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BeitragVerfasst: Fr, 08.02.2013, 0:08 
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„Last chance tourism” – Piz Val Gronda und Heidelberger Hütte status quo ante: Ruhe vor dem Sturm?

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Weite, unverspurte Hänge am Piz Val Gronda Westhang, im Hintergrund die Fluchthörner

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Langgestreckter Bergrücken des Piz Val Gronda vom Palinkopf mit der Piste 40 im Vordergrund

“Last chance tourism can be defined as when ‘tourists explicitly seek vanishing landscapes or seascapes, and/or disappearing natural and/or social heritage’ (Lemelin et al. 2010: 478). This includes the desire to observe, photograph and interact with animals that may be endangered, threatened or rare, and are increasingly being offered by operators in a number of destinations around the world (Ballantyne. et. al. 2009; Garbutt 2007; Newsome, Dowling and Moore 2005; Munn 1992).
Similar to climate change tourism (Becken and Hay 2007; Hall et al. 2011; Jones and Phillips 2011;•The World Tourism Organization and the United Nations Environment Programme 2008), last chance tourism is often stimulated by the perception of change brought about through climate change, but unlike climate change tourism, last chance tourism is also about visiting destinations that may be in decline due to other anthropogenic factors, or even in some cases, visiting cultural sites, where decline may have nothing to do with climate change (i.e., globalization, modernization). By providing opportunities to see the living dead, or witness the demise of places, species, and people, last chance tourism can also be defined as the precursor to dark tourism (Lennon and Foley 2000; Seaton 2002). If dark tourism is the embodiment of loss, last chance tourism is not only the epithet, but the call to action. Indeed, it is an opportunity to learn and possibly reverse these changes before it is too late. It is a chance to enlighten the dark.” (Lemelin et al. 2012: 4)

LEMELIN, R. H., STEWART, E., DAWSON, J. (2012): “An introduction to last chance tourism”. In: Lemelin, R. H., Dawson, J., Stewart, E. J. (Hrsg.) (2012): Last Chance Tourism. Adapting tourism opportunities in a changing world. London: Routledge, S. 3-9.

Die obige Definition aus einem im letzten Jahr erschienen Buch über „Last chance tourism“ passt sehr gut zum Hauptziel unseres Vorhabens, über das ich im Folgenden berichten möchte: „Tourists explicitly seek vanishing landscapes or seascapes, and/or disappearing natural and/or social heritage“ – Touristen, die explizit verschwindende Landschaften oder Naturerbe sehen und erleben möchten und deshalb aufsuchen.

Wie in diesem Kreise sattsam bekannt sein dürfte, plant die Silvretta Seilbahn AG nun schon seit mehreren Jahrzehnten die skitouristische Erschließung des 2812 m hohen Piz Val Gronda im oberen Fimbertal, direkt an der österreichisch-schweizerischen Staatsgrenze gelegen. Im September 2012 hat die Tiroler Landesregierung nach einem sehr langen und kontroversen Genehmigungsverfahren, die zuletzt eingereichte Erschließungsvariante durch eine Luftseilpendelbahn mit Kabinen für bis zu 150 Personen bewilligt. Sofern nicht noch Überraschungen passieren, erlebt der Piz Val Gronda also seine vorerst letzte Wintersaison ohne mechanische Aufstiegshilfe, weshalb ich eben jenen Zustand, zusammen mit mehreren Freunden, im Sinne des „last chance tourism“ noch erleben wollte – auch um nach der sehr wahrscheinlich erfolgenden Erschließung und den Baumaßnahmen des kommenden Sommers 2013 die Unterschiede im Raum sowie in der touristischen Nutzung des Berges feststellen zu können, wozu es logischerweise eines gut dokumentierten Status quo ante bedarf.

Weiterhin wollten wir den Besuch auf dem Piz Val Gronda zu einem Aufenthalt auf der Heidelberger Hütte nutzen, der einzigen Hütte des Deutschen Alpenvereins auf Schweizer Staatsgebiet und eine Skitourenhütte par excellence, da sie mehrere, verhältnismäßig unschwierige Touren bietet. Auch die Heidelberger Hütte und deren Besuch stehen im Zusammenhang mit dem „last chance tourism“, denn eines der Gegenargumente von Naturschützern und Skitourengehern gegen die Val Gronda-Erschließung ist die mögliche Beeinträchtigung des Tourengebietes der Heidelberger Hütte durch vermehrten Zustrom von Variantenfahrern aus dem Skigebiet. Um dies ab kommender Wintersaison feststellen zu können, ist es ebenfalls notwendig sich die Situation vor der Erschließung anzusehen. Also auf nach Ischgl!
Da der Hüttenaufstieg durch das weitgehend flache Fimbertal sich sehr zieht und teilweise ohnehin über Skipisten verläuft, haben wir uns schnell verständigt, den schnellstmöglichen Hüttenzustieg auszuprobieren, nämlich aus dem Ischgl/Samnauner Skigebiet heraus, vom Bereich des Zeblasjoch.

Ein angenehmer Nebeneffekt: seit Ende März 1999 (eine Woche Osterurlaub in Samnaun-Compatsch) bin ich nicht mehr in der Silvretta Arena Skifahren gewesen und bin deshalb entsprechend neugierig, wie sich nach fast 14 Jahren Abstinenz und mit der Erfahrung von mehr als 10 Jahren Alpinforum auf dem Buckel mein Blick auf dieses polarisierende Skigebiet geändert hat – oder eben nicht und wie sich natürlich auch das Gebiet als solches verändert hat. Zwar habe ich fleißig die Bau- und Skiberichte hier im Forum sowie die Pistenpläne über die Jahre verfolgt, dennoch ist es ein gewaltiger Unterschied, ein Skigebiet mit dem Finger auf der Landkarte, quasi als „armchair geography“ zu erleben, oder in realiter.


Zuletzt geändert von Emilius3557 am Di, 19.02.2013, 14:49, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Fr, 08.02.2013, 0:13 
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Freitag, 25.01.2013

Prolog im Skizirkus

Wir kaufen uns die Nachmittagskarte für die Silvretta Arena Ischgl/Samnaun für 38 € (gültig ab 11.30 Uhr) und wuchten uns mit unseren riesigen Rucksäcken in die gemütlichen 4er-Kabinen der Pardatschgratbahn, deren Vorgängeranlage, damals, 1972, eine der ersten modernen Einseilumlaufbahnen Österreichs gewesen ist und mit ihrer zusätzlichen Zubringerkapazität einer der Hauptgründe für den beispiellosen Aufstieg Ischgls zum skitouristischen Mekka gewesen sein dürfte.

1.-2. 4-EUB Pardatschgrat I und II: 1262 Hm. Eindrücklich steiles Trassé der Bahn. Die rote „5“ sieht verlockend von oben aus, den „neuen“ unteren Teil kenne ich ja noch gar nicht.

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Restaurant „Pardorama“ auf dem 2624 m hohen Pardatschgrat. Gefällt mir gut, keine „staged authenticity“

An der Bergstation kurz das Panorama oberhalb der dichten, grauen Wolkenschicht bewundern und auf der blauen 6 und 8 gemütlich zur Idalp einschwingen. Im Westen öffnet sich bereits der Blick zu unserem heutigen Tagesziel, dem hinteren Fimbertal, überragt vom dreizackigen Fluchthorn, 3398 m.

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Zoom vom Pardatschgrat ins Fimber Tal zum Fluchthorn, 3398 m

An der Idalp deponieren wir unsere beim Pisteln behindernden Rucksäcke im Depot unterhalb der Silvrettabahnbergstation für einen angemessenen Obolus von 2 € pro Stück. Unpraktisch ist, dass die großen Rucksäcke nicht in die Schließfächer des Depots passen.

3. 8-KSB Idjoch: 461 Hm fährt mit angezogener Handbremse im Energiesparmodus – oder kommt es einem bei diesen riesigen 8er-Sesseln nur so vor? Beim Blick auf die Hauptabfahrt vom Viderjoch sieht man die enormen „Geländekorrekturen“. Was war dieser Hang früher doch steinig an Weihnachten (ca. 1989/90)!

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Abfahrt 11 vom Viderjoch zur Idalp. Im oberen Teil massiv planiert und eingeebnet worden

Oben noch besserer Sicht auf die Wolken-/Nebelsuppe im Tal.

