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Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten
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Seite 1 von 1

Autor:  Emilius3557 [ Di, 03.02.2015, 17:47 ]
Betreff des Beitrags:  Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

Ich mache einfach mal ein neues Topic hierfür auf, da ich tatsächlich meine, kein bestehendes, passendes hierzu gefunden zu haben (vgl. etwa dem "Historisches aus Tux" im AF etc.). Falls ich nur nicht darauf gestoßen bin bitte ich um Verzeihung.

Auslöser ist die Genehmigung den SL Kaserer I am Hintertuxer Gletscher mit einer 6-KSB Lärmstange II ab Ende Nov. 2015 zu ersetzen:
https://wwwstatic.tirol.gv.at/t3tiro/uploads/media/5303_46_200115_Laermstange_ueb.pdf

Meine Einschätzung hierzu:

Ja, so ändern sich die Zeiten! Vor 10 Jahren hieß es noch von den Betreibern (im pers. Gespräch), dass man keine Sessellifte im Gletscherbereich plane, zu aufwändig, SL seien völlig ausreichend...

Im Bescheid stehen auch die technischen Daten:
Talstation: 2750 m Höhe
Bergstation: 3135 m Höhe (der Gr. Kaserer wird ja gemeinhin mit 3220 m Höhe angegeben. Das der alte und der heutige SL diese Höhe nicht erreichen ist klar, aber ich ging von immerhin knapp 3200 m bisher immer aus, oder zumindest 3175 m. Die Frage ist: kommt die Bergstation deutlich tiefer zu stehen als die heutige SL-Station oder kannte nur (von uns) niemand deren exakte Seehöhe?)
ergo 385 Hm Differenz
Länge 1020 m (recht kurz, verglichen mit dem alten SL Kaserer I, der immer mit 1500 m Länge angegeben war)
Damit wird das eine sehr steile Bahn (Koeffizient aus Länge durch Höhendifferenz 2,65!)

Zitat:
Die geplante Bergstation soll im Bereich einer Felsrippe auf 3135 m Seehöhe errichtet werden und befindet sich gegenüber der bestehenden Bergstation des SL Kaserer 1 170 m nordöstlich. 60 m westlich der geplanten Bergstation befindet sich die Stütze 13 des Groß-SL Kaserer 1.
(S. 5 unten)

Damit müsste man den Bergstationsstandort gut verorten können, denke ich.

Sehr merkwürdig kommt mir allerdings die Begründung vor: die ganzjährige Zufahrt soll durch die neue Bahn ermöglicht werden:

Zitat:
Der Hintertuxer Gletscher wird als Ganzjahresskigebiet betrieben. Da die Zufahrt zu den beiden Schleppliften „Kaserer 1“ und „Kaserer 2“ aufgrund der Gletscherabschmelzung speziell in den Herbstmonaten nicht präpariert werden kann, ist die Errichtung dieser neuen Anlage (6SB Lärmstange II) für die ganzjährige Erschließung dieser beiden Schlepplifte notwendig.
(S. 5 oben)

Wie ändert der Bau der Sesselbahn diesen Sachverhalt? Wenn die Zufahrt nicht präpariert werden kann kommt man doch auch nicht zu einer Sesselbahn hin, oder?
Was heißt außerdem "ganzjährig"? Die wollen doch sicherlich nicht den Bereich plötzlich auch Juni bis Ende September betreiben? Die Nachfrage ist doch viel zu gering und im Olperer- und Gfr. Wand-Bereich hinreichend bedient. (entnehme ich zumindest Starlis dankenswert regelmäßigen Berichten)

Insgesamt passt das Projekt gut zum allgemeinen Komfort-Trend: das KSH baut eine Gondel im Gletscherbereich und ersetzt SLte, Stubai ja schon länger, im Pitztal gibts nur noch den Brunnkogel-SL, in Sölden die EUBs und vielleicht mittelfristig eine KSB Panorama...

