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BeitragVerfasst: Sa, 26.08.2006, 14:24 
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RetroRebel
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Retro-Tour IIa: 2. Sappada, Venetien, 5.1.2006

Zurück zur Übericht der Tour.
Zum vorigen Tag: 1. Goldeck, Spittal, Österreich, 4.1.2006.

Der Morgen ist trüb und fahl. Grau-blaue Wolken hängen tief und verdecken die Sicht auf die Berge, die wir jetzt das erste mal im Tageslicht sehen würden. Der nächtliche Eindruck von der Schneelage hingegen hat nicht getäuscht: bereits hier unten findet sich eine anständige geschlossene Schneedecke, tief verschneit wäre vielleicht eine Übetreibung, aber zumindest sehr winterlich schaut es aus. Und das Schigebiet liegt ja doch noch einmal deutlich höher, diesbezüglich wird die Schitag wohl halten, was ich mir erhoffe. Was die Sicht angeht, nun ja, man wird es sehen müssen (oh ha jetzt ist mir doch beinahe ein Wortspiel geglückt... ). Solange wir nicht im dichten Nebel fahren müssen, bin ich zufrieden, obwohl natürlich das Wetter weder zum Photographieren noch zum Bestaunen der Landschaft einlädt.

Das Frühstück fällt auch für eines in einem italienischen Albergo der einfacheren Sorte verhältnismäßig übersichtlich aus, ist mir aber nur recht. Es gibt excellenten Café (sprich Espresso wie wir Teutonen zu sagen pflegen) und dazu ein Produkt der Teigwarenpalette nach "Wahl" (sprich Brötchen oder Brioche --- mein französischer Mitbewohner hat mir gerade erklärt, "Brioche" sei französisch und nicht italienisch, wie das auf italienisch heißt, wissen wir aber beide nicht, "diese-fluffigen-Teigdinger-da", finden wir wäre ein sehr passender Name ---). Gut, das ist nicht viel, da ich es aber ohnehin hasse, morgens größere Mengen zu essen, dafür aber Café ohne Ende trinken kann, kommt mir das so gerade recht. Außerdem mag ich Buffets nicht, wo das Ei kalt ist, bis man um die sechs Müsligallerien, die Naturjoghurtstaffelung, das Sortiment aus verschiedenen regionalen Vollkornteigwaren, diverse mehr oder weniger selbsthergestellte Marmeladen, die Saft-Bar, die Käsecollection, die Kuchengallerie und die Wurstvernissage herum zum eigenen Tisch gelaufen ist, und dabei noch ständig hinter wohlbeleibten Vertretern der eigenen Heimat warten muss, die mit unbeholfenem Geschick die Teller so volladen, dass man sich fragt, wann sie von E- auf S-Klasse upgraden und die für einen netten Small-Talk, welche alpinistischen Glanztaten sie am vorigen Tag wieder vollbracht haben, immer zu haben sind. (Und dabei dann auch etwa so lange brauchen wie ich, um diesen letzten Satz zu tippen).

Na gut, hier in Sappada gibts erst gar kein Ei und o.k., ich mag gar keine Eier zum Frühstück, aber wir wollen ja bitte jetzt nicht kleinlich sein. In Wirklichkeit stören mich die großen Buffets auch nicht wirklich, ich nutze sie schlichtweg nicht und gelegentlich regt mich dieses sich gegenseitig am Buffet übertrumpfen wollen, dass man immer wieder in vier und fünf Sterne Hotels beobachten kann, schon zum Schmunzeln an. Wobei: meist gibts dann dort nur Filterkaffee und frische Marmeladen, und das läuft meinem - zugebenermaßen eventuell leicht individualistischen - Frühstückstyle dann schon entgegen. Ja, ich liebe diese kleinen abgepackten, ultra-süßen, eine riesige Umweltsauerei darstellenden und nie verünftig zu öffnenden Marmeladendöschen in Italien, deren Inhalt vermutlich erstaunt wäre, wenn man ihm erklären würde, was eine Erdbeere wirklich ist. Aber das geht zum Glück ja gar nicht, und der Versuch würde sicher auch bei den Nachbartischen auf Unverständnis stoßen. Also versuche ich gar nicht erst, mit meiner Marmelade zu reden, sondern freue mich lieber, dass diese genau meinem Geschmack entsprechende, die perfekte Portion beinhaltende Konfitürenkonserve südlich der Alpen überlebt hat. So richtig gut beginnt der Tag dann aber eigentlich als Gerrit zum Ausdruck bringt, dass ich in der falschen Zeit geboren sei. (Zugegebnermaßen, der Gedanke kam mir auch schon, obwohl ich das bisher nicht abschließend klären konnte). "Skier aus den 70ern, Frühstück aus den 70er..." ... moment die Dinger sind zwar lange haltbar, aber sooo lange? Ach so, früher - also in den 70ern, dieser komischen Hippiezeit da, wo alle bekifft VW-Käfer gefahren sind und mit der Wandergitarre gegen Atomkraftwerke demonstriert haben - war es also üblich, dass man in Hotels diese kleinen unhandlichen Marmeladenkonserven zum Frühstück reichte? Gerrit bestätigt. Captain Retro strahlt und bekommt Wangen, so rot wie seine angehimmelte Fragolamarmeladendose. Hui, etwas aus den 70ern tollgefunden, ohne zu Wissen, dass es aus den 70ern ist? Toll, Retro aus Leidenschaft!