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Verwallgruppe und Nebelmeer über dem Paznauntal vor dem Pardatschgrat, 2624 m

Abfahrt 63 blau zur Alp Trida, dann die rote 62a auf der alten Schlepplifttrasse der ehedem endlos langen Viderjoch-Doppelschlepplifte, der alten Kernanlage in Samnaun mit 2450 m Länge. Was haben wir an diesen Liften gewartet und wie lange dauerte dann noch die Auffahrt? Als Kind schier endlos… Die Abfahrt ist wenig überraschend sehr gerade trassiert und recht schmal, aber wenig frequentiert.

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Alp Trida mit Flimspitze (rechts)

4. 4-KSB Visnitz: 352 Hm. Auch hier erinnere ich mich noch gut an den Vorgänger-SL. Ein sehr schöner Südhang hier.

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4-KSB Visnitz an den Samnauner Südhängen

Abfahrt 66 zur
5. 6-KSB Muller: 202 Hm. Gewöhnungsbedürftig, diese orangen Bubbles! Auf der 68 heizend (tolle Wellen unten) zur

6. 4-KSB Grivalea: 343 Hm. Einer meiner Lieblingslifte. Wenig frequentiert, einsames, flacheres Hochtal am Ende von allem, heute herrlich sonnig über den Wolkenschichten. Wunderbar griffige Piste oben. Hach, und jetzt gleich die 61 nach Compatsch, auf der ich meine ersten „Sahne-Firn“-Erlebnisse 1999 hatte…

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Grivalea (4-KSB), Piste 76 sowie höchste Gipfel der Samnaungruppe (Muttler, Stammerspitz und Piz Rots/Vesilspitze

7. 6-KSB Muller: 202 Hm. Auf der 67 zurück zur Alp Trida. Teilweise komplett auf „Bozener Pulver“.

8. 6-KSB Viderjoch I: 345 Hm. Während sich die an diesem Tag relativ übersichtliche „Masse“ an der direkten Flimsattelbahn einreiht, möchte ich die mir noch unbekannte Entsatz-KSB testen, an der deutlich weniger Andrang herrscht.

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SL Blais Gronda in Samnaun, im Hintergrund Muttler, 3294 m (links), Stammerspitz, 3254 m (rechts)

Über die kurze, aber schöne 71 geht es zum Salaas und zur Doppelstation der

9. 6-KSB Greitspitzbahn: 418 Hm. Hmm, den steilen Canalone unterhalb der zweiten Trassenhälfte bin ich auch schon als Buckelvariante gefahren, 1999, damals war die Bahn brandneu. Merkwürdig, dass die Rinne nicht mehr als Variante ausgewiesen ist, war sie ja Anfang der 2000er Jahre noch. Hatte die 70er bereits damals zwei extra ausgewiesene Pistenäste im unteren, flacheren Abschnitt? Der Greitspitzgipfel, mit 2872 m der höchste erschlossene Gipfel des Skigebietes, ist ziemlich zugebaut mit der KSB-Bergstation, der alten SL-Station sowie der neuen Lange Wand-Bahn. Wir erspähen den Ortler-Gipfel mit dem markanten Gletscherplateau und fahren die 70% steile, präparierte schwarze 14a parallel zur relativ neuen KSB hinunter. Sehr beeindruckend, die intensiv die „innere Kolonisation“ des Ischgler Skigebietes seit 14 Jahren stattgefunden hat! Fast jeder sich sinnvoll anbietende Hang wurde mit einer Piste erschlossen, die konsequent fast alle mit einem dichten „Lanzenwald“ beschneit werden. Ansonsten wären diese Steilpisten wohl auch nicht sinnvoll zur Hochsaison zu öffnen und als steile Buckelvarianten würden sie niemals die hohe Kapazität der Beschäftigungsanlagen aufnehmen.

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6-KSB Lange Wand-Bahn und Piste 14a, im Mittelgrund der Palinkopf und die Höllspitze

Die Abfahrt ist anregend steil und sehr gut präpariert und zieht alpin entlang der namensgebenden Felsformationen zu Tal. Im unteren Teil wird es mir und den anderen jedoch zu glatt (nicht richtig eisig), zumindest für unsere Kanten. Da wären mir Schneehaufen o.ä. lieber, da wüsste ich zumindest, wo ich bremsen könnte.

10. 6-KSB Lange Wand-Bahn: 633 Hm. Das Beste vom Besten! Allein diese schwarzen Steine der Stationsbauten! Fahren die oben schwarze, unten rote 13 zur Idalp. Hier viel weniger glatt, dafür pulvrig und griffiger, oben vereinzelte Steine. Eine sehr schöne Abfahrt!

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Ischgl-Idalp mit der 6-KSB Velill (links) und der 4-KSB Flimjoch (rechts)

Im Depot holen wir unsere Rucksäcke und essen eine Kleinigkeit. Schwer bepackte Abfahrt in den Höllboden und

11. 6-SB Sassgalun: 142 Hm, kurze Wartezeit. Anscheinend wollen alle jetzt zur Paznauner Thaja… Mit den Rucksäcken ziemlich unbequem im Sessellift. Naja, aber angenehmer als alles aufzuzeigen… Auf der 30 zur Thaja. Bereits ziemlich abgefahren und viel Betrieb, schlechter als die bisherigen Abfahrten.

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Abfahrt auf der Piste 30 von der Bergstation 6-KSB Paznauner Thaja und 6-SB Sassgalun und Blick ins Fimbertal

12. 4-KSB Höllspitzbahn: 647 Hm, mit Baujahr 1994 eine der älteren KSBs. Kaum mehr vorstellbar, an diesem steilen Riesenhang ein Schlepplift! Den bin ich allerdings auch nicht mehr gefahren. Vor 1994 waren wir gar nicht in diesem Bereich, denke ich.

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Blick von der Bergstation der 4-KSB Höllspitze auf den Start der Piste 38 ins Fimbertal mit dem dominierenden Fluchthorn in Bildmitte und dem Piz Val Gronda ganz links

Die rote 38 lang und schön zur Gampenalp. Eine landschaftlich wie skifahrerisch sehr schöne Abfahrt, für meinen Geschmack (oder meine Kondition und den leicht gezerrten Oberschenkelmuskel) ebenfalls zu glatt und wenig griffig.

13. 4-KSB Gampenbahn: 924 Hm. Was für eine gewaltige Sesselbahn! 2,5 km, fast 1000 Hm Differenz! Als Kind waren mir diese Dimensionen hier nie bewusst. Nehme an, dass die Bahn bald nach Erschließung des Piz Val Gronda in eine 8- oder 10-EUB umgebaut werden wird. Inzwischen ja 25 Jahre alt… Muss bei unseren ersten Besuch in Ischgl also sehr neu gewesen sein.

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Piz Val Gronda, 2812 m in Bildmitte vom Palinkopf, 2864 m aus. Hinten links der Piz Tasna (3179 m), die Breite Krone (3079 m) sowie die Krone (3187 m)

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Piz Val Gronda, der untere Teil seines langgestreckten Rückens, die Piste 40 (unten) sowie das Fimbertal oberhalb der Gampenalp

Über den heute nicht steinigen und offensichtlich (?) an einigen Stellen deutlich verbreiterten (? oder fehlt es mir schlichtweg an räumlichem Erinnerungsvermögen?) Ziehweg zur Pistenverzweigung zwischen 40 und 80. Ein kurzes Stück auf der 41 (man merkt sofort, dass es hier oben eine reine Naturschneepiste ist, sofort deutlich griffiger!), dann noch am Beginn ihres großen Steilstücks nach Südosten hinausqueren und das Kar mit so wenig Höhenverlust wie möglich queren bis es nur mehr nach oben in Richtung Fuorcla Val Gronda geht, wo wir, leider schon im Schatten, anfellen.

