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BeitragVerfasst: Do, 03.06.2021, 5:49 
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Zur Info.
Hier noch auf Italienisch.
https://www.rsi.ch/play/tv/redirect/detail/14122218


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BeitragVerfasst: Do, 03.06.2021, 6:02 
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Gut, entweder spielen hier mehrere mit dem Feuer oder das mit dem Mitführen ansich stellt kein Problem dar. Ich bin überzeugt, daß noch mehrere Betriebe hier auffallen werden.


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BeitragVerfasst: Do, 03.06.2021, 11:33 
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RetroRebel
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Ok, der Beitrag steht schon im AF, jedoch ist dort dtz. der Eifer der Unfallanalytiker ein derartiger, dass jeder Beitrag in Minutenschnelle in den unerreichbaren Tiefen zurückliegender Forenseiten verschwindet, da offenbar einer schnellen Untergangswirkung unterliegend wie auch alles in Facebooks Timeline. Finde das eher schade, insbes. wenn man doch einiges an Zeit zur Zusammenstellung von Beitragen reingebuttert hat... Somit kommts ins wohlige SS...oops. Sommerschi. ;-)

Nur so am Rande, einige Akteure. Ich meine man sollte deren Hintergründe, Agenden und Möglichkeiten bei der Analyse vorlaufender Unfallursachen nicht ganz außer Acht lassen:


1.) Besitzer ("Proprietario"):

Betreibt Anlage nicht selber, trägt i.d.R. jedoch die Kosten zum Erhalt der Substanz, somit wären dies große Revisionen und Gebäude.

>> Gemeinde Stresa, seit der Renovierung 2015, davor die Region Piemont. Knapp bei Kasse und daher Seilbahnbetrieb per Auschreibung nach Bestbieterverfahren an Betreiber-Konsortium aus Nerini und Leitner bis 2028 vergeben. Eine vorhergehende Auschreibung ging leer aus, für die zweite erfolgreiche erhöhten Region und Gemeinden ihre Zuschüsse substantiel.


2.) Pächter und Betreiber ("Gestore") der Anlage:

>>
Bis auf vier Jahre wurde die Bahn seit der Einweihung 1970(71?) bis heute von "Ferrovie del Mottarone", gehörend der Familie Nerini, betrieben. Von 1997 bis 2001 fuhr die Gemeinde die Bahn selber. Die Famile Nerini war zuvor seit Anbeginn in die Zahnradbahn involviert.

Leitner ist bereits 2016 aus der Kooperation mit Nerini ausgestiegen, nachdem Forderungen an Nerini (oder "Ferrovie del Mottarone"?) nicht geleistet wurden. Wonach Leitner die Verpfändung über 800k€ von Nerinis Privatvermögen erreichte. Nerini verdiente offensichtlich überaus gut mit dem Betrieb der Seilbahn. Er gab bisher an, vom unsachgemäßen Betrieb mit Forchettoni nichts gewusst zu haben und sei sich somit keiner strafrechtlichen Schuld bewusst.



3.) Technischer Leiter ("Direttore d'Esercizio"):

Ist gegenüber dem Verkehrsministerium für die Einhaltung der behördlichen Normen verantwortlich und einzig diesem Verpflichtet. Benötigt akademischen Ing. Abschluss, ist idR. für mehrere Anlagen bzw. Betreiber tätig, vielfach nicht an der Anlage:

>> Enrico Perocchio - Zugleich angestellt bei Leitner. Gab bisher an, vom unsachgemäßen Betrieb mit Forchettoni nichts gewusst zu haben und sei sich somit keiner strafrechtlichen Schuld bewusst.


4.) Betriebsleiter ("Caposervizio"):

Ist für das Operative verantwortlich, also den Betrieb. Hat spezifische Ausbildung. Organisiert und beaufsichtigt Personal, das Abarbeiten der regelmäßigen Sicherheitprozedere und den allgemeinen Betriebsablauf u.a.m.. Berichtet dem Technischen Leiter:

>> Gabriele Tadini, hat seinen eigenen Fehler eingestanden. Ein älterer angenehmer Herr wie ich erfuhr, der mir vor einigen Jahren die Anlagen an der Mittelstation demonstrierte.


5.) Ursprüngliches Betreiberkonsortium (2015-2016):

>> Firma "Funivie del Mottarone": Firmenkonsortium aus Nerinis "Ferrovie del Mottarone" (20%) und Leitner (80%), gegründet im Zuge der Bewerbung auf die PPP-Auschreibung. Der Überwiegende Teil der Revisionskosten von etwa 4,4Mio€ wurde durch die öffentliche Hand aufgebracht, aber durch das PPP Konsortium tw. vorgeschossen. Das Konsortium wurde bald wieder aufgelöst, Nerinis "Ferrovie del Mottarone" war fortan der alleinige Betreiber. Für die Anteile Leitners -so war es zu lesen- bezahlte Nerini lediglich 8000€.