Einige schöne juristische Stilblüten enthält der Bescheid auch:
Zitat:
Das Wort Gletscherschigebiet setzt sich zusammen aus den beiden selbstständigen Begriffen Gletscher und Schigebiet

Autor:  Dachstein [ Di, 03.02.2015, 19:27 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

Emilius3557 hat geschrieben:
Wie ändert der Bau der Sesselbahn diesen Sachverhalt? Wenn die Zufahrt nicht präpariert werden kann kommt man doch auch nicht zu einer Sesselbahn hin, oder?


Ich schätze, dass hier gemeint ist, dass die Querung vom Fernerhang zum Kaserer im Sommer nicht mehr möglich ist, also wird der Bereich vom Bereich der Sommerbergalm mittels neuer Sesselbahn beliefert. Ähnlich der 8 EUB Mittelberg, wo man, wenn die Piste auch nicht offen ist erst mal mit der 6 KSB/B runter fahren muss.

Zitat:
Insgesamt passt das Projekt gut zum allgemeinen Komfort-Trend: das KSH baut eine Gondel im Gletscherbereich und ersetzt SLte, Stubai ja schon länger, im Pitztal gibts nur noch den Brunnkogel-SL, in Sölden die EUBs und vielleicht mittelfristig eine KSB Panorama...


Naja, die Gletschergebiete setzen auf genau den gleichen Trend, auf den alle anderen Schigebiete auch setzen. Und ich glaube, ich kann drauf wetten, dass die Schlepper im Gletscherbereich weiter dezimiert werden.

MFG Dachstein

Autor:  Emilius3557 [ Di, 03.02.2015, 19:37 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

Zitat:
dass hier gemeint ist, dass die Querung vom Fernerhang zum Kaserer im Sommer nicht mehr möglich ist, also wird der Bereich vom Bereich der Sommerbergalm mittels neuer Sesselbahn beliefert


Aber im Sommer ist ja eben dort jetzt schon (und ganz lange schon) kein Skibetrieb. Das mit einer Beschickung direkt von der Sommerbergalm kann ich mir nur für Ende September/Anfang Oktober als sinnvoll vorstellen, aber dazu müsste man erst einmal eine solche Bahn als Ersatz Lärmstange (1) bauen.

Ich glaube einfach nicht daran, dass man im Kaserer-Bereich plötzlich im Sommer wieder Skibetrieb anbieten möchte - wie gesagt, ich bin der Meinung, dass man das dort ohnehin nie gemacht hat, zumindest habe ich seit 2002 im AF und hier niemals einen Beleg dafür gesehen/gelesen.

Autor:  Schwoab [ Di, 03.02.2015, 20:27 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

Zitat:
Die Zillertaler Gletscherbahn GmbH & Co KG plant im Schigebiet Hintertuxer Gletscher eine kuppelbare 6er Sesselbahn mit der Bezeichnung „6SB Lärmstange II“ im Bereich der ehemaligen Trasse des Gletscherschleppliftes Kaserer 1 (2800 m bis 3200 m) zu führen und damit die ganzjährige Verbindung des Gefrorene Wand Kees und des Kaserer Kees zu gewährleisten. Dieser Schlepplift wurde im Jahr 1978 auf dieser Trasse errichtet und musste 2005 aufgrund der Abschmelzung des Gletschers wieder abgebaut werden. Er wurde im selben Jahr westlich des Felsgrates wieder als Gletscherschlepplift Kaserer 1 neu errichtet.


So wie ich das verstehe, soll die Bahn den Kaserer I nicht ersetzen, sondern auf der ehemaligen Trasse des alten Kurvenliftes Kaserer I verlaufen. Die Talstation kommt dann an die Piste richtung Fernerhaus, also vor dem Anfang des Skiwegs. Damit erklärt sich auch die Zubringerfunktion zu Kaserer I und II, wenn der Skiweg nicht geht.

Mit den Angaben zu Stationsstandorten habe ich das ganze mal in Google Earth eingezeichnet:

Bild

Autor:  Dachstein [ Di, 03.02.2015, 21:35 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

Ok, das ist logischer als mein Gedanke. Eine ziemlich strategische Sache - denn damit wird es möglich, den Kasererbereich schneller zu öffnen. Interessant aber, dass die Gefrorene Wand 2 damit zurückgestellt wurde.

