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BeitragVerfasst: Mi, 12.10.2005, 22:33 
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RetroRebel
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Es ist der 3. Juni 2004. Nachdem wir bereits am Vorabend angereist sind, heißt es um 6.45 Uhr aufstehen, frühstücken und los ? der Schnee wird im Sommer mit dem Fortschreiten des Tages ja nun schließlich nicht besser. Das Wetter ist mäßig ? nach dem es die Woche vorher grandios gewesen wäre, ist es heute leider eher bedeckt. Zwar ziehen immer wieder Wolkenlöcher durch, aber ansonsten hängt an den hohen Bergen auch ganz schön die Suppe ? vor allem Richtung Ortler. Schon bald zeigt sich relativ deutlich, dass die kleine Schwester (13) meiner Freundin bei diesem Wetter überhaupt keine Lust hat, Skifahren zu gehen. Nicht dass sie sonst in diesem Urlaub zu irgendwas Lust gehabt hätte (außer geschmacklose Klamotten auf dem Markt einzukaufen), aber diesmal wars bedonders schlimm. Und da ich den Skipass hätte bezahlen müssen, entscheiden wir kurzfristig, dass sie unten bleibt. D.h. allerdings auch, dass meine Freundin ebenfalls untenbleiben muss... hm, was solls ? geht nun halt nicht anders. Trotzdem vielen Dank, dass sie sich den ganzen Vormittag um ihre Schwester gekümmert hat, so dass wenigstens ich skifahren konnte ? vor allem wenn man bedenkt, dass um diese Jahreszeit Ponte di Legno und erst recht der Passo Tonale absolut tot sind ? ausgestorben, Geisterstädte. Aber zum Pass hochfahren müssen wir trotzdem ? irgendwie muss ich ja raufkommen. Unterwegs bieten sich tolle Blicke auf das felsige Hochtal, durch das einst der Sommerski auf dem Pisgana- und Adamellogletscher hätte erschlossen werden sollen.

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An der Passhöhe ist es etwas frisch, aber relativ windstill. Auf dem Parkplatz steht ein alte Pistenraupe ? vielleicht ist sie was Besonderes? Ich hab sie mal photogprahiert. Die Fachleute hier können mir sicher sagen, was ich da aufgenommen hab und ob sie eine Rarität ist.

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Der Schnee reicht noch fast bis an die leicht oberhalb der Passstraße gelegene Talstation der alten, aber stilvollen Passo Paradisoseilbahn. Von der Ersatzbahn, die in diesem Sommer gebaut wird, ist bis jetzt wenig zusehen. Im Bereich der zukünfitigen Talstation an der Passtraße unten sieht man eine Baugrube. Außerdem werden die beiden Masten der Freileitung, die hier über den Pass führt, umgebaut ? vermutlich werden sie höher gemacht, da die neue Bahn darunter hindurch muss.

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Eine Schautafel an der Wand der alten Seilbahnstation soll für die neue Bahn werben. Die Lage der Bahn ist prinzipiell besser, da sie direkt unten am Pass beginnt und per Skibrücke mit den Rest des Gebietes verbunden ist. Andererseits war die Könnerseite des Passo Tonales bisher nie überlaufen, da die meisten Leute zu faul waren, die 150m Straße zur Station rüberzulaufen ? das wird sich jetzt wohl ändern. Ansonsten sieht man auch schon, dass die jetzige Zufahrtstraße zur Bahn ab nächstem Winter die Piste verlängern wird ? der Aspahlt wird entfernt und die Trasse ist enorm verbreitert worden.

