::: [AAA] ::: [- I -] ::: " V o n . A n b e g i n n . . ." ::: 23. und 24. Juni 2007
::: für Krisu, der maßgeblich dazu beitrug, dass dies geschehen ist... :::
It's a natural grace
Of watching young life shape
It's in minor keys
Solutions and remedies
Enemies becoming friends
When bitterness ends
It's in the change
The poetic justice of cause and effect
Respect, love, compassion
This is my church
This is where I heal my hurts
For tonight...
::: In den 60-er und 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erlebte der Sommerschilauf in den Alpen seine Hochblüte. Es war modern und exotisch zugleich, sich in der warmen Jahreszeit in die Hochgebirgsregionen zu begeben und auf den damals noch viel mächtigeren Gletschern dem weißen Sport zu frönen.
Es war die Zeit der Pioniere der Gletschererschließungen, doch die heute noch existierenden Gletscherschigebiete stellen nur mehr einen Teil des damaligen Angebotes dar, und die Regionen mit einem durchgehenden Sommerschibetrieb sind darunter auch nur mehr die Ausnahmen.
In jener Zeit wurden in vielen Gegenden auf Gletscherflächen und sogar auf Altschneefeldern in geschützter Nordlage transportable und auch fixe Lifte installiert, oft weitab von jeglicher Infrastruktur, der Antransport der Gäste erfolgte nur selten über richtige Straßen, manchmal mit Geländewägen auf abenteuerlichen Pisten und in vielen Fällen mussten die Sommer-Schifahrer lange Strecken zu Fuß zurücklegen, um ihrer Leidenschaft nachgehen zu können.
Nach Ende des Sommerschi-Booms in den 80-er Jahren deuten heute manchmal noch vergessene Hinweisschilder oder alte Karten auf die damaligen Möglichkeiten hin, doch all die vielen Lifte verschwanden rasch wieder aus den Tourismus-Angeboten der Regionen, den Landkarten und - bis auf einige verrostete Reste - auch aus der Landschaft.
Wirklich alle?
In jenem Teil des Piemonts, der sich zwischen Tessin und Wallis quasi in die Schweiz hineindrängt, errichtete die Don-Bosco-Organisation Anfang der 70-er Jahre etwa 45 Gehminuten von einer ihrer Hütten, des Rifugios Claudio e Bruno, entfernt am Siedelgletscher einen Schlepplift, einige Jahre später wurde direkt neben dem Lift von der gleichen Organisation das Rifugio 3A gebaut. Besagter Schilift verrichtete etwa 30 Jahre seine Dienste, vor allem Jugendgruppen von Don Bosco kamen in den Monaten Juni und Juli in den Genuss des Sommerschilaufs.
Nach dem Ende der technischen und auch juristischen Lebenszeit des Liftes vor etwa 3 Jahren wurde die Idee des Sommerschilaufs am Siedelgletscher jedoch keinesfalls aufgegeben, sondern ein neuer Lift (bzw. ein "semigebrauchter" Lift von der Marmolata, der dort zwar errichtet, aber nie verwendet wurde) wurde angekauft und auf geänderter Trasse am noch vorhandenen Rest des Siedelgletschers aufgebaut.
Von einer Gruppe nostalgischer Schi-Touristen, die auszogen, um das exotische Flair des Sommerschilaufs der 60-er und 70-er Jahre zu finden, obwohl - oder weil - diese Art von schisportlicher Betätigung mittlerweile alles andere als modern ist...
::: Samstag, 23.6.2007 – Anreise :::
::: Um Sieben Uhr früh spüre ich eine haarige Schnauze im Gesicht, es ist Angus, der findet, ich hätte jetzt lange genug geschlafen und es wäre Zeit den Morgen zu begrüßen. Der gestrige Tag ist für den Vierbeiner ohnehin nicht besonders spannend gewesen, ich war auf einer Sitzung im Thermenhotel Geinberg (Oberösterreich, unweit von Passau) und Angus hat während der Veranstaltung brav vor dem Sitzungssaal gewartet, nur in den Pausen haben wir ein paar Runden im umliegenden Wald gedreht.
Aber auch heute wird es ein nur mäßig "hundetauglicher" Tag werden, etwa 800 Kilometer Fahrt liegen vor uns. Im Hinblick auf die kommende Unternehmung genieße ich noch einmal ausgiebig das komfortable Badezimmer im Thermenhotel und nach einem kurzen Spaziergang und einem ebenfalls ausgiebigen Frühstück sitzen wir bald wieder im Auto. Über Passau und München geht es nach Lindau, einige Baustellen und reichlich Verkehr verzögern das Fortkommen, im Rheintal auf Österreichischer Seite erledige ich noch einige Telefonate im Heimnetz, dann wechseln wir in die Schweiz auf die San Bernardino Route.
::: Der Tag dämmert trüb grau und wenig einladend, das leise Piepsen des Weckers reißt mich aus einem schweren, kurzen, traumlosen Schlaf. Ich blicke in das Bild des Chaos': tausende Seiten Papier umgeben mich, soweit ich schauen kann. Viel zu wenig habe ich die in dieser Woche geschlafen, selten mehr als vier Stunden pro Nacht, die Lieder sind schwer, der Geist wie umnebelt. Auch die lange Zeit, ausgiebig unter der Dusche, kann mich kaum erwecken, im Gegenteil, jetzt wird die Zeit nun auch schon knapp. Na ja, alle nehmen das immer so ernst, um 8.30 Uhr ist Einlass, da will jeder schon eine viertel Stunde vorher da sein.
Ich verlasse zu diesem Zeitpunkt gerade erst das Haus, bei den üblichen Einlasskontrollen steht man sonst ohnehin nur in der Kälte herum. Und so ist die Schlange vor dem Einlass schon deutlich kleiner als ich eintreffe, ich zeige kurz meinen Ausweis, mein Gegenüber streicht meinen Namen aus der Liste, ich betrete das Gebäude. Im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen hier bin ich ziemlich ruhig, ich weiß, was ich weiß und was ich nicht weiß und was ich damit erreichen kann und das ist genug. Und vor allem weiß ich eines: heute Nachtmittag werde ich zu dem, was einer der großartigsten Trips aller Zeiten zu werden verspricht, aufbrechen und das zählt! So wird diese Examensklausur die wohl munterste Klausur, die ich in meinem Studium je schrieb...
::: Mein Navigationssystem und ich sind uns nicht einig, es möchte lieber in Richtung Andermatt und Simplon-Pass, aber ich ziehe die Route über Bellinzona und Locarno vor, zumal ich die Bernardino-Strecke noch nie gefahren bin und auch das Centovalli westlich des Lago Maggiore nicht kenne. Aus Zeitmangel geht sich - wie bei meinem ersten Besuch der 3A-Hütte vor zwei Jahren - die Fahrt über den Pass nicht aus, damals fuhr ich durch den Gotthard-Tunnel, diesmal ärgere ich mich ein bisschen, dass ich die San-Bernardino-Passstraße nicht kennenlerne.