Übrigens kann ich trotz diverser Ausführungen zum Thema und eingehender Erläuterung der Motive meiner Buffetabstinenz unglückerweise meine Begleiter von deren Richtigkeit nicht so recht überzeugen. Im Laufe der Diskussion findet dann auch erstmals die Legende um Gerrit und seinen sechs Müslisorten Erwähnung, die hier immer mal wieder im Forum herumgeistert. Die ganze Sache sieht nämlich so aus: Einst war Gerrit stolzer Kapitän der "White Pearl", dem schnellsten Schiff im steinernen Meer mit der gefürchtetsten Crew von Freireitern, die diesseits des Alpenhauptkammäquators kreuzte. Das Schiff und seine Crew waren auf der Suche nach einem legendären Schatz - bekannt unter dem mythischen Namen "Freireiter Paradies" - , versteckt irgendwo südlich des Monte Rosa, an einem Ort, den man nur finden kann, wenn man bereits weiß, wo er liegt (wie das in diesen komischen Legenden ja immer so ist). Ewig schon suchte der Captain mit seiner Mannschaft nach dem Ort des legendären Schatzes, der von unschätzbarem Wert ewige Freiheit allen Freireitern versprach. In einer finsteren stürmischen Nacht nun wandte sich das Schicksal unseres Helden jedoch gegen ihn: die Crew, angeführt von seinem ersten Maat Babosta meuterte gegen den Captain, sie teilten seine idealistischen Ansichten über das Freireiter Paradies nicht und träumten davon, das weiße Gold lieber selbst zu versilbern (na wenn das nicht Haarscharf am nächsten Wortspiel vorbeigeschrammt ist... ). Einzig Fangriemen-Bill blieb seinem Captain treu und endete dafür auf dem Grunde des Reschensee, wo der Legende nach ein Kirchturmimitat noch heute die Stelle seines kühlen Grabes markieren soll. Für den Captain hatte die schwarze Seele Babostas noch ein viel schlimmeres Schicksal erdacht: sie setzten ihn auf einer einsamen Felsinsel, die auf den unwirtlichen Namen Amadé lautet, aus ... einzig mit sechs Sorten Müsli, die ihm die grausame Wahl zwischen dem Hungertod und einem langsamen qualvollen Zugrundegehen lassen sollten. Drei Tage und drei Nächte harrte er an diesem unwirtlichen Orte aus und widerstand der Versuchung, das teuflische Müsli anzurühren. Als am vierten Tage jedoch der Wille unseres Helden kurz davor war zu brechen, zeichnete sich Rettung am Horizonte ab: ein Schiff steuerte auf eben jene kleine Felsinsel zu. Zufällig wurde eben diese nämlich von teutonischen Schmugglern als Versteck für ihre morgens vom Buffet geschmuggelten Vesperbrote genutzt und als diese schließlich zu ihrem Versteck kamen, fanden sie Captain Jack Gerrit vor, der in einem Anflug von bestechender Genialität den Geniestreich vollbrachte, ihnen weiß zu machen, diese seine sechs Müslisorten seien doch wesentlich gesünder als die geschmuggelten Vesperbrote, indem er ihnen erzählte, das Cholesterin der Eibrote und die tierischen Fette des Schinkenbrötchen verkalkten ihre Gefäße! Naiv wie Schmuggler so sind, glaubten sie den Mythos von den links drehenden Milchsäuren und ließen sich auf einen riskanten Tausch ein: ihre Vesperbrote gegen Gerrits sechs Müslisorten. Und als sie dann schließlich mit einer schrecklichen Kolik handlungsunfähig am Boden lagen, stahl Captain Gerrit ihr Schiff und segelte in die Dämmerung davon.

Nun ja, der Schatz war ohnehin mit einem schrecklichen Fluch belegt, aber das ist ja sowieso eine ganz andere Geschichte. Wir sind jedenfalls mittlerweile wieder in Sappada und parken unweit des Marchisio ESL. Bei Tageslicht bestätigt sich der Eindruck, den wir bereits am vorigen Abend von Sappada gewonnen hatten. Der Ort macht einen sauberen, gepflegten und höchst vitalen Eindruck, kein verschlafenes abgelegenes Bergnest, wie ich erwartet hatte vorzufinden. Er erinnnert an die südtirolnahen Orte Trentinos wie beispielsweise die des Fassatals. In diesem weiten - vermutlich bei anderer Wetterlage sehr sonnigen - Talkessel umrahmt von durchaus imposanten Dolomitenbergen, die allerings nicht ganz die Größe der westlichen und bekannteren Dolomitenstöcke erreichen, erinnert er fasst etwas an ein kleines Cortina. Umso überraschender, dass man von dem Ort nie etwas hört - zumal das Schigebiet auch einen durchaus gar nicht mal so kleinen Eindruck macht. An dieser Stelle muss man allerdings anmerken, dass der Pistenplan dort etwas täuscht. In Wirklichkeit handelt es sich nämlich um vier sehr kleine Schigebiete, die untereinander nicht verbunden sind und es teilweise auch nie waren, teilweise durch Abriss der Anlagen nicht mehr sind. Insofern scheint das Gebiet doch nicht so vital zu sein, wie es auf den ersten Eindruck scheint und die Gesamtzahl der Anlagen ist - auf vier einzelne Gebiete verteilt - auch weniger aussagekräftig als man zunächst meinen mag.

Als erstes widmen wir uns dem Gebiet, dessen einzige verbliebene Anlage der Grund unserer Anreise ist: dem Monte Ferro mit dem seinem uralten Marchisio ESL - einem der letzten der Alpen. Unweit der Kirche startet die Anlage zunächst über flache Almwiesen, um dann ein Stück dichten Waldes zu durchqueren und oberhalb auf halber Höhe am Hang zu enden. Die ergänzenden Lifte, die auf einem alten Plan am Talstationsgebäude noch eindrucksvoll nachzuvollziehen sind und die das Gebiet nach oben und zu den Seiten beachtlich erweitert haben, exisitieren nicht mehr. Insbesondere der noch heute im Plan verzeichnete Verbindungslift zum Gebiet am Rifugio 2000 ist nicht aufzufinden. So verbleibt einzig der ESL, der wohl mittlerweile auch abgerissen ist und von dem ich nicht weiß, ob er tatsächlich noch einmal ersetzt wurde.

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Der ESL Monte Ferro startet in der Nähe der Kirche in die nördlich des Tales gelegene Bergregion.

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Ein alter Pistenplan am Stationsgebäude, die mittlere Anlage ist der ESL, der Rest ist abgerissen worden. Auch hier wieder viel deutsche Sprache, wie auch sonst in der Region.

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Der Plan stammt von 1977, wie man sieht.