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Ich nehme mir die Zeit akribisch so viele Details wie möglich von der alten Bahn zu photographieren ? da nicht viel los ist, ist es nicht schwer gute Perpektiven zu bekommen. Außerdem frage ich beim Skipasskauf die junge Dame an der Kasse, ob es wohl möglich sei, die technischen Anlagen der Bahn zu besichtigen, da diese ja bald abgerissen werde. Ich hoffe, dass der geringe Betrieb in der Nebensaison mein Anliegen ermöglichen könnte. In der Tat sagt sie, dass das sicher kein Problem sei und ruft beim technischen Angestellten im Leitstand an ? der geht allerdings nicht ans Telephon. Ich treffe in oben in ein Gespräch mit dem Seilbahnführer vertieft an. In meinem Freestyleitalienisch versuche ich ihm mein Anliegen deutlich zu machen ? nach einiger Nerverei sagt schließlich zu ? aber erst am Nachmittag, so ab zwei, wenn die Skifahrer wieder weg sind (Gletscherlifte schließen um 13.30 Uhr). Übrigens leicht unverschämt: 24? für einen Tagespass (der bis 13.30 Uhr gilt!), der den Zugang zu einem Sessellift und einem Doppelschlepper ermöglicht. Na was solls, dafür stimmt?s Ambiente und jetzt bin ich ja schon mal da.

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Eine erste Überraschung ist die Bahn selbst: ich hatte sie als etwas klapprig in Erinnerung, aber das ist ziemlicher Blödsinn. Im Gegenteil, die Kabinen der Fa. Lovisolo sind gut gepflegt und machen immer noch einen soliden Eindruck. Die meisten Leitner und Agudiogondelbahnen aus den 90ern, sehen heute nach 15 Jahren weit schlimmer aus als diese Bahn nach etwa 40 Jahren. Die nächste Überraschung ist Geschwindigkeit der Bahn. Anders als die meisten Pendelbahnen fährt diese heute nicht etwa langsam an, sondern löst sanft die Bremse, um bereits nach wenigen Metern die volle Geschwindigkeit erreicht zuhaben. Und was für eine Geschewindigkeit: die angegeben 5 min zur Bergstation braucht die Bahn niemals ? eher 3 oder so, ich komme kaum zum Photographieren. Auch das Passieren der Stütze erfolgt sanft und ohne großes Geschaukel, wie sonst bei diesen Bahnen üblich ? alles in allem bin ich ziemlich erstaunt über den technischen Zustand der Bahn: sie muss sehr gut gepflegt worden sein. Nach Argumenten, warum ich die alte Bahn besser finden könnte als die geplante 2S Bahn brauche ich jedenfalls nicht länger zu suchen: so schnell und elegant kommt wohl in Zukunft kaum mehr zum Passo Paradiso! Nur die Bergstation, die erfüllt voll und ganz meine Erwartungen: bröckelnder Beton, verrostete Strommasten, verwitterter Putz: tolles Motiv, sowas hatte ich gehofft ? und nicht zuletzt deshalb bin ich heute hier!

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In diesem Augenblick kommt auch das erstmal die Sonne raus ? es ist kurz vor zehn und noch nicht sehr warm, aber angenehm. Ich bin wie immer in Jeans und Poloshirt unterwegs mit einer leichten Sommerjacke gegen den (Fahrt-)wind beim Schifahren ? die Bekleidung reicht völlig, später muss ich die Jacke sogar ausziehen. Für alle die sich frage, wie ich es geschafft hab, um 6.45 Uhr aufzustehen um dann doch erst um 10.00 Uhr am Passo Paradiso zu sein, verweise ich noch mal ohne weiteren Kommentar auf die kleine Schwester meiner Freundin (anders als meine kleine Schwester seinerzeit kann man sie auch nicht mehr dadurch ärgern, dass man sagt, dass Brandon Walsh und Dillan McKay blöde Schwuchteln sind!). Egal, ich verliere deshalb keine Zeit und besteige den Sessellift Paradiso-Presena. Bei diesem Wetter stört es nicht, dass es ein ziemlich lahmes Dings ist, ich nutze die Zeit aus dem Lift den stillgelegten Sessellift Aleveo Presena zu begutachten, der am Passo Paradiso endet. Später möchte ich diesem noch einen Besuch abstatten, aber das kann ich auch noch machen, wenn der Schnee schlechter geworden ist. Anders als bei meinem letzten Besuch Sylvester 2002 erkenne ich dieses Mal unschwer, dass es sich bei dem stillgelegten Lift um einen alten Grafferlift handelt ? ein paar Monate mit Petz auf alpin haben den Blick geschult!