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Fuorcla Val Gronda (2752 m) in Bildmitte, rechts davon der Gipfel des Piz Val Gronda. Aufgenommen vom Rand der Piste 41

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Abfahrt vom Zeblasjoch in Richtung Fuorcla Val Gronda (2752 m), ab etwa der Licht-Schatten-Grenze muss man aufsteigen

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Blick auf Zeblasjoch und Palinkopf sowie den Steilhang der Piste 41 gesehen vom Anfellplatz aus

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Die Geländekammer „Vesil“ nach Nord-Nordwest vom Anfellpunkt aus gesehen. Der Gipfel des Piz Val Gronda liegt links


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BeitragVerfasst: Fr, 08.02.2013, 0:15 
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Aufstieg zur Fuorcla Val Gronda, 2752 m und Abfahrt zur Hütte

Der Aufstieg zur 2752 m hohen Fuorcla Val Gronda ist als solcher unspektakulär, an keiner Stelle schwierig, direkt gefährlich oder steil. Problematisch wird für uns, dass die Steigfelle eines Teilnehmers aufgrund der strengen Kälte nicht haften und mühsam unter dem Anorak mit Hilfe der Körperwärme aufgewärmt werden müssen und schließlich doch den Aufstieg ermöglichen, was unter anderem auch aufgrund des stumpfen, wenig gleitenden Schnees funktioniert.

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Aufstieg im Schatten in Richtung Fuorcla Val Gronda. Hinten der lange Nordrücken des Berges

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Palinkopf (2864 m) und Zeblasjoch (2539 m) von Süden, vom Aufstieg zur Fuorcla Val Gronda gesehen

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Moderate Steigung zur Fuorcla Val Gronda, aber sehr kalt im Schatten

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Palinkopf und Zeblasjoch von Süden. Wir gewinnen an Höhe, die Sonne sinkt

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Palinkopf (2864 m) und Zeblasjoch (2539 m) im Zoom und Abendlicht. Deutlich erkennbar, der markante Ziehweg der Abfahrt 40

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Fuorcla Val Gronda von Norden. Es wird dunkler, aber das Joch kommt näher

Als wir komplett am breiten Joch stehen ist die Sonne bereits untergegangen, da keine Wolken am Himmel stehen, ist es jedoch noch hell genug für die Abfahrt zur Hütte, wobei nun doch die Zeit deutlich drängt.

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Fuorcla Val Gronda (2752 m), Wegweiser und Fluchthorn. Das Joch ist erreicht, die Hütte nun gut erreichbar

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Palinkopf, Greitspitze, Flimspitze und Bürkelkopf im späten Abendlicht von der Fuorcla Val Gronda

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Abendlicher Zoom auf die zentralen Gipfel der Silvretta Arena

Wir lassen die Felle an den Skiern, da wir nicht wissen, ob wir nicht doch noch einige Meter aufsteigen müssen. Tendenziell geht es nun aber leicht bergab, so dass wir schnell den kleinen, kuppenartigen Piz Fenga Pitschna (2725 m) – siehe Schweizer Top-Karte 1:25.000 ¨von Nordosten erreichen. Zwei Spuren führen nun um diese Kuppe: westlich oder östlich? Wir entscheiden uns für westlich, da dies auch die Seite der Hütte ist.

Wir fellen ab und fahren eilig los, wobei es wegen stark verblasenem, verfestigtem Schnee keine vergnügliche Abfahrt wird, die vor allem von Querungen geprägt ist, die bei höherer Lawinengefahr wohl ziemlich heikel wären. Weiter unten müssen abgeblasene Kämme gequert werden und kleinere Tobel mit leichten, aber anstrengenden Gegenanstiegen gequert werden. Inzwischen ist auch die Hütte in Sicht gekommen, was uns bei einfallender Dunkelheit doch stark beruhigt. Weiter beruhigt uns der über dem Piz Val Gronda aufgehende Vollmond.

Die letzten Meter zur Heidelberger Hütte, 2264 m, nach Überquerung des Bachs, überwinden wir schiebend, der Schnee bei beißender Kälte von -20°C gleitet kein bisschen.

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Heidelberger Hütte, 2264 m

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Vollmond über Piz Davo Sassè und Heidelberger Hütte bei ca. -20°C

Zwischenfazit: der Hüttenzustieg über das Zeblasjoch ist technisch unschwierig und egtl. wenig anstrengend, man sollte nur nicht erst um 15.30 Uhr Ende Januar anfellen, so wie wir, sondern eben vielleicht eine Stunde früher. Die direkte Abfahrt von der Fuorcla zur Hütte ist v.a. Querung, skitechnisch schöner wäre es, die Abfahrt vom Sonntag (siehe unten) zur Fimberalp zu machen und dann nochmals aufzufellen und über das flache Fimbertal die Hütte zu erreichen.

Dieser Kartenausschnitt zeigt unsere Routen von Freitag und Sonntag:

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Karte mit Aufstiegs- und Abfahrtsrouten Piz Val Gronda und Heidelberger Hütte


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BeitragVerfasst: Fr, 08.02.2013, 0:22 
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Samstag, 26.01.2013: Skitour auf die Lareinfernerspitze, 3009 m

Der Samstag beginnt klirrend kalt, aber mit rotgoldenen Sonnenstrahlen auf dem dreigipfeligen, 3398 m hohen Fluchthorn, dem zweihöchsten Berg der Silvrettagruppe.

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Fluchthorn, 3398 m im Morgenlicht aus der Heidelberger Hütte

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Fluchthorn, 3398 m im morgenlichen Zoom aus der Heidelberger Hütte

Auch die 3015 m hohe Gemspleisspitze (auf Rumantsch: Paraid Naira) macht einen feschen Eindruck.

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Gemspleisspitze (Rumantsch: Paraid Naira), 3015 m, von der Heidelberger Hütte

Jetzt, am Morgen sieht man auch die Heidelberger Hütte, 2264 m bei Tageslicht, die insgesamt 156 Schlafplätze bietet (72 Bettlager, 84 Matratzenlager).

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Heidelberger Hütte, 2264 m, Nordfassade

Unser Blick fällt auf die sonnenbeschienenen Osthänge unterhalb der 2965 m hohen Heidelberger Spitze.

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Heidelberger Spitze, 2965 m (Mitte) und Lareinfernerspitze, 3009 m (links) von der Heidelberger Hütte

Ein genauerer Blick zeigt wunderbares Skigelände auch schon einige Spuren. Später, am frühen Nachmittag werden wir genau über diese Hänge abfahren, aber nicht von der Heidelberger Scharte, sondern von der Lareinfernerspitze, 3009 m, oder auf Rumantsch: Piz Larain. Diese bietet, wie das Kartenstudium andeutet (und die topographische Realität später beweist) einen flacheren, bequemeren Aufstieg, einen bis zum Kulminationspunkt mit Skiern begeh- bzw. befahrbaren Gipfel knapp über der magischen Dreitausendmetergrenze sowie sämtliche, soeben gesehenen Prachthänge im unteren Abschnitt, die über eine rampenartige Querung erreichbar sind, auf der wir von unten betrachtet auch Skispuren entdecken.

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Abfahrt von der Heidelberger Scharte und Lareinfernerspitze im Zoom von der Heidelberger Hütte

Zunächst geht es direkt hinter der Hütte flach in die weiten Becken des oberen Fimbertals. Nicht gerade perfektes Skigelände, weil zu flach (im Skitourenführer heißt es für Touren wie den Piz Tasna bezeichnend: am besten bei schnellem Schnee – dass diese Bedingungen zur Zeit nicht gegeben waren, hatten wir am gestrigen Abend ja am eigenen Leibe verspürt), aber ideal zum gemütlichen Aufsteigen und die herrliche, weite, weiße, unverbaute Landschaft zu genießen.

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Flacher Aufstieg kurz oberhalb der Heidelberger Hütte in Richtung Lareinfernerjoch

Dabei fällt auch der Blick zurück auf unsere gestrige Abfahrt zur Hütte und auf einen der Hüttengipfel, den 2792 m hohen Piz Davo Sassè – nicht den Piz Val Gronda!

Das Fluchthorn ist und wird den ganzen Tag über DER Blickfang schlechthin auf unserer Tour bleiben. Wir peilen zunächst die Scharte an seinem Nordostfuß an, das Lareinfernerjoch, 2852 m, rechts davon ragt die Lareinfernerspitze mit ihrem markanten Vorgipfel auf, den wir zunächst umrunden um ihn von seiner schwachen, flachen Südwestseite her zu gewinnen.

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Blick auf Fluchthorn (Mitte) und Lareinfernerspitze, 3009 m (rechts)

Dieses Bild zeigt den Talschluss des Fimbertals mit dem Piz Tasna, 3179 m in Bildmitte sowie der Breiten Krone, 3079 m rechts davon. Dieses Gelände wäre bei einer – utopischen – Liftverbindung Ischgl-Scoul „betroffen“.