Interessant an der Anlage ist, dass sie - anders als sonstige überlebende Marchisio ESL, die ich kenne - relativ originalbelassen ist. Technisch also nicht uninteressant. Weit faszinierender für mich persönlich war die Trasse, die wirklich ausschaut, wie auf Postkarten aus den 50er Jahren: eine so niedrige Seilführung, wo man quasi fast an jeder Stelle aussteigen kann, kenne ich ansonsten nur von historischen Bildern. Da der Lift aus den 70er Jahren sein soll, frage ich mich allerdings, ob hier möglicherweise eine gebrauchte Anlage wieder verwendet wurde. Eigentlich hat man in den 70er schon anders gebaut. Weiterhin faszinierend: das Waldstück! Also so etwas zugewuchertes habe ich noch nie gesehen. Gerrit hat es schon recht treffend vor Ort gesagt: "Also ich kenne die Lifte, die fahren über die Bäume und ich kenne Lifte, die fahren zwischen den Bäumen durch. Aber ein Lift, der unter den Bäumen langfährt - so etwas hab ich noch nie gesehen!" Insofern ist oder vielmehr war die Anlage schon ein Kuriosum. Die relativ kurze und alles andere als exponierte Trasse ist allerdings unabhängig von diesen beiden Punkten relativ unspektakulär. Aber seht selbst.

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Noch ein bisschen Marchisiotechnik. Detailreichere Bilder gibt es in k2ks Bericht zu sehen.

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Die unteren ca. zwei Drittel der Trasse.

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Charakteristische Marchisio Niederhalterstütze.

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Talstation und Sappada.

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Gleich geht es in den "Tunnel"... ;)

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Man kann wirklich nicht behaupten, die Anlage falle jetzt extrem störend im Landschaftsbild auf.

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Das letzte obere Stück führt über eine kleine Alm mit nur noch leichtem Baumbestand.

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Stützen an der Bergstation, im Hintergrund erahnt man Teile der dolomitenhaften Kulisse Sappadas.

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Wo ist der Lift? Und vor allem: wo kommt er aus dem Wald???


Die Piste ist leicht und nicht allzu lang. Was mir gefällt ist der Stil: völlig unmarkiert, ohne jedwede Sicherheitsinfrakstruktur und ohne gerade Kanten führt sie durch den Wald. Skitechnisch sicher kaum spektakulär, aber irgendwie so ein bisschen Naturerlebnis - mir gefällts. Und übrigens: Gott weiß warum, aber es gibt Vollbeschneiung. Da sage nochmal wer, Vollbeschneiung und naturbelassene Pistentrassen widersprächen sich! ;)

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Da das Gebiet aber nun nicht so spektakulär ist und ohne die weiteren Anlagen auch recht schnell erkundet ist (es gibt ja nur die eine Piste), wechseln wir - mit dem Wagen - ins nächste Gebiet. Dieses zweite nördlich des Ortes gelegene Gebiet, erschließt ein Hochtal östlich des Monte Ferro und ist wohl das anspruchsvollste Gebiet des Ortes, wenn auch "anspruchsvoll" an sich etwas übertrieben scheint. Es besteht aus zwei Leitner DSB, wovon die obere als Tal-Berg-Tal-Anlage quasi doppelte Funktion hat. Im Talkessel schließt sich dann ein guter alter Leitner-Doppel-Tellerschlepplift an. Das Gebiet zeichnet sich primär gegenüber den anderen durch seine relativ lange Talabfahrt und seine im Verhältnis zum sonstigen Niveau des Ortes, steileren Pisten aus. Es ist wohl auch das größte Schigebiet vor Ort, wobei man auch hier sagen muss, dass das Gebiet sehr einfach in ein bis eineinhalb Stunden komplett abgefahren werden kann. Schön ist in jedem Fall die Aussicht auf die Dolomiten südlich des Talkessels von Sappada - die wir gegen Mittag als es etwas aufriss dann auch bewundern konnten - sowie dieses kleine Hochtal mit dem Schlepplift in Bezug auf seine landschaftlichen Qualitäten. Geplante Erweiterungen weiter in das Hochtal hinauf, die durchaus möglich und sinnvoll wären, wurden allerdings nie realisiert.

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Leitner-DSB und Sappada.

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Bergstation der unteren, Talstation der oberen (Tal-Berg-Tal-)DSB.

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Ausstieg der unteren DSB.

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Die Trasse der oberen DSB, die - wie ich finde - ganz nett über die Felsen führt und abgelegen von der Piste, die einen weiten Bogen durch ein Seitental nimmt, irgendwie Ruhe vermittelt.

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Berg- und Mittelstation der oberen DSB.

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Das Hochtal mit dem Doppelschlepplift. Links hinauf waren einst Erweiterungen geplant.

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k2k im Doppelschlepplift, dessen beide Pisten durchaus Spaß machen, so dass wir hier einige Zeit verbringen.

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Gerrit und k2k knapp unterhalb der Bergstation des SLs.


Während etwas mittlerweile etwas aufgeklart ist und teilweise sogar die Sonne anstalten macht, zumindest ihre Existenz wenn auch dezent unter Beweis zustellen, absolvieren wir vor dem Mittagessen schnell noch einmal die Talabfahrt. Diese ist mit Abstand die längste Piste im Gebiet und landschaftlich durchaus abwechslungsreich, wenn auch in den unteren zwei Dritteln skitechnisch relativ langweilig. Vor allem das Mittelstück ist in erster Linie ein mit einigen Serpentinen und großen Fangnetzen versehener, etwas breiterer Weg, der eher wenige Schwünge oder eigene Fahrlinien erlaubt. Nach erneuter Auffahrt mit beiden DSBs entschließen wir uns denn zur Mittagspause im Rifugio 2000.

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Talabfahrtsende bei den Häusern von Sappada.

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Mittlerweile erlaubt das Wetter während der erneuten Auffahrt Blicke auf die Gebirgsstöcke südlich des Tales. Gut zu erkennen das dritte Gebiet der Region mit Talabfahrt. Dort hat ein steiler SL, der sich dicht in die Felsen in dem Hochtal dort oben herantastet, bereits auf der Karte unsere Neugier geweckt. Dieses Gebiet haben wir für nach der Mittagspause anvisiert.

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Wiederum in der oberen DSB.

