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BeitragVerfasst: Di, 18.05.2010, 21:54 
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krisu hat geschrieben:
Um das Kronplatz paradoxon zu vermeiden (insges. grosse fläche wg. "ausreissender" bahn) könnte man ggf. statt des rechtecks ein in google earth schnell zu ziehendes geschlossenes polygon wählen, dass grob sämtliche pisten umschliesst plus ggf. freifahrgelände. Weiss jetzt nicht, ob GE die fläche von polygonen rausrückt...

Die Idee mit den Polygonen kam mir auch. Wenn man das einfach mit GE machen könnte, wäre das super. Wichtig ist, dass man bei der Messung das Freeride-Areal miteinschliesst. Sagen wir mal alles, was man mit den Aufstiegsanlagen erreichen kann plus evtl. eine halbe Stunde Aufstieg (eine halbe Stunde Aufstieg ist so das Maximum, das ein durchschnittlicher Freerider aufsteigt, oft auch ohne Felle machbar).
Die Idee mit den beschneibaren Pistenkilometern von krisu ist gekauft. Man sollte relativ leicht an die Daten rankommen.
Pendelbahnen, so sehr ich sie auch liebe, stellen aber ganz sicher eine wesentlich stärkere Störung für die alpine Bergwelt dar als Schlepplifte. Deswegen würde ich den Faktor 2 belassen. Auch die fixgeklemmten Sesselbahnen sollten in der Formel auftauchen.
Damit sähe die Pancu'sche Formel folgendermaßen aus:
IErschließung = ( 2nPB + 4nEUB + 3nKSB + 2nSB + nSL + lPistenKmUnbeschneit+ 2lPistenKmBeschneit) / ( aSkigebietBoundary * dh )

Arlberg-Irrer hat geschrieben:
nach der Berechnung dürfte doch Bivio eigentlich ganz vorn mitspielen oder???

Würde ich jetzt auch mal vermuten, dass der Index < 1 sein sollte. Aber warum misst Du nicht nach? Das Verfahren ist ja oben beschrieben.

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"Wir dürfen den Sand nicht in den Kopf stecken!" (Lothar Matthäus)


Zuletzt geändert von pancugolo am Di, 18.05.2010, 22:25, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Di, 18.05.2010, 22:16 
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OK, hab jetzt mal auf die schnelle Bivio nachgemessen:
3 SL = 3 km Pistenäquivalent + 5 km Pisten = 8 km Pistenkilometeräquivalent
A = 6,5 km^2
V = A * 0,8 km = 5,2 km^3

I = 8 km / 5,2 km^3 = 1,5 / km^2

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BeitragVerfasst: Di, 18.05.2010, 23:11 
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RetroRebel
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Der Zähler der Formel gefällt mir intuitiv recht gut: Parameter werden addiert was gegenüber einer Multiplikation auf die "fehler" addiert statt multipliziert. Dies ist insofern wichtig, als daß die Bemessung ob ein Anlagentyp 2 oder 3-fach gewichtet wird, je nach individueller Betrachtungsweise eine Fehlergröße einführt. Auch sind die Kenngrößen derart gewählt, dass Pistendaten und Liftdaten in etwa gleichgewichtig zum Ergebnis beitragen.
Ebenso sind die Multiplikationsfaktoren der Anlagendurchaus sinnvoll: Während ich meine, daß eine PB wohl weniger negativ auffällt als ein Skilift, und durch Erhabenheit und Trassenführung oft sogar interessant wirkt, so wird die PB in der Formel letztendlich dennoch honoriert: Führen neben einer PB auch Skilift zum Gipfel, bedarf es meist zwei oder drei Sektionen an Schleppliften. Somit werden in der Formel PB-Trassen indirekt belohnt.

Eine weitere Verbesserung, die die Formel nicht verkompliziert, könnte die Gewichtung der Sesselbahnen nach Platzzahl statt nach Kuppelbar / nicht Kuppelbar bringen: Eine fixe 4er nervt durch ihre hohe Transportkapazität und dem optisch unschönen engen Sesselabstand sicher in ähnlichem Maße, wie eine 4er KSB.
(Einer Sessellifte könnte man sogar subtrahierend aufnehmen, da dort wo es noch die letzten gibt, oft eine geniale sportliche Beschaulichkeit vorherrscht, vgl. mein Patscherkofel Gipfellift...(oder Hohe Mut ehemals...).

1*nESL + 2*nDSB + 4*n4er + 5*n6er

...anderseits könnte man dann gleich auf die Aufzählung der verschiedenen Sesselbahntypen verzichten, und lediglich die kumulierte Transportkapazität verrechnen, ggf. mit Penaltyfaktoren für alles was mehr als zB. 1200p/h transportiert, und Bonusfaktoren für darunter...


Schwieriger erweist sich jedoch die nähere Betrachtung des Nenners der Formel: Die Höhendifferenz bezieht sich lediglich auf die maximale Höhendifferenz im Gebiet zwischen Tal und höchstem Gipfel. Eine Seiseralm würde hier belohnt, da zwar die Lifte am Plateau allesamt (gefühlte) 30 Höhenmeter überwinden, die 2S Bahn von St. Ulrich herauf aber ordentlich verfälschende Bonuspunkte liefert. D.h. letztendlich erscheint im Falle der Seiseralm formelmässig jeder Lift so, als ob er zB. 800 statt 30 Hm überwindet.

--a Würde man stattdessen die kumulierten Höhenmeter aller Bergbahnen als Variable einsetzen, so würden Gebiete mit tatsächlich grosser Höhendifferenz (auf mehreren Flanken) extra belohnt.


Die Variable der Skigebietsfläche erscheint mir jedoch höchst Problematisch: Während alle anderen Parameter eindeutig u(nd relativ einfach) zu erheben sind (was ja das nette an der Formel ist), so kann die Vergleichbarkeit des Erschliessungsgrades an verschiedenen Flächenmeßweisen stark verfälscht werden, insbes. bei weit ausgedehnten Skigebieten. Bei Liftverbünden wird eine zweifelsfreie Messung der Fläche noch problematischer (Via Latea zB.) oder unmöglich.
Das ist ein bisschen die Achillesferse (oder Sehne...) der Formel. Dennoch muß die Fläche als maß für "Weite" vs. "Gedrungenheit" unbedingt mit in der Formel stecken.