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Talschluss des Fimbertals mit Piz Tasna, 3179 m (Bildmitte) und der Breiten Krone, 3079 m, rechts

Der Piz Tasna, 3179 m im Zoom, davor Aufstiegs- und Abfahrtsspuren von der Fuorcla da Tasna.

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Piz Tasna, 3179 m, im Zoom, davor Aufstiegs- und Abfahrtsspuren von der Fuorcla da Tasna

Die 3101 m hohe Zahnspitze, südöstlich des Fluchthorns gelegen.

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Zahnspitze (3101 m), südöstlich des Fluchthorns gelegen

Auf diesem Bild lässt sich der weitere Aufstieg zur Lareinfernerspitze gut studieren: Zunächst durch die Mulden am linken Bildrand in Richtung Joch (am Fuß des Fluchthorns), zuvor aber scharf nach rechts um einen hier kaum sichtbaren kleinen Rücken auf den hier dominierend erscheinenden Vorgipfel.

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Fluchthorn, Blickfang während des Aufstiegs. Rechts das Lareinfernerjoch, 2852 m

Hier ist der erwähnte Rücken nun sichtbar, der überwunden werden will um die schwache Seite der Lareinfernerspitze zu erreichen.

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Die drei Fluchthörner. Im Vordergrund unsere Aufstiegsroute

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Lareinfernerspitze, 3009 m mit dem markanten Vorgipfel (2850 m) sowie dem Lareinfernerjoch, 2852 m (links) am Ansatz des Fluchthorn Nordostgrats

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Weiterer Aufstieg in Richtung Lareinfernerjoch. Der Rücken im Mittelgrund rechts muss umgangen werden, um die flachere Südwestseite der Lareinfernerspitze zu erreichen

In der Sonne wurde es uns vom Aufstieg so warm, dass wir teilweise auf Anorak, Mütze und Handschuhe verzichten konnten. Dabei hatte das Thermometer am Morgen noch -13°C angezeigt!

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Typische Skitourenszene unterhalb der Fluchthörner

Blick auf die Westseite des hinteren Fimbertals. Ganz links der Piz Val Gronda, dann Piz Davo Sassè in dessen Gipfelfalllinie in etwa die Heidelberger Hütte liegt.

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Blick auf die Westseite des hinteren Fimbertals. Ganz links der Piz Val Gronda, dann Piz Davo Sassè in dessen Gipfelfalllinie in etwa die Heidelberger Hütte liegt

Allmählich wird die Spur steiler, wir gewinnen an Höhe.

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Nochmals die formschöne Zahnspitze, 3101 m.

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Direkt unterhalb der gewaltigen Ostwand des Fluchthorns wirkt der Berg weniger steil als aus der Entfernung aber umso wuchtiger.

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Die quer von links nach rechts bergan ziehende Spur zeigt unseren weiteren Weg: Querend zur flachen Einsattelung des Vorgipfels rechts des Bildmitte, dann auf der anderen Seite des wenig ausgeprägten Südostgrates der Lareinfernerspitze, deren Gipfel wir hier zum ersten Mal sehen. Noch ein wenig zu gehen.

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Gipfel der Lareinfernerspitze (links) mit dem Südostgrat. Der weitere Weg als Spur deutlich erkennbar, zieht zur flachen Grateinsattelung rechts

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Aufstieg zum Südostgrat der Lareinfernerspitze

Hier ist der Südostgrat der Lareinfernerspitze auf etwa 2840 m Höhe erreicht. Wie häufig ist der direkte Kammbereich abgeblasen, das kurze felsige Stück lohnt aber kein Abschnallen der Skier.

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Südostgrat der Lareinfernerspitze auf etwa 2840 m Höhe

Piz Tasna, Breite Krone, Zahn, Fluchthorn… (von links)

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Nun geht es den relativ gleichmäßig steilen Südostrücken der Lareinfernerspitze hinauf.

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Aufstieg über den relativ gleichmäßig steilen Südostrücken der Lareinfernerspitze

Zum ersten Mal öffnet und weitet sich jetzt der Blick auf das vordere Fimbertal mit dem wenig markanten Piz Val Gronda leicht rechts der Bildmitte, daneben der spitzere Piz Davo Sassè. Die Heidelberger Hütte ist rechts der Bildmitte im Vordergrund kaum auszumachen. Ganz links in Bildmitte die Abfahrtsschneisen am Pardatschgrat.
Die Paradeskihänge von Piz Val Gronda und Piz Davo Sassè! Kein Wunder, dass Pisten- und Seilbahnplanern hier „der Stift auf dem Zeichenbrett zuckt“ (sorry für das schiefe Bild).

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Vorderes Fimbertal mit dem wenig markanten Piz Val Gronda leicht rechts der Bildmitte, daneben der spitzere Piz Davo Sassè. Die Heidelberger Hütte ist rechts der Bildmitte im Vordergrund kaum auszumachen. Ganz links in Bildmitte die Abfahrtsschneisen am Pardatschgrat.

Die breite Gipfelkuppe des Piz Val Gronda im Zoom, rechts davon die Fuorcla. Rechts unterhalb der kleine Piz Fenga Pitschna, den wir gestern Abend umfahren mussten auf dem Weg vom Val Gronda zur Hütte. Man sieht gut, wie stark abgeblasen die Kämme sind, was einem ungetrübtem Abfahrtsvergnügen doch entgegensteht.

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Breite Gipfelkuppe des Piz Val Gronda im Zoom, rechts davon die Fuorcla. Rechts unterhalb der kleine Piz Fenga Pitschna

Die südostseitigen Gipfelhänge der 3009 m hohen Lareinfernerspitze versprechen Einiges für die Abfahrt. Zuvor wollen sie aber erklommen sein, was sich trotz vorhandener Spuren als nicht einfach erwies, da auf einem festen Harschdeckel circa 10 cm lockerer Pulverschnee lagen, die man bspw. beim Spitzkehrenanlegen im Steilgelände schnell weggerutscht hatte.

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Südostseitige Gipfelhänge der 3009 m hohen Lareinfernerspitze

Den letzten Steilaufschwung ganz oben überwand dann jeder Teilnehmer unserer Gruppe „irgendwie“: entweder zu Fuß am Grat (auch nicht einfach), mit Spitzkehren und viel Fluchen, mit noch mehr Fluchen hinterher, da der ganze Pulverschnee weggerutscht war oder ebenfalls zu Fuß, aber durch die Flanke…

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Überwindung der Gipfelwächte dann doch zu Fuß

Nach insgesamt 2 ½ bis 2 ¾ Stunden haben wir die 745 Höhenmeter von der Hütte geschafft und genießen nun sowohl die Mittagsbrotzeit als auch den grandiosen Ausblick in fast alle Richtungen, mit Ausnahme von Süden und Südwesten, der durch das dominierende Fluchthorn „zugestellt“ ist.

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Zoom zum skitouristischen Epizentrum der Region, der 2300 m hohen Idalp. Quizfrage: Wie viele Seilbahnen und welche sind zu sehen?

Überraschend war für mich, wie wenig man aus dem Tourengebiet vom intensiv erschlossenen Ischgl/Samnauner-Skigebiet mitbekommt. Mit bloßem Auge ist wenig zu erkennen und selbst hier im Zoom finde ich, dass die Idalp weniger „schlimm“ als befürchtet aussieht, z.B. als man es anhand des fürchterlich unübersichtlichen Pistenplans erwarten würde. Könnte das daran liegen, dass man z.B. durch den Umbau vieler Übungsschlepplifte zur 6-KSB Sonnenbahn eine Umorganisation der Abfahrtsstrecken und, wie ich meine, geschicktere Trennung der Skifahrerströme erreicht hat?

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Gipfelblick von der Lareinfernerspitze nach West-Südwest zur Schnapfenspitze. Wegen des dominierenden Fluchthorns sieht man leider kaum einen der anderen prominenten Silvrettagipfel.

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Gipfelrast und Ausblick nach Osten.

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Das dürfte die Vesilspitze bzw. der Piz Rots (3097 m) sein.

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Die breite Gipfelkuppe des Piz Val Gronda im stärkeren Zoom

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Zoom zum 3905 m hohen Ortler mit seinem markanten Gipfelgletscher, dem Oberen Ortlerferner.

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Zoom zum Stilfserjoch und seinem Sommerskigebiet. Man erkennt die Betonstützen der Seilbahn, die Gebäude am Trincerone und Livrio sowie die Trasse der SLte Geisterspitze.

