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Südwestalpen 29.3.-5.4.06 - Tag 2: Madesimo ./reportagen-f8/suedwestalpen-29-3-5-4-06-tag-2-madesimo-t206.html |
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Autor: | CV [ Sa, 18.11.2006, 16:03 ] | |||||||||||
Betreff des Beitrags: | Südwestalpen 29.3.-5.4.06 - Tag 2: Madesimo | |||||||||||
------------------------------------------------------------------ Südwestalpentour 2006, die Links: Intro Mi. 29.3. Valdidentro Do. 30.3. Madesimo (hier sind wir gerade) Fr. 31.3. Macugnaga Sa. 1.4. Gressoney - Alagna So. 2.4. Gressoney/Weismatten & Champorcher Mo. 3.4. Cervinia/Zermatt Di. 4.4. Sestriere Mi. 5.4. Limone ------------------------------------------------------------------ Tag 2: Zwielicht am Pizzo Groppera Als einziger Kunde auf dem Campingplatz in Campodolcino wird das erste Problem des neuen Tages das Zahlen. Weit und breit ist niemand zu sehen, die Schranke ist zu. Nach einiger Zeit des Wartens und Hupens kommt der Sohnemann des Chefs und holt bereitwillig den Papa. Ach so, zahlen willst Du, na gib mir mal 10 Euro? prima! Erstaunt stieg ich ins Auto, aber es sollte nicht das letzte Mal bleiben, dass ich im sonst so teuren Campingland Italien derart billig wegkam. Obwohl der Himmel bedeckt ist, steige ich voller Vorfreude in die Stollenbahn von Campodolcino nach Motta. Es muss ein Tag voller Neuigkeiten werden. Aus der Lektüre des Skiatlas? und natürlich des alpinforums ist mir bewusst, dass ich das Skigebiet kaum mehr wieder erkennen werde. Bei meinem letzten Besuch 1991 stand noch die alte Funivia von Campodolcino nach Motta ? auch wenn ich sie nie gefahren bin ? sowie die alten DSBs und SLs unter der Cima Sole. Es geht also vom Parkplatz mit der Stollenbahn nach Motta. Dort ein paar Meter zu Fuß zur alten 3SB Motta (Gradio ??? [Edit: SACIF! Dank an Trinc]) und über einen flotten Ziehweg in das eigentliche Skigebiet von Madesimo. Mich erstaunt bei der ersten Abfahrt nach Madesimo, dass die Piste in Talnähe über Nacht recht hart wurde, obwohl es bedeckt ist. Ein paar Sonnenstrahlen, die sich durch die Hochnebeldecke bohren, lassen jedoch erkennen, dass es bald auffirnen wird. Nach den Eindrücken des gestrigen Tages bin ich fast noch etwas hilflos und muss mich erst mal in der neuen Umgebung orientieren. Ich schaukle also hoch zur Cima Sole, studiere den Pistenplan und versuche ihn mit meinen Erinnerungen in Deckung zu bringen. Das Gebiet wurde komplett umgekrempelt. Statt der alten PB aus dem Ort bis zur Mittelstation Cima Sole gibt es nun drei Einstiegsmöglichkeiten: Die 4KSBs Lago Azzurro und Montalto sowie die neue 8er Umlaufbahn Larici, die eine alte DSB ersetzt. Von deren Bergstation führt eine 6KSB auf die Cima Sole. Desweiteren wurde der Sektor an der Colmenetta mit den beiden 4KSBs Serenissima und Colmenetta-Est komplett renoviert und nach oben etwas erweitert. Die Pisten werden allen Ansprüchen gerecht, wobei italientypisch ein gewisser Überhang zugunsten der Autobahnen herrscht. Historisch gesehen ist es natürlich schade, dass einige stylische Liftanlagen ersetzt wurden. Ich habe jedoch noch die langen Wartezeiten aus jener Zeit in Erinnerung, in der Madesimo schon große Zugkraft hatte, aber die Kapazitäten katastrophal niedrig waren. Daher bin ich ? obwohl im Grunde Nostalgiker ? eigentlich happy, dass das Gebiet bis bzw. unterhalb der Cima Sole auf dem Stand der Zeit ist. Besonders angetan hat?s mir dabei die 6KSB zur Cima Sole. Die herrlichen Pisten direkt unter der Cima Sole sind die einzigen im unteren Sektor des Skigebietes, die eine ?wärmetaugliche? Exposition haben. Dies hat sich auch heuer ausgezahlt, da trotz April-Witterung die schwarze wie auch die rote Piste unter der 6KSB den ganzen Tag über griffig blieb ohne anzufeuchten. Gleiches gilt für die Autobahnen an der Colmenetta. Nostalgie hin oder her, meiner Meinung nach hat das Gebiet skifahrerisch einen Quantensprung gemacht, und außerdem gibt?s ja noch den eigentlichen Leckerbissen: die (ehem.) zweite Sektion der PB zum Pizzo Groppera bis auf knapp 3000m mit den Traumpisten ins Val die Lei und dem berühmten Canalone, der den Pizzo Groppera mit dem unteren Sektor des Skigebietes verbindet. Das Wetter kann sich noch nicht richtig entscheiden. Dichtere, manchmal die hohen Berge einhüllende Wolken wechseln mit ein paar Sonnenstrahlen. Triste Momente wechseln mit Licktblicken. Mich beschleicht die Angst, dass der Pizzo Groppera wegen der Witterung und des geringen Betriebes evtl. geschlossen werden könnte. Daher wollte ich sofort hinauf, doch die PB fährt bei so wenigen Leuten nur nach Fahrplan (30-60min). Es gehen sich noch zwei Paradeabfahrten an der 6KSB der Cima Sole aus, sowie eine Fotosession des alten Gebäudes der Mittelstation. Dies wirkt in dem diffusen Licht fast unheimlich, gespenstisch. Ein bisschen Nostalgie, ein bisschen Trash und viel Italo-Beton? ... gleich geht's weiter ...