Nur eine kurze Pause gibt es südlich des Tunnels und nach der Fahrt auf mir schon bekannten Straßen bis Locarno befahre ich im Centovalli wieder Neuland. Reizvoll ist die Landschaft und angesichts der Trassierung der Bahnstrecke verstehe ich, warum dieses Tal auch für Eisenbahnfans ein beliebtes Reiseziel ist. Auch erkenne ich viele kleine Seilbahnen, die in typisch Schweizerischer Manier das Tal überspannen und einzelne Häuser auf der gegenüberliegenden Seite an die Zivilisation ankoppeln. Die Straße ist eng und kurvenreich, erst ab dem Wallfahrtsort Santa Maria Maggiore kommen wir wieder schneller voran. Von Domodossola bis Crevoladossola benützen wir die Simplon-Schnellstraße, dann zweigen wir schon ab, wieder eine Premiere für mich, da ich ja 2005 über Nufenenpass und Griespass von Schweizer Staatsgebiet her ins oberste Talende gewandert bin.
Das Tal scheint vom Tourismus wenig berührt, nur vereinzelt finden sich Albergos in den kleinen Orten, störend für das Landschaftsbild sind die Hochspannungsleitungen, die von der intensiven Nutzung der Wasserkraft im Talschluss zeugen.
Knapp von der Ortstafel von Ponte findet sich neben dem Supermarkt ein kleines Hotel, in dem ich ein für italienische Verhältnisse riesiges Zimmer für die letzte Nacht vor dem Aufstieg zur 3A-Hütte beziehe.
::: Zwischen den tausenden Seiten Scripten, Urteilen und Aufsätzen, die sich dank der Last-minute-Revision in meinem Zimmer verteilen, suche meine Schiausrüstung zusammen. Zum Glück ist das meiste ohnehin immer fertig gepackt, da vieles zum Schutz gegen Witterungseinflüsse zudem in Plastiktüten verstaut ist, muss ich quasi nur die richtigen „Module“ herausgreifen und in dem schönen alten roten Gestellrucksack unterbringen, der schon meine Mutter 1978 auf ihrer Hochzeitsreise nach Ägypten begleitete.
Abgesehen davon, dass ich ihn aufgrund seiner treuen Dienste sehr lieb gewonnen habe, bietet das Gestell – dass ich zum Tragen übrigens den gestelllosen Rucksäcken aufgrund der Stabilität in Sachen Komfort vorziehe – den Vorteil, dass ich meine Schi dort hineinstecken kann, so dass ich die Sorgen der anderen, ob und wie genau man nun die Schi am Rucksack befestigt, nicht zu teilen brauche. Ein Test am letzten Wochenende hat ergeben, dass diese sich am Rucksack gut austarieren lassen, so dass er sich auch mit den quer „montierten“ Schi ziemlich gut tragen lässt. Als dann das Wiegen auch noch ergibt, dass mein Rucksack bei etwa gleicher Ausrüstung noch etwa ein Kilogramm leichter ist als derjenige von Phil, muss ich innerlich schmunzeln – sind doch Gestellrucksäcke mal primär aufgrund ihres angeblich zu hohen Gewichts aus der Mode gekommen.
::: Längere Zeit hatte ich mit terminlichen Konflikten gekämpft, aber mit einer steigenden Priorisierung des Vorhabens und allerhand Organisationsarbeit stand letztendlich fest: Ich würde dabei sein.
Um 15.15 Uhr am Samstag, 23.6.2007 ist es soweit! Bedingt durch den Dauerregen verlasse ich das Schulfest früher als erwartet und begebe mich auf "my way to 3A". Der Wagen war schon am Vormittag seiner Rücksitze entledigt und bepackt worden. Das Schulfest hatte auch schon auf "halbem Weg" - sprich in der richtigen Richtung - gelegen. Gestört wird mein Fortkommen nur durch Starkregengüsse und lange Baustellen, wo jeweils oft nur mit 60 gefahren werden kann. Dagegen werde ich niemals durch "automobile Störfaktoren" behindert. Nach Tank-und-Rast-Stopp bin ich um 19.30 in Kandersteg an der Autoverladung - und blickte dem ausfahrenden Zug hinterher. Die Wartezeit bis 20 Uhr zum nächsten Zug kann man aber auch als positive Erholungsphase betrachten. Inzwischen hat Gerrit auch die Koordinaten des Hotels durchgegeben, das er inzwischen in Valdo gebucht hat.
C25 - Warten am Autoverlad in Kandersteg
::: Gegen sechzehn Uhr fahren Phil und ich aus unserer Wohnung zu Volker, der einige Straßen weiter wohnt, laden sein Gepäck ein und starten nun endlich auf diese so viele Monate lang geplante und ersehnte Reise. Im Feierabendverkehr kommen wir nur langsam aus der Stadt heraus, ein Einkaufstop für Fahrtproviant kostet dann auch noch einige wenige Minuten, so steuere ich den Wagen gegen 17.00 Uhr auf die Bundesautobahn Sieben in Richtung Süden. Wir liegen damit etwa eine Stunde hinter meiner ursprünglichen Planung zurück, aber eigentlich ist mir das ganz lieb, da ich ansonsten ernsthafte Sorge hab, dass wir kaum umhin kommen werden, nachts um halb zwei auf dem Parkplatz im Talschluss anzukommen. Auf eine Nacht zu viert im Wagen haben wir wohl alle wenig Lust, zumindest nicht, wenn er irgendwo herumsteht. Demgegenüber will ich auch nicht zu spät in Reutlingen sein, um Steffens Familie nicht unnötig spät nachts noch zu stören. Da die Distanz Hannover – Stuttgart erfahrungsgemäß eine Fünf-Stunden-Tour bedeutet, sind aber im Moment optimal unterwegs.
Das ändert sich etwas mit dem ersten Stau ca. hundert Kilometer hinter Hannover. Unwillig, zehn Kilometer Stopp-and-Go mit zu machen, fahre ich über die wunderschön gewundenen kleinen alten Landstraßen durch das schon recht „bergige“ südliche Niedersachsen, während die Sonne durch die Wolken bricht und uns die wunderschöne Landschaft zwischen Leinen und Weser in warmes goldenes Licht taucht. Allerdings hat uns dieser kleine Ausflug eine weitere Stunde gekostet, auch das ist mir aber eher recht, weil ich mir immer noch Sorgen mache, mitten in der Nacht in Italien anzukommen, was ich nicht will.
::: Den Samstag Nachmittag verbringe ich in unserem örtlichen Pflegeheim, in dem mein Opa seit einiger Zeit untergebracht ist. An diesem Nachmittag soll das große Sommerfest stattfinden, und da meine Mutter anderweitig beschäftigt ist, hat sie mich gebeten, meine Oma zu begleiten. So sitze ich dort ab 14 Uhr bei einer Tasse Kaffee und versuche irgendwie die Zeit tot zu schlagen. Der Kaffee macht mich allerdings nervös, und als das gebotene Programm zunehmend realsatirische Züge annimmt, kann mich auch der Anblick der hübschen Blonden am Tisch gegenüber nicht länger an meinem Platz halten. Ich gehe also nach draußen und versuche, [trincerone] zu erreichen, denn noch haben wir keinerlei Details unserer Anreise geklärt, haben weder ausgemacht wo wir uns treffen noch um welche Uhrzeit.