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Von mir bislang nicht identifizierter Gipfel. In den Ötztaler Alpen wohl. Die Watzespitze von Westen?

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Könnte das die Weißkugel sein?

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Das Fluchthorn, 3398 m in seiner ganzen Pracht von der Lareinfernerspitze.



Nachdem es bislang so gut wie windstill gewesen ist, was uns auch die Kälte während des Aufstiegs kaum hat spüren lassen, kommt nun während der Gipfelrast Wind auf, was es doch sogleich unangenehmer werden lässt. Die zum Trocknen auf dem Rucksack liegende "Schwitzwäsche" gefriert, die Hände vom Photographieren und Filmen ohne Handschuhe werden sehr kalt. Also alles auf Abfahrt einrichten und runter geht es!

Toll ist schon einmal das Gefühl, direkt von so einem hohen, relativ kleinräumigen Gipfel mit den Skiern starten zu können. Die Schneeverhältnisse im steilen südostseitigen Gipfelhang sind gut, aber wechselhaft, ich spüre die Höhe und den (leichten) Rucksack sowie die fehlende Kondition (bisher in der Saison ein halber Tag Spitzing und eine Tourenabfahrt von 800 Hm). Auf halber Strecke des Gipfelhangs zerlegt es mich, die Bindung geht auf, die Schaufel fliegt vom Rucksack. Dann erreiche ich die anderen, die wegen der Photographiererei ohnehin ständig auf mich warten müssen, am Absatz des Südostgrates. Im Aufstieg kamen wir von Süden, in der Abfahrt machen wir uns nun an die abfallende Querung direkt nach Norden auf der von unten eingesehenen Terrasse oder dem breiten Band. Der Schnee wird schlagartig pulvriger.

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Wir befinden uns nach Abfahrt über den Südostrücken nun auf der gallerieartigen Querung direkt nach Norden auf die Heidelberger Scharte zu (links). In Bildmitte die 2965 m hohe Heidelberger Spitze, laut Skitourenführer „einfache Kletterei“. Na dann…

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Blick zurück auf die pulvrige Querung vom Südostrücken

Nun kommt der beste Teil der Abfahrt: ein mittelsteiler, breiter, noch kaum zerfahrener Pulverhang in Ostexposition, gerade noch besonnt. Etwas später, und der heutige Gipfel hätte die Abfahrt vollends in Schatten getaucht. 250 Höhenmeter Tiefschneetraum liegen vor und leider schnell hinter uns.

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Abfahrt von der Heidelberger Scharte Blick nach oben

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Abfahrt von der Heidelberger Scharte zur Heidelberger Hütte (Bildmitte), oben Piz Val Gronda und Piz Davo Sassè

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Abfahrt von der Heidelberger Scharte Blick ins Fimber Tal mit Piz Val Gronda links oben und Heidelberger Hütte in Bildmitte

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Heidelberger Scharten Abfahrt von unten

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Unterer Abschnitt der Abfahrt zur Heidelberger Hütte von der Heidelberger Scharte

Im unteren Teil wird es tendenziell flacher und wir folgen dem „Canalone“ eines Bachlaufs, der besseren Schnee bietet als seine Flanken, die leider teilweise Bruchharsch aufweisen, was ein Teilnehmer direkt ausprobiert. Zum Schluss gibt’s dann noch einen schönen Schuss durch viel Pulver direkt zur Hütte, keinen Meter mussten wir schieben auf dieser Abfahrt.

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Blick nach Norden ins lange Fimbertal. Ganz hinten die Waldschneisen unterhalb des Pardatschgrats

Die Objekte der Begierde? Die freien, auf den ersten Blick hindernislosen Westhänge von Piz Val Gronda und Piz Davo Sassè.

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Piz Davo Sassè, 2792 m und die Heidelberger Hütte. Links außen, kaum abgehoben der Piz Val Gronda

Den Nachmittag verbringen wir mit Erholung, Kaiserschmarrnessen, Lesen, Kartenspielen, Planungen für den kommenden Tag, weiterreichenden Ideen und Gesprächen. Was die mögliche Abfahrt über den Lareinferner und das Lareintal nach Galtür (per Bus dann zurück nach Ischgl) anbelangt, lesen wir in der Hütte das Hinweisschild, dass diese Abfahrt derzeit nicht machbar ist: die Gemeinde Galtür hat aufgrund starken Wildverbisses an den Bäumen (wiederum verursacht von Tourismusbedingten Störungen des Wildes) ein Wildschutzgebiet ausgewiesen, d.h. die Skiabfahrt aus dem Tal auf einer banalen Forststraße ist untersagt. Naja, welches Wild hält sich egtl. bevorzugt an Forststraßen auf? Wir beschließen es nicht darauf ankommen zu lassen (im Gegensatz zu einer Gruppe Einheimischer, die meinten, dass die Jagd ohnehin der Ansicht sei, ihr gehöre das ganze Land, man müsse das nicht so wichtig nehmen und sie würden Morgen diesen Weg wählen).

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Heidelberger Hütte, 2264 m von Süden

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Blick auf den - ziemlich flachen - präparierten Fahrweg zur Heidelberger Hütte. Ohne Schieben geht da nicht viel und ohnehin nichts sehr schnell

Wir kommen im Laufe des Abend zum Schluss, dass wir einen erneuten Besuch des Piz Val Gronda in Angriff nehmen möchten, nachdem wir am Freitag ja aus Zeitmangel nur die Fuorcla besucht hatten, und in Richtung Fimberalp abzufahren um die hochgelobten Skiabfahrten vom Piz zu testen. Von der Fimberalp dann wollen wir dem Ziehweg zu Gampenalp und weiter zur Bodenalp und den Mittelstationen der Ischgler Zubringerbahnen folgen.

Karte mit der heutigen Route sowie dem hinteren Fimbertal

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Karte mit Aufstiegs- und Abfahrtsrouten Lareinfernerspitze sowie hinteres Fimbertal

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Lareinfernerspitze, 3009 m und Abfahrtsroute im Zoom


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BeitragVerfasst: Fr, 08.02.2013, 0:24 
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Sonntag, 27.01.2013: Skitour auf den Piz Val Gronda, 2811 m und Talabfahrt nach Ischgl

Nachdem wir gestern erst relativ spät, gegen 9.45 Uhr aufgebrochen waren, sind wir, auch wegen der heute leider bevorstehenden Heimreise, deutlich früher dran und verlassen gegen 9 Uhr die Hütte. Es ist deutlich wärmer geworden, die Luft ist weniger klar, die Sicht aber immer noch sehr gut.

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Lareinfernerspitze, 3009 m und Heidelberger Spitze, 2965 m sowie Heidelberger Hütte vom Gegenhang aus gesehen

Wir folgen zunächst einer anderen Gruppe (bei der sich später herausstellt, dass sie gar nicht wussten, auf welchen Gipfel sie gerade gehen) in Richtung Piz Davo Sassè, weil die in der Alpenvereinskarte verzeichneten Skirouten oder Aufstiegsspuren von der Hütte in Richtung Piz Val Gronda sind nirgends zu sehen bzw. sind zum Zeitpunkt unseres Besuchs nicht gespurt gewesen oder wir haben sie schlichtweg nicht gefunden.

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Anstieg in Richtung Piz Davo Sassè. Zum Piz Val Gronda muss man die Hänge linker Hand queren

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Talschluss des Fimbertals mit Piz Tasna und Breiter Krone in Bildmitte … Krone, Zahn, Fluchthörner, Lareinfernerspitze, Heidelberger Spitze (von links) sowie Heidelberger Hütte vom Anstieg zum Piz Davo Sassè

Die Spur ist durchweg steiler von Beginn als der flache Talhatsch gestern Morgen, aber nach wie vor keine riesig fiesen Rampen. Auf einer gewissen Höhe, die Sonne kommt gerade hervor um uns direkt anzustrahlen, beschließen wir, nicht als Gruppe den Sassè-Gipfel anzugehen, sondern mehr zu queren, um die in der Karte markante Mulde zwischen Sassè und Piz Fenga Pitschna anzupeilen, durch die wir dann östlich des Pitschna hoffen leicht den Piz Val Gronda zu erreichen.

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Typische Hangquerung beim Anstieg von der Heidelberger Hütte auf den Piz Val Gronda

Diese Querung stellt sich aufgrund des gestern bereits beklagten locker pulvrigen Untergrunds auf rutschigem Harschdeckel als teilweise unangenehm heraus, zumal eine sehr steile Wächte eines der vielen kleinen Taleinschnitte überwunden werden muss. Da es zumeist aber kaum bergan geht, kommen wir rascher voran und erreichen die besagte Mulde.

