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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: Di, 03.03.2020, 19:24 
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Teil 7 - Wolkenbruch am Monarch Pass

Nach zwei interessanten Tagen in Los Angeles, machten wir uns auf den Weg ins Landesinnere. Gute 2.000 Kilometer lagen zwischen uns und der nächsten Anlage in Colorado. Auch dieses „Ziel“ war auf bisherigen Reisen unerreichbar gewesen. Entweder war es nicht in Betrieb oder passte schlicht nicht in die Zeitplanung.

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Damit die Strecke nicht ganz so eintönig wird, besuchten wir Freunde im mit über 40 Grad heißen Tucson, das mitten in der Sonora-Wüste liegt und für seine riesigen Saguaro-Kakteen bekannt ist. Die trockene Hitze machte es erträglich und so konnten wir tatsächlich einige Ausflüge unternehmen. Einen weiteren Zwischenstopp legten wir etwas später in Santa Fe ein.

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Ein wenig Kopfschmerzen bereitete mir der Blick auf das Wetter. Die App zeigte das folgende Bild. Ich hoffe es ist klar, an welchem Tag wir in Salida sein würden.

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Bereits auf der Fahrt zwischen Tucson und Santa Fe sahen wir einige Gewitter. Diese sind für die Region im Sommer nicht ungewöhnlich, teilweise kommt es zu regelrechten Sturzfluten. Entsprechend sind in den Städten breite betonierte Schneisen vorhanden, durch die das Wasser abfließen kann. Danach blüht die Wüste für kurze Zeit auf, was wir leider nicht erleben durften.

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Irgendwo in New Mexico

Von Santa Fe aus waren es noch gute vier Stunden zum Monarch Pass. Da es im Hotel erst um 06:00 Uhr gab und wir es nicht komplett übertreiben wollten, war mit einer Ankunft nicht vor 11 Uhr zu rechnen. Die Gewitter waren ab 13 Uhr angekündigt, es sollte also knapp werden. Zudem hatten wir so gut wie keinen Puffer, denn für den Samstag war der Flug nach Chicago gebucht und wir hatten noch zwei weitere Ziele dazwischen (bei denen das gleiche Wetterglück drohte - ein einzelner Regentag in zehn Tagen).

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Eine gute halbe Stunde vor der Ankunft sag es dann so aus, erste Wolken zeigten sich.

Um ca. 11 Uhr waren dann am Pass auf ca. 3.448 m. Wie so oft in Colorado, nimmt man die Höhe im ersten Moment kaum wahr. Hinter uns zogen bereits die schwarze Wolken auf, es sollte nicht mehr allzu lange dauern. Zum Glück konnte man auf der riesigen Fläche fast direkt an der kleinen Talstation parken.

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Seit 1966 dreht hier eine kleine, fixgeklemmte Bahn mit dem Namen Monarch Crest Scenic Tramway ihre Runden; Hersteller ist Heron. Bob Heron war ein Seilbahnpionier aus Colorado, der seine Karriere im Bereich der Materialseilbahnen begann. 1945 konstruierte er seinen ersten ESL für eines der Skigebiete von Aspen. Es folgten viele weitere Lifte und ein Zusammenschluss mit Poma 1970. 1978 verschwand die Marke Heron-Poma vom Markt. Neben der Anlage am Monarch Pass ist weiter nördlich noch eine PB aus dem Jahr 1955 in Betrieb, deren Besuch für den nächsten Tag geplant war. Gerade die ersten ESL in Colorado waren aufgrund der Historie zu den Minen-ZUB vorerst Zweiseilanlagen, die es zu uns vermutlich gar nie geschafft haben:

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Herons Zweiseil-ESL in Fun Valley, CO (stand ursprünglich in A-Basin) Ⓒ Dwyer, Charles F.; Arthur Lakes Library; Russell L. and Lyn Wood Mining History Archive

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Links: der ESL in A-Basin, 1947. Rechts: nach der Verlegung nach Fun Valley (nach 1965). In Fun Valley wurde der Betrieb nach nur 5 Jahren wieder eingestellt, der ESL allerdings erst in den 1990er Jahren abgerissen. Ⓒ Dwyer, Charles F.; Arthur Lakes Library; Russell L. and Lyn Wood Mining History Archive

In der Talstation angekommen, wollte man uns dort keine Tickets verkaufen. Dazu sollten wir in den Souvenirshop laufen. Mein Hinweis, dass ein Gewitter im Anmarsch sei, konterte der junge Liftler aus den Südstaaten lässig. Die Bahn würde wegen eines kleinen Regenschauers doch den Betrieb nicht einstellen. Mir blieb also nichts anderes übrig, als erstmal die Tickets zu besorgen.

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Der Souvenirshop mit der nicht unbedeutenden Wolke im Hintergrund - allerdings entstand das Foto nach der Fahrt.

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Das Herstellerschild in der kleinen Talstation.

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Zeit für unsere Fahrt!

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Seitenblick, hinten ist das Skigebiet Monarch Mountain zu erkennen.

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Die Kabinen sollten noch Original sein.

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Blick aus der Bergstation auf die kurze Strecke und das Spanngewicht

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Die Bergstation auf ca. 3.650 m. Es sieht aus wie im Mittelgebirge.

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Die Einfahrstützen. Auch diese Anlage ist schön schlicht gehalten, die Stützen sind noch nicht mit Lifting Frames verschandelt.

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Da kommt das Unheil, aber jetzt ist es egal.

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Blick auf eine Hall-DSB gegenüber.

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Auf der Strecke.