Als ich zurückkomme, bringt mein Opa sein Missfallen über die Situation zum Ausdruck. Er ist es gewöhnt, nachmittags in seinem Rollstuhl durchs Dorf geschoben zu werden, die Veranstaltung interessiert ihn ebenso wenig wie seinen Enkel. Ich nutze die Gelegenheit und wir machen noch einen kleinen Spaziergang. Als wir zurückkommen ist zwischenzeitlich meine Schwester eingetroffen, die mich ablösen soll, und so kann ich mich endlich auf den Heimweg machen.
Zu Hause packe ich meine Sachen zusammen, die ich großteils bereits am Vormittag vorbereitet habe, bis mich zunehmend stärker werdende Kopfschmerzen in Unruhe versetzen. Normalerweise habe ich ein todsicheres Mittel gegen dieses Problem, nämlich mich ordentlich auszuschlafen. Doch da dies in der kommenden Nacht völlig unmöglich sein wird, sehe ich mich gezwungen, ausnahmsweise eine Aspirin einzuwerfen. Eine seltene Sache, denn ich nehme fast nie irgendwelche Medikamente.
Anschließend - es ist inzwischen ca. 20 Uhr - lege ich mich dennoch ins Bett, wo ich gut anderthalb Stunden vor mich hin döse. Glücklicherweise bessern sich die Kopfschmerzen dann, und als um kurz nach 23 Uhr [trincerone] anruft, um sich die letzten Meter zum Haus meiner Eltern lotsen zu lassen, bin ich wieder topfit.
::: Chasseral wird etwa gegen 22 Uhr auch hier eintreffen, ich berichte ihm telefonisch über unser Quartier für die Nacht. Nach einem kurzen Rundgang durch den Ort mit Besichtigung der wenigen vorhandenen Aufstiegshilfen, es gibt eine Doppelsesselbahn und eine Handvoll Schlepplifte, beschließe ich, das prachtvolle Abendwetter zu nützen und fahre über die letzte Steilstufe nach hinten zum Lago Morasco, auch möchte ich klären, ob die Anfahrt bis zur Talstation der ENEL-Seilbahnen und das Parken der Fahrzeuge wie vorgesehen möglich ist.
Zwar sind zwei Fahrverbotstafeln zu passieren, aber augenscheinlich haben auch andere Wanderer die Schilder ignoriert und sind bis ganz nach hinten gefahren, ich mache mir daher keine Sorgen und genieße die Abendstimmung am Lago Morasco.
G05 - Lago Morasco, 18:42
G10 - Lago Morasco, 18:48
Neugierig blicke ich hinauf in Richtung Siedelgletscher, aber das Ziel unserer Tour, der Schilift, ist nicht zu erkennen.
G12 - Zoom Siedelgletscher, 18:49
Angus freut sich über den Auslauf, dann steigen wir wieder ins Auto und essen in einem Restaurant in Ponte zu Abend, genauer gesagt ich esse zu Abend und Angus wirft flehende Blicke hinauf zum Tisch, er erhält sein Hundefutter erst nachher im Hotelzimmer.
Pünktlich um 22 Uhr parkt Chasseral sein Auto vor dem Hotel und - beide ziemlich müde von der Anreise - verzichten wir auf einen Begrüßungstrunk und gehen bald schlafen.
::: Während der Fahrt schweift mein Blick immer wieder von der Strasse weg auf die umliegenden Berge. Die spannende Frage: Welcher Schnee erwartet einen in der Höhenlage zwischen 2700 und 3100 Meter? Sowohl die Berge in der Aletschgletscher-Region als auch im Simplon-Gebiet zeigten ein sehr uneinheitliches Bild. Beide Gebirgsgruppen haben Bergflanken mit Schnee satt bis unterhalb 2500 Meter, aber auch völlig apere Erhebungen bis über 3000 Meter.
Um 22.05 Uhr komme ich in Valdo an und kann die Landschaft noch schemenhaft erahnen. Ein Urteil über die Schneelage in den Höhenregionen lässt die Talperspektive jedoch nicht zu. Relativ schnell wird die Bettruhe in Angriff genommen.
::: Mittlerweile bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Eintreffen bei Steffens Familie an einem Samstag, solange es vor Mitternacht stattfindet, legitim ist, so dass ich – nach dem wir die ganze Strecke bis Stuttgart hervorragende Verkehrsverhältnisse hatten und bereits gegen 22.00 Uhr dort sind – mich bei dieser Gelegenheit zu einer kleinen Remineszens hinreißen lasse und einen zwanzig minütigen Abstecher mache, um meinen beiden Freunden, die ich schon seit der Schule kenne, mal die widerliche Hochhausburg von Studentenwohnheim zu zeigen, in der ich seinerzeit vor einer kleinen Ewigkeit zu wohnen pflegte und anschließend die obligatorische Tour durch den Heslacher Tunnel (der einzige mir bekannte Tunnel mit Ampelkreuzung in der Mitte!), die City und natürlich die Weinsteige, die einen herrlichen Blick auf das nächtlich illuminierte Stuttgart freigibt, einzuschlagen. Ein halbe Stunde später, gegen 23.00 Uhr erreichen wir dann schließlich das kleine Dorf in der Nähe von Reutlingen, wo uns ein hervorragender Kaffee und ein kaum zu übetreffender Kirschkuchen erwarten.
::: Sonntag, 24.6.2007 – Nacht und Dämmerung :::
::: Ob der bevorstehenden langen Nacht trinken wir vor der Weiterfahrt noch schnell eine Tasse Kaffee und die Jungs aus Hannover genießen den frischen Kirschkuchen, den meine Mutter am Nachmittag gebacken hat. Gegen Mitternacht geht es dann endlich los.
Über die nächtlich-leere A 81 erreichen wir bald Donaueschingen, von dort geht es weiter in Richtung Schaffhausen und Zürich, durch die Stadt in Richtung Luzern und weiter zum Gotthard.
::: In der Stille der tiefsten Nacht gleiten wir nach Süden. Lange hatte mich dieser Teil der Route am meisten beschäftigt, schienen mir die Alternativen doch alle wenig einladend. Von Reutlingen aus ist der kürzeste Weg die Strecke über die A 81: Singen – Schaffhausen – Zürich – Gotthard. Gleichzeitig ist dies wohl aber auch die schrecklichste aller möglichen Transitstrecken durch die Schweiz.
Schon die Landstraße um Schaffhausen ist ziemlich unangenehm, der ganze Raum Zürich dann ist bloß noch eine einzige zeitfressende Katastrophe – selbst nachts. Zweimal habe ich mir das in jungen, unerfahrenen Autofahrerjahren angetan, seitdem die Route stets gemieden. Allerdings erscheinen die beiden Alternativen – nämlich die S. Bernadino Strecle oder aber die Lötschberg-Simplon-Route – von hier aus gesehen derart umwegig, dass uns kaum eine Alternative bleibt. Da uns die Zürcher Strecke nach meiner Rechnung aber wenigstens zu einer akzeptablen Uhrzeit in Italien wird ankommen lassen und zudem am spritsparendsten ist, ist die Routenwahl nun entschieden.