Vereinfacht könnte man dann auch formulieren:
( Liftkapazität/(Liftanzahl*50) + PistenlängeUnbeschneit + 2 * PistenlängeBeschneit ) / ( Skigebietsfläche * GesamtAnlagenhöhenunterschied)

(Zugegebenermaßen werden hier Äpfel und Birnen addiert, aber halbwegs gleichgewichtete...es geht ja letztendlich um eine Art Emfpindungswert, somit kommt es nicht primär auf die Einheiten an)



Ich fürchte, je mehr man über diese Formeln fantasiert, je mehr nichtmeßbare Grössen und Multiplikationsfaktoren möchte man in zweifelhafter Weise miteinander gegenrechnen ...ohweh....die Willkür... :-)


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BeitragVerfasst: Mi, 19.05.2010, 8:35 
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wie im Falle von Seiseralm müsste man halt überlegen, ob solche Zubringerbahnen mit einberechnet werden sollten


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BeitragVerfasst: Mi, 19.05.2010, 20:42 
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Arlberg-Irrer hat geschrieben:
wie im Falle von Seiseralm müsste man halt überlegen, ob solche Zubringerbahnen mit einberechnet werden sollten


Dieser Gedanke kam mir spontan auch - mit dem folgendem Problem, dass es einige Zubringerbahnen gibt, die einige wenige Tage im Jahr auch eine zugehörige Piste bieten. Ab wieviel offenen Tagen lässt man diesen Teil des Gebietes mit einfließen oder auch nicht?
Zudem: Gemäß obiger Überlegungen würde auch die gesamte skibare Fläche an einigen, wenigen Tagen enorm steigen. Geht man hier dann parallel zur reinen Piste vor?


Noch ein Gedanke zur Gewichtung der Lifte

Das Empfinden von Erhabenheit, Kühnheit, Pioneersgeist etc. bezüglich ausgesetzten Gipfel-PBs teile ich wie auch die Abneigung gegen Modellierungen. Krisus Argument pro der vorgeschlagenen Gewichtung einer PB finde ich sehr schlüssig und auch "schön". Die negative Gewichtung von KSBs und EUBs kann ich grundsätzlich auch voll unterstützen, aber ...

... es gibt ein paar Fälle, die mich doch ein bischen grübeln lassen (entschuldigt, wenn ich jetzt ein bisschen ausschweife):

- Garmisch Classic, wie es Neu-Marketing-Deutsch ja heißt, war und ist es bedingt immer noch, ein tolles Revier für Pistenfahrer. Die Modellierungen und der Kunstschneeanteil haben massiv zu genommen, was durchaus auch wie vorgeschlagen gewichtet werden kann. Für die schönen Pisten hatte man aber bis vor einigen Jahren immer mit dem Problem zu kämpfen, dass die alte Kreuzeckbahn (ich glaube 180p/h) massiv unterdimensioniert war. GAP liegt in einem goßen Einzugsgebiet und trotzdem verteilen sich die Massen, die kommen idR so gut auf den Pisten, dass die neue Bahn zwar ästhetisch stört, aber nicht funktional. Früher hingegen hat man sich dann eher gedacht: "Schade um die tollen Abfahrten, aber jeweils über 1h anstehen macht auch keinen Spaß". In diesem speziellen Fall wird auch die Skifläche verfälschen, da in GAP kaum außerhalb der Pistenschneisen gefahren werden kann. Wie damit umgehen? Ist eine EUB wirklich immer derart böse, selbst wenn sie die Gesamtsituation nicht wirklich verschlechtert hat?

- Scuol ist IMHO ein Gebiet, dass trotz vieler KSBs auf nicht zu viel Raum ansprechende subjektive Leere bietet. Dies wird auch durch die Anzahl der Pisten-KM berücksichtigt. So weit, so gut. Aber die Zubringer-EUB wird hier abermals in einer über Gebühr negativen Weise abgestraft - Sie ist eine Zubringer-Anlage mit meist offener Piste, weswegen sie gewertet werden muss. Sie verläuft aber auf einer Trasse, die per PB nicht hinreichend bedient werden kann. Ziel des Beispiels: Seitens der Ästhetik und der Einsamkeit ist es zu befürworten, dass exponierte und attraktive Regionen nicht übererschlossen und nicht überbevölkert werden, keine Frage. Hier haben PBs absolut Sinn und Berechtigung (im Sinne der Gewichtung). Als alleinige Zubringeranlage sind PBs hingegen in manchen Fällen komplett überfordert. Bei aller Liebe zur Einsamkeit ;) - dass ein Gebiet, welches weit über dem Talgrund liegt und nur eine Zubringerkette/-Anlage hat, effektive und leistungsfähige Bahnen hinstellt, empfinde ich nun nicht als negativen Aspekt - vorausgesetzt, dass sich die Massen oben entsprechend verlaufen.

- Wie wertet man Funitels und 3S-Bahnen? Sind das PBs oder EUBs? Manche haben bescheidene und manche enorme Förderleistungen. Manche sind relativ leise und manche sind sehr laut - eine Menge klobig und meist nicht interessant umbautes Volumen brauchen alle. Weitere Frage, die an das Bsp Scuol anschließt: Manche sind Zubringer, manche sind windsichere "Hoch"-bahnen. Ein GB1 in Tux steht für die Kapazität, ein GB2 & 3 steht für Betriebssicherheit bei widrigen Umständen. Ohne diese, als EUB gewertet negativ einfließende Kette, könnte häufig kein Skibetrieb angeboten werden. PBs könnten das zwar auch - würden aber zwecks der Kapazität nicht funktionieren. Ergo: Zubringerbahnen wie werten und wie "Groß-(E)UBs oben" werten?

Ich gestehe gerne, dass meine Gedanken von der hier vorherrschenden Sichtweise etwas abweichen. Dies kommt daher, dass ich bei aller Ästhetik zu einem zu großen Teil Realist und Pragmatiker bin. Dennoch erachte ich obige Fragen als legitim, da sie Fragen betreffen, die für einige Gebiete den Unterschied zwischen Existenz oder schließen ausmachen, bzw. mir ein leeres Gebiet anstatt eines "einsamen" reicht.


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BeitragVerfasst: Mi, 19.05.2010, 21:43 
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Zitat:
Eine weitere Verbesserung, die die Formel nicht verkompliziert, könnte die Gewichtung der Sesselbahnen nach Platzzahl statt nach Kuppelbar / nicht Kuppelbar bringen: Eine fixe 4er nervt durch ihre hohe Transportkapazität und dem optisch unschönen engen Sesselabstand sicher in ähnlichem Maße, wie eine 4er KSB.