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Autor: | CV [ Sa, 18.11.2006, 16:19 ] | |||||||||||
Betreff des Beitrags: | ||||||||||||
Ich bin froh, als außer mir noch mehr Interessenten für den Pizzo Groppera erscheinen und auch der Gondelführer aus seinem Aufenthaltsraum herauskommt. Es kann also losgehen! Rein in die Gondel und hochschweben. Die Stimmung unter den gut 10 Skifahrern in der Kabine ist gedämpft, fast etwas andächtig. Man studiert den Canalone, schießt Bilder, lauscht dem beachtlichen Wind. Wir gehen schweigend unter böigem Wind aus dem Stationsgebäude in den kurzen Tunnel, der die Station mit den Pisten oberhalb des Val di Lei verbindet. Die Stimmung ist beeindruckend. Lücken im Hochnebel lassen ein paar Sonnenstrahlen durch, der Neuschnee des Vortages leuchtet, der Wind streicht über das Pulver, hin und wieder tauchen Nebelschwaden die Gipfel in Watte? Wind & Wuthering ? Fotos können kaum diese Stimmung einfangen. 5x fahre ich die lange DSB Val di Lei, jedes Mal eine andere Piste oder Variante. Zunehmend kommt auch die Sonne heraus, großartig!
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Autor: | CV [ Sa, 18.11.2006, 16:29 ] | |||||||||||
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Der Körper ist nun aufgewärmt, es geht an den Canalone ? 900 Höhenmeter Variantenabfahrt. Die Verhältnisse sind herausfordernd. Einige warme Tage vor einer Woche hatten harte Buckel entstehen lassen. Dann wurde es kälter, 10-20cm Pulverschnee kamen drauf, und der Wind verfrachtete den Neuschnee in die Täler zwischen die Buckel. Da gerade eine größere Gruppe einsteigen möchte, fahre ich vor ihr etwas unüberlegt in den ersten Steilhang unter der Seilbahnstation. Nach einigen kurzen, aber kraftraubenden Schwüngen, besser gesagt ?Sprüngen?, mach ich atemlos Halt und überlege noch mal, wie man?s denn richtig angehen muss? 900 Höhenmeter auf diese Art machen keinen Spaß? also: mit ordentlicher Geschwindigkeit und größeren Schwüngen durch die Buckel ziehen, kneifen gilt nicht! Es kostet mich zunächst einiges an Überwindung, zügige Traversen über drei oder vier Buckel und schneegefüllte Täler zu ziehen, um dann mit genügend Geschwindigkeit einen Richtungswechsel in großem Radius zu machen. Aber nach einigen Schwüngen kommt die Sicherheit und es macht mehr und mehr Spaß, die Verhältnisse anzunehmen und mit dem Gelände mitzugehen. Die Konzentration ist so hoch, dass ich sogar das Fotographieren vergesse ? trotz der einen oder anderen Kunstpause. Erst als die steilen, engen Passagen langsam auslaufen, schaue ich mal zurück und bin überwältigt von diesem tollen Hang. In den sanften Ausläufern bringt mich eine Querung in unverspurtes Gelände. Mit dem Adrenalin immer noch am Anschlag aber einem tiefen Glücksgefühl im Bauch schwinge ich die gewellten Hänge in den Talboden der Alpe Groppera und kann, wieder die Piste erreichend, einen Jubelschrei nicht unterdrücken. Man neigt in solchen Fällen leicht zu Superlativen, aber auch nachdem sich dieses Ereignis nun Monate gesetzt hat, zähle ich die Abfahrt vom Pizzo Groppera am 30.3.06 zu den Top 10 meiner Skierlebnisse ever. Ich nutze die Vormittagskarte durch einige Carvingfahrten auf den Autobahnen der Colmenetta bis zum Schluss aus und genieße schließlich die warme Aprilsonne auf der Terrasse der Motta? ein panino, einen Liter Wasser und einen cafe macchiato? Um 14.30 Uhr geht?s mit der Stollenbahn ins Tal und weiter Richtung Mailand, entlang des Lago Maggiore wieder nach Norden und schließlich auf den Campingplatz vor Macugnaga.