In der Gegend von Donaueschingen auf einer Raststation legen wir eine kurze Pause ein, Volker übernimmt das Steuer. Ich ziehe mich auf die Rückbank zurück um etwas zu schlafen, die beengten Platzverhältnisse erlauben dies jedoch kaum. Zudem will ich auch im Raum Zürich bei der Auskuntschaftung der Strecke assistieren. Zürich gestaltet sich wieder einmal als schlimmster aller Teilabschnitte. Ewig dauert selbst nachts die Durchfahrung, vor allem jenseits fährt man kilometerlange Ausfallstraßen, bis man schließlich wieder eine Autobahn erreicht. Wie wird es hier erst tagsüber sein, wenn die Straßen zudem voll mit Kraftfahrzeugen sind?
In der Gegend um Luzern schließlich komme ich eine knappe Stunde mehr schlecht als recht zum Schlafen. Wenig später auf der Gotthardstrecke, erwache ich wieder, eine fahle Dämmerung hat eingesetzt, es ist kurz vor vier. Phil und Volker sind mittlerweile humoristisch zu Hochformen aufgelaufen, so dass ich nicht anders kann, als in ein Dauergrinsen zu verfallen, was meine Lebensgeister wieder erweckt.
::: Bei Gurtnellen machen wir eine kurze Rast in der aufkommenden Morgendämmerung, und ich stelle die Idee in den Raum, über den Pass zu fahren anstatt durch den Tunnel. So kommt es dann auch, doch statt des erhofften Sonnenaufgangs blicken wir leider nur in den bewölkten Himmel. Von der Südrampe öffnet sich dafür der Blick hinüber in Richtung Nufenenpass, wo noch einiges an Schnee zu erahnen ist. Hoffnung macht sich breit, doch noch gute Bedingungen an unserem Ziel vorzufinden.
::: Bei einer weiteren kurzen Rast kurz vor Göschenen schlägt Steffen vor, angesichts der Dämmerung statt der Tunnelstrecke über den Pass zu fahren. Ich zögere zunächst, die Route reizt mich zwar, allerdings hat uns Zürich deutlich mehr Zeit gekostet, als ich selbst in vorsichtigen Schätzungen erwartet hätte. Vom Südportal des Gotthardtunnels, von Airolo aus, rechne ich mit einer knappen Stunde Fahrt bis nach Locarno, sodann eine weitere durch die engen, aber schönen Centovalli, eine dritte schließlich das Tal hinauf. Würden wir durch den Tunnel fahren, kämen wir demnach gegen 7.30 Uhr an, was ich für eine ziemlich sinnvolle Zeit halte, weil ich damit rechne, dass ungefähr zu diesem Zeitpunkt auch Chasseral und Gerrit, die schon gestern abend eingetroffen sind, aufstehen werden. So könnte man nach einem gemeinsamen Frühstück gegen 8.30 Uhr mit dem Aufstieg beginnen.
Die Fahrt über den Pass würde uns – da dieser sehr gut ausgebaut ist – zwar nur etwa eine halbe Stunde mehr Zeit kosten, die Ankunft läge damit aber nach hinten hin schon im Grenzbereich, da ich vor Ort mit vier bis fünf Stunden Aufstieg rechne und eigentlich heute noch schifahren will. So wird der Plan zunächst verworfen, als es dann aber immer weiter dämmert, siegt schließlich die Neugier: wir haben ja immer noch keine Ahnung, wie es mit dem Schnee aussehen wird! Zwar gab es vor etwa drei Wochen ergiebige Schneefälle bis ins Tal hinab, danach war es dann aber wieder viele Tage lang einfach viel zu warm.
Die Webcambilder, die ich gebannt über die letzten Wochen verfolgt habe, verheißen wenig Gutes... und dass der Lift überhaupt läuft, ist erst seit zehn Tage wirklich sicher. Oder ist es das noch? Allein in der letzten Woche war die Null-Grad-Isotherme stets oberhalb der Viertausendmetergrenze, darunter hat es in Strömen geregnet! Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, inwiefern dort oben überhaupt noch Schnee liegen wird! Ein zweites Mal beschleicht mich die Angst, meine Gefährten in eine schneelose Einöde zu führen – das erste mal war dies bei unserem legendären Trip im Januar 2005 nach Alagna geschehen – und meine Neugier siegt nun. Auf dem Pass wäre man hoch genug, um sich einen Eindruck von der Schneesituation zu machen, von Südrampe würde es weite Blicke das Bedrettotal hinauf geben, wo man auf die Nordflanken der Dreitausender zu denen wir unterwegs wird blicken können. Daraus müssten sich brauchbare Erkenntnisse hinsichtlich der Schneelage vor Ort gewinnen lassen. Nicht, dass dies etwas ändern würde, es würde mir aber die Chance geben, einen Notfallplan zu entwickeln.
Das Ausfahrtschild Göschenen nähert sich. „Fahr hier raus.“, weise ich Volker an. „Was?“ Ok, das war jetzt etwas spontan. „Raus hier, rechts runter, wir fahren den Pass.“ Zum Glück ist Volker eine derjenigen Personen, die die Fähigkeit haben, in zeitkritischen Momenten erstmal zu handeln und dann zu diskutieren und nicht anders herum – eine Eigenschaft, die ich bei ihm, wie auch bei meinen beiden anderen heutigen Gefährten sehr schätze und in meinem täglichen Leben bei vielen Menschen doch leider sehr vermisse.
So kurven wir die einsame Göschenenschlucht hinauf. Irgendwie muss ich Volker etwas zu sehr eingetrichtert haben, immer Richtung Andermatt zu fahren, nachdem uns die zwei Straßen im unteren Teil der Göschenenschlucht zunächst etwas verwirrt haben. Noch kurz vor Realp weigert er sich partout mir zu glauben, dass wir ab sofort den Schildern „Gotthardpass“ folgen müssen. „Andermatt stand aber gerade in die andere Richtung!“ - „Jaaaaaa, da sind wir ja auch gerade dran vorbeigefahren!!!“. Steffens Bestätigung dieses Faktums genügt dann zum Glück.
Der Versuchung, Michi rauszuklingen und einen Kaffee abzugreifen, widerstehen wir schon aus Zeitgründen (und aus Höflichkeit – es ist kurz nach vier) schweren Herzens.
Die Gotthardpasshöhe gestaltet sich karg, kalt und neblig – vom gestrigen guten Wetter ist nicht viel geblieben. Die Eindrücke genügen uns jedoch vollauf: es wird Schnee liegen! Nicht in Massen, aber ich denke, es wird reichen. In den schattigen Nordflanken finden sich noch weit die Rinnen hinab dicke Schneebänder. So sollte es auch am
Siedel sein.
Auf der Südrampe des Passes sind wir dann sicher: geradezu erstaunlich weiß grüßen uns die Flanken der letzten südlichen Alpenbastionen am Nufenen – unsere Stimmung erreicht Hochformen!
::: Um 5.30 Uhr in der Früh werde ich durch eine feuchte Hundeschnauze geweckt. Gerrit hatte ohne Frühstück gebucht, weil wir zeitig zu unseren ungeduldig am Morasco-See warteten Kollegen hinzustoßen wollen. Auf die Gefahr hin, dass diese noch im Auto schlafen schicke ich eine SMS "wir kommen gleich". Die ernüchternde Antwort: "Bei uns dauert es noch - kommen erst gegen 8.00 Uhr an". Mit dieser Antwort hat keiner gerechnet. Also ist Zeit, den Hund auszuführen und im Hotel doch noch Kaffee/Tee zu sich zu nehmen und Gerrits Frühstück zu verzehren.