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Viel Schnee liegt hier oben rum ? das hatte ich gehofft. Eigentlcih ist es erstaunlich, dass sich der Gletscher hier hält ? auf einer Höhe zwischen 2700m und 3050m! Dieses Hochtal ist und bleibt ein Schneeloch. Am Passo Tonale schneit es sowieso immer sehr viel, und das Presenahochtal ist gut gegen Sonne und Wind geschützt. Und es ist schön! Selten hat man so das Gefühl, einen Gletscher für sich zu entdecken, ihn bei der Auffahrt geradezu zu erobern, wie es bei diesem Gletscher der Fall ist! Vom Pass aus sieht man nur, wie sich die Pendelbahn kühn an den Felsen vorbei in einem eleganten Schwung die steile Scharte hinaufschwingt . Sobald man oben aussteigt aber, wird der Blick frei für dieses abgelegene versteckte Hochtal mit seinen gleißende Firnfeldern am Ende. Während ich mit dem Sessellift diese zweite und sanfte Etappe zurücklege, schieße ich immer wieder Bilder vom Gletscherschigebiet. Die leuchtend rote Capanna Presena stellt einen interessante farblich Kontrast zum Weiß der Gletscherfelder und zum azzurblauen Himmel da ? so man denn letzteren mal sieht.

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Von der Bergstation des Sessellifts ist es nur eine kurze Abfahrt bis zum Doppelschlepper auf dem Presenagletscher. Das Dunkle unten auf den Bildern ist übrigens nicht etwa dreckiger Schnee, sondern das Abgas einer Pistenraupe, die von der Bodenwelle verdeckt ist. Im Moment läuft nur der linke, später ist es genau umgekehrt. Aufgrund des geringen Andrangs ein sinnvolles Vorgehen ? außerdem schont das Liftspuren und Pisten, was bei Sommerschibedingungen ja auch recht sinnvoll ist. Der Gletscher ist steil, ziemlich steil. Für einen Gletscher erstaunlich sportlich, erinnert mich an den 3300 in Val Thorens. Relativ kurz, aber rassig: die Pisten sind wohl kaum länger als 1000m, bieten aber etwa 300 Höhenunterschied. Mit dem Schlepper ist man schnell wieder oben. Was nervt, ist der Bügel, wenn man so wie ich gern allein fährt. Ständig hängt er schräg, was gerade aufgrund der recht steilen Trasse nervt ? ich lob mir die Tellerschlepper.

Der Schnee ist noch recht hart heute morgen, geradezu etwas eisig. Da meine Kanten leider nicht optimal gebrochen sind, ist das anfangs etwas ärgerlich. Nach den ersten vier Abfahrten wird es immer besser ? vor allem im Tiefschnee lässt es sich gut fahren. Die Pisten sind brei und bieten ausreichend Platz für alle, obwohl heute relativ viele Carvingfreaks unterwegs sind, die wie üblich verdammt viel Platz einnehmen und mit in meinen Augen deutlich überhöhter Geschwindigkeit über die Geländewellen heizen, hinter denen man Skifahrer erst sieht, wenn man ihnen kaum noch ausweichen kann. Das ist etwas unangenehm, aber was solls. Ich ziehe es vor mäßiger Geschwindigkeit meine Tiefschwungtechnik zu trainieren ? dafür sind die Bedingungen ja optimal, eine so kurze Piste einfach runterzuheizen wäre ja auch Blödsinn. Ansonsten sind sehr viele Skiclubs dort, die gern im Rudel abfahren ? da muss man immer ein bisschen den richtigen Moment abpassen, aber im Prinzip sind die Pisten so breit, dass ich eigentlich nie wirklich warten muss.

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Ansonsten gibt es hier die Überreste einiger alter Lifte. Zum einen ist da die Bergstation des alten Grafferkorbliftes. Dann die Talstation des Grafferdoppelschleppers, der durch den heutigen (DM Lana?) Doppelschlepper ersetzt wurde und ? auf der anderen Seite des neuen Doppelschleppers ? die Talstation eines weiteren Grafferschleppers. Außerdem gibt es zwei Leitnerschlepper: der Übungslift, der nicht in Betrieb ist und ? dem Gebäude nach zu urteilen ? ursprünglich auch mal ein Graffer war sowie den Leitnerschlepper Maroccaro II im oberen Gletscherbereich.