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Autor: | CV [ Sa, 18.11.2006, 16:35 ] | |||
Betreff des Beitrags: | ||||
... und noch der Skiplan als Ergänzung
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Autor: | gerrit [ Sa, 18.11.2006, 16:47 ] |
Betreff des Beitrags: | |
Die Canalone Abfahrt steht auch auf meiner "to do list" der nächsten Jahre, hat mich schon im Walter Pause Buch fasziniert. Nachdem trinc es bei seinem letzten Madesimobesuch witterungsbedingt nicht geschafft hat ist das der erste Bericht, den ich darüber lese. Soweit ich informiert bin gibts vom Pizo groppera in guten Wintern auch eine Gelegenheit ganz hinunter zu fahren, also nicht nach Madesimo sondern in irgend ein Nebental auf Höhe der Stollenbahn, kennst Du diese Route? |
Autor: | ::: trincerone [ So, 19.11.2006, 1:58 ] |
Betreff des Beitrags: | |
Großartig! Ja leider, war die Sektion II damals gesperrt! Ich trauere übrigens den meisten Anlagen von Madesimo auch nicht nach. Was mich etwas stört ist dei Optik der 6er KSB auf der Cima Sole (aber das ist nicht soo gravierend) und die PB unten fehlt mir schon etwas, weil die so schön schnell war und dank der parallelen KSBs kaum frequentiert, aber dennoch regelmäßig fuhr. Geht die Sektion II diesen Winter noch? Dann kommt die mit auf die Tourliste!! 3SB Motta (Gradio ???) <- nein SACIF. Route ins Tal: habs mir im Sommer soweit möglich mal vom Gropperagipfel angeschaut - muss genial sein! @Gerrit: irgendwie müssten wir doch einen gemeinsamen Termin diesen Winter finden!!! |
Autor: | CV [ Mo, 20.11.2006, 0:55 ] |
Betreff des Beitrags: | |
[trincerone] hat geschrieben: Geht die Sektion II diesen Winter noch? Dann kommt die mit auf die Tourliste!! ich habe nichts gegenteiliges gelesen. Ich meine mich zu erinnern, dass irgendwo im italienischen Forum gestanden war, dass es erst 2008 "eng wird". |
Autor: | CV [ Mo, 20.11.2006, 1:13 ] | |||
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gerrit hat geschrieben: Die Canalone Abfahrt steht auch auf meiner "to do list" der nächsten Jahre, hat mich schon im Walter Pause Buch fasziniert. Nachdem trinc es bei seinem letzten Madesimobesuch witterungsbedingt nicht geschafft hat ist das der erste Bericht, den ich darüber lese. Die Abfahrt ist schon ein absoluter Hammer. In erster Linie aber deshalb, weil einfach alles zusammenpasst: Gelände, Neigung, Landschaft, Höhenunterschied, etc. Was den eigentlichen Schwierigkeitsgrad angeht, so kann sich der Canalone m.E. NICHT mit den Dolomitenklassikern Pordoi, Lasties und Mittagstal messen und schon gar nicht mit dem Canalone Holzer oder dem Val Setus. Aber wie gesagt, Deine Erwartungen bzgl. eines tollen Variantenerlebnisses wird der Canalone bestimmt erfüllen gerrit hat geschrieben: Soweit ich informiert bin gibts vom Pizo groppera in guten Wintern auch eine Gelegenheit ganz hinunter zu fahren, also nicht nach Madesimo sondern in irgend ein Nebental auf Höhe der Stollenbahn, kennst Du diese Route?
Ich wollte die Route eigentlich machen (Sie ist oben im Pistenplan eingezeichnet.) Allerdings hatte ich wegen des Wetters Bedenken, zumal ich trotz mehrfachen Suchens entlang der südlichsten Lei-Piste keine abzweigenden Spuren gefunden habe. Auch angesichts dessen, dass ich alleine unterwegs war und der Rücktransport mit dem Bus aus dem Seitental nach Campodolcino nicht sicher war, hab ich mich dann schnell entschlossen, das lieber bleiben zu lassen. Ich habe aber zwei Bilder zu dem Joch (Passo Angeloga) am Ende des Val di Lei geschossen, durch das man fahren muss - wohl mit kurzem Gegenanstieg. Sorry für die schlechte Qualität, aber die Beleuchtung war wirklich "zwielichtig" und der kalte Wind hatte zudem noch den Foto-Batteriern mächtig zugesetzt...
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Autor: | starli [ Sa, 25.11.2006, 20:33 ] |
Betreff des Beitrags: | |
Jaa, schaut doch etwas leckerer aus so im Ganzen - im Vergleich zu Trinc's Nebelbericht ... könnte man bei Gelegenheit doch mal vorbeischauen ... Zitat: Die alte Seilbahn Campodolcino - Motta als Exponat
boah, selten eine PB-Kabine mit wengier Fenster gesehen .. die kann man ja im Krieg noch laufen lassen ;-) |
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