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Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen (Brauneck 26.1.17)
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Autor:  Emilius3557 [ Di, 07.02.2017, 17:44 ]
Betreff des Beitrags:  Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen (Brauneck 26.1.17)

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4-ZUB Brauneck und Isarwinkel im Zoom

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Blick ins Karwendel oberhalb der Florihütte


Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen Brauneck, 26. Januar 2017 (Donnerstag)


Was sich wie ein postmoderner Romantitel anhört ist im oberbayerischen Isarwinkel Programm: Man mag zwar nicht das größte und auch nicht modernste Skigebiet weit und breit sein, aber sicherlich eines der wenigen, das direkte Zeitreisen in die Vergangenheit ermöglicht und zwar ohne Umschweife aus dem Jahr 2017 Mitten in die glorreichen 1970er Jahre hinein! Und ohne Aufpreis oder sonstige Umstände, einfach so, ohne viel Aufhebens. Wie das geht? Ganz einfach. Weder hat man den Delorean wieder flott bekommen, noch die von vielen von uns hier ersehnte sonstige Zeitmaschine erfunden. Man erreicht diesen famosen Umstand durch die völlig divergierenden Ausbauzustände des Vorderen und Hinteren Braunecks: Während im Bereich der von der Brauneck-Bergbahngesellschaft betrieben wird mit der immer wieder renovierten 4-ZUB (aber auch diese robuste Technik kann kein ewiges Leben führen?), der brandneuen 6-KSB Milchhäusl Express, der 4-SB Ahorn, der 3-SB Garland schnell bzw. kapazitätsstarke Anlagen und komplettbeschneite Abfahrten bis ins Tal offeriert werden (wahlweise Lanzen- oder Turmkanonenanlagen), steht im Hinteren Brauneck kein einziger Schneeerzeuger, es gibt nur die über 40 Jahre alte DSB Finstermünz und ansonsten zahlreiche Schlepplifte. Man merkt die Zeitreise sofort beim Befahren der Pisten: von kompakt-harter Unterlage aus technischem Schnee landet man in griffigerem Naturschnee, der aber von kleineren Steinchen, Vegetationsresten und dem Bergnamen entsprechenden Braunverfärbungen durchsetzt sein kann. Man spürt die Zeitreise auch in den Kniekehlen durch den Kontrast zwischen der Wohnzimmercouchartigen Milchhäuslbahn und dem Geschaukel der Finstermünzdoppelsessel, zwischen den kuscheligen Viererkabinen und den Schleppliftbügeln, der An- und Abwesenheit der Beschneiungsinfrastruktur und und und…

Von den drei Münchner Hausskigebieten war ich wohl am seltensten bisher am Brauneck und das lag nicht an der Anfahrt, sondern vermutlich an der Angst vor überlangen Wartezeiten an der ZUB oder dem nun ersetzten Schlepplift Kotalm, der einzigen Verbindung von den vier Wegscheider Talliften hinauf zum Brauneck. Dank der neuen Milchhäuslbahn sollte diese Wartezeitensorge hier der Vergangenheit angehören. Die Trassierung der Bahn ist so geschickt gewählt, dass sie ohne weitere Lifte die Zufahrt zu den zweieinhalb Talabfahrtsvarianten 3, 3a und 5 zurück nach Wegscheid ermöglicht ohne die 4-SB Ahorn zusätzlich damit zu überlasten und mit 1,7 km Länge und 460 Hm bietet sie für die bayerischen Vorberge als Einzellift erhebliches Angebot, das sich durch die Tallifte und die 4-SB mit ihren zwei Abfahrten (3 oberer Teil und 4) sogleich weiter steigern lässt.

Wenig Quantitatives: Anfahrt ca. 50 min, Ankunft Talstation 4-ZUB Brauneck mind. 8.10 Uhr; Fünf-Stunden-Skipass für 32 Euro (3 Euro Pfand), gilt von 8.19-13.19 Uhr.

Wetter: großartig! Dichte Hochnebeldecke über dem Alpenvorland, wolkenlos im Gebirge; markante Inversionsschicht unterhalb von 1200 m, im Tal morgens -16°C! Auf dem Gipfel nahe dem Gefrierpunkt, jedenfalls sehr angenehm!

Schneelage: 75 auf 110 cm; im beschneiten Bereich keinerlei Steine und Eis (kurz unterhalb des Speicherteichs am Garland eine kleine Unsauberkeit), meistens sehr gut griffig und morgens sehr gut präpariert, im Lauf des Tages aber kunstschneetypisch etwas zu glatt für meinen Geschmack. Naturschneepisten am Hinteren Brauneck dagegen sehr schön griffig, aber unruhiger, teilweise noch sehr kupiert (Idealhang, Bayernhang), dadurch aber spannend und anregend zu fahren; südliche Abfahrt Idealhang mit Schild „Steine“ etc. und sehr schmal, aber egtl. auch gut fahrbar; an der direkten Finstermünz-Abfahrt bereits recht weich und typische braun(eck)-Färbung. Die Grundlage wäre vorhanden, aber müsste jetzt ausgebaut werden. Letzte Saison wohl am Hinteren Brauneck gar kein Skibetrieb wegen Schneemangel!

