Es gibt Skigebiete, in denen es nach wie vor echte, schwarze Pisten gibt. Pisten, die nicht präpariert werden, auf denen keine künstliche Beschneiung stattfindet. Es gibt Gebiete, da werden viele Hauptabfahrten weder präpariert noch beschneit. Es gibt Gebiete, die geben die Anzahl der Pistenkilometer so an, wie es der Realität entspricht. Es gibt Gebiete mit komplett natürlich trassierten Waldabfahrten, auf denen Geländekanten überwunden werden, die steile Buckelhänge aufweisen, wo Bäume mitten in der Piste stehen, wo solche Hänge weder als "Outlaw" befahren werden (müssen), noch als Route ausgezeichnet sind, sondern als rote Piste ohne Warnschilder, ohne Zäune. Es gibt Gebiete, da beträgt die Quote der Helmträger in der Gipfelbahn maximal 20%. Und es gibt Gebiete, die trotz dieser Merkmale, die nach landläufiger Meinung einen sicheren Niedergang nach sich ziehen, von Massen von Skifahrern heimgesucht werden, obwohl die Tageskarte fast 50 Euro kostet. Und es gibt Gebiete, da scheinen die Kunden mit solchen Zuständen zufrieden zu sein. Sie scheinen sie sogar zu suchen. Schließlich kann man sich erlauben, für eine Bahn mit oft einer Stunde und mehr Wartezeit, die keinen einzigen Meter präparierte oder beschneite Piste erschließt, einen Aufschlag von 10 Euro zu erheben.
Ein solches Skigebiet hatten wir bereits lange auf unserer Liste stehen, bis wir dann irgendwann endlich den Weg dorthin fanden.
Doch zunächst, auf dem Hinweg stimmern wir uns bei unserer Ankunft am Alpenrand auf die Gegend ein, die schöner nicht sein könnte.
Ist es nur das Urlaubsgefühl, oder ist das Leben hier tatsächlich so leicht, wie es sich anfühlt?
Ich habe dazu eine kleine Diavorführung vorbereitet.
Hier gibt es auch ein fast schon geheimes Skigebiet, dessen Panorama wir auf dem Weg zum Ende seiner Talabfahrt zu erahnen versuchen.
Eines Morgens, ich weiß nicht mehr genau, welcher Tag es war, ging es dann los Richtung Argentière bei Chamonix.
Von der Passstraße aus kommt das Gebiet erstmals in den Blick.
De Vorgipfel eines offensichtlich massiv vergletscherten Berges ist unser Ziel.
Das Gebiet wirbt mit 29km Pisten. Die Bahnen sind überweiegend schon etwas älter.
Es gibt zwei Sektionen Pendelbahn, die die Hauptachse des Gebietes bilden.
Dazu gibt es noch eine Gondelbahn und einige Sessellifte.
Um die Dimensionen des Gebietes zu erfassen, muss man allerdings entweder dort Skifahren oder sich mindestens vor Augan halten, dass die Höhendifferenz insgesamt über 2000hm beträgt. Durchgehend fahrbar, und zwar weitgehend unpräpariert, wohlgemerkt.
Da der Berg bereits hinreichend dokumentiert wurde, beschränke ich mich größtenteils auf die Abfahrten vom Gipfel.
Zunächst aber nehmen wir die untere Sektion bis Lognan.
Beide Sektionen Pendelbahn fassen meines Wissens 60 Personen. Die Obere überwindet bei einer Fahrgeschwindigkeit von 11,5m/s, ungebremst über den 80m (?) hohen Pylon, in gut 6 Minuten über 1300hm, von wo sich ein gigantisches Panorama zeigt.
Von der Bergstation steigt man einige hundert Stufen zum Gletscher hinab.
Auf der Point de vue Piste, die über gigantisch dimsionierte, vergletscherte Hänge führt, hat man stets den 10km langen Glacier d'Argentière zu Füßen.
Die Abfahrt kann von oben gesehen rechts über ungesichertes Gletschergelände von je nach Verhältnissen moderaten Varianten bis hin durch das extreme und (mitunter zusätzlich durch Eisstürze von oben betroffene) teilweise extrem gefährliche Spaltenmeer je nach Geschmack, Können, Erfahrung, Risikobereitschaft, Ausrüstung und ggf. unter Führung eines Guides beliebig variiert werden.
Aber selbst die Piste ist bereits in jeder Hinsicht ein absolutes Erlebnis.
Doch zunächst geht es die Treppe herunter.
Unter der Bahntrasse befindet sich die Pylônespiste. Im oberen Bereich kann ebenfalls wieder im ungesicherten Gelände direkt von der Bergstation eingefahren werden. Diese Variante ist in besonderem Maße auf tragfähige Brücken über den großen Spalten angewisen. Der April bietet für solche Abfahrten oft mit die besten Voraussetzungen.
Bereits oben auf den Gletscher zewigen diverse Spuren in sehr verspaltetes Gelände ab.
Im unteren Bereich, der auch von einer Sesselbahn erschlossen ist, zweigen sich nicht nur (unpräparierte) Pisten auf, sondern auch das Gelände bietet bei einer Schneehöhe von offiziell ca. 4m und viele Wochen nach den letzten Schneefällen eine Unzahl buckliger Hänge und Rinnen verschiedenen Gefälles. Insgesamt erstreckt sich dieses Gelände wiederrum über gut 1300hm.
Man kommt am bekannten, gigantischen, weißen Seilbahnmast vorbei, der sich pittoresque vor dem blauen Frühjahrshimmel abzeichnet. Mittlerweile ziemlich angestrengt vom Skifahren legen wir eine ausgiebige Photopause ein, um dieses Bollwerk der Technik auf Umkehrfilm zu dokumentieren.
Doch zunächst heißt es wieder warten an der Mittelstation.
Zum Pausieren empfiehlt sich das Rifugio Lognan, das sich unweit der Variante Hotel befindet.
Wir finden, dass eine rote Piste so am besten aussieht.
Und wir finden auch, dass dieses Skigebiet eines der besten ist, wenn nicht das Beste überhaupt.