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Die winzige Talstation von außen, so sah es hier früher aus (leider spiegelverkehrt):

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Ⓒ Dwyer, Charles F.; Arthur Lakes Library; Russell L. and Lyn Wood Mining History Archive

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Ein netter Gruß, der mir vor Ort gar nicht aufgefallen war. :oops:

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Ein letzter Blick auf die Bahn, nun ging es weiter nach Norden. Auf dem Weg ins Tal erwischte uns dann das Gewitter. Wir waren so früh in Salida, dass wir uns entschieden, direkt weiter zu fahren und so wertvolle Zeit zu sparen. Das ermöglichte uns am nächsten Tag noch den Besuch eines Nationalparks.

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: Di, 03.03.2020, 22:03 
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Sehr schön die Eiergondeln! Es sind Viersitzer, richtig?


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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: Di, 03.03.2020, 22:06 
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Schön bunt+alt

Nun ist es ja schon in italienischen Gondellifte schwierig, ein- und auszusteigen, aber dort kann man wenigstens stehen, was ja bei dieser Gondelbahn nicht der Fall ist - fährt die Bahn in den Stationen dann langsamer, wenn bis zu 4 Leute ein/aussteigen wollen oder fährt die generell, sagen wir, mit nur 0,5 m/s ?

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Da ich hier wie im Alpinforum von den Anhängern der Corona-Sekte verfolgt werde, werde ich hier nichts mehr schreiben oder lesen.
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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: Mi, 04.03.2020, 17:03 
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Die Bahn hält zum Ein- un Ausstieg komplett an. Die Bahn fährt nicht besonders schnell, aber schneller als 0,5 m/s. Auf dem Bild steht der Tacho bei 93, was vermutlich ft/min. und damit 0,46 m/sek. sind. Glaube in dem Moment fuhr die Kabine gerade ein. Leider waren die Angestellten insgesamt nicht besonders auskunftsfreudig.

Und ja, es handelt sich um Viersitzer.


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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: Do, 05.03.2020, 5:51 
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téléski hat geschrieben:
Die Bahn hält zum Ein- un Ausstieg komplett an.
Ungewöhnlich, dass sie dann nicht als Gruppenbahn läuft ..

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: Do, 05.03.2020, 19:23 
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Zumindest die Talstation wäre dafür gar nicht ausgelegt, da der Platz rund um den Umlauf ziemlich klein ist.


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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: Sa, 07.03.2020, 10:55 
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Teil 8 - Church of Heron

Ursprünglich wollten wir die Nacht in Salida verbringen, da der Ort nur ca. eine halbe Stunde von Monarch Pass entfernt war. Da es allerdings erst früher Nachmittag war und wir sonst nichts weiter zu tun hatten, machten wir uns direkt auf den Weg in Richtung Denver bzw. zu unserem nächsten Ziel Estes Park. Zwar war das Hotelzimmer nicht mehr stornierbar, aber so günstig, dass die Kosten verschmerzbar waren.

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Wir entschieden uns für den direkten Weg, um den Verkehr auf dem berühmt-berüchtigten I-70 Mountain Corridor zu umgehen. Dabei handelt es sich um die Interstate, die Denver direkt mit den großen Skigebieten verbindet. Die Straße ist, insbesondere am Wochenende und bei Neuschnee, hoffnungslos überlastet. Der Highway 285 führte uns über Hochebenen und durch schöne Landschaft, insofern war es keine falsche Entscheidung.

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Ganz vermeiden konnten wir den Verkehr allerdings nicht, denn wir erreichten die Vororte von Denver genau zum Feierabendverkehr. In Boulder machten wir einen kurzen Stopp zum Abendessen, ehe wir das letzte Stück in Angriff nahmen. Wie so oft in den USA, ist man nach dem Verlassen der ausufernden Vororte plötzlich schlagartig alleine unterwegs. So auch hier. In der Abendsonne fuhren wir ohne großen Kontakt durch einen netten Canyon.

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Estes Park ist der Sommer-Hub für den Nationalpark. Da die Sommerferien dem Ende entgegengingen, war es nicht mehr ganz so voll wie noch in der Woche zuvor. So konnten wir problemlos kurz vor der Anreise noch ein Hotelzimmer finden. Die große Anlage hatte eigentlich sehr gute Bewertungen, für eine Reinigung unseres Zimmers hatte es allerdings nicht mehr gereicht. Ein Upgrade wollte man uns dafür allerdings nicht anbieten, lieber machte sich die Dame von der Rezeption die Mühe einer Grundreinigung vor unseren Augen. Auch war mal wieder die Tür zum Nebenzimmer nicht verschlossen. Es war nicht das erste Mal, dass ich, in Erwartung eines Kleiderschranks, einer amerikanischen Familie beim Pizzaabend auf dem Hotelbett begegnete.

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Am Hang gegenüber lag das erste Ziel für den nächsten Tag im Abendlicht, dank Fliegengitter leider nicht ganz scharf.

Die stützenlose Pendelbahn wurde 1955 von Heron gebaut, ist bis heute weitestgehend im Originalzustand und wird noch immer von der Familie Herons betrieben. Sie überwindet knapp 400 Höhenmeter auf einer Strecke von einer halben Meile (800 m). Die Betriebszeiten sind von Mai bis September.

Nach einem kurzen Frühstück waren wir bereits einige Zeit vor der Öffnung an der Bahn, da für heute bereits am Vormittag Gewitter angekündigt waren. Wir hätten allerdings bis etwa zur Mittagszeit problemlos mit der Bahn fahren können, denn erst dann setzten die ersten Regenschauer ein.

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Der Blick hinauf zur Bergstation. Der höchste Bodenabstand beträgt ca. 60 m.

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Ⓒ Dwyer, Charles F.; Arthur Lakes Library; Russell L. and Lyn Wood Mining History Archive

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Die Talstation. Der Anbau rechts kam allerdings erst später hinzu und beherbergt heute ein kleines Museum sowie einen Souvernirshop.