6.) Seilbahnhersteller:

>> 1970 Firma Agudio aus Turin, übernommen durch Poma-Agudio um die Jahrtausendwende, welche die Bahn um 2002 mit neuen Laufwerken ausstattete. 200x übernommen durch Leitner Sterzing.

Leitner gewann 2015 in Kooperation mit Nerinis "Ferrovie del Motarone" die PPP-Auschreibung der Gemeinde Stresa zur großen Revision der Anlage und Betrieb bis 2028 (oder 29?).
Die hydraulischen Anlagen am Laufwerk vergab Leitner an die durchaus erfahrene Firma RVS Oleodinamica aus Turin, die sich im Seilbahnbau in Italien als Sublieferant für hydraulische Abspannungen, Antriebe und Bremsen bewährt hat.
Leitner erhob bald finanzielle Forderungen gegenüber Nerini aufgrund von nicht abgegoltenen Leistungen. Daraufhin erreichte Leitner eine Verpfändung im Gegenwert von etwa 800k€ von Nerinis Privatvermögen.
Kurz darauf wurde das Konsortium aufgelöst (vgl. #5). Leitner muss jedoch seinen eingegangenen Verpflichtungen zur gewöhnlichen und außergewöhnlichen Wartung ("manutenzione ordinaria e straordinaria") bis 2028 auch weiterhin nachkommen. Hierfür erhält/erhielt(?) Leitner regelmäßig(?) in Tranchen oder einmalig(?) einen fixen Betrag, der spätestens mit dem Ausscheiden aus dem Konsortium fixiert wurde. Kolportiert wurde ein Fixbetrag von 2 Mio € für die gesamte Laufzeit.
Wäre dies eine Art Service-Abonement für die regelmäßige Wartung und alles was unverschuldet kaputtgehen kann? Diese Konstellation könnte Einfluss auf die Beurteilung der offenbar anhaltenden Mängel (Druckverlust Hydraulik) des Fangbremsensystems nehmen...



Hinweise: Die angegebenen Jahreszahlen können um ein Jahr abweichen. Obige Angaben entspringen meinem Verständnis aus italienischen Presseberichten und müssen nicht der Realität entsprechen.


Zuletzt geändert von krisu am Di, 08.06.2021, 21:38, insgesamt 6-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do, 03.06.2021, 13:49 
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Beiträge: 3179
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Danke, Kris, für diese wohltuend unaufgeregte Zusammenstellung von ein paar eminent wichtigen Fakten, gepaart mit einer schönen Prise Humor!

"Schresta" liest sich fast wie "Schtress" im Schweizerdeutschen Idiom;-)


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BeitragVerfasst: Do, 03.06.2021, 20:04 
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RetroRebel
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Merci Intermezzo. Die weiteren Unbekannten, jene der Gründe vom Seilriss und der tatsächlichen Häufigkeit des Auflegens der Klammern zum Unterstellen der Bremse - all das wird, denke ich rigoros aufgearbeitet werden durch die Ermittlungsbehörden. Da hier jeder Vorgang vom System Protokolliert wurde, sollte dies recht schnell vonstattengehen (im Ggs. zB. zur Morandi Brücke).

So ist es wahrscheinlich, dass der Öldruck in der FB-Hydraulik nicht nur in der Kabine am Display angezeigt wird, sondern auch per Datenübertragung (SISAG) vom Steuerungssystem in der Antriebsstation mitprotokolliert wurde. Da diese Systeme recht neu sind (2015/16) ist es gut denkbar, dass ein detailliertes Ereignisprotokoll aufgezeichnet wurde.

Sollte dies nicht der Fall sein, so müssten Ereignisse "Hydraulikdruck niedrig" auf jeden Fall protokolliert worden sein, denn dieses führt zum Nothalt der Bahn in der Antriebsstation. Die Fangbremse würde dabei bei langsamen Druckabfall aufgrund von Leckagen (noch) nicht eingefallen sein.

Es wird also -sofern die Protokolldateien nicht per Remote Wartung versehentlich gelöscht oder geändert wurden- festgestellt werden können, wann und insbesondere wie oft die Forchettoni das störende Einfallen der Fangbremse in der Vergangenheit tatsächlich verhindert haben.

