheblich besser wiederholen, die Piste wäre ein gutes Stück länger (mittlerweile muss man schon sehr früh queren) und der lange Aufsteig zurück zu den Stationen an der Trincerone bliebe erspart. Hier wird am deutlichsten, wie stark der Gletscher abgeschmolzen ist. Während früher der Übergang von der Trincerone an Gletschereis quasi nievaugleich geschah, sind heute gut 30 - 40 Höhenmeter vom Gletscher zu den Seilbahnstationen zu überwinden. Insofern ist es schade, dass die ehemaligen Schlepplifte nicht mehr bestehen. Zumindest ein kurzer Sessellift vom Gletscherrand zur Seilbahn wäre vielleicht interessant, da er das Schigebiet doch ganz erheblich aufwerten würde (denn mit dem langen Aufstieg lohnt die untere Abfahrt kaum). Während ich noch aufsteige, landet ein Hubschrauber direkt an der Baita Ortler. Offensichtlich ist Mittagszeit.

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Punta degli Spiriti mit dem Teleobjektiv von der Terrasse der Baita Ortler photographiert.

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Das futuristische Metalldach des Pirovano mit einer Raupenspur auf dem Gletscher bei der Trincerone (die Piste wurde rechts davon gewalzt).

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Nach dem Mittagessen.


::: Fortsetzung folgt.

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BeitragVerfasst: Mi, 18.08.2010, 14:06 
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man man man, Zubringer von Bormio und Trafoi/Stilfs aus hoch, dann noch skigebietstechnisch das Areal bis rund um den Abzweiger zum Umbrailpass entsprechend erschließen und voila hätte man für Frühwinter, Winter und Spätwinter eine der schneesichersten Destinationen! hab mir das alles schonmal ausgemalt, als wir da hoch und über Umbrail wieder runter sind. Selbst Umbrail könnte man doch noch im Winter offen halten.
Eure SLs können ja ruhig aufm Gletscher bleiben, aber eine KSB von der Passstrasse Richtung Payer hoch und eine weitere das Hochtal Richtung Abzweiger und dann weiter zum Joch. Sieht doch alles machbar aus.
Ist halt alles Nationalpark.


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BeitragVerfasst: Mi, 18.08.2010, 15:07 
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RetroRebel
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Ja, aber das wär aus meiner Sicht das allerletzte, ehrlich gesagt, wenn dort irgendwelchen KSB stünden, dann kann man auch gleich an einen der Tiroler Gletscher fahren. Insofern ist es vielleiht gut, dass es Nationalpark ist, denn sonst hätte man da oben unter Umständen (infrastrukturell) tiroler oder dolomitische Verhältnisse, und das fände ich persönlich ungefähr so geschmackvoll wie die aktuelle TechnoVersion von "tu vuò fare l'americano". ;)

Aber einen Zubringer aus dem Tal fände ich grundsätzlich auch gut, insbesondere von Bormio in die Gegend des Cristalloliftes. Ansonsten dürften da auch noch einige unerschlossene Gletscher seien, die sind allerdings recht spaltenreich. Ein paar Erweiterungen für den Winter fände ich auch nicht schlecht, klar. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass das ohne Stilbruch vor sich gehen könnte. Ansonsten habe ich normalerweise eigentlich nichts gegen KSB-4, die in St. Cristoph zB sind genial!

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BeitragVerfasst: Mi, 18.08.2010, 15:53 
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::: Teil III

Nach einiger Zeit treffe ich starli an der Trincerone, mir steckt die Nacht in den Knochen, daher ist mein Bedürfnis schizufahren etwas gedämpft, zumal ist zwischenzeitlich kurz etwas wolkiger geworden ist. Wir überlegen beide, ob wir etwas essen sollen. Da es auf ein Uhr zugeht und die Lifte ja neuerdings am Stelvio ebenfalls mittags bereits schließen (was ein Jammer ist, denn nachtmittags ist der Schnee hier deutlich besser als morgens), wollen wir zum Livrio. Dort angekommen, stellt sich bald heraus, dass das Essen hier oben so teuer ist, dass es eigentlich keinen Spaß macht, hier mittag zu essen. Zudem gibt es am Pass diese absolut trashigen Stände, die relativ widerlichen Imbisskrams verkaufen, was mich natürlich total flasht - zu deutlich erinnere an einen vor Fett triefenden Hamburger im Vinschgauer, den ich hier 2004 gegessen habe und der alles, was in den hintersten Winkeln bei uns hinter dem Bahnhof gibt, noch unterbietet. Und da ja auch Food heute so schön durchstandisiert ist, freu ich mich immer, wenn ich dann doch irgendwo mal so richtig trashiges FastFood bekomme, wie damals in den 80ern (ein bis zwei mal im Jahr reicht allerdings ;) ).