Nicht nur, eine 4KSB mit 1600 p/h ist doch auch wesentlich "schonender" als eine 8SB mit 3000 p/h..
Gilt ja auch für die EUBs, eine kleine 4EUB "muss" man doch anders bewerten als eine dicke leistungsfähige 8EUB. Und dann gibt's ja noch SSB und Gondel/Korblifte, ....

Also der Punkt mit der p/h-Leistung find ich auch zielführender als das mit dem Anlagentyp.

Und wenn man dann noch die Gesamtlifthöhenmeter oder Gesamtliftlänge (vmtl. besser) berücksichtigt...

.. dann könnte man sogar irgendwann auf die Fläche verzichten, wobei wir dann wieder irgendwann bei Marius' Ansatz wären. Mit dem Nachteil, dass Skigebiet mit viel Anlagen parallel auf gemeinsame Pisten besser abschneiden als andere. Grummel :)

a) ∑(Personenförderleistung) / ∑(Liftlänge in km) = Personenförderleistung pro Liftkilometer (je höher, desto mehr Personen können befördert werden, je höher, desto größer die Lifte.)

b) ∑(Personenförderleistung) / ∑(Lifthöhenmeter) = Personenförderleistung pro Lifthöhenmeter (macht alleinstehend gerade wenig Sinn)

c) ∑(Personenförderleistung) / ∑(Pistenlänge in km) = Personenförderleistung pro Pistenkilometer (je höher, desto voller die Pisten, aber evtl. auch: desto weniger Pisten, also desto weniger ist an Pisten verbaut, desto mehr Freiraum könnte es geben ...)

d) ∑(Personenförderleistung) / ∑(Pistenhöhenmeter in m) = Personenförderleistung pro Pistenhöhenmeter (macht alleinstehend betrachtet auch gerade nur wenig Sinn und wird wohl auch nur sehr schwer zu eruieren sein)

e) ∑(Pistenlänge in km) / ∑(Liftlänge in km) = Pistenkilometer pro Liftkilometer (je höher, desto mehr Abfahrten gibts pro Lift, desto mehr Vielfalt, desto mehr mit Pisten erschlossen, desto weniger Freiraum. Wäre jetzt ein höherer oder ein niedrigerer Wert positiv für den Erschließungsgrad??)


Am sinnvollsten find ich erst mal "a)" (als Grundlage)

Nachteil: Ein SL mit 1400 p/h würde in diesem Verhältnis schlechter bewertet werden als eine 8EUB mit 1200 p/h ...

ich glaub ich lass es :)

_________________
Da ich hier wie im Alpinforum von den Anhängern der Corona-Sekte verfolgt werde, werde ich hier nichts mehr schreiben oder lesen.
Meine Berichte sind ab sofort nur noch auf meinem Blog: http://blog.inmontanis.info
Überblick Ski-Saison 1.10.2020-30.9.2021 (102 Tage, 52 Gebiete) & Meinung zu Corona


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BeitragVerfasst: Fr, 21.05.2010, 15:10 
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RetroRebel

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Bin jetzt endlich einmal dazugekommen, diesen interessanten Ansatz durchzulesen, das erinnert mich an ein System, das ich 2006 im AF entworfen habe und unter Umständen auch etwas zu einem Bewertungssystem dieser Art beitragen könnte. Nachdem ich annehme, dass mein damaliger Ansatz nur manchen von Euch in Erinnerung ist, habe ich ihn gesucht und mal rüberkopiert:
(Von damals stammt auch der Begriff: "humane Störfaktoren"

Zitat:
Achtung: jetzt wirds kompliziert:
Die laufende Diskussion bezüglich der Kapazität eines Skigebiets hat mich in der letzten - berufsbedingt ziemlich schlaflosen, aber doch mit "Nachdenkpausen" garnierten - Nacht nicht losgelassen und ich habe mir die Frage gestellt, ob es möglich ist, die "Qualität" eines Skigebiets aus dessen meßbaren Daten heraus in Faktoren und / oder Kennzahlen umzuwandeln und so darzustellen.
Vorausgeschickt sei, daß ich persönlich eine solche "Quantifzierung" nicht brauche, jedoch irgendwie plötzlich "akademisches" Interesse entwickle, ob ein derartiges System möglich ist bzw. welche Faktoren man dabei berücksichtigen müßte.


