Oft hat man sich diesen Winter gefragt, weshalb die Georgiabafahrt am Piz Corvatsch, trotz fantastischen Schneebedingungen nicht geöffnet wird. Bis letzten Winter war diese Abfahrt in den Pistenplanen als offizielle, rote Abfahrt angegeben, aber schon einige Jahre nicht mehr geöffnet. Seit diesem Winter wurde die Piste zu Skiroute „abgestuft“. Aber eigentlich komisch, meterweise Schnee, praktisch alle Abfahrten und Routen im Tal sind geöffnet, doch Georgi bleibt zu. Der Frage nach dem „Weshalb“ wollten „3303“ und ich heute nachgehen. Was sich vor unseren Augen abgespielt hat, war der Beweis, dass der Mensch gegen die Natur keine Chance hat. Die ehemalige Traverse, wo bis vor einigen Jahren mit 1,5 Pistenraupen-Breiten problemlos präpariert werden konnte, existiert nicht mehr. Der Gletscher ist weg und hat dem kantigen Fels Platz gemacht. Der alte „Zaun“ (alte Absturzsicherung) hängt komplett demoliert unter dem, was von der Traverse übrig geblieben ist. Nämlich ein ca. 40-80 cm breiter „Pistenpfad“ mit darunter extrem steil abfallendem, steinigen Gelände und darüber vertikalen Mauern… Nach der Überwindung dieser „Risikostrecke“ erreicht man die ehemalige Georgiabfahrt. Heute nicht mehr präparierbar, und verständlicherweise nicht mal mehr als Route zu öffnende Abfahrt. Der alte Reiz, den ihn einige vielleicht aus den alten Corvatsch-Werbepostern noch kennen, bleibt aber. Ideales Gefälle, luftiger Pulverschnee und ein atemberaubendes Panorama auf die Berninagruppe stehts vor Augen, das ist die Georgiabfahrt. Irgendwie sehr nahe am eigentlichen „Geschehen“ des Skigebietes, aber doch extrem abgelegen, dass man nur unsere Stimme und deren Widerhall hörte…
Wetter: sonnig, keine Wolke am Himmel Temperatur: auf 2500 m -10C° im Tal ca -5C° Schneehöhe: Berg: 150-300cm, Tal: 80-100cm Offene Anlagen: Alle Anlagen in Betrieb
wie immer sehr ästhetische Bilder! Und offenbar auch wie immer strahlender Sonnenschein! Was die Querpassage zum Georgi-Gletscher betrifft: Nicht, dass ich ein solches Vorgehen schätzen würde, aber ich kenne einige Betreiber, für die eine Präparation einer Querabfahrt kein besonderes Problem darstellen würde (Zitat Walter Pause: "Catapillar & Dynamit" ). Ich denke da z.B. an den Notweg im Pitztal.
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Nun hätte ich noch ein paar Dateien zur Ergänzung hinzuzufügen.
^^Blick von der Corvatsch Bergstation nach Westen - Fernsicht bis zum Monte Rosa
^^Im Tal - Sils, davor das Furtschellas-Gebiet Unten Variantengelände, das allerdings nur per Aufstieg oder über kritische Zugänge zu erreichen ist
^^Die Bernina - davor der Corvatschgletscher
Anfang der Georgi-Route - In den letzten Jahren sind meterhohe Felsen herausgeapert
^^Einfahrt in die Traverse - links der weggebrochene Zaun
^^leicht ausgesetzt
^^Grandiose Hänge warten
^^Piz Roseg (klein davor "piznair" ;-)
An dieser Stelle hat man phantastische Ausblicke auf die Sella- und Berninagruppe
^^Blick zurück zur Einfahrt in die Georgiabfahrt
^^Hier sind Varianten zurück zur Standardabfahrt, direkt zur Fuorcla Surlej und in's Rosegtal möglich
Wir fahren zunächst Richtung Standardabfahrt, kurz davor biegen wir jedoch noch zur Fuorcla Surlej ab. Variantenfahren am Corvatsch ist immer ein hochalpines Erlebnis. Man sollte jedoch nicht unterschätzen, dass man eine gewisse Ortskenntnis mitbringen oder sich zuvor gut informieren sollte. Das sehr felsige und teils vergletscherte Gelände erlauben nicht eine solch unkomplizierte und freie Routenwahl wie z.B. auf der Corviglia. Viele Abfahrten sind auch nicht einsehbar; das macht sie zwar herrlich abgelegen, aber natürlich auch tendenziell schwerer zu finden. Aufgrund des geänderten Gletscherstandes bin ich mir auf einmal nicht mehr 100%ig sicher, wo genau die direkte Variante zur Fuorcla Surlej (die bis vor wenigen Jahren noch eine normale Piste war) liegt.
Später fahren wir noch zum einzigen fast ganztägigen Sonnenhang, den der Corvatsch zur Wintersonnenwende zu bieten hat - dem Giand'Alva. Dorthin gelangt man am interessantesten über die schwarze Piste Lejins-Run, die entlang des Murtél Skiliftes führt und seit 1963 unverändert geblieben ist :)
^^Der SL Murtél wurde ca. irgendwann in den 80ern ersetzt und ist glaub' ich von Garaventa? Dahinter das Skigebiet Corviglia.