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Ⓒ Dwyer, Charles F.; Arthur Lakes Library; Russell L. and Lyn Wood Mining History Archive

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Das Auto könnte einen Hinweis auf das Aufnahmedatum geben, denn in den Metadaten ist das falsche Jahr 1955 hinterlegt.
Ⓒ Dwyer, Charles F.; Arthur Lakes Library; Russell L. and Lyn Wood Mining History Archive

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Der Kassierer an der Talstation ist mal wieder etwas knurrig und wenig auskunftsbereit, das ändert sich zum Glück mit der Begleiterin in der Gondel. Da eine Gruppe von Senioren noch nicht so genau weiß, wie sie die Bergfahrt antreten wollen, haben wir die erste Fahrt für uns alleine und genießen den sommerlichen Fahrtwind an den offenen Fenstern.

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Schon schwebt die Gegengondel an uns vorbei. Von einer ähnliche Position gibt es erneut ein Vergleichsbild...

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Ⓒ Dwyer, Charles F.; Arthur Lakes Library; Russell L. and Lyn Wood Mining History Archive

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Hier der passende Ausschnitt dazu.

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Das obligatorische Fernglas darf an der Bergstation nicht fehlen.

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Blick in den Nationalpark rechts hinten.

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Estes Park mit dem gleichnamigen See. Hier hat sich deutlich mehr verändert, wie der Rückblick zeigt:

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Ⓒ Dwyer, Charles F.; Arthur Lakes Library; Russell L. and Lyn Wood Mining History Archive

Und auch die Bergstation sieht heute etwas anders aus:

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Hinter der Bergstation befindet sich ein kleines Café mit, natürlich, einem Souvernirshop. Der Kaffee ist allerdings deutlich besser als von der großen grünen Kette.

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Auch der Antrieb ist größtenteils im Originalzustand.

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Selbiges kann man wohl von der Steuerung behaupten. Die Liftlerin war so freundlich, mir trotz wartender Gäste einen Blick zu gewähren.

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Es geht nach wie vor entspannt zu.

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Seilbahnkitsch an der Talstation.

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Und für die Anhänger gibt es sogar entsprechende Räumlichkeiten.

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Seilbahnfahren erfreut Groß und Klein. :)

Es sind nur wenige Autominuten bis zum Parkeingang des Rocky Mountain National Park. Dieser von der Parkverwaltung wie folgt beschrieben: Rocky Mountain National Park’s 415 square miles encompass and protect spectacular mountain environments. Enjoy Trail Ridge Road – which crests at over 12,000 feet including many overlooks to experience the subalpine and alpine worlds – along with over 300 miles of hiking trails, wildflowers, wildlife, starry nights, and fun times. In a world of superlatives, Rocky is on top!

Innerhalb des Nationalparks gab es bis 1991 auch ein kleines Skigebiet mit einer Heron-DSB, zwei SL sowie zwei Pomas. Die DSB wurde nur für sechs Jahre betrieben, als sie aufgrund eines neuen Masterplans, der die Anlage nicht innerhalb der freigegebenen Skigebietsgrenzen sah, 1977 entfernt werden musste. Somit entfiel der Verbindung zum oberen SL und wurde durch Shuttle-Busse ersetzt. Nach der Schließung wurden die restlichen Lifte verkauft, heute sind nur noch Schneisen im Wald zu erkennen:

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Tolle Ausblicke auf die fast 4.000 m hohe Continental Divide.

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Im Hintergrund beginnt es bereits zu quellen.

Auf der anderen Seite des 3.200 m hohen Milner Pass wird es schlagartig ruhiger und wir machen noch eine kleine Wanderung.

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An den Wiesen entlang des Colorado River ist kaum jemand unterwegs, aber die Wolken werden immer dunkler. Als die Gewitter kurz vor uns sind, beschließen wir es für heute gut sein zu lassen und machen uns auf den Rückweg nach Denver. Die für die Nacht angekündigten Unwetter sorgen hoffentlich für keine Schäden an der nächsten Anlage, für die erneut nur eine Besichtigungsmöglichkeit bleibt. Tags darauf geht es nämlich bereits am frühen Morgen mit dem Flieger weiter.

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: So, 31.05.2020, 13:57 
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Teil 9 - The Grand Slam

Von unserer gewohnten Unterkunft in Denver, einem Hotel in Flughafennähe mit toller Aussicht auf die Rockies, konnte man die nächtlichen Gewitter über der Stadt gut erkennen. Dabei muss vermutlich nicht weiter erwähnt werden, dass sich das nächste Ziel in eben jener Stadt befand. Ich war sicher schon diverse Male über die Anlage gestolpert, aber sie blieb mir nicht nachhaltig in Erinnerung - im Nachhinein erscheint es mir mehr als fahrlässig, dass ich mir keine Notizen dazu gemacht hatte. Dazu kam, dass eine kurze Recherche vor einigen Jahren am ursprünglichen Bestimmungsort wenig erfolgreich verlief. Nur durch Zufall stieß ich wenige Tage nach dem Besuch bei Yans ehemaligem Mitarbeiter in Nevada wieder auf die Bahn. Der Mitarbeiter war äußerst kommunikativ geworden und so stellte sich heraus, dass er einen sehr guten Draht zu dem Mitarbeiter hatte, der sich für die Bahn verantwortlich zeichnete. Das war insofern ein Glücksgriff, da der Park, in dem sich die Bahn befindet, freitags mittlerweile geschlossen hatte - obwohl es mitten im August war. Die Kinder und Jugendlichen waren alle bereits „back to school“ oder auf dem besten Weg dorthin, so fehlten dem Park neben den Kunden auch gleich noch fast alle Mitarbeiter. Aber dank der Kontakte bekam ich eine Privatführung und noch besser, der ehemalige Kollege und frühere Mentor meines Kontaktes nahm sich die Zeit, uns während der Führung zu begleiten.

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Unsere Route vom Monarch Pass über Denver und Boulder nach Estes Park, von dort aus weiter über den Nationalpark (im Winter geschlossen) und die I-70 nach Denver.