Für zukünftige "Planspiele" definiere ich vorweg einmal das Terrain als "idealen" Skiberg (nicht ideal im Sinne, daß man dort das beste Skigebiet bauen könnte, sondern ideal zur Definition der nötigen Parameter): zum Bau von Aufstiegsanlagen und Abfahrten steht uns quasi ein Hang zur Verfügung, der maximale Höhenunterschied beträgt 1000 Höhenmeter, das Terrain weist in der oberen Hälfte eine durchschnittliche Hangneigung von 30°, in der unteren von 20° auf. (Ich werde in der Folge von einigen Annahmen bezüglich Fahrtgeschwindigkeit von Liften und Schifahrern ausgehen, die möglicherweise nicht realistisch sind, ich bitte hier um sofortige Korrektur). Wir konzentrieren uns zunächst einmal auf die Pisten und gehen einfach von einer Liftanlage aus, die noch nicht näher definiert ist.
Es gibt vorläufig eine Piste von 2 km Länge, deren oberer Halbabschnitt eine Neigung von etwa 30° aufweist, unten sind es 20°. (Die Piste verläuft neben dem Lift, es kann sein, daß sich das geometrisch nicht ausgeht mit der beschriebenen Länge und dem HU von 1000 m, bin aber jetzt zu faul zum rechnen). Die Piste ist 50m breit, wir haben also 100000m2 Pistenfläche zur Verfügung. Die durchschnittliche Neigung der Pistenfläche beträgt 25°, die beiden Werte alleine geben aber kein zufriedenstellendes Bild von den Gegebenheiten, da ein Schnitt von 25° auch bei einer 1km Piste von 50° (mit 50000m2) und 1km 0° zustande kommen würde. Könnte man von einer Normalverteilung der verschiedenen Neigungen bezogen auf den Quadratmeter Pistenfläche ausgehen, so würden uns Standardabweigung bzw. Varianz weiterhelfen, hätte die gesamte Pistenfläche eine Neigung von 25°, wären die beiden Werte 0 und würden je nach Streuung variieren. Geht man aber davon aus, daß die Neigungswerte nicht noralverteilt um den Mittelwert sind, sondern beispielsweise wesentlich mehr flache als steile Pisten vorhanden sind, dann würde z.B. ein Histogramm besser Auskunft über die Gegebenheiten geben.
Kurze Erklärung: X-Achse: Hangneigung von 0 bis maximale Hangneigung im Skigebiet; Y-Achse: m2 Pistenfläche für die jeweilige Hangneigung.
Damit hätte man zumindestens einen Überblick über die Neigungsverhältnisse. (Vorgriff auf später: man könnte dieses Histogramm auch irgendwie mit der Kapazität der Aufstiegshilfen in Beziehung setzen, so könnte es z.B. sein, daß es viele steile Pistenflächen gibt, die jedoch nur von einem kapazitätsschwachen Lift bedient werden, die flachen Anteile jedoch von vielen kapazitätsstarken Aufstiegsanlagen versorgt sind).
Das Histogramm sagt aber überhaupt nichts über die Abfahrtslängen bzw. Höhenunterschiede aus, d.h. die Abfahrtsflächen könnten genauso auf einem sehr breiten und kurzen Hang mit 100m HU liegen oder so wie in unserem Beispiel von oben. Man müßte also auch Parameter bezüglich Pistenzahl, - länge und HU einführen, schließlich ist auch die Pistenbreite zu berücksichtigen, da auf obigem Berg 25 Pisten von je 2 Meter Breite wohl einen anderen Qualitätsfaktor aufweisen als das beschriebene Beispiel. Auch zu berücksichtigen wären z.B. "unumfahrbare" Steilstufen im Gelände, wenn unsere obige Abfahrt bei den beschriebenen durchschnittlichen Hangneigungen z.B. eine Geländestufe mit 60° hätte, dann wäre sie trotz "normaler" Durchschnittswerte für den Normalverbraucher nicht geeignet (für mich wohl auch nicht, weil 60° ist nur was für Extremskifahrer).
Nun aber einen Denkschritt weiter:
Die Piste mit ihrer Fläche erfüllt ja keinen Selbstzweck sondern dient ja dem Schifahrer als Sportgerät und sollte für ihn daher bestimmte Kriterien erfüllen. Diese variieren jedoch individuell, d.h. je nach Fertigkeit und Vorliebe hat der einzelne Schifahrer unterschiedliche Anforderungen.
Gesetzt den Fall, ich hätte das obige Skigebiet für mich alleine zur Verfügung, dann könnte ich die gesamten 100000m2 Pistenfläche für mich benützen. Es ergäbe sich jedoch wohl kein "Qualitätsunterschied", wenn sich z.B. 2 oder 3 Schifahrer in dem Gebiet aufhalten, irgendwann jedoch würde der Verkehr auf der Piste "störend" werden (Beförderungskapazität und Fahrzeit des Liftes bleiben zunächst mal unberücksichtigt). Ich definiere nun einmal für mich (und für diesen Hang??) eine Art "Qualitätsmaß" für die Pistenlfläche. Ich fühle mich dann völlig ungestört beim SChifahren, wenn ich vor mir auf 250 Meter Länge keinen weiteren Schifahrer sehe (wie man sieht, kann dieses Qualitätsmaß von Fahrer zu Fahrer variieren, wahrscheinlich differiert es auch für ein und den selben Schifahrer je nach Hangneigung und Pistenbeschaffenheit, das wird aber hier zunächst zu kompliziert, wir gehen also von einem einheitlichen Qualitätsmaß für mich aus). Unsere Piste ist 2 km lang, d.h. sie verträgt gleichzeitig durchschnittlich 8 Schifahrer (mit gleichem Qualitätsmaß). Und zwar unabhängig von deren Geschwindigkeit (die allerdings natürlich auch gleich sein müßte), da ja oben nur dann 250m Pistenlänge (bzw. 12500m2 Pistenfläche) frei werden, wenn der unterste Fahrer die Piste verlassen hat.
D.h. eine von vielen Kennzahlen für ein Schigebiet wäre es für mich, wie groß meine "Qualitätsfläche" ist bzw. wieviele SChifahrer sich voraussichtlich darin tummeln werden, ich nenne das mal "Humanstörfaktor" (Umgelegt auf Tiefschneegelände beantwortet eine solche Kennzahl (objektiv", warum ich zuletzt in kleinen Schigebieten in der Steiermark mehr Freude am Geländefahren hatte als am Arlberg, auf letzterem waren zwar die Geländeflächen deutlich größer, wiesen jedoch pro Flächeneinheit einen höheren "Humanstörfaktor" auf.).
Zurück zu unserem Schigebiet:
Bis zu einer Zahl von 8 Personen gibt es keinen "Humanstörfaktor" und die Anzahl der innerhalb einer Stunde befahrbaren "Qualitäts-Flächeneinheiten" hängt von meiner Fahrgeschwindigkeit (soferne ich alleine bin bzw. die anderen 7 genauso schnell fahren wie ich) und von der Zeit für die Liftfahrt ab.
Ich postuliere eine Aufstiegshilfe, die - ohne Wartezeiten - mit 5m/sec fährt, d.h. ich hätte bei 2000m Länge eine Auffahrtsdauer von 6 Min 40 sec., angenommen ich brauche für die Abfahrt 5 Minuten 20 sec., so dauert ein Zyklus 12 Minuten, d.h. ich schaffe 5 Zyklen pro Stunde und damit 40 "Qualitäts-Flächeneinheiten" pro Stunde bei einem Human-Störfaktor von 0.
Wenn ich nun - immer noch ohne Wartezeiten beim Lift - dessen Fahrgeschwindigkeit variiere, so hat das natürlich Auswirkungen auf die Qualitäts-Flächeneinheiten pro Stunde, angenommen die Auffahrt dauert 9 Minuten u. 40 Sekunden, dann dauert ein Zyklus 15 Minuten und ich schaffe nur mehr 32 Qualitäts-Flächeneinheiten pro Stunde.
Variieren kann nun auch der humane Störfaktor: wenn sich mehr Leute auf der Piste tummeln, dann steigt dieser Faktor und bewirkt zweierlei: einmal gibt es eine "subjektive" Störung meines Wohlbefindens, zun anderen jedoch wirkt sich "Verkehr" auf der Piste auch auf meine Fahrgeschwindigkeit aus, ich werde also langsamer unterwegs sein und daher weniger Qualitäts-Flächeneinheiten pro Stunde konsumieren können. Spielt nun auch die Kapazität unserer Liftanlage eine Rolle und es kommt zu Wartezeiten, so hat das auch negative Auswirkungen auf meine Qualitäts-Flächeneinheiten pro Stunde. Für die "Qualität" eines Gebietes sind also nicht nur Größen wie Pistenfläche, Pistenzahl, Zahl und Kapazität der Aufstiegshilfen oder Höhenunterschiede ausschlaggebend sondern auch die persönliche Erwartung (wie schnell fahre ich, wie groß ist meine Qualitätsfläche, wie bewerte ich den humanen Störfaktor, bevor er zu einer meßbaren Geschwindigkeitsreduktion führt) und die Zahl bzw. auch das Niveau der anderen Schifahrer, dies aber auch wieder irgendwie bezogen auf das Schigelände bzw. Flächen-Histogramm (da es für mich ja einen Unterschied macht, ob ich auf den von mir bevorzugten schwierigen Pisten alleine bin, ob sich hier mehrere oder viele gute Fahrer tummeln oder ob schlechte und langsame Fahrer meine persönliche Qualitätsflächeneinheit zusätzlich beeinträchtigen).