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Die Mulde zwischen Piz Davo Sassè (rechts außerhalb des Bildes) und dem Piz Fenga Pitschna, die auf dem Weg zum Piz Val Gronda überwunden werden muss

Spuren gibt es hier im ganzen Bereich keine, meist sinkt man jedoch nicht sehr tief ein und eine gute Übung tut not: lange schon nicht mehr selbst eine Spur gelegt, die Steilheit will nicht übertrieben werden, Spitzkehren an guten Standpunkten (nicht wie gestern im megasteilen Gelände!) gesetzt werden.

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Abflachende Mulde zum Sattel zwischen Piz Davo Sassè (rechts außerhalb des Bildes) und dem Piz Fenga Pitschna. In Richtung Piz Val Gronda geht es in Bildmitte links herum weiter

Wir erreichen den Sattel zwischen Sassè und Pitschna, schauen in das kurze, steile Nordkar des Sassè und treffen ein motiviertes Teammitglied, das vom Gipfelabstecher zurückkehrt.

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Skitourengeher am Sattel zwischen Piz Davo Sassè und dem Piz Fenga Pitschna beim Anfellen nach Abfahrt vom Sassè

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Nordkar des Piz Davo Sassè (2792 m), das eine schöne, aber kurze Steilabfahrt bietet

Im Süden klare Föhnstimmung rund um den Ortler, den im zunächst in einer Art geographischer Vision für den Teil der Bernina gehalten habe, ähem… *hüstel*

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Ortler, 3905 m in Föhnstimmung und Zoom

Nun geht es bis auf einen kurzen Aufschwung flach östlich des Pitschna vorbei, wobei wir lernen, dass diese Umfahrung und die gerade aufgestiegene Mulde die deutlich schönere Abfahrt von der Fuorcla Val Gronda zur Hütte dargestellt hätte am Freitag. Aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer…

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Piz Val Gronda von Süden. Rechts die Fuorcla Val Gronda, links der Piz Fenga Pitschna

Wir passieren den Abfellpunkt von Freitagabend und erreichen schnell den Gipfelaufbau des Piz Val Gronda, hier stark abgeblasen und kommen problemlos auf die breite Gipfelkuppe mit ihrem markanten Ombrometer als Markierung des mit 2812 m hohen höchsten Punkts.

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Flacher, windverblasener Kamm zwischen Piz Val Gronda und Piz Fenga Pitschna. Rechts die Fuorcla Val Gronda

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Piz Davo Sassè und Piz Fenga Pitschna (Bildmitte) gesehen vom Gipfelanstieg zum Piz Val Gronda (Blickrichtung Süden)

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Letzter steilerer Hang zur Gipfelkuppe des Piz Val Gronda

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Stark abgeblasene Gipfelkuppe des Piz Val Gronda. Das Ombrometer markiert den höchsten Punkt (2812 m)

Leider bläst es hier wieder ordentlich, so dass wir keine große Brotzeit, sondern nur kleine Snacks und Getränke vertilgen, neben ausführlichen Photodokumentationen. Wer weiß, wie das hier ab nächstem Winter alles aussieht?



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Gipfelpanorama Piz Val Gronda I: Südosten. Blick auf den Piz Chöglias, 2926 m (rechts)

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Gipfelpanorama Piz Val Gronda II: Südwesten. Blick auf die Fluchthörner

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Gipfelpanorama Piz Val Gronda III: Westen. Blick auf die
3015 m hohe Gemspleisspitze (Paraid Naira)


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Gipfelpanorama Piz Val Gronda IV: Nordwesten. Blick auf das Dreiköpfl (2970 m)

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Gipfelpanorama Piz Val Gronda V: Norden. Blick auf den stark abgeblasenen Nordrücken, rechts der Palinkopf im Ischgler Skigebiet

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Gipfelpanorama Piz Val Gronda VI: Nordnordost. Blick auf den Palinkopf, 2864 m und das Zeblasjoch

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Gipfelpanorama Piz Val Gronda VI: Nordosten. Blick auf das Zeblasjoch und den Nordgrat der Vesilspitze

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Palinkopf, 2864 m mit dem markanten Ziehweg der Piste 40 und der 4-KSB Gampen, sowie dem Ziehweg von der 6-KSB Zeblas (rechts)

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Gruppengipfelphoto auf dem Piz Val Gronda, 2812 m

Schnell sind wir auf Abfahrt umgerüstet und fahren ein Stück in Richtung Norden auf den abgeblasenen Nordrücken entlang…

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Rückblick vom Nordkamm des Piz Val Gronda auf dessen Gipfel (erkennbar am Ombrometer). In diesem Bereich müsste egtl. auch die projektierte Piste verlaufen

…und stellen fest, dass unsere gewählte Abfahrtsroute sich in schönen, eingewehten Mulden bewegt, in der Schweizer Topkarte als „Grastal“ bezeichnet und durchgängig auf österreichischer Seite der Grenze. Wir halten uns zumeist auf der westlichen, im Sinne der Abfahrt linken Seite des Bacheinschnitts.

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Seitenblick in die oberste Mulde direkt unterhalb des Piz Val Gronda Gipfels (Grastal genannt in der Schweizer Top-Karte). Wir befinden uns hier auf österreichischem Staatsgebiet.

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Blick auf den stark abgewehten Nordkamm des Piz Val Gronda. Links geht es in Richtung Fimbertal, rechts in die Vesil-Geländekammer (Pisten 40 und 41)

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Blick über die Wächte in die Vesil-Geländekammer und zum Zeblasjoch (Bildmitte). Durch den schattigen Bereich unten rechts verlief unsere Aufstiegsroute zur Fuorcla Val Gronda.

Die ersten Hänge sind gleich perfekt: angenehm mittelsteil, sehr guter, lockerer, pulvriger Schnee. Die Abfahrtsroute weist einige Spuren auf, denen wir folgen, aber immer ist genügend Platz für eigene Schwünge. Kurze, schön zu fahrende Querungen wechseln sich mit längeren, geraderen Hängen ab, ich versuche die Abfahrt so gut es geht zu dokumentieren, auch ein kleines Video haben wir mitgebracht.

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Blick nach Westen ins "Grastal" in Richtung Fimbertalp. Die Abfahrtsspuren verliefen tendenziell von unten rechts nach in Bildmitte links.

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Perfekte Schneeverhältnisse beim Starthang im "Grastal" dank der windgeschützten bzw. eingewehten Mulden

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Starthang der "Grastal"-Abfahrt in der Übersicht

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Weite, unverspurte Hänge am Piz Val Gronda Westhang, im Hintergrund die Fluchthörner

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Einfahrt in die nächste schöne Mulde. Unten das Fimbertal, hinten die Gemspleisspitze… Mulde und die weiter nördlich gelegenen, stärker abgeblaseneren Bereiche näher am Kamm



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Die zweite große Mulde im Grastal von unten gesehen

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Tendenziell west-südwestlich querend geht relativ flach durch nach wie vor schöne Mulden

Weiter unten wir das Gelände zunächst flacher, wir müssen auf einen Rücken queren um nicht im Bacheinschnitt zu fahren, die Schneequalität nimmt ab, es ist stark verblasen, hart, vor allem auch nicht frei von Bruchharsch, so dass man sehr vorsichtig fahren muss.

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Rückblick auf die schönen, eingewehten Mulden im „Grastal“

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In immer noch gutem Schnee geht es querend zu Tal

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Eingeschnittener Bachlauf wird von der Spur auf dem Rücken umfahren

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Auf dem Rücken ist der Schnee dann hart, verblasen und tendenziell von Bruchharsch durchzogen

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Rückblick auf die Abfahrtsroute im „Grastal“. Oben der Nordkamm des Piz Val Gronda

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Rückblick zum Gipfel des Piz Val Gronda. Relativ hindernisloses Skiterrain

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Riesige Schneeflächen am Westhang des Piz Val Gronda, aber keine angenehmen Schneeverhältnisses in diesem unteren Teil

Vor dem Erreichen des Fimbertalbodens gibt es dann noch eine schmale, hart-eisige Rinne zwischen abgewehten Rückenbereichen, die überwunden werden will, danach dann bei wieder besserem Schnee einfach laufen lassen um möglichst ohne Gegenanstieg den vom Hüttenwirt präparierten Fahrweg zu erreichen, was wir wenige hundert Meter südlich der kleinen Gebäude der Fimberalp tun.