Auch wenn Yan bzw. Lift Engineering in acht Ländern Lifte gebaut hat, war er bei der Vielzahl der Anlagentypen eher schmal unterwegs. Neben einigen Skiliften, bestand die Leistung hauptsächlich aus fixgeklemmten und 38 kuppelbaren Sesselliften. Doch tatsächlich versuchte sich das Unternehmen auch an Kabinenbahnen, von denen es insgesamt sechs errichtete (plus eine Testanlage am Firmensitz). Neben den bekannten EUB in Keystone und Squaw Valley, die jeweils nicht mehr als zwei Betriebsjahre überlebten, gab es noch das Funitel-ähnliche QMC in June Mtn., das es immerhin auf fast zehn Betriebsjahre brachte. Des Weiteren baute Yan für einen Freund in Chile eine mit 200 m Länge sehr kurze, vermutlich einspurige Pendelbahn. Auch für ein Hotel am Lake Tahoe entstand eine einspurige Pendelbahn für 10 Personen (Länge nur ca. 170 m), die ebenfalls bereits demontiert wurde:

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Die sechste und letzte Bahn wurde 1993 in Las Vegas errichtet. Das Kasino Circus Circus erweiterte damals sein Angebot um einen Indoor-Freizeitpark mit dem Namen Grand Slam Canyon (heute: Adventuredome) mit ca. 33.000 m2, der über dem Parkplatz errichtet und mit pinken Glaspanelen überdacht wurde. Um eine direkte Verbindung mit dem eigentlichen Kasino im Zirkuszelt zu schaffen, wurde oberhalb der beiden bestehenden Automated People Mover eine Seilbahn errichtet, die Grand Slam Tram.

Die APM von VSL verbanden seit 1981 bzw. 1985 das Kasino mit den diversen Nebengebäuden. Der APM von 1985 wurde bereits Mitte der 1990er Jahre im Rahmen eines Umbau entfernt, der ältere APM dabei deutlich verkürzt. Etwa zur gleichen Zeit wie der Bau der Seilbahn, erweiterte Yan sein Portfolio unter der Marke YanTrak um genau solche APM.

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Die erste Anlage in Las Vegas entstand 1993 in Kooperation mit VSL und möglicherweise noch unter der Marke Lift Engineering - die Anlage ist heute noch in Betrieb und verbindet die Kasinos The Mirage und Treasure Island. Die Halterung der Seilrollen und die vielen Rollen in der Kurve sehen für mich klar nach Yan aus:



1994 wurde, nun definitiv unter der Marke YanTrak, der erste eigene Prototyp im Skigebiet Mammoth Mountain errichtet. Die Bahn wurde wegen der Form der Kabinen auch Toaster genannt und hatte diverse Probleme, u. a. eine Kollision.

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Mammoth Mountain APM

1995 kam es zum nächsten Auftrag. Wieder in Vegas, wurde Yantrak damit beauftragt, für 22 Mio. USD einen ca. 750 m langen APM bauen, um die Kasinos Bellagio und Monte Carlo zu verbinden. Statt auf Seilbahntechnik, setzte er für den Antrieb dieses Mal auf einen Serpentinengurt und kleine Motoren entlang der zweispurigen Strecke. Damit sollten höhere Geschwindigkeiten von bis zu 18 m/s und engere Kurvenradien erreicht werden. Leider verlief auch dieses Projekt nicht ohne einen Unfall. 1997 kam ein Mitarbeiter bei einer Testfahrt auf dem Firmengelände ums Leben:

https://www.wsj.com/articles/SB855528842342608000 hat geschrieben:
A sheriff's statement said the accident occurred as the three men rode in a prototype rail car while testing its acceleration and deceleration here at Mr. Kunczynski's YanTrak Co. They were traveling at 35 miles an hour when the computer-controlled car failed to stop and struck a barrier at the track's end, throwing two men from the vehicle.

Dennoch wurde die Anlage später eröffnet und ohne bekannte Probleme oder weitere Unfälle betrieben. 2003 wurde die Strecke durch das Unternehmen SD im Rahmen eines Neubaus verändert sowie die Technik modernisiert. Das vermutliche letzte Betriebsjahr war 2008. 2009 ging mit der CityCenter Tram von Doppelmayr Cable Car der Nachfolger in Betrieb.

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Laut Yans Sohn, der das Geschäft später übernahm, sollte das Unternehmen an den Kasinobesitzer Wynn insgesamt vier APM liefern. Es bleib allerdings bei dieser einen Installation. Ein weiterer Auftrag war die Überarbeitung der Angels Flight SSB, über die ich schon berichtete (reportagen-f8/von-hall-und-von-roll-t4093.html#p52213). 1999 stellte das Unternehmen letztendlich den Betrieb wieder ein.

Auch die von Lift Engineering gebaute Kabinenbahn in Las Vegas war nur sehr kurz in Betrieb. Ca. zwei Jahre nach der Eröffnung wurde die Bahn über Kontakte an einen Wasserpark in Denver vermittelt. Für einen symbolischen Dollar und gegen Abholung verkaufte das Kasino das komplette Paket. Es heißt, der Betrieb der Bahn war dem Kasino zu teuer und man suchte schnell einen Ausweg aus dem „kostspieligen“ Geschäft. Obwohl es einige Aufnahmen der Bahn gibt, verneint das Kasino bis heute deren Existenz. Bewegte Bilder aus Betriebszeiten in Las Vegas sind keine zu finden, aber zumindest auf ein paar Videos hat sie es doch geschafft:


Ab 16:19 wird die gesamte Bahn gezeigt.


Hier ist die Antriebsstation ab 17:48 zu sehen.