Und daraus wiederum, ob es sich um temporäre Probleme handelte, die hätten repariert werden müssen, um Faulheit die Dinger nach der letzten/ersten Dienstfahrt wieder runter zu nehmen, oder doch um ein jahrelanges andauerndes und auch nach Reparaturversuchen unlösbares Problem dieses Systems. Im letzten Falle wird man daraus auch ableiten, ob jegliche Verantwortlichkeit juristisch korrekt auf den Caposervizio Tadini abgeladen werden kann, oder ob das Problem nicht auch "weiter oben" zu suchen wäre....


Das Bundesdeutsche Schtresa tut echt weh. Wobei, sagt man nicht auch Davos - Schtrela?


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BeitragVerfasst: Fr, 04.06.2021, 6:27 
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Beiträge: 182
War 1970 nicht Piemonte Funivie der Hersteller der Bahn?


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BeitragVerfasst: Mo, 07.06.2021, 16:36 
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ATV hat geschrieben:
Das liegt nicht in meiner Kompetenz. Zudem will ich mich nicht mit den sehr fein mahlenden juristischen Mühlen in Italien befassen.
Den Fisch in Netz werfen und sehen was man fängt schon eher. :wink:

Was das Ergebnis jetzt nicht das gleiche?

krisu hat geschrieben:
4.) Betriebsleiter ("Caposervizio"):

(...) Berichtet dem Betriebsleiter:

Nicht eher dem technischen Leiter?


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BeitragVerfasst: Di, 08.06.2021, 20:30 
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RetroRebel
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Registriert: Di, 20.03.2007, 20:04
Beiträge: 583
téléski hat geschrieben:
krisu hat geschrieben:
4.) Betriebsleiter ("Caposervizio"):

(...) Berichtet dem Betriebsleiter:
Nicht eher dem technischen Leiter?



Völlig richtig, merci TKD, Der Caposervizio (BL) berichtet dem Direttore d'Esercizio (Technischer Leiter), und dieser wiederum dem Transportministerium.


Übrigens ist die Arbeit von ATV durchaus wichtig für den verlauf der Ermittlungen, denn bisher hatten der Technische Leitern Perocchio sowie der Betreiber Nerini jegliches Mitwissen -und somit auch Mitverantwortung- über den Einsatz der Forchettoni abgelehnt, und der Caposervizio Tadini deren Einsatz zunächst nur an einigen der allerletzten Betriebstage zugegeben.

Offenbar scheint es in einem sich anberaumenden Verfahren strategisch günstig, so lange als möglich Vorwürfe zu negieren und auszusitzen nach dem Motto "na, was werden die alles rausbekommen über mich?", statt gleich von Anfang an die tatsächliche also maximal mögliche Anzahl an Regelbrüchen bzw. Mittwisserschaften von ebensolchen zuzugeben....

ATVs Arbeit hat hier schon einiges abgekürzt, denn das einfache Abladen jeglicher Verantwortung auf den Caposervizio Tadini ist jetzt nicht mehr ganz so plausibel....


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BeitragVerfasst: Mi, 09.06.2021, 4:19 
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krisu hat geschrieben:
ATVs Arbeit hat hier schon einiges abgekürzt, denn das einfache Abladen jeglicher Verantwortung auf den Caposervizio Tadini ist jetzt nicht mehr ganz so plausibel....


Schon aus einem einfachen Grund nicht (und das sähe auch die Staatsanwaltschaft so): Der BL agiert (zumindest in AT, wird andernorts nicht anders sein) nicht aus wirtschaftlichen Interessen sondern seine Aufgabe ist es nur einen sicheren Betrieb sicherzustellen und dabei ist er weisungsfrei gegenüber der Geschäftsleitung. Der hat aufgrund seiner Aufgabe einfach keinen Grund die Bahn aus eigener Motivation auf so eine Art unbedingt am Laufen zu halten.

Ich habe aber selbst schon erlebt wie der Druck aus der Geschäftsleitung aussieht und welche Rechnung man präsentiert bekommt, wenn man sich dagegen aus Sicherheitsgründen auflehnt. Bei der nächstbesten Gelegenheit bist entsorgt und hast einen Arschtritt.


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BeitragVerfasst: Do, 17.06.2021, 5:18 
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Registriert: Mi, 05.11.2014, 18:45
Beiträge: 182
Die Videoaufnahmen des Seilrisses und darauf folgenden Absturzes wurden seitens Polizei inzwischen veröffentlicht, was dann die Staatsanwältin dezent erzürnt hat.

https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=DVLm6RqIqlQ


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