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Nachdem ich ein paar mal den Hang heruntergefahren bin, interessiere ich mich für den alten Schlepper Maroccaro II, einen kurzen Lift, der westlich ? also rechts ? des Hauptdoppelschleppers eine Senke und einen Sattel erschlossen hat. Nach kurzem Hinschauen ist auch schnell klar, dass dieser Lift nie mehr laufen wird ? alles was noch über ist sind zwei Stützen, an der unteren arbeiteten ein Bagger und eine Raupe.

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Später am Tag soll auch diese Stütze fallen.

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Ich steige zur ehemaligen Bergstation auf, um mir anzuschaun was noch über ist und um einen Blick auf den Adamellogletscher zu werfen, der hinter der Mauer der Presenafelsen liegt und von dieser Senke aus sichtbar ist. Oben finde ich wie erwartet die alten Fundamente des Schleppers und einen Haufen Seile. Der Adamellogletscher selbst liegt in Wolken, man sieht nicht sehr viel. Dennoch lässt der Blick vermuten, dass es sich um ein sehr schönes Hochtal handelt ? vielleicht kann man ja mal von dieser Senke aus dahin abfahren. Dann muss ich nur meiner Freundin gut zu reden, weil der Rückweg mit dem Auto ziemlich weit ist... ;)

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Auf der alten Schlepplifttrasse erfolgt meine erste Tiefschneeabfahrt des Tages ? und die macht Spaß. Platz ohne Ende und allzu steil ist es auch nicht ? ein Genuss. Mittlerweile ist es kurz vor elf. Schon die ganze Zeit schien immer mal wieder die Sonne, zumindest war die Sicht aber stets gut. Jetzt reißt es richtig auf und bleibt eine halbe Stunde lang richtig schön, so dass ich am Hauptlift noch ein paar Abfahrten mache. Überall dickste Wolken und über dem kleinen Presenagletscher scheint die Sonne ? was für ein Gefühl! Später sehe ich auf dem Satellitenbild, dass ein langer Arm eines Tiefdruckgebiets von Norden her Alpen über den Alpenhauptkamm gebracht hat, während es schon über der Poebene schön war: die südliche Lage des Adamello und der Schutz des Ortlers im Norden brachten also das verhältnismäßig gute Wetter an diesem Tag.

Gegen halb zwölf fahre ich das erste Mal zum Passo Paradiso zurück. Vom Gletscher oben hab ich erstmal genug, so dass ich jetzt mal einen Besuch des Grafferliftes und die Suche nach dem alten Skitunnel enschieben möchte. Die Schussstrecke vom Gletscher zutück zum Passo Paradiso ist gar nicht mal so flach wie ich sie in Erinnerung hatte: sicher keine Herausforderung, aber ein wenig schwingen muss man hier und da doch und zügig geht?s allemal ? jedenfalls ist es kein Zeihweg im klassischen Sinne. An der Bergstation der Seilbahn beginne ich nach der Suche nach dem Tunnel. Wie heißt es gleich bei Walter Pause? ?Dann aber fährt man von der Scharte nodwärts sehr steil(von einem Zaun gesicher) unter der Bergstation durhc bzw. geht durch einen Stollen, um ins Canalino zu gelangen [...]?. Schleife unter der Bergstation oder Stollen... die Schleife entspricht der heutigen Piste, das sieht man auch auf dem Bild. Nur dass diese heute auf Autobahnbreite ausgebaut wurd (blöde Schwuchteln!). Aber was ist mit dem Stollen? Das Canalino ist jedenfalls die Paradisoscharte das steht fest. Im unmittlebaren Bereich der Bergstation kann ich nichts sehen, rechts von der Bergstation steht in Restaurant, dahunter kommt die Piste. Links, am See entlang kann man an der Bergstation vorbei. Schon nach wenigen Metern fällt mein Blick auf eine lange Wellblechbarriere, Diese erweckt mein Interesse: bloß eine Barrikade für die Schneemassen zum Schutze der dahinter liegenden Piste oder das Dach eines Tunnels im Stile der Gänge am Pizzo Groppera und der Punta Serauta. Wenige Schwünge später die Gewissheit: hier liegt der Eingang zu einem Wellbelchtunnel, der 10m weiter in den Felsen führt.