Ich würde sogar vermuten, dass die Bahn nur zu Beginn in Betrieb war und danach regelmäßig stillstand. Aber genaue Angaben dazu sind leider nicht mehr zu bekommen. Über den Kontakt aus dem Wasserpark kam ich noch an die folgenden Aufnahmen:

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Ein Bild von 1993 mit dem Station am Eingang des Kasinos. Die Bahn war in den Farben des Kasinos gehalten. Statt wie bei den anderen Kabinenbahnen auf eine Eigenentwicklung zu setzen, kamen die Kabinen bei dieser Bahn (leider) von CWA. Sie waren mit automatischen Türen und Klimaanlagen ausgestattet. Rechts hinten ist der Grand Slam Canyon bzw. Adventuredome zu sehen. Wie bei seinen späten LE-Anlagen üblich, wurden das Design der kuppelbaren Stationen nachgeahmt. Die Portalstützen waren vermutlich dem Umstand geschuldet, dass sich unter der Trasse die Anlieferzone sowie die Trassen der APM befinden. Die Fundamente sind heute teilweise noch zu sehen.

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So sieht es heute aus. Die Steher für die Station sind noch vorhanden. Entfernt wurden die Stützen und der hintere APM. Dazu wurde ein weiteres Hotelgebäude errichtet.

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Blick auf die Trasse, am Ende geht die Trasse bereits nach unten zur Antriebsstation.

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Der Bereich heute, hier ist nicht mehr wirklich viel zu sehen.

Nun zurück ins Jahr 2019. Ich hatte mich mit dem Parkmitarbeiter direkt am Morgen verabredet. Trotz der Gewitter der vergangenen Nacht, war es bereits wieder drückend schwül. Da wir vom Parkplatz zur Werkstatt und weiter auf das Gelände fahren mussten, wurde ich mit dem Golfcart abgeholt. Nach einem kurzen Stopp an der Bergstation, bekam ich eine Tour an der Talstation. Man wird förmlich erschlagen von der gesamten Konstruktion, die nach Vegas noch deutlich erweitert und blau angemalt wurde.

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Lange Zeit war direkt über der Stationsausfahrt ein Water Splash in Betrieb (der große grüne Kübel), bis man jedoch merkte, dass diese Mengen an Wasser der Bahn nicht gerade guttun.

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Immerhin hat man den Kabinen überdimensionierte Gehänge spendiert. Die Automatik und die Klimatisierung wurden jedoch entfernt.

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Im Bereich des monströsen Robas: Blick von oben über den Bereich, der im Moment gerade umgestaltet wird.

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Wie man an den Unterlegscheiben sieht, hat man hier wohl etwas passend gemacht.

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Blick auf den mittleren Teil der Trasse.

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Auch in diese Konstruktion hat man Wasserrutschen integriert.

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Yan hatte schon einen gewissen Sinn für Ästhetik.

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Nun ging es weiter auf der Antriebsstation. Zwar hatte in der Nacht ein Blitz an einer anderen Stelle im Park eingeschlagen, aber man kann sich ja nie sicher sein, ob die Bahn wirklich anspringt.

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Blick auf Klemme und Abstandshalter.

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Das Getriebe, der Antrieb steht in einem Nebenraum.

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Der Antrieb. Um den Hilfsantrieb vorne zu aktivieren, müssen die Riemen entfernt und die ganze Konstruktion verschwenkt werden. Kommt zum Glück nicht so oft vor.

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Blick in die Steuerung, alles noch weitestgehend im Original.

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Blick hinauf zur Bergstation.

Und dann wurde es ernst, die Probefahrt stand an. Sollte alles passen, könnten wir eine Runde mit der Bahn drehen. Die Lüfter am Motorraum waren kaum zu überhören, als der Mitarbeiter die Bahn in Betrieb nahm. Nach einige Checks nahm der Antrieb seinen Betrieb auf und die ganze Konstruktion begann zu beben. Es fühlte sich hier oben eher danach an, als würde gleich eine Rakete abheben.

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Die beiden Testfahrten verliefen zum Glück ohne Probleme. Ausgerütstet mit einem Walkie-Talkie und begleitet durch den früheren Mitarbeiter, ging es in der Kabine an der Front nach oben.

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Fühlte sich gut an...

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Die Bergstation kommt in Sicht... anscheinend ging ein Teil der Konstruktion verloren und man musste die Stütze links vergrößern.

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Auch hier sind wir kurz nach oben geklettert.

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Yan hatte sicher viele spezielle Robas, aber hier setzte er auf die Standardvariante mit der integrierten Seilüberwachung.

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„Talfahrt“

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Nach guten zwei Stunden waren wir durch mit der Besichtigung und ich machte mich auf den Weg zurück ins Hotel. Am nächsten Morgen flogen wir nach Chicago und machten uns von dort auf den Weg nach Osten. Für die letzte der vier Urlaubswochen standen noch einige weitere Highlights auf dem Programm.

In diesem Winter erfolgte dann ein erneuter Besuch, um noch einige Motive aufzunehmen, die ich im Sommer vergessen hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kabinen zur Wartung entfernt worden, möglicherweise werden diese auch nicht mehr zum Einsatz kommen und durch neue Kabinen ersetzt. Und wenn es ganz schlecht läuft, geht die Bahn überhaupt nicht mehr in Betrieb, denn auch hier schaut man genau auf die Betriebkosten. Der Park selbst ist jedenfalls in diesem Sommer komplett geschlossen.

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Die Bergstation im Winter.

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Das Gute am Winter ist, dass man „mehr“ zu sehen bekommt als im Sommer.

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Der Bereich rund um die Talstation wird gerade komplett umgestaltet, insofern wäre die Bahn in diesem Jahr vermutlich sowieso nicht gelaufen.

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Auf dem Weg zurück haben wir noch kurz in der Werkstatt Halt gemacht.

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: So, 31.05.2020, 21:36 
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Wie könnte man Yan eigentlich am besten zusammenfassen? Alles probiert, nix wirklich richtig gemacht? Oder einfach viel Pech gehabt?