1. 4-ZUB Brauneck 800 Hm, kurze Wartezeit, weil während der offiziellen Betriebszeit erstmal die Kabinen von Hand ausgaragiert werden. Evtl. doch mal ein kompletter, zeitgemäßer Neubau fällig? => 3, 3a, 11 nach Wegscheid; top präpariert, noch total leer, sehr griffig, unten sehr kalt! (-15°C!)

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4-ZUB Brauneck mit Garlandhang


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Familienabfahrt 3 Blick bergwärts. Nun auch vollständig (mit Lanzen) beschneit


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Pistenzustand Familienabfahrt 3 morgens


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Familienabfahrt 3 Blick talwärts


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SLte Draxlhang I+II Blick talwärts

2. SL Draxlhang I 110 Hm

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SLte Draxlhang I+II Blick bergwärts


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SLte Draxlhang I+II und 6-KSB Milchhäusl im Zoom

3. 6-KSB Milchhäusl Express 465 Hm: großartige, sehr bequeme Anlage mit idealer Trassierung, sehr wichtige Verbesserung des Skigebietes, könnte sich als die Schlüsselanlage herausstellen; Sitzheizung heute sehr angenehm, automatischer Sicherheitsschließbügel nicht störend. => 6

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6-KSB Milchhäusl Express Bergstation mit 4-SB Ahorn


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4-SB Ahorn (links), 6-KSB Milchhäusl Express (rechts)

4. 4-SB Ahorn 310 Hm. Da wenig Betrieb läuft er flott, KSB hier wohl an sich nicht notwendig, oben toll steiles Trassé. => 3, 4, 5, 9. Schwarze Ahorn-Abfahrt Weltklasse, dann flotter Ziehwegzubringer zur nun beschneiten und verbreiteten Waxenstein-Abfahrt. Jaudenhang unten recht flach, aber weniger wellig (Beschneiungshügel?) als Draxlhang.

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Abfahrt 4 (schwarz), hinten 6-KSB Milchhäusl Express


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Piste 5 Waxensteinabfahrt Mittelteil Blick talwärts


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Piste 5 Waxensteinabfahrt Mittelteil Blick bergwärts


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SLte Jaudenhang I+II, rechts Talstation 6-KSB Milchhäusl Express

5. SL Jaudenhang I 120 Hm
6. 6-KSB Milchhäusl Express 465 Hm => 5, 4
7. 4-SB Ahorn 310 Hm => 1, schwarze Garland-Weltcup-Abfahrt, leider so gut wie keine Sonne, aber immer griffig, man merkt den Maschinenschnee schon deutlich, Umfahrung des ganz schön großen Speichersees flott, unten sehr kalt, Querung vor dem Zielhang off-piste zum Parkplatz und Zugang

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4-ZUB Brauneck, 3-SB Garland, Starthang Piste 1 Weltcup


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Piste 1 Weltcup zwischen 3-SB Garland Talstation und DSB Weltcup Bergstation


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4-ZUB Brauneck Kabine und Trasse direkt an der Talstation

8. 4-ZUB Brauneck 800 Hm => 1, 2. Der breite Hauptast der „Garland“ geht sehr gut.

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3-SB Garland, Blick in den Isarwinkel und das nebelige Alpenvorland


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Nebel über dem Alpenvorland und München


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Großer Garland-Steilhang (Piste links, Buckelvariante rechts)


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Buckelsteilhang Großer Garland im Zoom. Heute nicht gefahren, mangels Fahrpraxis und Kondition

9. 3-SB Garland 350 Hm => obere, teilweise zu schiebende Querung, grandiose Aussicht ins Karwendel, 12

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DSB Finstermünz Talstation und Trasse. Inzwischen 42 Jahre alt, zwei Einheimische im Lift schimpfen unabhängig voneinander und unbeeinflusst von mir über den Lift… Hier wäre eine 4-SB sicherlich eine gute Wahl oder gar eine kapazitätsbeschränkte KSB?

10. DSB Finstermünz 300 Hm => 22 und kurzer Zwischenaufstieg, da korrekten Pistenarm verpasst

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DSB Finstermünz Trasse vor Bergstation mit herrlichem Ausblick. Hier in der Nähe später auch Mittagsrast gehalten

11. SL Zirkuslift 90 Hm => 17

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SL Idealhang vom SL Schneebar. Man sieht, dass noch Einiges an Schnee fehlt

12. SL Idealhang 140 Hm. Recht stark kupiert, aber toll griffiger Naturschnee in diesem super schönen, abgelegenen Kessel; einiges an Leuten unterwegs; drei Mal die Hauptabfahrt, einmal die heute sehr schmale südliche Abfahrt.
13. SL Idealhang 140 Hm
14. SL Idealhang 140 Hm
15. SL Idealhang 140 Hm
16. SL Schneebarlift 35 Hm => 16
17. SL Zirkuslift 90 Hm => 16, kurz, aber gut und schöner Schnee, weiter auf der 22