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Der Tunnel ist mit einer Holztür versperrt, die sich aufgrund der Schneemassen nicht öffnen lässt. Die Falltür auf dem Dach ist verammelt, der Tunnel ist stockdunkel, so viel sehe ich durch ein Astloch in der Tür. Klein wie es ist: das Objektiv meiner Kamera ist kleiner. Das ist die Chance doch ein Bild vom Inneren des Ganges zu bekommen. Die Schwierigkeit liegt eher darin, dass ich durch das Astloch nicht gleichzeitig blitzen und photographieren kann: also 2s Sekunden belichten und hoffen, dass das Licht, das durch andere Spalten fällt, für eine ausreichende Beleuchtung sorgt. In der Tat erhalte ich nach ein paar Versuchen ein Bild, das wenigstens einen Eindruck vom Stolleninneren vermittelt. Man sieht ein paar Meter weit bis zum ersten Knick und kann sogar eine Leiter, die von der verrammelten Falltür herkommt erkennen. Ansonsten sieht das Innere des Tunnels nicht sehr gepflegt aus ? vermutlich war der Ausbauzustand früher einmal besser! Von hier hat man aber auch einen interessanten Blick auf die Seilbahn.

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Für einige Verwunderungen sorgen bei mir die Schilder mit der Warnung vor gelagerten Sprengstoffen, die sich zehn Meter weiter am Felsen befinden. Da ich weiter abfahren müsste, um mehr vom Tunnel zu sehen (insbesondere um den weiteren Verlauf erahnen zu können), verschiebe ich die weitere Untersuchung auf den Zeitpunkt meiner Talabfahrt und steige wieder auf, um nun den Grafferlift zu untersuchen. Da ich keine Lust habe in Jeans all zu weit durch den Tiefschnee zu laufen, beschränke ich mich darauf, detailverliebt die Niederhalterstütze an der Bergstation zu photographieren ? hoffe, dass es dem Petz mal zu noch detailgertreueren Modelln verhilft um mir selbst in meinen Archiven dient. Ansonsten hat diese verrostete Liftruine in den Schneeresten mit dem dunklen Himmel dahinter, auch eine gewisse Melancholie, die mir photographierenswert erscheint.

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Da es jetzt nochmal aufklart, fahre ich nochmal zum Gletscher rauf. In dem jetzt butterweichen, aber leichten Schnee mache ich noch ein paar Genussabfahrten bevor ich schließlich gegen viertel vor eins wieder zum Passo Paradiso abfahre, um von dort endgültig ins Tal abzufahren.

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Immer noch neugierig, woher diese Piste ihren Ruf als eine der steilsten der Welt hatte, frage ich mich, ob man ganz früher nicht vielleicht doch direkt unter der Seilbahn in der Fallinie abgefahren ist. Nach meiner Einschätzung sollte das möglich gewesen sein. Kurzerhand entschließe ich mich die Probe aufs Exempel zu machen. Bis zum Tunnel ist recht sanft, danach wird?s verdammt steil und verdammt eng. Ungschickt ist die Jahreszeit für ein solches Experiment: der hier ziemlich sulzige Schnee macht mir zu schaffen, weil ich mir keine Fahrfehler elauben kann. So rutsche ich eine Stücke nur seitwärts ab, weil ich keine Lust hab, bei einem misslungenen Bogen mit den Felsen in Kontakt zu kommen. Dann doch drei Bögen und ich stehe wieder auf der Piste. Die andere Hälfte des Steilhangs ist seit den letzten Ausbaumaßnahmen nicht mehr zugänglich ? die überbreite Piste ist auf der anderen Seite durch Mauern abgestützt, die man nicht befahren kann und der Zaun steht auch im Weg. Dennoch: das steilste und engste Stück bin ich gerade gefahren, die Abfahrt unter Seilbahn sollte also bei ausreichender Schneelage früher möglich gewesen sein ? mag also sein, dass diese Direttissima für den Ruf der Paradisopiste sorgte ? er wäre gerechtfertigt gewesen.