Soweit bin ich nun mal gediehen mit meinen Überlegungen. Was man mit dem Beispiel nun durchspielen könnte ist: wie setzt man die bisher genannten Faktoren in eine rechenbare Relation? Wie wirkt sich beispielsweise die Verdoppelung der Pistenfläche durch eine zweite Abfahrt aus, welchen Unterschied macht es, wenn ich anstelle einer Liftanlage über den gesamten Hang zwei kürzere über jeweils die Hälfte mache? (Die Kapazität würde zwar verdoppelt, aber nicht bezüglich der fahrbahren Höhenmeter oder Qualitäts-Flächeneinheiten pro Stunde). Was ändert sich an den Faktoren, wenn ich eine lange Anlage stehen lasse und im flacheren Bereich eine zusätzliche kurze Anlage baue, ohne die Pistenfläche zu ändern? Was ist, wenn ich nur unten eine neue Abfahrt baue?
(Das Histogramm ändert sich nun sicher).



Zitat:
Ein Histogramm m2 Pistenfläche bezogen auf Hangneigung in Grad gibt mir einen guten Überblick über die Aufteilung der Pisten bezüglich Steilheit. Darüber könnte ich dann Informationen bezüglich Kapazität der Lifte oder Frequentierung der unterschiedlichen Pisten legen. Wahrscheinlich macht aber eine Zusammenfassung der Hangneigungsdaten in unabhängige Abfahrten mehr Sinn, soferne man davon ausgehen kann, daß das Überschreiten einer bestimmten Neigung über einen bestimmten Prozentsatz bezüglich der gesamten Abfahrtslänge den wahren (nicht den angegebenen) Schwierigkeitsgrad einer Abfahrt dokumentiert. (Ich hoffe nur, das versteht jetzt jemand, ich tu mir auch schon schwer, hab aber heute fast nicht geschlafen).
Nochmal: man kann wahrscheinlich die gesamte Pistenfläche einer Abfahrt als schwierig einstufen, wenn ein bestimmter Teil der Abfahrt eine bestimmte Steilheit überschreitet, das macht dann Sinn, wenn ich in einer Berechnung die Schifahrerfrequenz auf einer Piste von deren Schwierigkeit abhängig mache, stimmt aber natürlich nur dann, wenn sich die Schifahrer im Gebiet auch daran halten und nicht lauter Nasenbohrer auf zu steilen Abfahrten herumgurken.


Zitat:
Als nächstes werd ich wohl eine Liste von möglichen Faktoren bzw. Faktorenbündeln machen, z.B. (noch keineswegs vollständig)
Beförderungskapazität
Beförderungskapazität pro Pistenfläche
Beförderungskapazität pro Pistenfläche und Pistensteilheit (Schwierigkeit)
Beförderungsgeschwindigkeit
Beförderungsgeschwindigkeit pro Pistenfläche und Pistensteilheit (haben steilere Pisten / längere Pisten mehr oder weniger Kapazität, eine schnellere oder langsamere Bergbeförderung?)
Qualitätsflächenmaß pro Schifahrer
Humaner Störfaktor
Humaner Störfaktor pro Pistenfläche und Pistensteilheit
Anzahl der durchschnittlich anwesenden Schifahrer
Leistungsspektrum der durchschnittlich anwesenden Schifahrer
Selbsteinschätzung der durchschnittlich anwesenden Schifahrer (sagt mir, ob ich auf schwierigen Pisten mit überforderten Schifahrern rechnen muß).
Noch schwieriger wird es, wenn ich Geländeabfahrten mitberücksichtige und als Qualitätskriterium noch unverspurten Schnee reinnehme:
dann brauch ich z.B. auch das durchschnittliche Intervall bis zum Verschwinden von bestehenden Spuren durch Neuschnee




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Schweben im Powder - Die, die es erlebt haben, verstehen, den anderen kann man es nicht erklären!


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BeitragVerfasst: Fr, 21.05.2010, 17:52 
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RetroRebel
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@Zubringerbahnen: ich könnte mir generell vorstellen, dass man eine Kernzone und eine Randzone definiert, den Wert jeweilg bestimmt und dann einen Mittelwert bildet, wobei der Kernbereich mit Faktor 2 (?) gewichtet wird. Damit sollte man dem "SeiserAlmProblem" beikommen.

@Krisu/ausgedehnte Schigebiete: meine Erachtens ist so etwas wie die Via Lattea kein Problem (Flächenbestimmung bei ausgehdehnten Schigebieten), da sie in Wirklichkeit aus diversen Einzelgebieten besteht, die mE ohnehin sinnvoll nur einzeln zu betrachten sind.

Sicher kann man so eine Erschließungsdichte für Dolomiti Superski, Sütirol, Italien oder die Alpen berechnen, um es mal bewusst zu übertreiben. Das sagt aber quasi nichts aus (uA aus den von dir genannten Gründen, aber selbst wenn man einen höchst präzisen Wert betimmen könnte, wär der so sehr gemittelt, dass er in der Praxis keine Bedeutung mehr hätte). Also wird man vermutlich nicht einmal mehr Cortina als ganzes Berechnen, sondern die einzelnen Teilgebiete für sich.

Denke zB an das frühere MonterosaSki. Selbst bei messfehlerfreie Berechnung würde der Ergebniswert wede eine Aussage über (das alte) Alagna treffen noch über Gabiet oder Stafal. Dafür sind beide Teilgebiete einfach zu unterschiedlich. Man müsste also sinnvoll trennen und sich überlegen, was man eigentlich wissen will.