Beim Spaziergang: Das Durcheinander deutscher und italienischer Bezeichnungen gefällt mir besonders gut.
C26
::: Auch wenn wir den Wecker nicht gestellt haben, gegen 6 Uhr erwachen wir alle drei, der erste Blick aus dem Fenster zeigt aber leider eine dichte Wolkendecke. Chasseral schickt eine SMS an die anderen Expeditionsteilnehmer, doch im Gegensatz zu unseren Erwartungen schlafen die noch nicht im Auto bei der Talstation der ENEL-Bahn, sondern sind noch unterwegs und werden erst gegen 8 Uhr eintreffen. Später stellt sich dann heraus, daß daran neben reichlich Verkehr auf den Deutschen Autobahnen auch die Fahrt über den Gotthard-Pass anstelle durch den Tunnel mitschuldig war.
Nachdem wir aber schon aufgestanden sind, ergreifen wir die Gelegenheit zu einem neuerlichen (bzw. für Chasseral neuen) Spaziergang durch den Ort und zu den Liftanlagen. Dann gibt es Kaffee, Tee und das gestern im Supermarkt erworbene Frühstück (Brot, Käse, Speck) im Gastraum des Albergos, bis sich endlich gegen 8 Uhr trincerone, k2k, Philipp und Volker aus einem eigenartig orangeroten Audi A4 schälen, ich wundere mich, dass sie zu viert mit Gepäck und Schiern da drin überhaupt Platz gehabt haben.
::: Eine Stunde später dann gleiten wir durch ein geradezu märchenhaftes morgendliches Val Leventina in Richtung Bellizona, die gigantischen Wasserfälle im Morgenlicht geben der Szenerie etwas unwirkliches, mittelerdehaftes. Die entsprechende Wirkung bei Phil und Volker hinterlässt bei mir eine stille Freude: wie so oft steckt in dem, was ich an Reisen organisiere und den Orten, die dazu gehören, eine Menge meines eigenen Herzblutes und schwingt stets die Hoffnung mit, das meine Begleiter dieselbe Liebe zu diesen Tallandschaften, Gipfeln und Graten empfinden mögen, wie ich selbst. Wenn dies, wie eben, tatsächlich geschieht, gibt es wenig, was mich glücklicher macht.
Bei Bellizona übernehme ich erneut das Steuer, es ist nun sechs Uhr. Wir werden also aller Voraussicht nach gegen acht in Ponte eintreffen, wo Gerrit und Chasseral übernachtet haben, was gerade noch in dem von mir als optimal erachteten Zeitkorridor zwischen 6.30 und 8.00 Uhr liegt. Ich bin dennoch etwas unruhig, soeben haben wir eine SMS von Chasseral erhalten, das beide schon ohne Frühstück aufgestanden sind und auf uns warten. Ich war immer davon ausgegangen, dass – egal wann wir eintreffen würden – wir uns frühestens zwischen sieben und acht treffen würden. Anscheinend haben die beiden meine eingangs bemerkte Sorge, die ich schon vorher im Forum geäußert hatte, um vier Uhr morgens einzutreffen, zum Anlass genommen, selbst auch sehr früh aufzustehen. Per SMS geben wir Entwarnung, Treffen gegen acht Uhr ist der neue Plan. Ein wenig leid tut es mir trotzdem, das war dann wohl ein Missverständnis.
::: Schließlich erreichen wir den Lago Maggiore, aber das folgende Centovalli nehme ich bereits nur noch im Halbschlaf wahr, genauso wie einen Grossteil des unteren Teiles des Tals. Als wir gegen acht Uhr den Treffpunkt am Gasthof in Ponte erreichen, bin ich mir noch nicht so ganz im Klaren darüber, wie ich den Aufstieg zur Hütte hinter mich bringen soll. Aber der folgende Espresso weckt dann doch so langsam die Lebensgeister in mir.
::: Eine kleine Ewigkeit kurven wir die enge alte, und teils gefährliche Straße die Centovalli hinauf, passieren das Schigebiet vom Val Vigezzo – ein Zeichen von Steffens sehr starker Müdigkeit ist, dass er bei der entsprechenden Bemerkung nur zu einem kurzen Blick hinauf in der Lage ist – und erreichen schließlich das Tal von Domodossola. Eine letzte Stunde Fahrt über die alten Straßen des Tales zum Giacomopass folgt, auch ich bin mittlerweile nach so vielen Nächten mit derart wenig Schlaf an der Grenze dessen angekommen, was ich noch leisten kann, so dass ich zumindest eine Kurve grenzwertig nehme und mit einer schnellen Bewegung korrigiere. Der Moment genügt allerdings, um mich für den Rest der Strecke wach zu halten. Acht Jahre ist es her, dass ich einst aus einem dampfigen, nebligen, verregneten Val d'Ossola heraus den blutrot gefärbten Wolkentürmen am Ende dieses Tales entgegen fuhr und eines der schönsten Alpentäler und eine kleine alte Karte mit einem einsamen Schlepplift auf einem mit Seilbahnen nicht zu erreichenden Gletscher entdeckte. Heute bin ich zurückgekehrt, fast eine Dekade später. Das Abenteuer kann beginnen!
::: Sonntag, 24.6.2007 – Aufstieg :::
::: Nachdem die durchfahrene Nacht an ihnen zehrt, dürfen die Neuankömmlinge noch Energie in Form von Kaffee tanken, dann fahren wir alle hinauf zum Stausee und zur Seilbahnstation. Schließlich ist es doch schon 20 nach 9, bis alle die Schi am Rucksack verzurrt haben und sich in Bewegung setzen. Schifahren für diesen Vormittag scheint eher nicht mehr möglich zu sein.
::: Um Punkt 8.00 düst der eindeutig koralle-metallic-farbene Audi mit verdächtigem Kennzeichen die Talstraße hinauf und wird von mir abgefangen. Wieder einmal betätigte ich mich als Parkplatzeinweiser
und nochmal betreten wir das Hotel und Kaffee zu trinken - diesmal mit der kompletten Mannschaft.
Um 8.30 Uhr brechen wir dann endgültig zum ENEL-Parkplatz hinter dem landschaftlich einmaligen Morasco-Stausee auf - wo das Abenteuer beginnt.
::: Für die Fahrt zum Lago Morasco steige ich bei Chasseral ein, da die Platzverhältnisse zu viert im anderen Auto mit all dem Gepäck doch etwas beengt sind. Noch etwas verplant von der langen Nacht ohne Schlaf versuche ich mich halbwegs normal zu unterhalten, aber so richtig wach werde ich erst am Parkplatz hinter dem Stausee.