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Fimbertal ist fast erreicht. Von links kommend der Fahrweg zur Heidelberger Hütte, in Bildmitte die Fimberalp, 2121 m

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Blick zurück auf den Bereich „Grastal“ mit den zerfurchten Bachläufen. Gelände an sich sehr gut geeignet, aber Schneeverhältnisse hart, verblasen und zum Einbrechen neigend

Zwischenfazit: eine sehr schöne Tourenabfahrt, viel besser, als wir es uns beim Aufstieg zuvor durch die abgewehten, verharschten Bereiche erhofft hatten. Das Gelände ist riesig, das Freiheitsgefühl immens, die Variantenmöglichkeiten sehr groß, aber: die Bedingungen müssen dazu natürlich stimmen, d.h. mind. 50 cm mehr Schnee durchweg wären sehr gut, denn die Bedingungen im unteren Teil waren nicht gerade toll und „Otto-Gelegenheitsvariantenfahrer“ ist sicherlich kein Fan solcher Bedingungen.

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Karte mit Aufstiegs- und Abfahrtsrouten Piz Val Gronda und Heidelberger Hütte

Nun fällt ein wenig die Spannung von uns ab, es geht zurück in die Zivilisation, mit Schieben auf dem hier sehr flachen Fahrweg durchs Fimbertal. Durch kräftiges Schieben kommen wir allmählich ins langsame Fahren und legen den Weg in Richtung Gampenalp schnell zurück, kurz vor der Alp und der Liftstation gibt es jedoch einen fiesen Gegenanstieg von ca. 10 Hm, der in Abfahrtsmontur ganz schön kraftraubend ist und den Piz Val Gronda-Variantenfahrern in den kommenden Jahren sicherlich zu schaffen machen wird (siehe Kommentar unten).

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Auf dem Fahrweg im Fimbertal, Blickrichtung Heidelberger Hütte. Ohne Schieben geht wenig bis nichts bergab.

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Fimbertal. Blick talauswärts, rechts die Fimberalp, 2121 m. Schiebestrecke.

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Föhnstimmung im Fimbertal, hinten die Fluchthörner.

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Fimbertal Blick talauswärts kurz vor der Gampenalp, nach dem kurzen, aber kräftzehrenden Gegenanstieg. Rechts außen die 4-KSB Gampen

Kurzer Kulturschock an der Gampenbahntalstation durch die Querung der Piste und auf der blauen 40 zur Bodenalp. Ab hier heißt es wieder Schieben (wir haben keine Lust wieder Anzufellen und zur Paznauner Thaja aufzusteigen), aber auch das hat ein Ende und wir Erreichen die Piste 37, auf der es rasch zum von mir 1999 „Wildschweingehege“-Lift getauften SL Schwarzwasser zu gelangen, den man dankenswerterweise ohne Skipass auch benutzen darf. Angekommen an der Mittelstation der Silvrettabahn machen wir auf einer Bank neben einer Schneilanze erstmal gemütlich Mittagspause.

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Funitel Silvrettbahn II und 8-EUB Fimbabahn II aus der Fimbabahn gesehen

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Massive Beschneiungsleistung an der Haupttalabfahrt 1 (unteres Ende des ersten Steilhangs)

Danach geht es dann über die rote Hauptabfahrt 1 und 1a zurück nach Ischgl, wobei sich leider der Prenner-Schlusshang als einzige Rieseneisplatte erweist, brrr! (kannte das Stück von 1999 nur als mittags herrlich unzerfahrenen Firnhang).

Meine vorläufig abschließende, subjektive Wertung des Ganzen möchte ich Euch nicht vorenthalten, aber zunächst Eurer Meinungsbildung und –äußerung nicht vorgreifen – deswegen hier erstmal keine Bewertung von mir.


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BeitragVerfasst: Fr, 08.02.2013, 13:10 
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RetroRebel
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Vielen Dank! Einstweilen nur überflogen, ich werde mich aber am Wochenende ausführlich damit befassen. Finde es aber sehr spannend, dass es mit "Last chance tourism" sogar einen Fachbegriff für derartige Unternehmungen gibt.

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BeitragVerfasst: Sa, 09.02.2013, 12:28 
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RetroRebel

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Auch von mir ein großes Danke für diese ausführliche Dokumentation!
Stellungnahme meinerseits: ich selbst war noch nicht sehr oft in Ischgl, aber überragende Verhältnisse im Gelände habe ich eigentlich dort noch nie vorgefunden, am besten war es eigentlich immer im Frühjahr mit Firn. Im Hochwinter war es außerhalb der Pisten immer extrem verblasen, und wenn mal ein bisschen Pulver herumlag, musste man wegen der vielen Felsen Angst um seine Schi haben. D.h. als Freeridebahn wird die Erschließung des PVG wohl nicht Einzug unter den Top-Spots der Community halten. Die "Normalkunden" werden die Bahn annehmen und auf der Piste wieder runterfahren, ein paar werden wohl zur Heidelberger Hütte abfahren und dann auf der Schiebestrecke fluchen. Ich denke, gebaut wird wohl auf jeden Fall, ungeachtet der geolotischen Schwierigkeiten, weil da wohl im Tal so viel Emotion drin liegt. Ich persönlich brauche das Ding wohl eher nicht, würde ich mich in dieser Ecke öfter (oder überhaupt) zum Tourengehen aufhalten, würde es mich wohl stören.

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Schweben im Powder - Die, die es erlebt haben, verstehen, den anderen kann man es nicht erklären!


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BeitragVerfasst: Sa, 09.02.2013, 14:29 
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RetroRebel
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Hm. Ich bin ja eigentlich schon ein Gegner dieser Erschließung. Ich finde es nicht gut, wenn unter dubiosen Umständen plötzlich etwas genehmigt wird, was 30 Jahre lang abgelehnt wurde. Man sollte außerdem akzeptieren, dass es bezüglich der Erschließung von Skigebieten auch Grenzen geben muss.
Wenn man andererseits diese Paradehänge sieht, muss man sich schon fragen, warum man seinerzeit vor 40 Jahren eigentlich nicht gleich das Fimbertal erschlossen hat. Besseres Gelände gibt es ja eigentlich nicht, zwei bis drei KSBs auf diesen weiten Hängen würden heute sicherlich traumhafte Abfahrten ermöglichen. Und doch ist es mir dann eigentlich wieder lieber wenn es weiter unberührt bleibt, als wenn ich mir vorstelle, dass dort heute dem Zeitgeist enstprechende, vollremodellierte und beschneite Autobahnpisten à la Idalpe sein könnten.
Die Bahn auf den Val Gronda wird wahrscheinlich grandiose Variantenhänge erschließen. Das wird das Skigebiet fraglos bereichern. Solche Hänge aber an das Ischgler Partyvolk zu verschwenden geht meines Erachtens gar nicht. Dann lieber den Tourengehern lassen.

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BeitragVerfasst: Mi, 13.02.2013, 11:33 
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Danke für die bisherigen Rückmeldungen!

Zitat:
überragende Verhältnisse im Gelände habe ich eigentlich dort noch nie vorgefunden, am besten war es eigentlich immer im Frühjahr mit Firn. Im Hochwinter war es außerhalb der Pisten immer extrem verblasen, und wenn mal ein bisschen Pulver herumlag, musste man wegen der vielen Felsen Angst um seine Schi haben


Das ist ein interessanter Punkt! Bei uns war es ja teilweise schon grenzwertig mit dem Schnee an den verblasenen Kämmen, v.a. bei der Querung zur und von der Hütte. Zugegebenermaßen ist Mitte Januar für Skihochtouren in diesem Gelände auch sehr früh.
Fahren denn egtl. die heutigen "Free ride/Tiefschnee"-Kids oder sonstige Trendsetter auch gerne Firnvarianten? Oder nur "mind. 20 cm Powder"? Wie schätzt ihr das ein?