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Blick von der Terrasse des Rifugio 2000 auf eben jenes Schigebiet.


Das Rifugio 2000 ist eine komplette Enttäuschung. Also mehr Ballermannstyle findet man in Amadé auch nicht, Flatscreens mit MTV Programm zum Mittagessen? Na besten Dank! K2k hat das ja alles schon beschrieben. Um 12.20 Uhr noch kein Mittagessen am Start, dafür eine riesige Schlange. Dann erhält man aus den Warmhaltekanistern völlig überteuerte "Speisen", ich habe für meine "Wurstel e Crauti" (zugebenermaßen eine selten bescheuerte Wahl meinerseits) wohl 7,- € bezahlt, wie ich k2ks Bericht entnehme. Die Portion würde jeder Form des Askese gerecht und die banale Plastikteller spottet jeder Frittenbude im Rotlichmilieu hinter unserem Hauptbahnhof. Sorry, aber so eine Katasstrophe habe ich auf einer Alpenhütte schon lange nicht mehr erlebt! Insbesondere ärgert mich das, weil Gerrit soweit ich weiß noch nie in Italien schifahren war und k2k abgesehen von unserem Alagnaurlaub wohl auch noch nicht sooo oft. Insofern ist es mir natürlich ein Stück weit ein Anliegen, so ein bisschen auch das Italien zu präsentieren, das mich zu immer neuen Schiurlauben dort motiviert. Das kann man hier in Sappada allerdings ziemlich getrost vergessen, die miserable Hütte setzt dem ganzen dann nur noch die Krone auf. Diese Frechheit von Essen hat mich dann auch motiviert mir ein Beispiel an Starli zu nehmen, und diese Katasstrophe mal bildlich festzuhalten.

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Lecker oder??

Na ja, wir lassen uns trotz des miserablen und völlig überteuerten Essens die Laune nicht verderben. Für die letzte Abfarht im Gebiet ist dann mal Skitausch angesagt. Da mich durchaus begeistern kann, was k2k auf seinen Ski so anstellt, bin ich neugierig, inwiefern ich damit zurecht komme. Gleichermaßen interessiert mich natürlich. was er anstellt, wenn meine 35 Jahre alten Schi fährt.

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Beim Umschnallen...

Das Ergebnis ist in meinem Fall in etwa dasselbe wie jedesmal: nach der ersten Abfahrt komm ich mit den Schi so halbwegs zurecht, ohne ihnen aber mangels besserer Kenntnisse des nötigen Stils gerecht zu werden, so dass ich letztendlich nicht beurteilen kann, was man damit wirklich machen kann. k2k für seinen Teil kommt mit meinen Brettern natürlich sehr gut zurecht, weil er ja beide Techniken beherrscht, fährt aber logischerweise den 90er Jahre Stil, den man zuletzt mit geraden Schi fuhr und nicht denjenigen von vor dreißig Jahren, den ich versuche auf den Schi zu fahren und für mich den Reiz des Equipments ausmacht. Auch wenn ich natürlich nur für meinen Teil sprechen kann, würde ich insofern sagen, dass es für beide ein interessantes Experiment ist, dass aber jeweils nicht so weit geht, dass man nun traurig wäre, wieder zurück zu tauschen. An dieser Stelle sei übrigens angemerkt, dass ich mit den geraden Schi, wie sie zuletzt in den 90ern angeboten wurden, selber ebenfalls wenig anfangen kann. Ohne sagen zu können warum, fühle ich mit dem antiquierten Material, das eigentlich eine Technik verlangt, die schon passé war als ich das erste mal auf Brettern stand und die ich mir erst wesentlich später so gut es ging selbst beigebracht habe, am wohlsten.

Der fortgeschrittene Tag lässt uns nur noch Zeit für ein weiteres Gebiet, wir entscheiden uns natürlich für das mit dem exponierten SL. Das vierte Gebiet - in Ortsnähe - ist primär eine große Waldschneise, die schon von unten aus wenig Interessantes verspricht und damit aus dem Rennen ist. Unser letztes Gebiet des Tages ist mit einer neuen und entsprechend unspektakulären Leitner DSB von einer kleinen Passhöhe östlich von Sappada aus erschlossen. Dass diese erst in diesen Winter einen weiteren Marchisio ESL (mit roten Stützen!) ersetzt hat, der deutlich länger und interessanter trassiert gewesen wäre als derjenige am Monte Ferro, erfahre ich erst vor Ort. Nun gut, es lässt sich nicht ändern und da ich es vorher nicht wusste, ist die Enttäuschung natürlich nicht so groß. Anders hingegen als wir oben im Gebiet ankommen: der exponierte SL steht zwar noch, ist aber schon lange außer Betrieb wie es scheint. Somit reduziert auch dieses Gebiet auf eine leichte und kaum spektakuläre Talabfahrt und einen kleinen Baby-Hang mit Leitnerschlepplift unmittelbar an der Bergstation des DSB.

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Da uns die exponierte Lage des stillgelegten SLs aber fasziniert und noch dazu ein perfekt geneigter, unberührter Tiefschneehang dort wartet, beschließen wir den Tag mit einem kleinen Aufstieg zur Bergstation abzuschließen. Nach wenigen Metern Gestapfe durch den Tiefschnee fällt irgendjemand ein, dass es möglicherweise dezenz smarter wäre, doch die Tourenschi aus dem Wagen zu holen, so dass wir eine knappe halbe Stunde später einen zweiten Versuch, diemal mit Tourenausrüstung starten. Ich stehe das zweite Mal auf solchen Brettern und fürhle mich auch dieses mal sehr wohl damit, allein weil man sich so wunderbar einfach im Tiefschnee damit bewegen kann (vor allem wenn Gerrit die Spur zieht... ;) ). Nach einem kurzen Aufstieg erreichen wir die Bergstation, die netter Weise in den Schutz eines großen Findlings gebaut wurde.

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All inclusive... ;)
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Nach kurzem Aufenhalt an der Bergstation machen wir uns dann schließlich auf den Weg zurück, erst durch den Tiefschneehang, der mir trotz mäßiger Fahrkünste in richtigem Tiefschnee eine Menge Spaß macht und dann erneut über die Talabfahrt, die mir mit Tourenschi auch schwerer fällt als ich gedacht hatte. Am Parkplatz begutachten wir dann noch kurz ein Relikt des alten Marchisio ESL in Form einer alten roten Stütze.