::: Gerrit und Chasseral erwarten uns, letzteren lerne ich jetzt erst kennen. Schnell ist klar, dass es zumindest personell ein sehr lustiges Wochenende werden dürfte. Einen kurzen Espresso gönnen wir uns noch, dann fahren wir gemeinsam in den Talschluss hinauf. Nach wenigen Metern muss ich aber kurz halten, ich habe das alte Albergo wieder entdeckt, indem ich damals als Abiturient übernachtet hatte und wo seinerzeit die alte Karte hing, die einst der erste Schlüssel zu dem über viele Jahre währenden Mysterium darstellte, das uns heute hier her gebracht hat. Einen zweiten Blick auf die Karte möchte ich schon werfen, schon deshalb, weil sich dieser Kreis nach all den Jahren heute schließen wird, aber auch, weil ich damals mindestens einen weiteren Lift auf einem anderen Gletscher gesehen habe, von dem ich mittlerweile vermute, dass es wohl derjenige auf dem Griesgletscher gewesen sein könnte. Doch leider ist meine Hoffnung vergebens: im Vorraum der Gaststube hängt heute ein aussageloses aktuelles Exemplar dieser Wanderkarte.
Die Fahrt hinauf nach Riale lässt meine Stimmung deutlich sinken – seit meinem letzten Besuch hat sich das Tal doch deutlich verändert. Die Straße ist extrem ausgebaut und mit Gallerien versehen worden, viel schlimmer sind aber oben die ganzen Brücken und Dämme, die man in den einst einsamen Talschluss gesetzt hat, die Schneisen die man geschlagen hat und die Parkplätze, die dort heute zu finden sind: irgendjemand hat wohl ein Langlaufzentrum hier oben in den einst so herrlich unwirklich verlassen erscheinenden Talschluss geplant. „Möge das alles in Insolvenz fallen und verrotten“, denke ich grimmig, als wir einen neuen Campingplatz passieren.
Das Faszinierende an diesem Talschluss war immer, dass er keinerlei Spuren moderner Zivilisation enthielt. Die Straße war damals noch eine Staubstraße, außer den riesigen alten Kraftwerksanlagen - die über die Jahrzehnte aber mit ihrem Wasser und massiven Stein selbst Teil der Landschaft des Tales geworden waren - und dem kleinen Weiler Riale, hatte es früher hier oben nichts gegeben. Gerade die stillen, gigantischen, vergessen wirkenden Stauseen aber ließen dieses schöne ruhige Hochtal immer irgendwie uralt und zeitlos wirken, so wie einst die alten Stationen auf der Bocchetta in Alagna. Die Mühe, die es machte, die alte enge Staubstraße hier herauf zu fahren, gab dem Ort etwas Abgeschiedenes, an dem sich die Wogen der modernen Zeiten spurenlos brachen. Dieser neue Trubel, den wir heute vorfinden, die Bauten, die Menschen, die Camper – ich mag mich nicht daran gewöhnen. Umso ironischer scheint es, dass - wie sich vorhin bei der Anfahrt zeigte - ausgerechnet die einige Kilometer vor Ponte gelegene Serpentinenstrecke noch heute darliegt wie vor zehn Jahren - der damals schon im Bau befindliche Umfahrungstunnel ist bis heute ein unvollendetes Loch...
Am Parkplatz rüsten wir uns alle für den Aufstieg. Ich bemerke an dieser Stelle einen kleinen Denkfehler: die Schi lassen sich doch deutlich schwerer hinter das Gestell stecken, wenn der Rucksack vollgepackt ist! Mit ein bisschen Geschick ist, aber auch dies bewerkstelligt. Da Phil als Veranstaltungstechniker absoluter Meister im Gaffern ist, maße ich mir nicht an, es besser zu können, sondern vertraue seinem Geschick beim Sichern der Schi. Was mir im Nachhinein nicht mehr einleuchten will, ist, wie ich mich von Gerrit dazu überreden lassen konnte, die Schi umzudrehen, so dass Bindung zum Rücken zeigt. Das hatte ich nämlich aus gutem Grund andersherum geplant und die Befolgung dieses Rates, sollte mir dann doch auch im Laufe des Aufstieges ein wenig leid tun!
T01 - Posieren: Steffen und Phil.
T02
T03 - Gaffermaster: Phil hat vermutlich schon ganze Bühnen aus Gaffer gebaut!
::: Der Aufstieg ist zwar anstrengend, aber die kühle, klare Bergluft hat nun wirklich auch die allerletzte Müdigkeit aus meinen Knochen vertrieben. Schritt für Schritt geht es bergauf, die tief hängenden Wolken haben den Vorteil dass man nicht genau abschätzen kann, wie weit es noch ist, weil man keine so rechte Vorstellung von den Dimensionen entwickeln kann. Am Ende werden wir doch immerhin eine reine Gehzeit von etwa vier Stunden benötigen.
::: Zunächst läuft es sich ziemlich gut. Vor allem habe ich den Schwerpunkt ziemlich dicht am Rücken, so dass mich der Rucksack beim Gehen kaum stört, allerdings merke ich schon – wie vermutlich alle anderen auch – dass meine Beinmuskeln zwanzig zusätzliche Kilogramm nicht wirklich gewohnt sind. Insbesondere die größeren Stufen, die man auf den schmalen Pfaden ständig überwinden muss, belasten die Beinmuskeln übermäßig relativ zu dem, was man bei gleicher Steigung auf einem breiten, ebenen Weg leisten müsste. Daher dränge ich darauf, während ich mit Chasseral voran steige, möglichst schnell zurück auf die breite Fahrstraße zu gelangen, die uns bequem die ersten 350m Höhenmeter nach Bettelmatt bringen soll.
Leider Gottes rechne ich nicht mit der Sturheit meiner Mitstreiter, die Gerrit folgend einfach hinter uns abgebogen sind, und sich wacker weiter durch das Gestrüpp über den Kuhpfad kämpfen. Ich überlege kurz, ob ich mir diese Tortur wirklich gönnen will oder lieber Chasseral überreden soll, mit mir die Normalroute zu gehen, die gerade mit dem schweren Rucksack deutlich angenehmer und weniger belastend für Muskeln und Gelenke wäre. Da ich aber im Zweifel dazu neige, lieber die Gruppe nicht zu trennen, und sei es auch nur für ein paar hundert Höhenmeter, steige ich also mit Chasseral zähneknirschend wieder ab und folge den anderen auf ihrer Bush-Tour.
In dem Gestrüpp erweist sich dann schließlich das Quertragen der Schi doch als Nachteil: man bleibt natürlich ständig hängen. Erneute schaue etwas zähneknirschend in Richtung der gut ausgebauten Straße am Hang gegenüber, entscheide mich dann aber, mich lieber nicht zu ärgern, weil das ja sonst ein schlechter Einstand wäre.
G05 - v.l.n.r. Philipp, Volker, trincerone, Chasseral, k2k, 9:22
G07 - Talstation der ENEL-Bahn, 9:25
T04 - Fast norwegische Landschaft: das erste Teilstück vom Morascostausee zur Bettelmatt.
G12 - Auch wenn der Rucksack nicht leicht ist, geht es doch stetig voran und wir gewinnen an Höhe. Lago Morasco, 9:51
T05
G14 - Die Mannschaft. Wer tanzt da wohl aus der Reihe?
T06 - Die ersten 350m sind überwunden: wir erreichen die Ebene von Battlemud.