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SL Bayernhang, hinten SLte Florihang I+II

18. SL Bayernhang 120 Hm => downhill hat recht, mit der schönste Hang hier oben, toll kupiert, schöner Schnee, griffig

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SL Bayernhang und Abfahrt 15 (blau)


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SL Bayernhang und Piste 15 im Zoom

19. SL Bayernhang 120 Hm
20. SL Bayernhang 120 Hm
21. DSB Finstermünz 300 Hm => 21. Kapellenhang Weltklasse, dann der braune Sulzhang; Mittagspause auf einer Bank oben am Kamm

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Blomberg und Zwiesel vor dem Nebel im Alpenvorland

22. DSB Finstermünz 300 Hm => Kapellenhang, dann Querung 20 und 12

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Talstation SLte Florihang I+II, Piste 13 rot (rechts)

23. SL Florihang I 120 Hm. Von mir bislang unterschätzt, Ende der 1990er Jahre dort mal im Tiefschnee herumgeackert; kaum einer fährt, Flori II fährt gar nicht, Florihütte geschlossen; fahre zwei Mal den noch kaum zerfahrenen schönen Übungscarving-Hang.

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SL Florihang I und Piste 13, hinten Bayernhang

24. SL Florihang I 120 Hm
25. SL Florihang I 120 Hm => 10, 3 („Stopselzieher“, nun auch mit durchgehender Lanzenbeschneiung), unterer Teil der Familienabfahrt am Rand noch sehr gut, aber wieder sehr kalt

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Abfahrt 3 (Stopselzieher) nun auch beschneit

26. 6-KSB Milchhäusl Express 465 Hm => nochmals Waxensteinabfahrt 5, mir teilweise zu glatt (wg. Beschneiungsgrundlage), an den Rändern aber auch griffig, meine Kondition macht mir nun zu schaffen
27. 6-KSB Milchhäusl Express 465 Hm => 6
28. 4-SB Ahorn 310 Hm => muss zackig die 1 fahren, nicht guter Stil, aber will die letzte Bahn für mich heute erwischen

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4-ZUB Brauneck und Nebel im Alpenvorland

29. 4-ZUB Brauneck 800 Hm. Letzte Bergfahrt um 13.17 Uhr bestiegen. Dann gemütlich und schön ins Tal fahren, wieder über die Ziehwegumfahrung des Speicherteichs.

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SL Streidlhang und Piste 7 blau an der Talstation der 4-ZUB Brauneck (rechts). Was ist eigentlich mit dem SL Ziehhang weiter nördlich? Sah mir weder in Betrieb aus noch darauf vorbereitet. Oder ist das auch ein exklusiver Lift des Skiclubs, so wie die DSB?

Quantitatives Fazit: 29 Lifte für 32 Euro = 1,1 Euro pro Fahrt; 8165 Hm; Rückfahrt 45 min.

Vollauf zufrieden, großartiger Tag, das Brauneck ist bei diesen Verhältnissen kaum zu toppen, vor allem nicht in Relation zur Anfahrtslänge und -dauer, am Wochenende will ich dort jedoch nicht sein. Einer der einheimischen Mitfahrer sprach von Chaos bei den Parkplätzen und der Rückfahrt am vorangegangenen, ebenfalls sehr schönen Hochwinterwochenende. Wenn man die drei Münchner Hausskigebiete im Alpenplus-Verbund vergleicht, gewinne ich den Eindruck, dass mein jahrelanger Favorit Spitzingsee nicht nur inzwischen das Kleinste, sondern eigentlich auch das uninteressanteste Gebiet geworden ist, zumal nach der Stilllegung des Taubensteins als Ausweichrevier. Nach dem das Sudelfeld und auch das Brauneck nun das Manko der fehlenden flächenhaften, schlagkräftigen Beschneiung sowie des Fehlens kapazitätsstarker Expressanlagen (bald) beseitigt haben, zeigt sich, dass sie mehr Höhendifferenz, mehr Geländekammern und Abwechslung bieten als der Spitzing. Das Brauneck hat auch den großen Vorteil der perfektesten Anfängerwiesen mit wirklich viel viel Platz und ungefährlichstem Gelände an en vier Wegscheider Talliften und dem Streidlhanglift.

Autor:  téléski [ Di, 07.02.2017, 18:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen (Brauneck 26.1

Emilius3557 hat geschrieben:
Quantitatives Fazit: 29 Lifte für 32 Euro = 1,1 Euro pro Fahrt; 8165 Hm; Rückfahrt 45 min.

Skifahren am Brauneck und dann Höhenmeter zählen, ist das nicht ein bisschen schräg? Anzahl Hüttenbesuche könnte man noch durchgehen lassen...

Dass der Milchhäuslschlepper Kotalmlift genannt wird, haben von uns vermutlich auch nur noch die wenigsten selbst erlebt.

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