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An diesem Abend wird die Suche nach einem Restaurant extrem vereinfach: Gerrit hat nämlich einen excellenten Führer, der einzelne, besonders gute (diesem im Sinne der Qualität, nicht des Preises oder Prestiges) Restaurants kennt und dort auch nicht zu viel verspricht. Zwar ist das Restaurant wenig italienisch (was nicht schlecht, sondern einfach nur ungewöhnlich ist), das Essen ist allerdings große Klasse.

Der Tag in Sappada war aus meiner Sicht zwar kein totaler Reinfall, blieb aber doch ziemlich weit hinter meinen Erwartungen zurück. Die Schigebiete taugen jedes für sich relativ wenig, von der Kulisse haben wir nicht so viel gesehen. Vor allem fehlten beinahe überall die kleinen Facetten des italienischen Skifahrens, die einen normalerweise für die Abwesenheit von 120km präparierten Pisten mehr als entschädigen und mich in solche Minischigebiete wie die der Bergamasker Alpen bringen. So ist Sappada nicht Fisch und nicht Fleisch und insofern wohl auch eher nicht so schnell wieder auf meinen künftigen Reiseplanungen zu finden. Insbesondere wollte es mit nicht gelingen mit dieser ersten von mir geplanten Station unserer Tour, das charmante Italien, das man sonst abseits der Hauptrouten findet und dass ich in seinem Facettenreichtum so mag, in Sappada zu entdecken und insofern blieb auch mein Wunsch, dieses meinen Begleitern mal in Natura zu präsentieren, an diesem Tage unerfüllt. Sella Nevea - unsere nächste Station - würde diesem Anspruch wohl auch kaum genügen, da es zwar krass und ein Stück weit auch einzigartig werden würde, aber mit einem charmanten authentischen Bergdorf ungefähr so viel zu tun hat wie Mailand. Nun denn, ich denke, k2k und Gerrit würden den Tag nicht ganz so negativ bewerten, auch wenn sie vermutlich nicht unbedingt den nächsten Familienskiurlaub dort buchen werden. Da meine Ansprüche aber eben auch dahin gingen, etwas von dem Italien, was ich in den Bergamasker Alpen so liebe, an meine Weggefährten zu vermitteln, was in Sappada definitiv nicht möglich ist, habe ich diesen Tag mit relativ gemischten Gefühlen in Erinnerung - zumindest was das Skifahren angeht.

Zum nächsten Tag: 1. Sella Nevea, Friaul, 6.1.2006.
Zurück zur Übericht der Tour.


Zuletzt geändert von ::: trincerone am Di, 28.08.2007, 13:27, insgesamt 6-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Sa, 26.08.2006, 16:04 
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Captain Jack Gerrit hat sich über den Frühstücks-Essay köstlich amüsiert... :D :lol: :lol: :mrgreen:
Ja, ja der Italostil beim Schifahren, ist vielleicht doch alles nur eine von trincerone in die Welt gesetzte Fiktion? In Sappada wurde kein Beweis für seine Existenz gefunden, was werden die drei Helden wohl in Sella Nevea erleben?

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Zuletzt geändert von gerrit am Sa, 26.08.2006, 16:08, insgesamt 1-mal geändert.

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RetroRebel
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Das freut mich - ich hatte schon Sorge, dass sich keiner mehr an die Legende erinnert, wie Sparrow in Teil 1 von Pirates of the Carribean von der Insel runtergekommen ist und dann wärs ja nur halb so nett gewesen... ;)


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Hihi, genial.

Interessant finde ich auch Gerrit's Fellaufklebeservice. Daran werde ich mich bei der nächsten gemeinsamen Skitour gerne erinnern :wink:.

@trincerone: Zu deinem Old-Ski-Fetischismus: Auf den Pisten ist's ja mehr oder weniger egal (die sind ja heutzutage eh glatt gebügelt wie ein Kinder-Popo), aber im Tiefschnee ist der Unterschied zwischen alten Latten und modernen All-mountain oder überhaupt Freeride-orientierten Ski haushoch !

Im übrigen amüsiere ich mich immer wieder über deine 1970er Nostalgie. Für mich sind die 1970er ja keine "Schulbuch-Geschichte" und ich kann bis heute intellektuell nicht realisieren, dass natürlich für viele Leute (die eben zu jung sind) die 1970er ganz was exotisches sein können. Für mich trifft das wiederum auf die 1960er Jahre zu (auch, aber nicht nur was das Skifahren betrifft). Damals hatte Skifahren wirklich noch Stil !! :wink:
Wobei faszinieren tun mich diesbezüglich auch die 1920er Jahre. V.a. die Kurzgeschichten von E. Hemingway über seine Zeit im Montafon damals finde ich faszinierend.


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BeitragVerfasst: Sa, 26.08.2006, 19:45 
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Diese Attitüde hat aber im Forum hier auch eine viel stärkere Ausprägung als in Wahrheit. Ich benutze sie so ein bisschen als Runninggag und mit einer guten Portion Selbstironie. Wenn es eine Zeit gibt, der ich ein wenig nachhänge sind das allenfalls die späten 90er, aber auch nicht sehr.

Der wahre Kern an der Sache ist, das mir einfach die Attitüde "das neueste, modernste ist das beste", die einem unsere gute alte Werbung ständig zu vermitteln sucht zum Hals raushängt (und das nicht erst seit gestern). Daher habe ich ein gewisses Interesse daran entwickelt, wie man Sachen früher gemacht hat, weil sich meines Erachtens daraus viele interessante Erkenntnisse ableiten lassen. Dieses "früher" ist aber nicht auf die 70er Jahre beschränkt, sondern eigentlich auf beinahe das gesamte 20. Jahrhundert.