G17 - Nach etwa 45 Minuten erreichen wir den Talboden von Bettelmatt. 10:05
K01 - Über die Hochfläche der Alpe Bättelmatt geht es mit schwerem Gepäck in Richtung Berg
G23 - In einiger Entfernung marschiert ein Wanderer mit verdächtiger Ausrüstung zu Tal. 10:20
Auf der Bettelmatt gönnen wir uns eine kurze Rast. Das Wetter wird zusehends unwirtlicher, beim weiteren Aufstieg geraten wir bald in den Nebel. Der Aufstieg wird dadurch eher unangenehmer, da man die meines Erachtens sehr motivierenden Fortschritte beim Gewinn an Höhen nun nicht mehr sehen kann und nur das Zucken der Nadel des Höhenmessers gelegentlich Anlass zur Freude bereitet.
::: Trincerones alter Gestellrucksack ist mit dem Schitransport offenbar etwas überfordert und "streckt die Patschn", wie man in Österreich sagen würde. Fachkundig sieht trinceronen zu, wie seine Mitfahrer das Ding reparieren....
Schließlich wird der Oldtimer doch repariert und wir marschieren weiter hinauf und erreichen bald die tiefliegende Wolkendecke. Etwa 2 Stunden nach dem Aufbruch von der Seilbahnstation erreichen wir endlich den Piano dei Camosci, nur kurz reißt der Nebel auf und wir erkennen die Mittelstation der Kraftwerksbahn und das Rifugio Citta da Busto.
G26 - 10:42
::: Irgendwann reißt dann zu allem Überfluss auch noch der Splint meines einen Trageriemens am Rucksack, an dem die letzten dreißig Jahre wohl nicht spurlos vorbei gegangen sind. Ich plane zunächst, mal wieder das gute alte Gafferband zu Hilfe zu holen, doch Chasseral hat eine bessere Idee: er hat ein Stück Seil im Rucksack! Da ich mit Knoten keinerlei Erfahrung habe, überlasse ich ihm die ehrenvolle Aufgabe, den Riemen wieder zu befestigen, so dass der Aufstieg bald weiter gehen kann.
Mittlerweile beginne ich, jeden Meter ernsthaft anstrengend zu finden. Die ersten fünfhundert Höhenmeter sind an meinen Beinmuskeln nicht spurlos vorüber gegangen, vor allem aber machen die ungezählten Nächte ohne Schlaf, vor allem die letzte, meinem Kreislauf ein wenig zu schaffen. Da ich keine Lust habe, mich bereits am ersten Tag zu dicht an die Grenze der völligen Erschöpfung zu begeben, da das erfahrungsgemäß nur zu Erkältungen und ähnlichem führt, gehe ich die Sache etwas geruhsamer an und überlasse es den anderen vorweg zu stürmen.
Kurz vor dem Rifugio Città di Busto treffen wir uns dann alle wieder. Einige letzte Höhenmeter, dann stehen wir im Nebel auf dem verlassenen Grat vor dem recht einladend ausschauenden Rifugio – die erste große Etappe von sechshundert Höhenmetern ist geschafft. Es ist gegen Mittag, ich habe Appetit auf ein stärkendes Mahl, aber auch die anderen muss ich nicht großartig überreden, eine Pause einzulegen.
G27 - Mittelstation der ENEL-Bahn - 11:29
G28 - Rifugio Citta da Busto - 11:29
T07
::: Es ist ungemütlich und eher kühl, zum Schifahren ist es heute ohnehin schon zu spät, also machen wir eine frühe Mittagspause in der Hütte und stärken uns mit einer köstlichen Minestrone. Dann geht es weiter auf der Hochfläche.
::: Eine dreiviertel Stunde später, machen wir uns, gestärkt durch eine Minestrone, auf den Weg zur letzten Etappe. Über die weite Hochfläche nähern wir uns der großen Südflanke, auf deren hoher Zinne das 3A thront. Als der Nebel kurz aufreißt, wird der Blick auf den Siedelgletscher mit seinem Lift frei, und ja: es liegt Schnee! Sogar beeindruckend viel relativ zu dem, was sich hier in der Umgebung an weißer Pracht halten konnte: der Standort des Liftes könnte kaum besser sein, ein wahres Schneeloch! Frohen Mutes queren wir die Hochfläche, auf der es sich beinahe ohne Anstrengung angenehm laufen lässt.
G32 - 12:47
G33 - Doppeldecker unterwegs! 12:47
T10 - Chasseral und Phil:
T11- k2k und Volker:
K02 - Am Altopiano dei Camosci. Das Ziel rückt in greifbare Nähe, verhüllt sich jedoch in Wolken.
G35 - Die Fußballsaison ist noch nicht eröffnet. 12:55
G38 - Weiter geht es durch den Nebel.12:55
G40 - 12:57
T13
::: Der planierte Weg hinauf zum Gletscherrest ist schon zu sehen. Nun ist auch der Zeitpunkt gekommen, telefonisch Kontakt mit der Hütte aufzunehmen, schließlich wollen wir von der Schneegrenze mit der Pistenraupe abgeholt werden. Trincerone hat jedoch zunächst Schwierigkeiten, das seinem Gesprächspartner klar zu machen, nämlich, dass wir bereits an der Schneegrenze sind und nicht erst ein Zimmer für die nächste Woche buchen wollen.
::: Am Fuße der Flanke greife ich zum Telefon, um mit dem Rifugio 3A ein Abholen am Gletscherrand zu organisieren. Unglücklicherweise ist auch dort gerade Mittagessen angesagt und daher Hochbetrieb mit entsprechender Hektik und Hintergrundgeräuschkulisse. Verhältnismäßig schnell habe ich dann aber jemanden an der Leitung, der versteht was ich möchte. Ich gebe unseren Standort durch und verabrede ein Treffen an der Schneegrenze.
Der letzte Abschnitt ist noch einmal eine große Herausforderung. Zunächst müssen wir ein recht steiles Schneefeld aufsteigen, dann folgt ein rudimentärer Raupenweg durch das mittlerweile völlig vegetationsfreie Geröll. Als ich am Ende eine Pistenraupe erblicke, setze ich freudig zu einem Endspurt an. Doch weit gefehlt! Diese Exemplar schläft friedlich vor sich hin, unsere Mitfahrgelegenheit dürfte wohl um einiges weiter oben warten.
::: Ich habe beim Aufstieg vom Rifugio Citta di Busto in Richtung Lift eine etwas andere Perspektive. Nichts kann mich mehr halten und ich verschärfe das Tempo.
Phillip folgt knapp hinter mir und der Rest ist noch weit unten auf der Ebene, als ich das erste steile Schneefeld bereits fast geschafft habe. Ich gehe davon aus, dass der Rest unter anderem mit der telefonischen Kontaktaufnahme kämpft.
C80 - Tief unten folgen die vier Nachzügler
Und das ganze aus Sicht der Nachzügler...
G44 - 13:18
T15
T16
K03 - Das erste Schneefeld. Steil und anstrengend, mit rund 20 kg Gepäck auf dem Rücken.
K04 - Dann taucht dieses Relikt aus dem Nebel auf, das wir bereits von der Hochfläche aus erahnen konnten.