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Ich halte mich möglichst weit oberhalb, um den Ausgang des Tunnels sehen zu können. Schon während meiner Abkürzung konnte ich oberhalb im Fels Stollenfenster ausmachen. Am äußersten Punkt der Piste ? in der Kehre unterhalb der Scharte, die von rechts oben herab kommt, sehe ich schließlich die Stelle, an der der Tunnel wieder zum Vorschein kommt. Dort steht die Talstation einer Lawinensprengbahn.

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Daher also die Warnung vor gelagerten Sprengstoffen. Anderseits stellt sich dann die Frage, ob diese Bahn nicht vielleicht der einzige Zweck des Tunnels sein könnte. Jedoch schein mir der Aufwand für die Lawinensprengbahn etwas groß ? man hätte die Talstation auch dichter an die Bergstation der Seilbahn legen können um sich den Tunnel zu sparen. Eine alte Postkarte verrät darüber hinaus später im Souvenirshop an der Talstation, dass der Tunnel im Bereich außerhalb des Felsens (also bergwärts gesehen links, der Teil der heute aus Wellblech ist), früher wesentlich besser ausgebaut war und bis an die Bergstation heranführte und vermutlich von dieser aus direkt zugänglich. Außerdem möchte ich fast vermuten, dass die Lawinensprengbahn in den 60er Jahren dort noch nicht installiert war und dass man nach dem Ausbau der Piste den Stollen einfach umfunktioniert hat. Aufgrund des einsetzenden Schneetreibens (im Juni auf 2400m Höhe!) zog ich vor abzufahren, statt zum anderen Tunnelausgang hochzulaufen, da ich auch um zwei Uhr ? also in einer knappen Stunde ? mit dem Seilbahnführer zur Maschinenraumbesichtigung verabredet war. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir darüber hinaus absolut sicher, den alten Skitunnel gefunden zu haben. Verwirrt hat mich erst ein - kommunikationstechnisch schwieriges - Gespräch mit der jungen Dame an der Kasse, die ich später noch mal bezüglich des Tunnels fragte. Sie bestätigte mir, dass es einen Skitunnel gegeben habe und dass zu Entschärfung die Piste umgebaut worden sei. Ich habe sie allerdings so verstanden, dass dieser Skitunnel dieselbe Trasse gehabt habe, wie die heutige Piste und später geprengt worden sei oder so. Allerdings widerspricht das Pauses Darstellung von den beiden alternativen Abfahrten: der Schleife um die Bergstation einerseits und dem Tunnel andererseits. Außerdem wäre ein solcher Stollen viel zu steil gewesen. Da sie auch noch eher jung war (ende zwanzig vermutlich), denke ich, dass sie sich sowieso ihrerseits auf Berichte älterer Angestellter über den Tunnel beziehen muss, da sie zumindest seinen Betrieb als Skitunnel nicht als Angstellte der Paradisoseilbahnen miterlebt haben dürfte. Jedenfalls sagte sie, dass alles umgebaut wurde, weil es so steil und schwierig war (und ich dachte mir: ?vielen vielen vielen DANK!? L ) und dass zuletzt die Piste letztes Jahr ausgebaut worden sei, was sich mit meinem Eindruck deckte, dass seit 2002 nochmals eine Verbreiterung im Anfangsstück stattgefunden habe. Dann sagte sie aber noch etwas seltsames, was ich nicht ganz verstanden habe: angeblich gibt es noch einen zweiten Tunnel, der von der Bergstation zu irgendeiner Baustelle führt ? so ich das denn richtig verstanden hab. Es könne aber sein, dass ich diesen zweiten Tunnel unter all dem Schnee nicht gesehen habe... Das macht für mich überhaupt keinen Sinn. Die einzige Baustelle dort ist wenn überhaupt die noch nicht eingerichtete Baustelle für die Bergstation der 2S Bahn. Diese würde auf der anderen Seite, bergwärtsgesehen also links der Bergstation liegen. Dazwischen ist allerdings noch das Restaurant. Wo und warum es dort einen Tunnel geben sollte, ist mir ein Rätsel. Ich versuchte noch, sie zu fragen, ob einer der beiden genannten Tunnel derjenige sei, der heute zur Lawinensprengbahn führe, aberich konnte mich leider nicht verständlich ausdrücken, so dass ich es dann vorzog mich zu bedanken (sie hatte sich trotz aller Schwierigkeiten schon recht lange mit mir unterhalten und mit geduldig alle Fragen beantwortet) und in der Absicht zu gehen, mal bei Gelegenheit direkt bei der Liftgesellschaft nachzufragen. Meines Erachtens ist aber der Tunnel, den ich gefunden hab, der alte Skitunnel. Auch wenn der Ausgang etwas steil erscheint, ist glaube ich mit einem freigeschaufelten Weg am Ende ein vernünftiger Einstieg in die Piste möglich gewesen.