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BeitragVerfasst: Fr, 21.05.2010, 19:19 
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RetroRebel

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Ich habe bezüglich des Erschließungsgrads einen etwas differenten Ansatz: Es könnten unter Umständen gleichviele Lifte und Pisten auf gleicher Fläche aufgebaut sein, in Schigebiet A finden sich alle nebeneinander auf einem breiten Hang und sind untereinander einsehbar und erreichbar, in Schigebiet B radial um einen Gipfel in verschiedenen Geländekammern. Die Formel könnte vielleicht ein ähnliches Ergebnis bringen, nicht aber das subjektive Gefühl. Für mich ist nämlich ein Gebiet dann tendentiell übererschlossen, wenn eine Redundanz bezüglich Liften und erreichbaren Pisten besteht, das hängt aber nicht nur von der Zahl an Pisten und Liften ab sondern in hohem Maße von deren topographischen Bezug untereinander. Für mich definiert sich der Erschließungsgrad unter anderem in einem Faktor, den man wohl am ehesten mit der Zahl der "unnötigen" Lifte zur Versorgung einer Geländekammer, eines Bergsektors oder des gesamten GEbiets in Relation setzen kann. Dann wäre eben Bormio wirklich übererschlossen, weil ja dort alles mit der PB erreichbar ist, während z.B. die Lifte an der Sella Ronda sich auf mehrere Geländekammern aufteilen.
Für jeden Sektor / Hang / jede Geländekammer gibt es m.E. eine "Mindestmenge" an Aufstiegshilfen um das Abfahrtspotential auszuschöpfen. Größere Gebiete setzen sich aus mehreren diesbezüglichen "Einheiten" zusammen. Der Begriff Sektor ist hier wohl eher fehl am Platz, weil er in unserem Sprachgebrauch schon anders besetzt ist und oft größere Teile eines Gebiets umfasst, die sich aus mehreren Geländekammern zusammensetzen.
Mein Ansatz bezüglich des Erschließungs- bzw. Übererschließungsgrads eines Schigebiets ist daher folgender:
Man hat einen Berg, an seinen Flanken findet sich potentieller Schiraum. Für den gesamten Berg oder für einen definierten Teilbereich gibt es eine Mindestanzahl an Liften, die notwendig sind, um das ganze, vorher als Schigelände ausgewiesene Terrain, zu befahren. Wenn ein Lift fehlt, dann gibt es bestimmte Abfahrtsvarianten nicht. Hat ein Gebiet genau diese Zahl an Liften, dass das gesamte Terrain befahren werden kann, so handelt es sich in meiner Diktion um die Idealerschließung, ich würde dies mal als 100% bezeichnen. Achtung: das heißt nicht, dass 100% aller MÖGLICHEN Lifte gebaut wurden, sondern 100% aller NÖTIGEN, um das beabsichtigte Schigelände zu versorgen. Jeder Lift, der nun zusätzlich gebaut wird, bringt bezüglich der eigentlichen Erschließung nichts mehr und steigert letztlich nur die Kapazität bzw. macht die Befahrung von Teilen einzelner Abfahrten möglich.
Bsp.: Wir haben eine Geländekammer, die wir erschließen wollen. Wenn man von unten bis ganz oben einen Lift baut, kann man die ganze Kammer befahren und der Erschließungsgrad wäre 100%. Wenn man nun im oberen Teil einen zweiten Lift baut, von dem aus man den oberen Teil befahren kann, dann wäre der Erschließungsgrad 150%. Der Erschließungsgrad errechnet sich daher aus dem Bruch Gesamtlänge der vorhandenen Lifte durch Gesamtlänge der notwenigen Lifte.
Was hierbei noch nicht berücksichtigt ist, ist die Transportkapazität, die müsste man noch irgendwie getrennt erfassen und mit der potentiellen Pisten/Abfahrtsfläche in Relation setzen.

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Zuletzt geändert von gerrit am Fr, 21.05.2010, 21:37, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Fr, 21.05.2010, 19:24 
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RetroRebel

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Der Erschließungsgrad wäre natürlich auch dann 100%, wenn man die Geländekammer mit zwei hintereinander geschalteten Liften erschließt, beide versorgen unterschiedliche Teile der Kammer. Wenn sie sich in der Mitte überlappen, dann steigt der Erschließungsfaktor, also z.B. Lift 1 ist 1000 Meter lang, Lift zwei ist 1200 Meter lang, überlappt sich aber mit LIft 1 um 200 Meter, so ist der Erschließungsgrad 110% (2200/2000).
Nicht berücksichtigt ist in diesem Modell die Beförderungskapazität der Bahnen und die Pistenfläche.
Bei der Pistenfläche gelten etwas andere Überlegungen als bei den Liften. Es kann nämlich Pisten geben oder auch nicht. Prinzipiell könnte man das für den Schilauf geeignete Terrain in einer Geländekammer quantifizieren, Dieses steht in einem Verhältnis zu tatsächlich angelegten Pisten und ließe sich wieder in einem Verhältnis auf einer Skala zwischen 0 und 100 darstellen: wenn keine Piste präpariert ist, dann ist der Pistenfaktor 0%, d.h. 100% des Geländes sind für den freien Schilauf nutzbar. So kann nun ein unterschiedlicher Prozentsatz des Geländes präpariert bzw. trassiert werden und ergibt eine Zahl. Allerdings ist hier das Problem, dass auch ein qualitativer Aspekt zu berücksichtigen ist, denn nicht das ganze Gelände des Bereichs wird sich in gleichem Maße zum Schilauf eignen, d.h. die Pisten werden tendentiell in den "idealeren" Bereichen entstehen. Möglicherweise müsste hier ein Korrekturfaktor gefunden werden, der unterschiedliche Bereiche unterschiedlich bewertet.
Es müssten also 2 unabhängige Faktoren berücksichtigt werden:
Faktor 1: Summe der tatsächlichen Liftlängen / Summe der erforderlichen Liftlängen
Faktor 2: Pistenfläche / befahrbare Gesamtfläche (ev. mit Gewichtungsfaktor bezüglich Eignung zur Befahrbarkeit)
Doch noch ein Aspekt muss m.E. einfließen, dieser wird in einem teilabhängigen Faktor C abgebildet und berücksichtigt die "Dichte" der Schifahrer pro Einheit Pistenfläche bzw. pro Einheit freier Schiraum.
Hier spielen aber mehrere unterschiedliche Variable eine Rolle: eine wichtige Kennzahl ist die Beförderungskapazität der Bahnen, weil sich damit eine Maximalzahl der an die Ausgangspunkte von Schiabfahrten gebaggerten Menschen angeben läßt. Wie viele Personen sich dann wirklich auf den Pisten oder im Gelände tummeln, hängt einerseits davon ab, wieviele Leute tatsächlich in diesem GEbiet unterwegs sind (nur sehr selten sind wirklich alle Bahnen komplett ausgelastet) und letztlich vielleicht auch, wie schnell sie sich fortbewegen (langsamere Schifahrer bleiben länger auf einer Abfahrt, schnellere benötigen dafür mehr "Wohlfühlplatz" (siehe meine alten Überlegungen)).
Die daraus abgeleiteten Zahlen kann man nun in eine Beziehung zur Pistenfläche oder zur Gesamtfläche bringen, wobei hier noch viele subjektive Gefühle einfließen werden, so reicht eine geringe Anzahl an Freeridern, um frisch gefallenen Pulver schnell zu verspuren, während eine Altschnee-Gelände-Buckelpiste relativ mehr Fahrer "aushält", d.h. je nach Gelände, Schneeform etc. wird die Zahl an Schifahrern unterschiedlich bewertet werden.