Dass ich die 70er Jahre immer nenne, hat v.a. eine gewisse sarkastische Färbung: ich schrieb oben vom "Jahrzehnt der Hippies mit VW-Käfer und Wandergitarre auf der Anti-AKW Demo". Das natürlich totaler Klischeequatsch und wenn gehört die Anti-AKW Demo in die 80er und Käfer-Hippie in den Sommer der Liebe. Aber ich liebe es Klischees aufzugreifen und zu überspitzen und durcheinander zu bringen... :) :D

Was ich wirklich mag, ist das futuristische Industriedesign der späten 60er und frühen 70er, sowie die Architektour und den Sound bestimmter Platten der 70er Jahre (Pink Floyd in der Abbey Road). Ansonsten gibt es wenig Dinge, wo ich nun der Meinung bin, die seien nun speziell in den 70er uneingeschränkt besser gewesen. Ich bin allerdings andersherum auch der Meinung, dass nicht alles heutzutage sein Optimum erreicht hat. Aber das ist ein weites Feld. Meine Devise war schon immer Multistil und die verschiedenen Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts sind da eine recht brauchbare Quelle.



Zitat:
@trincerone: Zu deinem Old-Ski-Fetischismus: Auf den Pisten ist's ja mehr oder weniger egal (die sind ja heutzutage eh glatt gebügelt wie ein Kinder-Popo),


Dass würd ich bez. auf die Pisten so nicht sagen, weil nämlich glatt gewalzte Pisten das einzige sind, was mit den Schi nicht gut geht (und zwar weil die Kanten dafür nicht gut genug greifen). Perfekt sind Verhältnisse, wie 20 cm Neuschnee auf präpariertem Untergrund oder aber so leicht verbuckelt, ungewaltze Skirouten, die viel befahren werden. Da kann man die G-kräfte optimal nutzen.

Was Tiefschnee angeht: na ja, so richtig Tiefschnee kann ich eh nicht wirklich fahren, was soll ich sagen. Mit geraden Schi kanns ich aber deutlich besser als mit neuen (leicht taillierten) Tourenschi beispielsweise wie ich sie mit Kris in Alagna hatte. Aber gut, die Diskussion ist ja nicht neu... :)


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@helmut: Das Fellaufklebeservice gibts nur für Tourenneulinge......

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BeitragVerfasst: Mo, 28.08.2006, 20:01 
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[trincerone] hat geschrieben:
Da das Gebiet aber nun nicht so spektakulär ist und ohne die weiteren Anlagen auch recht schnell erkundet ist (es gibt ja nur die eine Piste), wechseln wir - mit dem Wagen - ins nächste Gebiet.


Ähm, lt. neuem Plan gibts aber 2 Varianten links rum, und lt. altem Plan rechts herum auch eine. Bei dem haufen Schnee hättet ihr doch lockerflockig die rechte auch noch mitnehmen können (und die wär doch an 2 stillgelegten Liften vorbeigefahren) ..


[trincerone] hat geschrieben:
Diese Frechheit von Essen hat mich dann auch motiviert mir ein Beispiel an Starli zu nehmen, und diese Katasstrophe mal bildlich festzuhalten.


Ich fotografier aber eher die extrem-tollen Ausnahmen, dann muß ich nicht so viel fotografieren ;-)

Also Essensmäßig in den Hütten muß ich ganz klar sagen, daß da nix an Österreich rankommt. Sowohl von der Auswahl wie vom Preis.

Und Würstel mit Kraut, naja, sonderlich "italienisch" hört sich das auch nicht an, hm? Was erwartest du? :)


Zitat:
k2k für seinen Teil kommt mit meinen Brettern natürlich sehr gut zurecht, weil er ja beide Techniken beherrscht, fährt aber logischerweise den 90er Jahre Stil, den man zuletzt mit geraden Schi fuhr und nicht denjenigen von vor dreißig Jahren, den ich versuche auf den Schi zu fahren und für mich den Reiz des Equipments ausmacht.


30 Jahre? Jet Schwung oder wie das hieß?

Aber daß k2k noch mit den alten Dingern gleich beim ersten Mal zurechtkommt: Wow. Ich hatte vor ca. 5 Jahren mal untaillierte Skier an und mich hätts ein paar Mal fast voll hingehauen :) Ich hab da absolut null Chancen mehr mit den alten Dingern klarzukommen. Obwohl ich auch recht selten extrem auf Kante fahr, aber ganz ohne Taillierung land ich nicht mehr da, wo ich hinwill ;)


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BeitragVerfasst: Mo, 28.08.2006, 22:36 
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Ähm, lt. neuem Plan gibts aber 2 Varianten links rum, und lt. altem Plan rechts herum auch eine. Bei dem haufen Schnee hättet ihr doch lockerflockig die rechte auch noch mitnehmen können (und die wär doch an 2 stillgelegten Liften vorbeigefahren) ..


Na ja. der Hang ist ziemlich flach und zum großen Teil ein absoluter dichter und extrem bewaldeter Hang! Da ist nicht viel mit Varianten fahren. k2k und ich sind einmal spaßenhalber in so einen Waldweg rein: ein totaler tunnel durch die Büsche und ein kleiner Höllenritt, aber lustig war's schon. Die einzige ernste Variante wär wohl die alte Piste von oben gesehen links runter (also auf dem Plan rechts). Die endete aber bei dem abgebauten Lift. Also von unten sah es nicht so aus, als gäbe es irgendeine Variante, die auch nur entfernt wieder in der Nähe des Sesselliftes rauskäme. Und Schneisen haben wir bis auf den Waldweg, die sicher keine Piste war, auch keine sonst gesehen. Also, ich würd die Pläne nicht so genau nehmen, so wie ich das sehe ist das ein einziger Urwald und wenig Gefälle. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man dort groß Varianten fahren kann. Was die alten Lifte angeht, machte es mir sehr den Anschein als seien sie komplett abgebaut, ich konnte zumindest von dem Bereich wo wir waren keine Reste entdecken.

Zitat:
Also Essensmäßig in den Hütten muß ich ganz klar sagen, daß da nix an Österreich rankommt. Sowohl von der Auswahl wie vom Preis.