MFG Dachstein

Autor:  Emilius3557 [ Di, 03.02.2015, 22:10 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

Danke für die Visualisierung!

Zitat:
Die Talstation kommt dann an die Piste richtung Fernerhaus, also vor dem Anfang des Skiwegs. Damit erklärt sich auch die Zubringerfunktion zu Kaserer I und II, wenn der Skiweg nicht geht.


Und wie komme ich zu dieser Talstation, wenn nicht genügend Schnee für den (höher gelegenen) Skiweg liegt? Zu Fuß, vom TFH? Und von dort wieder weg? Dito?! Ich kapiere es irgendwie immer noch nicht.

Die KSB zusätzlich zum SL Kaserer 1 wäre ganz gut, aber könnte zur Überlastung führen?

Autor:  krimmler [ Di, 03.02.2015, 22:29 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

Zur Talstation kommt man dann über den Gletscher. Ist bei guter Schneelage ganzjährig fahrbar, siehe Starli´s Sommerberichte von 2014 da fuhr er einmal dort lang.

Dort wieder weg vom Kaserer kommt man über den Skiweg der zu den Olperer SL führt. Also wäre tatsächlich im Herbst dort früher ein Betrieb möglich.

Überlastung ist im Herbst sowieso, im Winter könnte es zu einer wesentlich besseren Auslastung der Kaserer Lifte bzw. des ganzen Teilgebietes führen. Derzeit ist dort nicht gerade viel los, Kaserer 1 läuft sogar fast leer also könnte dann mit KSB theoretisch ausgeschaltet werden in der Winterzeit.

@Dachstein: Die DSB Gefrorene Wand ist ja nicht mal im Herbst richtig ausgelastet, da ist es richtig sich auf den Kaserer-Lärmstange Bereich erstmal zu konzentrieren. Aber eine Ersatzanlage ist ja weiterhin in Planung und wird auch kommen. Die soll ja weiter Richtung Gletscherboden zur Abfahrt zum TFH runter gesetzt werden.

Autor:  starli [ Di, 03.02.2015, 23:35 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

Ahja, das macht schon Sinn eure Ideen. Dann wäre die KSB rein auf Fels.

Allerdings seh ich die Begründung doch nicht ganz ein, denn all zu weit "links" kann man die Talstation auch nicht stzen, weil dort noch alles Gletscher ist, und durch die Vermattung ist der Skiweg zum rechten Kaserer-SL doch eh problemlos im Herbst möglich. Und mit einem höheren Zwischeneinstieg am linken Kaserer kann man auch den Rückweg aktuell genauso gestalten wie man es dann mit der KSB machen müste. Außer man ändert den Skiweg, so dass man vom Kaserer zur KSB abfahren könnte. Was dann wieder vermattet werden müsste. Und in Summe bleibt sich das alles ziemlich gleich wie mit dem aktuellen Status?! Außerdem passt die Höhe nicht. Der Skiweg ist dort lt. GE auf 2.850m. 2750m ist exakt die Höhe des Herbsteinstiegs des linken Kaserer SL (anno GPS-Track 2009 jedenfalls ;) )

Also, Sinn macht das oben visualisierte auch für mich, aber die offizielle Begründung kann ich damit nicht wirklich nachvollziehen.



Nebenbei

Autor:  CV [ So, 22.03.2015, 1:36 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

Ich denke auch, dass eher die Komfortverbesserung und Kapazitätserhöhung für den Herbstbetrieb im Vordergrund steht, als eine sicherere Verbindung. Wie starli schon schreibt, sollte der Verbindungsweg mit Vermattung leicht zu halten sein.

Um auf das Thema des Infrastrukturwandels zurückzukommen....