^^An der Bergstation der DSB Giand'Alva bietet sich immer ein phantastisches Panorama
^^Piz Ot (der Berg - oben) "piznair" (die Person - unten)
Hier trennen sich unsere Wege. "piznair" fährt die klassische Hahnenseeabfahrt nach St Moritz während ich auf der ehemaligen Skilifttrasse des Giand'Alva in der Abendsonne nach Margun Vegl abfahre.
Irgendwie vergesse ich die Zeit und beschließe bei der sich steigernden, grandiosen Abendstimmung noch eine letzte Fahrt mit dem Giand'Alva zu machen.
Die Stimmung hier oben ist wieder mal phänomenal, als sich die allerletzten Skifahrer auf den Weg machen.
Meine Abfahrt fährt niemand mehr. Dieses Mal nehme ich die jetzt so einsame Piste "Giand'Alva Run".
Als ich wieder unten ankomme ist mein Rückbringer, der SL Murtél bereits geschlossen. Aber der Liftwärter winkt mich noch durch. Ansonsten hätte ich durch steiles, felsiges Gelände ins Tal fahren müssen, denn von hier führt keine Piste mehr herunter.
Auf der offiziellen, mittlerweile so gut wie menschenleeren Talabfahrt erwische ich noch kurz die untergehende Sonne, bevor auch diese letzte Abfahrt dieses Urlaubes zuende geht.
Träum! Wirklich sehr stimmungsvoll! Was das Video von der Georgi-Einfahrt betrifft: grad wo´s spannend wird, hört es auf... Ich fürchte, an der Passage hätte ich sicher wieder einen akuten Anfall meiner "Lithophobie"!
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danke, sehr interessant. schöne bilder einer region mit auch nicht gerade viel schnee oder?
_________________ im "winter" auf atomic beta race & movement random im "sommer" nur auf movement random & hagan chimera 3.1 & scott scale 29 sram xx1 http://de.wikipedia.org/wiki/Firngleiter
Von unten schaut die Traverse auf den Bildern eigentlich recht zahm aus, aber das Video .. autsch, das ist ja obergrausig..
Das ist IMMER so! Von oben sch...t man sich fast an und von unten denkt man dann, schaut eigentlich ganz harmlos aus. (Zumindestens meinereiner). Wobei dort ja vielleicht eine Leiter Sinn machen würde.....
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jetzt begreife ich erst, wo 3303 seinen namen her hat: ... wir sind mit der neuen Luftseilbahn auf dem 3303 m.ü.M hohen Corvatsch gefahren.
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Also, die Traverse ist für jeden, der auch im steilen Gelände abseits der Pisten kontrolliert skifahren kann, ohne Probleme machbar, sage ich mal. Ich bin ein vorsichtiger Fahrer und hätte es sonst eventuell nicht gemacht, habs allerdings nicht geschafft, ohne Steinkontakt durchzukommen. Ich denke, dass Viele hier im Forum schon deutlich kritischere Passagen gefahren sind.
Bei der Stelle mit den Stufen hab ich das Filmen zu Gunsten von besserem Gleichgewicht ohne Cam in der Hand lieber gelassen ;-)
@Schnee: Schätze, dass so 2-3m dort liegen derzeit. Das ist alles Geröll und grobes Blockgelände dort oben, daher täuscht das etwas. Da geht unter 1-2m Schnee nicht viel abseits der Gletscher und der durchmodellierten Standardpiste. In der normalen Piste zur Fuorcla Surlej z.B. hat's stellenweise meterhohe Felsvorsprünge, die erst einigermaßen zuschneien und/oder zuwehen müssen, bevor die Piste präpariert werden kann.
Bei der Stelle mit den Stufen hab ich das Filmen zu Gunsten von besserem Gleichgewicht ohne Cam in der Hand lieber gelassen
Hab ich mir eh gedacht.... Aber ich hasse es irgendwie, wenn ich quasi mit voller Absicht über Steine drüberfahren musss. Ist halt manchmal nicht zu vermeiden.....
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@traverse Georgi: Solche Passagen sind üble Hexen, auch wenn sie von unten harmlos aussehen. Das Problem ist, dass man sich keinen Fehler erlauben darf, denn ein Sturz dort hätte üble Folgen, auch wenn´s "nur" 50 Meter Felsen darunter hat. Zusatz-Problem ist, dass man skifahrtechnisch wenig Kontrolle über die Ski hat, denn freies Fahren ist nicht möglich.
@3303: Respekt hierfür!
_________________ "Wir dürfen den Sand nicht in den Kopf stecken!" (Lothar Matthäus)
3303 schrieb: Bei der Stelle mit den Stufen hab ich das Filmen zu Gunsten von besserem Gleichgewicht ohne Cam in der Hand lieber gelassen
hut ab. es ist (meiner erfahrung nach) zumindest ähnlich tollkühn an solchigen stellen stehen zu bleiben, die cam abzusetzen und zu verstauen und dann weiter zu fahren. ich erledige das ganze oft lieber in einem "rutsch".
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