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Zum jetzigen Zeitpunkt oben am Passo Paradiso habe ich aber noch keine Zweifel, dass ich den legendären Tunnel gefunden hatte und mache mich an die Talabfahrt. Obwohl sulzig lässt sich der Schnee beachtlich gut fahren. Ob es an den neuen Skiern liegt, ist mir nicht ganz klar: jedenfalls fährt sich der Schnee butterweich. Aufgrund der guten Schneelage kann ich auch die gesamte Hangbreite nutzen und muss mich nicht an die Piste halten ? ein Heidenspaß! Im Bereich der Mastes der Pendelbahn mache ich einen Photostop.

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Außerdem will ich die Überfahrt der Kabinen filmisch und photographisch dokumentieren. Auffallend sind die riesigen Betonbollwerke, die den Seilbahnmast und die Strommasten vor Schneebrettern schützen sollen. Ich muss nicht lange warten und kann aus einer interessanten Perspektive noch ein paar Seilbahnphotos schießen. Danach fahre ich weiter ab. Nach der nächste Kurve, jetzt auf etwa 2050m, muss ich mich an die Piste halten ? abseits davon ist die Schneedecke zu dünn und gefährlich aufgrund der Steine. Weitere 50m unten bleibt mit noch ein etwa 5m breites Schneeband, dass im Laufe der nächsten 100 Höhenmeter zweimal kurz unterbrochen ist, so dass ich jeweils 4m Skier tragen muss. Auf etwa 1900m ? wenige Meter vor der Talstation ist dann endgültig Schluss. Die letzten Meter über die Wiesen muss ich tragen ? die weiche und hier sehr flache Wiese lässt sich aber selbst in Skischuhen bequem gehen, so dass ich keine 5 Minuten zur Talstation laufe. Bis auf 1900m im Juni abgefahren ? sowas geht wohl auch nur nach einem Winter wie dem letzten.

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In der Talstation gehe ich zum Seilbahnführer wegen unserer Verabredung ? ich bin pünktlich, es ist 14.00 Uhr. Allerdings schüttelt dieser den Kopf, ich verstehe ihn aber nicht. Schließlich geht er mit mir zu Angstellten an der Kasse, damit sie dolmetschen kann. Sie sagt, man habe mittlerweile mit dem Präsidenten der Liftgesellschaft gesprochen und dieser habe eine Besichtigung verboten. So ein Ärger, hätten sie mal nicht angerufen! Das war ja klar, dabei hätt ich ihm sofort einen Haftungsausschluss unterschrieben. Na gut, ich nutze die Zeit um besagtes Tunnelgespräch mit der Angestellten zu führen. Die letzte Viertelstunde bis zum Treffen mit meiner Freundin um halb drei trinke ich im Restaurant an der Talstation einen Kaffe und such nach Postkarten, die mir Details über die vergangenge Zeiten der Paradisobahn verraten.

In aufschlussreicher und interessanter Tag ? die Sache mit dem Tunnel wird ich mir wohl nochmal genauer ansehen. Dass die Bahn abgerissen wird, finde ich umso trauriger, nachdem ich gesehen hab, wie schnell und elegant man mit dieser nach oben kommt: da kann die 2S Bahn ja nur verlieren. Außerdem ist diese Bahn schön ? ein Traum! Ein Klassiker! Aber vielleicht ist es auch gerade der Zahn der Zeit und die Vergänglichlichkeit, die das Vergangene zur Klassik erhebt?


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BeitragVerfasst: Mo, 31.10.2005, 19:18 
Sapperlot, dieser Bericht hat mir ja noch gefehlt, und jetzt find ich ihn plötzlich ganz woanders :shock:
was es nicht alles gibt auf dieser Welt.......