M.E. wird der Infrastrukturwandel neben den besseren technischen Möglichkeiten v.a. auch durch die Tatsache erleichtert, dass die Gletscherskigebiete kaum noch auf richtigen Gletschern stehen als vielmehr auf spalten- und fließarmen Eis- oder gar Toteisfeldern. Beispiele:
- Zermatt hätte auch mit den heutigen Möglichkeiten in den 80ern kaum über den Theodulhang eine KSB bauen können.
- Auch Stubai hätte früher über die vergletscherte Kante am Eisgrat nur schwer eine SB bauen können.
- Kaunertal hätte mit karlsspitz sicherlich mit vollem Gletscherbestand auch Schwierigkeiten gehabt.

... okay, Schwarze Schneid und Mittelberg hängen mehr mit den besseren technischen Möglichkeiten zusammen. Grausam ob ihrer unnatürlichen Trassierung finde ich die Bahnen trotzem.

Autor:  Dachstein [ Do, 16.04.2015, 8:12 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

Zur Dokumentation:

Kitzteinhorn

Umbaumaßnahmen Kitzsteinhorn Sommer 2015:

* 8/10 Kimbibahn Gletscherjet 3
* 10 EUB Gletscherjet 4
* Neubau eines Übungsliftes im Bereich Gratbahn Bergstation (alt) - Schneehasenlift (Alter Schlepper vom Alpincenter)
* Versetzen der Kitzlifte Richtung Westen
* Abbau des Keesliftes
* Versetzen der Megnetköpfelschlepper bei gleichzeitigem Wegfall eines Liftes.

Am Masikogerl ist die Maiskogel PB weg und auch am Lechnerberg fehlt ein Schlepper (war schon diesen Winter so).

Und so schaut das ganze im Panoramabild dann aus, gesehen bei Sitour auf der Interalpin 2015.

Bild

Stubaier Gletscher

Eine Visualisierung der neuen 3S Eisjoch am Stubaier ist im Report 2014 der Leitnergruppe enthalten. Bekommt Direktantrieb.

Zermatt

3S Trockener Steg: Bekommt die neue Sigma Kabine Symphony, designend by Pininfarina, wird 2018 in Betrieb gehen.

Bild

Bild

MFG Dachstein

Autor:  CV [ Do, 16.04.2015, 8:31 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

Da hat Leitner prestigemäßig ganz schön Boden gut gemacht.

... wusste gar nicht, dass die 1. Sektion am KSH eine Kombibahn wird. Der EUB-Teil hat dann trotzdem Durchfahrtbetrieb?

Autor:  Dachstein [ Do, 16.04.2015, 8:33 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

CV hat geschrieben:
Der EUB-Teil hat dann trotzdem Durchfahrtbetrieb?


Ja natürlich. Bilder dazu werde ich alsbald liefern.

MFG Dachstein

Autor:  krimmler [ Do, 16.04.2015, 17:48 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

Gletscherjet 3 und 4 werden sehr interessant und die bisherigen Baubilder lassen schon gutes anmuten, erstrecht die zweite Sektion mit ihrer Strecke.

Dachstein, weißt Du ob die 3S Eisgrat dieses Jahr begonnen wird im Bau oder dauert es immer noch? Bin zwar ein Fan von der alten ZUB, doch die 3S wird auch toll werden.

Autor:  Dachstein [ Do, 16.04.2015, 17:53 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Infrastrukturwandel in Gletscherskigebieten

krimmler hat geschrieben:
Dachstein, weißt Du ob die 3S Eisgrat dieses Jahr begonnen wird im Bau oder dauert es immer noch? Bin zwar ein Fan von der alten ZUB, doch die 3S wird auch toll werden.


Da muss ich im Moment passen. Im Leitner Report ist ja eine Fotomontage drinnen, und es wird von einer Eröffnung 2016 gesprochen. Mehr nicht und auch auf der Messe habe ich nichts erfahren.

Ich gehe aber davon aus, dass heuer schon mit den Vorarbeiten begonnen werden wird - beachten wir einfach mal vergleichbare Anlagen - Gaißlachkogl, Pardatschgratbahn - hier wurde immer zwei Jahre gebaut. Auch die Eisjoch 3S ist eine derartige "Monsterbahn".

MFG Dachstein

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