T14
G48 - Noch unterhalb des Gletschers steht eine offenbar derzeit nicht verwendete Pistenraupe. 13:32
G49 - Der lange Aufstieg mit dem schweren Gepäck zehrt an unseren Kräften. 13:34
G50 - Doch das Ziel liegt nun schon sehr nahe. 13:33
::: Doch rasch senkt sich wieder der Nebel und von der Talstation ist bald nichts mehr zu sehen. Wir marschieren weiter bergauf und hören schließlich das Geräusch einer Pistenraupe und Stimmen. Neben der Talstation steht nun wirklich eine Pistenraupe, die zwar augenscheinlich nicht direkt für den Personentransport adaptiert ist, uns aber trotzdem die letzten Höhenmeter ersparen wird. Der bärtige Fahrer spricht auch einige Worte Deutsch, später wird sich herausstellen, dass er auch der Pistenchef von 3A ist. Rasch wird das Gepäck verladen, es tut gut, den Rucksack wieder von den schmerzenden Schultern absetzen zu können, und 4 von uns nehmen im Gepäckkorb Platz.
::: Das letzte Stück der Wanderung erfolgt dann im dichten Nebel, völlig ahnungslos, ob es noch fünfzig, fünfhundert oder tausend Meter sein werden, stapfen wir langsam durch den Schnee. Als ich beginne, es unerträglich zu finden, dringt schließlich ein vertrautes Geräusch an mein Ohr... brom, brom, brom, brom... Die Raupe ist da! Wenig später erscheint im Nebel schemenhaft die Talstation des Liftes, Gerrit ist bereits dabei mit dem Raupenfahrer Kontakt aufzunehmen.
K05 - Im Gänsemarsch geht es über den unteren Teil des Siedelgletschers, der hier nur noch ein Firnfeld ist. Die Orientierung erfolgt akustisch, anhand des Geräuschs einer Pistenraupe.
T16
Wenig später sitzen dann Chasseral, k2k, Phil und ich hinten auf der Raupe, Volker und Gerrit nehmen im Führerhaus Platz. Was nun kommt, ist der Spaß unseres Lebens. Ruppig, aber für meinen Geschmack recht zügig dröhnt die Raupe den Berg hinauf. Steiler und steiler wird das Gelände, der Lärm des Motors ist ohrenbetäubend, was für ein Abenteuer! Man kaum sich kaum festhalten, es gibt in diesem Sinne keine Ladefläche, ich zum Beispiel muss halb stehend auf einer Abdeckung mich abstützen, weil unter mir der riesige Ventilator für die Luftzufuhr ist, mit dem ich lieber keine Bekanntschaft schließen möchte und rechts von mir der Auspuff auf Kopfhöhe, dem ich dann lieber auch nicht zu Nahe kommen möchte.
Die ruckartigen Bewegungen der Raupe machen das Ganze zu einer durchaus abenteuerlichen Erfahrung: weder habe ich Lust auf die Kette zu fallen, noch möchte ich in der Fräse enden! Ich frage mich einen Moment, was die Pro-Skihelm-auf-blauen-Pisten-Fraktion wohl zu einer solchen Aktion sagen würde und erfreue mich schweigend an der Vorstellung, gerade vermutlich zwanzig Sicherheitsvorschriften zu brechen! Warum mich gerade das so freut, weiß ich nicht einmal genau, vielleicht ist es einfach die Tatsache, aus der übersicherten Welt, in der ich in meiner Großstadt leben muss, auszubrechen, und sowas wie das hier zu machen – einfach nur, weil ich das kann!
T18
G53 - 13:58
C82 - Auf der Ladefläche der Pistenwalze: Skepsis beschleicht die Mannschaft ...
C83 - .. , welche sich aber sofort wieder verflüchtigt.
T17
T19
G56 - Volker (auf dem Bild hinter dem Pistenchef), Angus und ich dürfen uns in die Kabine setzen. 14:00
G57 - Die Stimmung im Gepäckkorb ist durchaus gut. 14:00
T20 - Andersherum kann man's nicht so berurteilen...
G58 - Angus mustert fachhündisch die Funktion der Antriebsketten, nach seinen Fahrten mit Pendelbahnen, Korb- und Sesselliften ist die Benützung einer Pistenraupe nur ein logischer Schritt in seiner Karriere als Alpinhund. 14:00
T21
G59 - Neben der Lifttrasse geht es langsam bergwärts, die Sicht ist schlecht, wir sehen nichts von den umliegenden Gipfeln. 14:01
C84 - Wir passieren die im Nebel fast gespenstig wirkenden Riesenstützen
C85 - Yeahhh! Einfach nur krass die Location hier!
T24
T22
T23
G64 - Knapp vor dem Schiweg zur Hütte macht die Kombination aus zunehmender Hangneigung und nassem Weichschnee dem Fortkommen ein Ende, die Pistenraupe bleibt stecken und es heißt wieder Aussteigen und das Gepäck Schultern. 14:10
K06 - Diese Pistenraupe bringt uns von der Talstation des Lifts bis kurz unterhalb des Querwegs zum Rifugio. Hier ist dann Schluss, das letzte Steilstück des Hangs ist auch mit Anlauf nicht zu überwinden.
::: Nur mehr wenige Schritte sind es über einen Trampelpfad, anfangs im feuchten Schnee, dann über loses Geröll, bis wir endlich am Ziel sind und aus der nasskalten Luft in die offenbar behaglich geheizte Hütte eintreten.
Das Rifugio besteht aus einem Haupthaus mit Vorraum, Gaststube, Küche, einigen Schlafräumen und einem Waschraum, etwas oberhalb befindet sich noch ein Nebengebäude, das im Untergeschoß einen Schi- und Schuhraum und oben weitere Schlafräume beherbergt.
Wir bekommen ein Sechsbettzimmer im Haupthaus zugeteilt, offenbar sind heute einige Leute abgereist, die durchwegs weiblichen Mitglieder einer Jugendgruppe verteilen sich auf die anderen Zimmer des Hauptgebäudes, das Nebengebäude steht heute leer.
Schibetrieb wird es heute sicher nicht mehr geben, wie wir erfahren, also spricht nichts gegen eine Fortsetzung des schon weiter unten mit der Minestrone begonnenen Mittagessens und so erfahren die anderen zum ersten Mal die Gastlichkeit im Rifugio 3A in Form eines köstlichen und reichlichen Mittagessens.
Nur Angus darf - wie schon vor zwei Jahren - die Hütte nicht betreten, und auch was seinen Schlafplatz betrifft - ihm wurde der Schistall zugedacht - war er zweifellos nicht einverstanden. Aber darüber wollte ich mich später kümmern.
::: Ziemlich glückseelig, und in dem Gefühl, dass die erste Etappe des Retro-Style-Abenteuers gerade so sixties-mäßig war, wie es nur sein konnte, klettere ich oben über die Ketten von der Raupe und entlade das Gefährt mit den anderen. Vor allem das letzte Steilstück war noch einmal richtig spaßig, als die Raupe wiederholt rückwärts den Hang herunter gerutscht ist, weil die Steigung für sie nicht mehr zu schaffen war. Während die anderen sich über den schmalen Pfad zu Hütte aufmachen, genieße ich ein wenig die Stille dort oben, trinke einen Schluck Rum und rauche eine Zigarette. Einige Minuten später treffe auch endlich dort ein, wovon ich seit so vielen Jahren in meinen Gedanken träumte: das Rifugio 3A.