Das wäre mir aber gaaaanz neu... ;) Aber wollen wir uns nicht streiten. :)

Zitat:
Würstel mit Kraut, naja, sonderlich "italienisch" hört sich das auch nicht an, hm? Was erwartest du? :)


Das war natürlich wieder einer meiner großen sarkatischen Einfälle.. :) Wenn Sappada schon so unitalienisch ist und es ein Gericht gibt, dass einen so bescheuerten Namen wie "Wurstel e Crauti" hat, dann muss ich das auch bestellen. War dann auch der Runninggag der Tour. Vor allem beim Caninburger kamen wir noch oft drauf zurücl... (aber ich greife vor... :) ).

Zitat:
30 Jahre? Jet Schwung oder wie das hieß?


Basically sowas in der Art. Gab ja verschiedene Techniken, und ich kann nur aus alten Skianleitungen zum Fahrstil Rückschlüsse drauf ziehen. Gerrit kann vielleicht besser sagen, wie ich fahr? Er meinte, eine gewisse Verwandschaft zum Jetz-Schwung - der ja ein Extrem darstellt - bestünde in abgeschwächter Form schon.

Also grundsätlich funktionierts so: Haltung so ähnlich wie beim Tiefschnee fahren, aber nicht so extrem (sprich Rücklage, Belastung eher hinten). Ich drehe quasi fast völlig über die hinteren Kanten, indem ich entweder leicht in den Hang springe und die Kompression nutze (vor allem sobald ein bisschen Neuschnee auf der Piste liegt) oder aber die ennormen Fliehkräfte durch scharfes anfahren von Buckeln nutze. Ich würde sagen, es ist eine Mischung von Tiefschneetechnik und Buckeltechnik - beide in deutlich abgeschwächter Form. Das Problem: das funktioniert nur dann vernünftig, wenn es solche Buckel oder eben Schneeauflage hat. Auf normalen Pisten gehts zwar, auch aber da langweil ich mich zu Tode. Sobald man eber eine "schlecht" präparierte oder "naturbelassene" Piste hat, ist es der Oberhammer (find ich). Der Wechsel aus Kompression und Schwerkraft - ich find das super geil. Na ja, im Stelvio Video von Steffen sieht man etwas, wie ich fahre, aber das ist nicht sehr repräsentativ, weil wir auf einem flachen Hang, der völlig glatt gebügelt noch dazu auf recht stumpfem Schnee fahren... dafür ist die Technik nicht so geeignet, daher fahr meist recht Schusslastig oder aber völlig übertrieben, wenn ich merke, dass ich gefilmt werdne... ;)


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BeitragVerfasst: Mo, 28.08.2006, 22:52 
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@gerrit: hatte dein Edit noch gar nicht gelesen.

Ja, das Schreiben von der Frühstückspassage hat mir auch richtig Spaß gemacht!!! Wir hatten vorher den ganze Abend Vodka, den ein Kumpel aus dem Urlaun in der Ukraine mitgebracht hatte (er ist Russe), gesoffen und Nils Ruf geguckt. Das hatte wohl am morgen, als ich das geschrieben hab, noch Nachwirlungen.

Über die Legende hab ich durchaus etwas nachgedacht, weil sie zum einen die Fluch der Karibik Begriffe nur begrenzt auf Berge übetragen lassen (wie war ich froh, als mir das steinerne Meer eingefallen ist). Zum anderen die Eigennamen - das war auch nicht einfach. Beim Schiff vielmehr auch nichts ein (Blackbird ist ja schon vergeben... ;) ), Fangriemen-Bill (statt Stiefelriemen-Bill für die die den Fil nicht gesehen haben) gefiel mir da schon bessern und auf Barbosta - der eine Mischung aus den beiden Bösen "Barbossa" (aus Fluch der Karibik) und Aosta ist - bin ich richtig ein bisschen stolz. :D

Übrigens ist die Sache mit den Schmugglern, die den Captain finden in der Originalgeschichte ja die wirkliche Geschichte, in der Legende aus dem Film hatte Sparrow ja zuerst behauptet, er habe Schildkröten mit den Haaren von seinem Rücken zusammen gebunden, um wegzuschwimmen. Aber wollte es dir einfach nicht antun, auf Murmeltieren davon zu reiten... :D


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BeitragVerfasst: Di, 29.08.2006, 16:29 
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[trincerone] hat geschrieben:
und Nils Ruf geguckt.

DVD nehm ich an - oder gibts den etwa wieder irgendwo zu sehen?

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BeitragVerfasst: Di, 29.08.2006, 18:39 
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Das Netz mein Freund, das Netz. Großartig, hatte ganz vergessen wie cool der Typ ist!!!


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BeitragVerfasst: Mi, 30.08.2006, 10:15 
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Hab den Bericht jetzt nur mal angelesen - werde ihn zu späterer zeit mal in Ruhe lesen.

Ich habe beim überfliegen gelesen, dass die deutsche Sprache präsenter sei als es in Italien zu erwarten wäre und dass der Ort keinen so typischen Eindruck eines italienschen Nestes machte. Hierzu möchte ich eine Information beisteuern, die möglicherweise in diesen Kontext passt. Sollte das schon irgendwo im Text beschrieben sein, dann verzeiht es mir bitte.

-> Bis in das letzte Jahrhundert hinein sind die Kinder des Dorfes Sappada regelmäßig über den Bergkamm nach Osttirol gezogen, um saisonweise dort zu arbeiten und auszuhelfen. Der Boden rund um Sappada war zum einen nicht ertragreich genug, um alle Generationen zu ernähren, zum anderen konnte auf diese Art und Weise über die Kinder ein bescheidenes Zusatzeinkommen ins Tal gebracht werden. Das ganze erinnert ein wenig an die sogenannten "Schwabenkinder" aus Regionen des inneren Tirols. Osttirol war zu dieser Zeit wohl schon deutlich weiter entwickelt als die hinteren Winkel Venetiens.

Dieser Sachverhalt könnte (meine Interpretation) mit dazu beigetragen haben, die Bewohner Sappadas mit der deutschsprachigen Kultur vertraut zu machen. Die oben gegebene Information selbst habe ich irgendwann mal direkt von Leuten aus Sappada erhalten.