So lassen wir ein Essen am Livrio ausfallen, ich sitze ein wenig auf der Terrasse während starli ein bisschen das Gelände hinter dem Hotel erkundet, wo ein funktional nicht-identifiziertes Gebäude steht. Wenig später ist er zurück, wir stellen erstaunt fest, dass es bald halb zwei sein muss, die Lifte an der Punta degli Spiriti aber immer noch laufen. So schnallen wir erneut an, fahren aberteuerlichst den kleinen Steilhang vom Hotel zum Gletscher, der dem Gletscherschwund geschuldet ist, im weichen Sommerschnee mit den Schi hinab - und haben kurz darauf ein wundervolles Sommerschigebiet fast für uns allein! Es wird Nachmittag, eine herrlich warme Sonne taucht die Firnfelder in ein zusehends goldeneres Licht, es wird so warm, dass man im Hemd schifahren kann und der Schnee erreicht eine perfekte Konsistenz. Zwar sind die Sciovie Cristallo und Payer nicht mehr in Betrieb, aber allein der Lift an der Geisterspitze kann bei diesen Verhältnissen dutzende male wiederholt werden, ohne dass es langweilig wird. Impressionen...

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Sommerschi am Nachmittag, bei gutem Schnee - wie hier - wohl das schönste was es an Schilauf geben kann...

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Ein wundervolles Motiv bietet dieses klassische Schneemobil, das neuen Diesel zum Cristallolift befördert.

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Blick über die Gletscherpiste auf die Trincerone - Winter und Sommer...

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Gegen 16.00 Uhr schließlich wird auch der letzte Schlepplift hier oben schließen, da um diese Zeit die Seilbahn zurück zur Passhöhe nur noch halbstündlich fährt und wir die Talabfahrt, die möglich ausschaut, doch lieber nicht probieren wollen, verlassen wir die Gletscherhänge bereits gegen zwanzig vor vier mit dem Ziel Trincerone. Ein leztes mal ziehen all die klassichen unverkennbaren Motive an uns vorbei.

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Wohl künstliches Plateau jenseits der Naglerspitze. Hier endeten einst die frühesten der Naglerlifte, wie es scheint, als der Gletscherstand noch viele viele Meter höher war. Auch starteten in dieser Region ursprünglich die Lifte in Richtung Geisterspitze, deren Talstation erst später beim Neubau zum Livrio verlegt wurde, während gleichzeitig Dutzende andere Lifte, die diesen Gletscher erschlossen, abgebaut wurden. Seither ist das Schigebiet übersichtlicher und wirtschaftlicher - aber auch etwas weniger spannend, denn das Flair des "grande sci estivo" ist seither passé...

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Blick von der Gletscherpiste auf die Retortensiedlung auf der Trincerone.

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Naglerspitze mit Spuren verschiedener Lifte...

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Retrofutur: Pirovano, Baita Ortler und Thoeni 3000.

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Architektonisch faszinierendes Pirovano-Gebäude mit der Talstation des letzten Naglerliftes, des nach dem Sommer 2003 seinen Betrieb endgültig einstellen musste.

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Blick von der Trincerone auf die Passhöhe des Passo Stelvio hinab, links die alte Bergstation des ersten Einersesselliftes, der in den 50er Jahren den Sommerschilauf ermöglichte. Die Seilbahn mit ihren unverkennbaren Betonstützen - die aufgrund ihres Materials eine perfekte Einheit mit der Steinwüste der Moränenlandschaft bilden - ist ein Markenzeichen des Passo Stelvio, das ihn unverkennbar macht, wie so vieles, was man hier oben zu finden vermag.


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::: Fortesetzung folgt...

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BeitragVerfasst: Mi, 18.08.2010, 15:57 
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Registriert: Sa, 03.03.2007, 12:53
Beiträge: 1543
Ich sehe schon, den Payer muss ich auch irgendwann mal fahren. Den gab es. als ich dort war noch nicht.
Was mir jetzt an den Photos nicht gefällt, sind die zeichnungslosen "ausgefressenen" Lichter, die teils weite Bereiche der Motive ausmachen.
Ist das so gewollt, wegen der extemen Helligkeit beim Sommerski nach Neuschnee?

edit: Neuer Teilbeitrag:
Genaials Stimmungen zum Nachmittag, die es auch oft in Momenten gibt, an denen keiner mehr dran gedacht hätte, dass noch lohnende Bedingungen des Skibetriebs vorzufinden sind.
Ich denke da an so machen Schlechtwettertag, wenn ab 15 Uhr auf einmal die Sonne herauskommt. Nahezu alle sind weg und nur einige Letzte Nachzügler sehen sich auf einmal in der privilegierten Situation des sonnendurchfluteten Privatskigebietes. Das ist dann oft eine ganz spezielle Stimmung.


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BeitragVerfasst: Mi, 18.08.2010, 16:14 
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Registriert: Do, 14.02.2008, 18:01
Beiträge: 931
3303 hat geschrieben:
Ich sehe schon, den Payer muss ich auch irgendwann mal fahren. Den gab es. als ich dort war noch nicht.

Wann warst du denn dort? Den Payer gibt es doch schon ewig.


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