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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: Fr, 19.06.2020, 11:44 
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starli hat geschrieben:
Wie könnte man Yan eigentlich am besten zusammenfassen? Alles probiert, nix wirklich richtig gemacht? Oder einfach viel Pech gehabt?

Vielleicht ein Stück weit der Elon Musk des Liftbaus? Er hat sicher viel, manchmal zu viel riskiert, um etwas Neues zu probieren. Möglicherweise hätte er manchmal auf seine Mitarbeiter hören oder einfach mehr testen sollen. Und hätte es geklappt, als CTEC die Firma übernehmen wollte, hätten wir vielleicht heute einen weiteren großen Lifthersteller neben DM und Leitner.


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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: Do, 27.08.2020, 16:52 
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Teil 10 - Seeblick

Vor mittlerweile über einem Jahr ging es am Samstagmorgen von Denver nach Chicago. Dort angekommen, saßen wir relativ schnell wieder im Mietwagen und waren, nach dem kurzen Nachmittagssnack bei Panera, auf dem Weg in Richtung Ohio. Der letzte Teil unserer Reise sollte uns in einem großen Kreis über Indiana, Ohio, Michigan und Wisconsin nach Minnesota und abschließend wieder zurück nach Illinois führen. Minnesota ist das Land der 10.000 Seen, der Gopher State und wie man sagt der Bundesstaat mit den wohl freundlichsten Einwohnern - Minnesota nice gibt man sich hier. Außerdem die Heimat einer der größten State Fairs des Landes, einer Art Handwerks- und Landwirtschaftsausstellung. Aber dazu später mehr.

Der Samstag war ein Reisetag ohne wirkliches Ziel. Wir blieben die Nacht in einem Hilton irgendwo auf dem Weg. Durch das Wochenende war das Hotel ausgebucht, die Poolauslastung am Anschlag. Am nächsten Morgen ging es zeitnah weiter nach Sandusky, wo auf einer kleinen Insel ein Freizeitpark errichtet wurde. Cedar Point ist sicher ein Begriff, wenn man sich für Achterbahnen interessiert. Allerdings gibt es dort auch noch eine von vormals zwei VR101. Mit Baujahr 1962 die älteste Anlage in den USA, die sich noch am ursprünglichen Ort befindet.
Neben der Von Roll war ich auch noch wegen der Millennium Force (https://en.wikipedia.org/wiki/Millennium_Force) dort, die als eine der besten Achterbahnen der Welt gilt. Da die Regierung am gleichen Tag Geburtstag hatte und diesen nicht in einem Freizeitpark verbringen wollte, beschränkte ich meine Besuchszeit jedoch fairerweise auf das absolute Minimum.

Hotelgäste und Jahreskarteninhaber dürfen den Park eine Stunde früher besuchen, was die Wartezeit an einigen Achterbahnen doch stark verkürzt. Ich hatte Glück, da ich ein mobiles Ticket gebucht hatte, was von der Schülerin an den hinteren Einlasskontrollen im Park nicht erkannt wurde und sie mich bereits um 9 Uhr durchließ. Der Haupteingang öffnet schon um 9 Uhr, direkt nachdem die Nationalhymne erklingt. Die breite Masse machte sich ohne Umwege auf zu Steel Vengeance, einem 2018 eröffneten Hybrid Coaster. Ich bog zur Millenium Force ab, wo ich ohne Wartezeit direkt in den nächsten Wagen einsteigen konnte. Kurze Zeit später betrug die Wartezeit an der anderen Bahn bereits 90 Minuten, was ich dankend ablehnte. Nach drei Fahrten MF ging sich noch eine Fahrt mit dem Top Thrill Dragster aus - mein zweiter und letzter Strata Coaster. Um 10 Uhr ging die VR101 in Betrieb, mit der ich noch ein wenig rumliftelte, ehe wir uns auf den Weg in Richtung Michigan machten - vorbei an einer langen Blechschlange am Eingang.

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Auch am Samstag durfte ein kurzer Blick auf die Wetterapp nicht fehlen - ich denke ich brauche nicht erwähnen, an welchem Tag wir unser nächstes Ziel in Michigan angesteuert hatten. Das rechte Bild zeigt die Regenwolken auf dem Weg, da waren es noch 2,5 h bis zum Liftbetrieb.

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Direkt hinter dem Parkeingang wird man von der VR101 begrüßt. Da es noch eine Stunde bis zum Betriebsbeginn dauern sollte, machte mir wegen des leeren Seils keine Gedanken.

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Etwas weiter hinten folgt dann ein Absperrgitter, an dem die Besucher ein zweites Mal kontrolliert werden. Zu meinem Glück nicht besonders genau.

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Das erste Ziel kommt in Sicht!

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Den Wartebereich konnte man locker passieren.

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Und los geht es. Es ist eine durchaus lässige Fahrt ohne große Überraschungen, aber dafür eine schöne klassische Achterbahn. Außerdem wirklich solide gebaut, da dröhnt einem weder der Kopf noch wird einem schlecht.

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Schön hoch!

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Hier hätte ich gesagt: „only in America“, aber vielleicht gibt es das bei uns auch?

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Beim nächsten Mal dann...

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Auf den ersten Blick könnte man denken, hier fährt eine Seilbahn. Es sind allerdings die wassergekühlten Zugseile für den Top Thrill Dragster:


Vorher Lautstärke hochdrehen!

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Hatte die frühere zweite Bahn noch eine gewisse Zubringerfunktion, fährt diese hier „einfach nur“ den Boulevard entlang.

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Corona war noch nicht entstanden und bei Aerosolen dachte man vielleicht noch an Deos, aber die offenen Kabinen waren quasi schon bereit für das Virus.

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Immer wieder schön, die bunten Gondeln zu sehen.