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BeitragVerfasst: Mi, 30.08.2006, 13:47 
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Mal meinen Senf zum Skifahren in den 70er Jahren - ich habe das Ende ja noch skifahrerisch miterlebt:

Vorgezogenes Fazit: Ich trauere dem nicht nach - war nix besonderes und grösstenteils im Nachhinein ziemlich blöd. Aber wie alles muss man das differenzierter betrachten. Alles hatte seine Reize. Wie fange ich am besten an?

Die Skigebiete waren eher klein, die damals neuen Lifte waren technisch unspektakulär, alte erschienen einfach nur alt und die Kapazität war meistens zu gering. Wartezeiten von bis zu einer halben Stunde waren normal. War damals in Ordnung aber aus heutiger Sicht alles nicht besonders toll.

Was absolut gut war (ich habs schon mehrmals geschrieben): Steilere Abschnitte in unpräparierten Pisten waren ungewalzt. Buckelfahren gehörte zum Standardrepertoire.

Ausrüstung: Die Skier waren so wie sie halt waren. Damals war es im Pronzip wichtig, Ski zu haben, die einen guten Geradeauslauf hatten. Für die Kurven war man "selbst zuständig". Meist galten die Skier mit gutem Geradeauslauf aus "wenig Kurvenfreudig" oder sollten "Kraft kosten". Das war für mich damals schon kompletter Quatsch, denn mit guter Technik hat sich jeder Ski ohne grossen Krafteinsatz gedreht. Heute möcht ich mit diesen Skiern nicht mehr fahren. Ich habs vor wenigen Jahren mal probiert, wäre bei der ersten Kurve fast auf die Schnauze gefallen und kam dann wieder einigermassen zurecht. Fahren möchte ich die aber nicht unbedingt wieder.

Die Technik: Das ist so ne Sache! Ich konnte auch noch das "enge" fahren, bei dem sich ständig die Knöchel berührten. Ich konnte den Hüftknick und vor allem den Doppelkanteneinsatz. Das neu aufkommende Umsteige-"Schwingen" war mir seit jeher suspekt und der Parallelschwung war für mich das "A&O". Und das ist er in gewisser Weise auch heute noch - darauf komme ich gleich zurück. Wedeln fand ich klasse! Je enger und je mehr Schwünge bezogen auf die Länge - umso besser! Heute mache ich das nur noch selten, aber dieser Fahrstil hat unbestritten etwas.

Im nachhinein muss ich sagen: Die enge Fahrtechnik war so bescheuert wie es eigentlich nicht mehr feierlich ist. Ergonomisch war das eine Katastrophe und die Leute wurden am Berg regelrecht verbogen. Wenn ältere Skilehrer heute noch solche Anwandlungen habe, dann könnte ich nen Abfall bekommen. Aber (das grosse Aber :wink:): Der Doppelkanteneinsatz mit deutlichem Kantenabstoss, der in Östereich gelehrt wurde, war und ist genial! Durch diese Kraftübertragung kann man mühelos und in jedem Gelände jede Kurve zirkeln - und mann kann nahtlos in das Springen übergehen. Diese Technik garantiert, dass man praktisch jeden Hang befahren kann, auf dem der Schnee irgendwie leigenbleibt. An der Vermittlung solcher Techniken hapert's heutzutage in Carving-Zeiten gewaltig.

Meine Schlussfolgerung daraus: Das Beherrschen der neuen Carving-Technik und das Beherrschen des alten Parallelschwunges mit Doppelkantenabstoss ermöglicht einem zusammen ein gewaltiges skitechnisches Repertoire. Ich bevorzugen die alten Technik-Komponeten sobald es richtig steil wird oder wenn ich sehr schnell schwinge und bevorzuge klar die sehr stabile und unkomplexe Carving-Technik, wenn es schnell und/oder flacher wird. Wedeln ist immer noch manchmal klasse, aber ich nehme dan doch eine deutlich breitere Skistellung ein als früher, da ich der engen Fahrweise nciht nachtrauere. Allzu breit darfs trotzdem nicht sein, sonst ist das Wedel-Feeling weg. Und zur heutigen Carvingtechnik muss man kritisch anmerken: Die Haltung ist stabil aber reltiv statisch. Ist eigentlich für die Muskeln auch nicht optimal. Vom Be-/Entlastungsrhytmus her war die alte Fahrweise fast besser.

Nochmal zu den Skigebieten: Da es jetzt viele inzwischen grosse, leistigsstarke und moderne Skigebiete gibt, hat sich daneben ein besonderer Typus von Skigebiet "entwickelt". Nämlich diejenigen in denen sich seit den 70er Jahren nicht viel getan hat. Jetzt sind diese Gebiete weniger frequentiert und richtig klasse! Wenig Betrieb, wenig Geländekorrekturen und ein Charme, den moderne Skigebiete nie entwickeln können, sind die Merkmale dieser Gebiete. Das heisst aber nicht, dass diese Skigebiete in den 70ern unter den damaligen Verhältnissen auch schon klasse waren. :wink:

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BeitragVerfasst: Fr, 01.09.2006, 16:44 
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Chasseral hat geschrieben:
Das heisst aber nicht, dass diese Skigebiete in den 70ern unter den damaligen Verhältnissen auch schon klasse waren. :wink:


Eher im Gegenteil, denk ich: Alle Gebiete, die damals schon "klasse" waren, wurden ja inzwischen modernisiert und vergrößert.

Das, das jetzt noch "klein und alt" ist, ist doch nur klein und alt geblieben, weil dort nie was los war und es sich nicht (oder eben nicht viel) weiterentwickelt hatte - oder seh ich da was falsch?

Zur Skitechnik: Also wenn ich "extrem"-Wedel, dann schau ich schon, daß das so eng wie möglich geschieht .. und was deine "Doppelkantentechnik" angeht, kann ich dazu wenig sagen, da ich schon in den 80ern mit dem Parallelschwung aufgewachsen bin. Aber auch beim Carving werden ja oft beide Skier gleichzeitig belastet, oder sollten zumindest - bei manchen sieht man das ja in der Spur. Irgendwie krieg ich sowas aber nie gescheit hin ...

.. aber meistens fahr ich eh "schonend" und oft dauerts bis nachmittag (oder manchmal auch gar nicht :) ) bis ich mal richtig mit Kraft fahre...


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