Beispiele:
Dammkar: Faktor A (Lifterschießung) 100% (keine Redundanz bezüglich Liften)
Faktor B (Pistenerschließung) 0%
Faktor C: günstig (d.h. wenige Personen pro Einheit Abfahrtsfläche

Schihalle:
Faktor A (Lifterschließung) NUR 100% (wenn dort ein Lift steht)
Faktor B: 100%, d.h. die gesamte Abfahrtsfläche ist eine Piste
Faktor C: je nach Auslastung, tendentiell eher ungünstig

Anspruchsvoller wird die Berechnung natürlich, je größer das Schigebiet ist, denn hier müsste mal erst einmal die Minimalzahl an Liftmetern zur Versorgung des gesamten Terrains definieren, was bei einem "Einberggebiet" wie z.B. Bormio leicht ist, in einem gekämmerten Gebiet aber durchaus anspruchsvoll sein könnte.

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BeitragVerfasst: Sa, 22.05.2010, 10:39 
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unter völliger missachtung des themas: erschließungsgrad ... objektivierungsversuch, ist mein subjektives erleben auf der piste rein von der förderleistung der anlagen und dem zielpublikum abhängig.
als interne maßzahl dient mir dazu rein die "erinnerte erlebte konzentration" auf der piste in den 70iger/80iger jahren im gebiet gosau (dachstein west) im vergleich zur der dort heute zu erlebenden dichte eines, im bezug auf gesteigerte förderleistung der aufstiegshilfen im verhältnis zum pistenangebot und dem dort anzutreffenden pistenpublikum, "toterschlossenen" gebietes (wenn auch auf etwas erweiterten pistenflächen).
zudem sind mir gewisse gebiete (lasst es mich am beispiel hochkönig festmachen) in den einstiegbereichen zuwieder, hingegen "liebe" ich spezielle verbindungslifte und abfahrten (insbesondere gahbühel) - somit wäre die dort errechnete maßzahl für mich ohnehin unerheblich.
andere zonen (hier erlaubt mir das beispiel seceda) sind derart untypisch für eine schiregion (grödnertal), dass mich ihr charme, ihre ursprünglichkeit und ihr erlebbarer freiheitsgrad alles andere vergessen lässt.

meine schiichbezogenheit gipfelt dabei, wie nicht anders zu erwarten, in der simplen formel:
ergebnis aus maximalem schierlebnis bei extrem hohem individuell erlebbarem freiheitsgrad + geringst möglichem erschliessungsgrad + damit unteilbar verbundener ausstrahlung charmanter anlagen gekoppelt mit ursprünglichkeit potentiert mit manigfaltigsten pisten/variantenoptionen vorzeigbarer einzellängen (11/25 km) bei ultimativem landschafts/naturerlebnis + anspruchsvoll erlebbarem schitechnisch (tourenschitechnisch) machbarem höhenunterschied (578 m - 2.908 m) ohne pisten/anlagenzuwachs innerhalb von jahrzehnten + das alles über eine enorme saisonlänge > in den meisten gebieten = krippenstein/dachstein

gestattet mir meine interne subjektivität gegen eure kollektive objektivität anzuführen ...

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BeitragVerfasst: Sa, 22.05.2010, 16:24 
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Zitat:
Die Formel könnte vielleicht ein ähnliches Ergebnis bringen, nicht aber das subjektive Gefühl. Für mich ist nämlich ein Gebiet dann tendentiell übererschlossen, wenn eine Redundanz bezüglich Liften und erreichbaren Pisten besteht, das hängt aber nicht nur von der Zahl an Pisten und Liften ab sondern in hohem Maße von deren topographischen Bezug untereinander.


Genauso sehe ich das auch! Ich habe das auch die ganze Zeit schon im Hinterkopf, aber habe noch keinen vergleichbar einfahcen objektivierbaren Ansatz gefunden, der dies berücksichtigt. In Maßen kommt da die Idee mit der Zweiteilung von Gebieten her (Randgebiete und Kerngebiete).

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BeitragVerfasst: Sa, 22.05.2010, 19:02 
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Kleine Weiterentwicklung meiner gestrigen Überlegungen:
Wir gehen der Einfachheit halber von einer einzelnen Geländekammer aus, die mit einem Lift erschlossen werden könnte. Wenn das so ist, dann hätten wir nach meiner obigen Definition einen Lift-Erschließungs-Grad von 100%. Nicht berücksichtigt ist die Art des Liftes und die Transportkapazität. Die Art des Liftes hat lediglich "ästhetische" Auswirkungen, das müsste man wohl gesondert diskutieren, einen Einfluss auf das Schifahren selbst hat jedoch die Transportkapazität. Hier müsste man nun eben die Beförderungskapazität in ein Verhältnis zur Pistenfläche und/oder zum gesamten Schiraum setzen. Es müsste also eine "Übererschließungsschwelle" definiert werden, oberhalb welcher der Faktor 3 (ich nenne ihn mal vorläufig so, er beschreibt das Verhältnis Transportkapazität/Fläche Piste oder Schiraum) vom Idealwert abweicht.
Pistenraum und/oder Schiraum "vertragen" eine bestimmte Anzahl von Schifahrern pro Zeit. (Wie man das definiert, müsste man sich überlegen). Ist die Transportkapazität der Liftanlage unterhalb dieses Schwellenwertes, z.B. halb so hoch, dann wäre der Lifterschließungsgrad (Faktor 1) (wenn wir das obige Beispiel nehmen) 100%, Faktor 3 (potentielle Schifahrer pro Einheit Schifläche) 50%; wenn die Transportkapazität doppelt so hoch ist wie die "Idealbestückung" des Schiraums mit Schifahrern, dann haben wir eine Übererschließung, in diesem Fall beträgt Faktor 3 200%.