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Los geht's!

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Schon bei meinem ersten Landeanflug auf Chicago vor etlichen Jahren war ich fasziniert von den großen Seen. Daran hat sich (zum Glück) bis heute nichts geändert.

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Die Stützen erreichen durchaus eine ansehnliche Höhe!

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Die Bahn sieht auch noch schön klassisch aus...

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Blick in Richtung Festland.

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Die Fahrt war sehr kurz und der Ausblick zu schön, also lief ich zurück, machte ein paar Bilder und gönnte mir eine zweite Fahrt.

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Irgendwann komme ich hier nochmal mit etwas mehr Zeit vorbei, dafür sehen die Achterbahnen einfach zu gut aus. Und dann ist hoffentlich die Von Roll auch noch in Betrieb.

FF


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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: Fr, 28.08.2020, 15:52 
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Zitat:
Hier hätte ich gesagt: „only in America“, aber vielleicht gibt es das bei uns auch?

Gibts bei uns auch. Im Europapark bei den Wasserbahnen.
https://epfans.info/?id=2083&PHPSESSID= ... 0aa5e12276

Und im Heidepark:
https://www.youtube.com/watch?v=tutP0uDPx88

Sind aber glaub etwas günstiger als 5 Dollar.


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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: Mo, 14.09.2020, 14:23 
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ATV hat geschrieben:
Gibts bei uns auch.

Auf dich ist Verlass. ;) Danke!


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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: So, 20.09.2020, 17:58 
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Teil 11 - Das Ende der Trilogie

Vom Freizeitpark ging es weiter in das beschauliche Unistädtchen Ann Arbor. Das Abendessen war leider ein Fehlgriff (obwohl die modern-amerikanische Interpretation von italienischer Küche durchaus gut sein kann), dafür unser B&B eine gute Wahl. Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück weiter Richtung Norden. Michigan, insbesondere der untere Teil (der obere Teil wird UP bzw. Upper Peninsula genannt), ist ein ein Paradies für LSAP-Freunde. Die diversen Grashügel waren vielfältig erschlossen, heute wird das Thema auf https://milsap.wordpress.com aufgearbeitet (eine schöne Lektüre für verregnete Novembertage). Auf unserer Route fand sich ein passendes LSAP, über MILSAP bekam ich den Besitzer heraus und sogar zeitnah die Erlaubnis für eine Besichtigung. Von dort aus ging es weiter in Richtung Boyne Mountain, dem eigentlichen Ziel.

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Der Routenabschnitt von Teil 10 & 11. Vom Flughafen Chicago ging es zu einem Hilton in Fremont. Danach zum Park in Cedar Point, dann in das B&B in Ann Arbor sowie über das LSAP Skyline zum Boyne Mountain Resort. Wir wollten noch Freunde in Detroit besuchen, aber die waren genau an diesem einen Wochenende in Grand Rapids unterwegs. So musste das ausfallen, genauso wie weitere MILSAP.

Wie in Teil 10 bereits gezeigt, war das Wetter mal wieder die alles entscheidende Komponente. Der Regen sollte Boyne Mountain gegen 17:00 Uhr erreicht haben und es war nicht klar, ob der Liftbetrieb überhaupt wegen einer Stunde stattfinden würde. Ich hatte 2016 noch einen sehr guten Kontakt zum Besitzer aufgebaut, der an meinen Recherchen extrem interessiert war und mir bei einem Besuch alles in Ruhe zeigen wollte. Letztes Jahr jedoch war das vergessen und es gab letztendlich nur eine kurze Antwort - ein Punkt, den ich nie verstehen werde. Denn auch die Kommunikation zum Besitzer der Skyline Ski Area brach nach vielen E-Mails unvermittelt ab. Erst wollte er mir noch zwei alte DSB verkaufen und als ich nach den Details fragte (Hersteller, etc.) bekam ich keine Antwort mehr. Jedenfalls verlief der Tag mal wieder mit bangen Blicken auf das Doppler-Radar, was ich bei der Regierung wieder gutmachen musste. Wobei das bisschen Regen kein Vergleich zu dem ist, was aktuell an der Westküste abgeht. Da fällt es einem schwer sich über den letztjährigen Urlaub zu freuen, der auch so in diesem Jahr nun schon aus zwei Gründen nicht mehr möglich gewesen wäre.

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Die meiste Zeit geht es flach dahin durch die Wälder, hier bereits kurz vor dem LSAP.

Wir steuerten erst die Bergstation des kleinen Skigebiets an, wo sich auch die Lodge befand. Mehrere Jugendliche waren auf ihren BMX unterwegs, aber niemand würdigte uns eines Blickes. Auch mein Interesse für den vor sich hin rostenden Hall-Sessellift erregte in keinster Weise ihre Aufmerksamkeit. Neben der DSB gab es noch mehrere Rope Tows auf dem Gelände verteilt. Aus Zeitgründen fokussierte ich mich allerdings auf die DSB und suchte nicht nach den Überresten der Seillifte.

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Reste im Bereich der Bergstation.

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Die Bergstation. Lt. dem Besitzer war es mit Bj. 1960 der fünfte Hall überhaupt - die ersten drei Anlagen waren zum Test gebaut und der vierte Hall soll heute noch irgendwo in Wisconsin laufen. Valdieren konnte ich diese Angaben bisher nicht, aber man sieht insbesondere in der Talstation gut, dass es ein sehr frühes Modell sein muss.

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Falls das noch die original Sessel sind, blieb Hall dem grundsätzlichen Design sehr lange treu.

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Wie mir der Besitzer sagte, würde er den Lift gerne irgendwann wieder in Betrieb nehmen.

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Die Lifte von Hall, insbesondere wenn sie gut erhalten sind, haben irgendwie etwas zeitloses.