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BeitragVerfasst: Mi, 13.02.2013, 12:02 
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Registriert: Mi, 21.06.2006, 21:41
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Danke für diesen sehr schönen Bericht!
Wegen der Erschliessung bin ich immer noch hin und hergerissen... einerseits sieht der Berg ja wirklich vielversprechend aus, andererseits macht bei der Größe des Ischgler Gebiets 1 Berg mehr auch nicht mehr viel aus.
Mich stört halt an der Haltung des Alpenvereins, einerseits wird dort hinten eine große Hütte betrieben (mit Zufahrtsweg), man nutzt die Ischlger Infrastruktur zur An- und Abreise und zum Warentransport, besteigt sogar diesen so schützenswerten Berg mit Ski, aber man will dort keine Bahn rauf. Klar, 100 Tourengeher sind weniger als die ganzen Skifahrer, aber im Prinzip sollte man doch schützen was zu schützen ist... und war der Piz Val Gronda früher nicht als Schutthügel ohne schützenswertes Zeugs definiert?
Viele werden sicher nicht zur Hütte runter fahren, dafür ist der Rückweg zu mühsam (selbst mit dem Rad bergauf kam mir das flach vor), die Freeridemöglichkeiten dort interessieren mich aber schon mal :-)
Und das abgeblasene Gelände hat auch den Vorteil, dass alldiejenigen, die ihr Geld lieber in eine Go-Pro statt ein LVS etc stecken, auch nicht so vielen Gefahren ausgesetzt werden ;-) Und meine Erfahrung bisher ist, egal wie der Schnee, Hauptsache cool abseits unterwegs!
Man merkt dort auch, dass der Schneefänger Arlberg davor liegt, aufgrund der Höhenlage braucht es erst mal richtig viel Schnee, so dass ich mir vorstellen kann, ab Februar wird das eine tolle Off-Piste Möglichkeit, vorher eher ein Skifriedhof.
Ach ja, das Partyvolk von Ischgl kommt nach meiner Erfahrung eh nicht so weit nach hinten. sind die Bereiche direkt um die Idalp und Thaya doch meist gut besucht, sind die weiter vom Kern entfernten Gebiete meist eher leer und man hat dort schon einiges mehr an Platz (erster Winter mit "Neu" Markierung am Plan mal ausgenommen).


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BeitragVerfasst: Mi, 13.02.2013, 12:06 
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Emilius3557 hat geschrieben:
Das ist ein interessanter Punkt! Bei uns war es ja teilweise schon grenzwertig mit dem Schnee an den verblasenen Kämmen, v.a. bei der Querung zur und von der Hütte. Zugegebenermaßen ist Mitte Januar für Skihochtouren in diesem Gelände auch sehr früh.
Fahren denn egtl. die heutigen "Free ride/Tiefschnee"-Kids oder sonstige Trendsetter auch gerne Firnvarianten? Oder nur "mind. 20 cm Powder"? Wie schätzt ihr das ein?


Ich fühle mich einfach mal angesprochen ;)
Tatsächlich geht es in meinem Freundeskreis und auch in entsprechenden Zeitschriften eigentlich immer nur um Powder. Firn ist dann eher eine Alpenvereins-Sache, wenn es um Skitouren geht.


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BeitragVerfasst: Mi, 13.02.2013, 14:09 
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Zitat:
Tatsächlich geht es in meinem Freundeskreis und auch in entsprechenden Zeitschriften eigentlich immer nur um Powder. Firn ist dann eher eine Alpenvereins-Sache, wenn es um Skitouren geht.


Danke für diese Einschätzung, ich habe da viel zu wenig Einblicke... Siehst Du persönlich das auch so? Ich würde ja behaupten, dass man fast häufiger gute Firnbedingungen erwischen kann als ideale Powder-Verhältnisse, wobei die Firnbedingungen an einem Hang (je nach Länge etc.) sich für vielleicht 2-3 Abfahrten ausgehen, während der Powder den ganzen Tag liegt (sofern nicht alles verspurt/zerfahren ist). Wobei auch total zerfahrene Firnhänge kein Hochgenuss mehr sind...

@kaldini: Danke für die differenzierte Stellungnahme, die sich an vielen Punkten mit der meinigen, noch zu postenden, deckt. Nur so viel: der Alpenverein geht eben von dem zunächst einleuchtenden Postulat aus, dass naturnaher Tourismus (Skitouren) weniger schädlich für die Umwelt sei als der infrastrukturbasierte Alpinskitourismus mit Seilbahnen, Planierungen etc. Dieses Argument übersieht aber, wie Du aus meiner Sicht richtig erkannt hast, dass für sehr sensible Bereiche bereits ein bisschen Tourismus zu viel sein kann. Das Musterbeispiel wären die Auerhühner im Nationalpark Bayr. Wald, über die mir die verantwortlichen Forstbiologen gesagt haben, dass ein Schneeschuhgeher für deren grundsätzliche Beunruhigung und Gefährdung der Winterruhe ausreichend sei. Tatsächlich hat ein Mitglied aus unserer Gruppe auch eine Art Schneehuhn oder ähnliches am Val Gronda gesehen (oder verscheucht? :D ), aber es nicht mit der Kamera verewigt, so wie letztes Jahr an der Weidener Hütte.
Hast Du von der MTB-Tour zur Hdbg Hütte egtl. einen Bericht geschrieben? Wenn nicht, dann fände ich ein paar Sommerimpressionen des oberen Fimber Tals mal ganz spannend!


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BeitragVerfasst: Mi, 13.02.2013, 14:58 
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kaldini hat geschrieben:
Ach ja, das Partyvolk von Ischgl kommt nach meiner Erfahrung eh nicht so weit nach hinten. sind die Bereiche direkt um die Idalp und Thaya doch meist gut besucht, sind die weiter vom Kern entfernten Gebiete meist eher leer und man hat dort schon einiges mehr an Platz (erster Winter mit "Neu" Markierung am Plan mal ausgenommen).

Genau meine Meinung. Von daher ist die Erschließung eben Verschwendung, weil Ischgl kein nennenswertes Freeride-Publikum hat (behaupte ich jetzt einfach mal). Die Bahn wird also nur aus Prinzip gebaut. Wenn man aber die Bahn nicht braucht, ist es doch eigentlich völlig wurscht, ob da nun etwas schützenswert ist oder der Alpenverein nur sein Tourengebiet erhalten will oder was auch immer.

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BeitragVerfasst: Mi, 13.02.2013, 15:09 
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klar gabs da einen Bericht zu: http://www.alpinforum.com/forum/viewtopic.php?f=52&t=28055 ist eher in der Mitte bis Ende des Berichts, war ein langer Tag damals :-)

Unterscheidung wenige vs. viele Störquellen: ich denke mir eher, an eine permamente Störung gewöhnen sich Tiere eher als an eine selten auftretende. Beide sind nicht gut dafür, aber wenn es permanent lauter ist, dann blendet man das irgendwann aus.

naja, nur weil Ischgl nie ein Freeridespot war heisst das ja nicht dass es das nicht mehr werden darf. Eine gewisse Weiterentwicklung sollte doch angebracht sein. Kappl entwickelt sich ja auch grad immer mehr dahin. Da gabs früher auhc nur Arlberg Arlberg über alles und nun kommen immer mehr Gebiete, in denen die Leute feststellen, dass man auch viel Spass neben der Piste und dem Trubel haben kann (geht mir in der Zillertal Arena und in der Skiwelt momentan genauso).


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BeitragVerfasst: Mi, 13.02.2013, 16:23 
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Emilius3557 hat geschrieben:
Danke für diese Einschätzung, ich habe da viel zu wenig Einblicke... Siehst Du persönlich das auch so? Ich würde ja behaupten, dass man fast häufiger gute Firnbedingungen erwischen kann als ideale Powder-Verhältnisse, wobei die Firnbedingungen an einem Hang (je nach Länge etc.) sich für vielleicht 2-3 Abfahrten ausgehen, während der Powder den ganzen Tag liegt (sofern nicht alles verspurt/zerfahren ist). Wobei auch total zerfahrene Firnhänge kein Hochgenuss mehr sind...

Ich habe leider noch nicht allzu viele Ausflüge im Gelände hinter mir, ins Tiefschneefahren bin ich eigentlich erst diese Saison reingekommen (und meine Skier eignen sich ziemlich schlecht dafür...)
Firn auf der Piste hatte ich aber schon ein paar mal und das fand ich schon sehr cool. Wenns dann leer ist und die Piste eben nicht zerfahren wird, habe ich da derzeit (noch?) deutlich mehr Spaß als im Tiefschnee, weil mir dort noch das Fahrkönnen und wohl auch Material fehlt.


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