Die Bewertung eines Schigebiets könnte sich also aus 3 bis 4 Faktoren zusammensetzen:
Faktor 1 ist der Bruch aus tatsächlich verbauter Liftlängen durch minimal notwendigen Liftlängen. Mein Idealwert ist hier 100%, oder ev. darunter, weil dann bieten sich ev. zusätzliche Hänge, die nur mit einem Aufstieg aus eigener Kraft erreichbar sind.
Faktor 2 ist der Bruch aus Pistenfläche durch gesamten potentiellen Schiraum, er wäre 0%, wenn keine Pisten vorhanden sind und 100% wenn der gesamte Schiraum planiert wird.
Faktor 3a ist der Bruch aus Transportkapazität durch Maximalwert an Schifahrern pro Fläche Piste und kann unter 100% (günstig) oder über 100% (ungünstig liegen).
Faktor 3b errechnet sich analog zu Faktor 3a, nur wird statt der Pistenfläche die GEsamte Schifläche eingesetzt.

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BeitragVerfasst: So, 23.05.2010, 1:15 
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Dein Modell sagt damit allerdings, dass der Ersatz der fünf Cretazlifte sowie der drei Sesselbahnen Rocce Nere und Co durch die beiden KSB6 den Sektor erheblich aufgewertet und der Übererschließung entgegen gewirkt hat. Das widerspricht meinem subjektiven Empfinden, und zwar

a) aus ästehtischer Sicht, wo aus meiner Sicht aus quasi Null Impact ein ganz erheblicher Impact geworden ist (gerade die CretazLifte lagen ziemlich dezent in den Mulden, die KSB ist erheblich massiver in allem)

b) aus infrastruktureller Sicht das Schigebiet massiv rückentwickelt wurde und qualitativ deutlich verloren hat, so dass sich die Frage stellt, wann ein Gebiet eigentlich mit der mindestmöglichen Zahl Lifte erschlossen ist (zB: Funitel mit 2,5 km Länge vs. Kette von drei Tellerliften -> gleicher Erschließungsgrad, 100% ? ).

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BeitragVerfasst: So, 23.05.2010, 10:29 
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Mit genau diesem Einwand habe ich schon gerechnet, als ich die Formel entwickelt habe. :wink:
Nehmen wir folgendes Beispiel an: wir haben einen Berg und wollen einen Teilbereich von ihm als Schigelände erschließen. Zwischen Gipfel und potentiellem Talstationsstandort zieht ein Grat, rechts und links davon jeweils ein - vielleicht etwas geschlängeltes Tal. Die beiden Täler treffen praktisch oben am Gipfel zusammen und auch am Fuß des Berges, d.h. man kann in beiden Tälern vom Gipfel zu einer einzigen möglichen Talstation fahren.
Zunächst erfolgt die Erschließung mittels zweier hintereinandergeschaltener Schlepper im linken Tal. Das gesamte Schigelände ist somit befahrbar, Faktor 1 (tatsächliche Liftlänge / nötige Liftlänge) wäre in diesem Fall m.E. trotzdem 100%, auch wenn theoretisch die Verbindung auf dem Grat an Metern kürzer wäre, jedoch gibt es keine Redundanz und die Erschließung mit Schleppliften lässt eine Trassenführung am Grat nicht zu.
An den Idealen Stellen in beiden Tälern werden Abfahrten präpariert, die absolut gesehen etwa 5% des potentiellen Schiraums verwenden, bei Gewichtung nach Eignung zum Schifahren erhöht sich dieser Faktor vielleicht auf 20% (das übrige Terrain eignet sich halt nicht so gut zum Schifahren wie die Talsohlen).
Jeder der Lifte hat eine Beförderungskapazität von 1000 Personen pro Stunde, damit ergibt sich für das Gelände ein vertretbarer Faktor 3a, da die Zahl an Schifahrern pro Pistenfläche unterhalb des kritischen WErts liegt.
Der Betreiber möchte nun die Kapazität erhöhen und baut auch im zweiten Tal eine Liftkette, wieder zwei hintereinander liegende Schlepplifte. Faktor 1 ändert sich nun definitionsgemäß auf 200%, da die doppelte nötige Liftstrecke verbaut wurde. (Man könnte natürlich noch darüber diskutieren, ob die nun neue Möglichkeit, jeweils eine halbe Abfahrt von der anderen Hälfte getrennt befahren zu können, irgendwie in eine Bewertung einfließen könnte....).
Auch Faktor 3 ändert sich nun, da ja nun potentiell doppelt so viele Schifahrer pro Pistenfläche unterwegs sein können, der Erschließungsgrad steigt also in Faktor 1 und Faktor 3.
Nun könnte der Betreiber auf die Idee kommen, es tummeln sich zu viele Leute auf der Piste und er verbreitert die Pisten jeweils auf das Doppelte. Damit fällt Faktor 3A (Schifahrer pro Pistenfläche) zwar auf den ursprünglichen Wert, Faktor 3B (Schifahrer pro Gesamtfläche) bleibt jedoch auf dem doppelten Ausgangswert.
Die Zeit vergeht und die KSB wird erfunden. Unser Betreiber beschließt nun, die Schlepplifte abzubauen und stellt stattdessen eine KSB auf den Grat, diese hat einen Beförderungskapazität von 2000 pro Stunde. (Nicht täuschen lassen, die beiden Liftketten hatten zwar nominell eine Kapazität von 4000 pro Stunde - 4 x 1000, auf den ganzen Höhenunterschied bzw. die ganze Pistenfläche bezogen waren es jedoch 2000 pro Stunde). Der Erschließungsgrad im Faktor A würde nun definitionsgemäß wieder auf 100% sinken, da es keine Redundanz bezüglich der Liftlängen gibt (dafür fällt allerdings jetzt die Möglichkeit von Wiederholungsfahrten in Teilbereichen weg), die Pistenfläche bleibt gleich (bzw. erhöht sich vielleicht minimal, ja jetzt auch die in der Mulde gelegenen ehemaligen Schlepplifttrassen mitverwendet werden können), und auch die Anzahl an Schifahrern pro Pistenfläche bzw. pro Geländefläche bleibt gegenüber der mittleren Ausbaustufe (2 Schleppliftketten) gleich.
Geändert hat sich die Optik (dominante KSB am Grat, dafür liftlose Täler) und die sinkende Flexibilität (Wiederholungsfahrten auf Teilstrecken sind nicht mehr möglich). Ist halt fraglich, wie man das in eine Formel einbringen kann.

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