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Die Lodge scheint noch nicht dem Vandalismus zum Opfer gefallen zu sein. Und das, obwohl das Gebiet nicht posted ist, also das Betreten nicht untersagt wurde.

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Die Piste bin ich nicht runter, aber mit dem Auto war es auch nicht weit. Die Talstation lag zwar etwas versteckt, war aber letztendlich problemlos zu erreichen.

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Es sind wirklich nur Grashügel hier, aber besser als nichts.

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Schaut eigentlich aus wie der Antrieb eines J-Bar und nicht wie der einer DSB.

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Neue, unbekannte LSAP werden immer seltener (welch Wunder). Insofern war es schön, mal wieder ganz klassische LSAP-Motive vor die Linse zu bekommen.

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Bokehlicious.

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Es braucht wohl mindestens einen neuen Transformer, wenn die Anlage nochmal in Betrieb gehen sollte.

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Ein lohnenswerter Abstecher. Und dann wurde es wieder spannend. Wir checkten am frühen Nachmittag im Hotel ein, tauschten erstmal das Zimmer (der Schimmelgeruch war überwältigend) und ich stattete dem Ziel des Tages einen ersten Besuch ab. An der Talstation war ein Mitarbeiter des Resorts beschäftigt, der mir jedoch schnell klarmachte, dass sie den Lift keine Sekunde vor 16 Uhr öffnen. Allerdings fahren sie auch bei Regen, so lange es nicht blitzt oder donnert.

Der Lift, um den es hier geht, enthält die Überreste eines der ersten drei ESL aus Sun Valley. Dieser wurde Ende der 1940er Jahre nach Michigan verkauft. Als Riblet später eine DSB errichtete, übernahm man die beiden Stationen des alten ESL. Das Resort wirbt nach wie vor mit World's First Chairlift, was natürlich nur noch für einen sehr kleinen Teil korrekt ist. Aber das fällt vermutlich niemand auf.

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Womit das Resort auch noch wirbt, sind jede Menge Firsts. Der erste Vierersessel 1964 scheint realistisch. Zum Dreiersessel habe ich nichts gefunden und die erste 6-KSB (Bj. 1991) steht laut RM in Kanada: https://www.remontees-mecaniques.net/bd ... -6474.html

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Und hier noch eine ältere Aufnahme, leider habe ich die Beschreibung nicht ganz fotografiert und kann so kein Jahr zuordnen. Es sollte sich aber um Hemlock handeln, man hatte wohl schon vor Riblet den Lift zu einer DSB konvertiert (unter Beibehaltung der Holzstützen).

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Achtung, jetzt ein harter Schnitt in die Moderne, zum mit Baujahr 1992 lt. Boyne angeblich ersten Sechsersessel Mountain Express von DM.

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Seitenblick auf den Spannwagen, ein paar Dinge wurden im Vergleich zum Original leicht verändert.

Der Regen kam bedrohlich näher und es waren immer mal wieder leichte Tropfen zu spüren. Doch die mittlerweile eingetroffenen Liftler ließen sich nicht zu einem früheren Liftstart bewegen. So blieb uns nichts anderes übrig, als weiter zu warten.

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Die Trasse verläuft im ersten Teil durch Bäume und es fühlt sich eher wie ein Parkbahn an.

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Dann ging es endlich los. Erleichterung macht sich breit.

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Nach dem anfänglichen Flachstück musste der Lift noch ein paar Höhenmeter überwinden, so wäre es ein sehr beschränktes Vergnügen gewesen.

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Blick vom „Gipfel“.

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Die Bergstation, hier noch ein Vergleichsbild aus Sun Valley vom Lift aus dem gleichen Jahr:

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Und wieder runter. Der starke Regen ließ noch etwas auf sich warten, also nutzte ich die kostenlose Gelegenheit für Hotelgäste und fuhr noch ein paar Mal.

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Weiter links steht einer von den bekannten Riblet-Vierern, die es leider nicht mehr häufig zu geben scheint.

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Hier nächtigten wir, in Clock Tower Lodge. Rustikaler Charme würde ich sagen.

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Der bereits erwähnte fixgeklemmte Vierersessel.

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Das Resort mit unserer Lodge und dem Hauptgebäude.

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Weiter hinten ein weiterer Vierer.

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Sauber einbetoniert.

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Was nicht passt...

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Bei laufendem Betrieb konnte ich mir die Antriebsstation nicht in Ruhe anschauen, also musste ich durch die Scheiben knipsen. Hier hing ursprünglich der Antrieb.

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Von der Seite.

Nach dem Abendessen testeten wir uns in der Forty Acres Tavern durch die lokalen Brauereispezialitäten, als es draußen schon heftig schüttete.

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Am nächsten Morgen.

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Ein letzter Blick von der Zufahrt aus.

Idaho, Alaska, Michigan - damit hatte ich möglichst alle Reste der ersten Sessellifte entweder gesehen oder befahren und kann die Trilogie hoffentlich erfolgreich abschließen.

Von Boyne aus fuhren wir in Richtung UP, wo wir einen Zwischenstopp vor dem letzten Ziel der Tour einlegten. Zum Glück hatten wir den dortigen seltenen Sessel schon vor einigen Jahren besucht. So konnten wir uns auf andere Sachen fokussieren und es ruhig angehen lassen.

FF


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 Betreff des Beitrags: Re: Von Hall und Von Roll
BeitragVerfasst: Do, 01.10.2020, 15:17 
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Beiträge: 2503
Was lustiges entdeckt:

In Core Mountain gab es mal eine VonRoll VR101 Kabinenbahn mit 4er Kabinen bei welcher später die Klemmen durch solche von Giovanola ersetzt wurden:

Bildlich zu sehen:
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Seltenkomisches Kuriosum das eine konkurrenzierendes Klemmensystem ausgetauscht wurde. Das wäre etwa so wie wenn man Android auf einem Iphone installieren würde.
:wink:


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