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BeitragVerfasst: Di, 01.11.2005, 8:53 
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RetroRebel
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da siehst du mal... :) die Infrarotbilder kanntest du schon?

Na ja, hier werden sicher noch ein paar andere Berichte auftauchen... ;)


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BeitragVerfasst: Di, 01.11.2005, 19:53 
Nein, die Infrarotbilder hab ich erst nachher entdeckt.
Ausgehend von dem Presena-Lifttechnikbild hab ich angenommen, daß es dazu wahrscheinlich auch einen Bericht gibt und hab im Nachtdienst gestern danach gesucht und mich dabei geärgert, daß es keine Funktion gibt, Berichte nach "Erstautorenschaft" zu filtern. Hab halt in der Liste alle Berichte diesbezüglich durchgeschaut schließlich ein "AHA-Erlebnis" gehabt.... :wink:
Soll in Zukunft alles von Dir hier reinkommen?


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BeitragVerfasst: Di, 01.11.2005, 19:55 
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RetroRebel

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Na dann kann ich mich ja auch gleich offiziell einloggen!


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BeitragVerfasst: Mo, 31.03.2008, 19:02 
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weil mir im Zuge des aktuellen Tonale-Topics mein altes Foto von 2002 in die Hände gefallen ist, hole ich mal kurz dieses Topic aus der Versenkung hervor und füge hier kurz zur Ergänzung ein kleines Vergleichsfoto vom oberen Querstück bei:

Zitat:
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BeitragVerfasst: Mo, 31.03.2008, 19:10 
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RetroRebel
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STARLI BIST EIN GOLDJUNGE!!!!!! So ein Bild habe ich immer gesucht! Das ist genau das, was ich immer gesagt habe: endlich sieht man mal, was sich alles auch in jüngerer Zeit noch dort geändert hat!

Auf dem Bild sieht man auch gut, dass dort bei ausreichender Schneelage eine Direttissima möglich sein müsste. Ist halt jetzt der Zaun im Weg, aber ganz früher, als noch kein Zaun da war bzw. noch keine Umfahrung müsste es recht problemlos gewesen sein.


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BeitragVerfasst: Mo, 31.03.2008, 19:30 
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Bild mir fast ein, das Bild hätte ich schon mal irgendwo (evtl. im AF) gepostet... liegt jedenfalls schon jahrelang in meiner "alten Alpengallery" online ...

Ich könnte mir vorstellen, dass da früher in der Diritissima Gletscher war? An meinem Bild sieht man ja auch noch ein paar Gletscherreste, die dürften mittlerweile wohl Geschichte sein ...

Seit deinem Besuch und den obigen Bildern hat sich aber hier in diesem Teil nichts mehr verändert, oder doch?


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BeitragVerfasst: Mo, 31.03.2008, 19:54 
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RetroRebel
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Das ist meines Erachtens kein Gletscher, sondern ein Wasserfall, der im Winter gefriert.

Bei meinem ersten Besuch 2002 / 2003 war es wie auf Deinem Bild. Im Sommer 2004 dann mein Bild oben. Im Winter 2004 / 2005 stand dann schon feritg die 2S Bahn. Seit diesem Zeitpunkt hat sich soweit ich weiß nichts mehr verändert. Ein Jammer, die Piste müsste dringen mal entschärft werden! Dass kann man doch niemand zumuten so... :wink: :D


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BeitragVerfasst: Di, 01.04.2008, 6:42 
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RetroRebel
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Und heute sieht es aus wie auf dem oberen Bild oder wurde das noch weiter verändert?

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Chasseral - "Les derniers vestiges ont disparu - la fin d'un rêve"


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BeitragVerfasst: Di, 01.04.2008, 8:51 
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RetroRebel
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Na ja, wie ich vorher schon meinte, es steht noch eine riesige 2S-Bahn rum, deren Mast 20m vorwärts in die Scharte hineinkragt:

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BeitragVerfasst: Mi, 23.07.2008, 10:29 
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RetroRebel
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Beiträge: 6898
Wohnort: Hannover
Und auch hier noch ein paar Aufnahmen von der Funivia und vom Abriss des ehem. SL Marrocarro:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=V5pCKRWewpU[/youtube]

_________________
... the echo of a distant time ...


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