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Sommerski am Äquator anno 1955
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Seite 1 von 1

Autor:  Dani [ Di, 09.09.2008, 1:36 ]
Betreff des Beitrags:  Sommerski am Äquator anno 1955

Die Firma "Karl Brändle & Co." aus Meilen, Schweiz, landete im Jahre 1955 eine kleine Sensation. Die Firma wurde von einen Vermittlungsargentur beauftragt einen Skilift nach Kolumbien zu liefern. Bei diesem Auftrag handelte es sich aber nicht um irgend einen gewöhnlichen Skilift - nein, die Anlage sollte auf Gletscher erstellt werden - und dies auf einer Höhe von 5200 m.ü.M.! Somit war die Anlage der mit Abstand höchst gelegene Skilift überhaupt! Diese Höhenlage war aber für den Skibetrieb auch absolut nötig, befindet sich Kolumbien doch direkt beim Äquator! Der Lift wurde in Meilen konstruiert und bei Zulieferern fabriziert. In Teile zerlegt, trat der dann per Schiff seine lange Reise nach Kolumbien an. Damit die Anlage auch tatsächlich in Betrieb gehen konnte, reiste nach Ankunft der Ware ein Monteur der Firma nach Kolumbien - was damals noch ein kleines Abenteuer war - und übernahm dort die Leitung des Aufbaus. Bereits bei der Ankunft musste er feststellen, dass überhaupt keine Stromquelle verfügbar war. So musste die Antriebseinheit vor Ort auf den Betrieb mit Diesel umgebaut werden. Danach hatte sich der Lift für die Herstellerfirma erledigt - genauere Informationen konnte ich dort nicht mehr herausfinden.

Lange Zeit habe ich im Internet überhaupt nichts über diese Anlage gefunden. Nach dem ich im Fernsehen heute haben kurz eine Dokumentation über die Bekämpfung des Kokainanbaus in Kolumbien gesehen habe, kam mir die Geschichte wieder in den Sinn. Mit Google-Earth hatte ich schnell die wenigen möglichen Gipfel eruiert. Eine kleine Suche bei Google ("Name Berggipfel" + "skilift") förderte dann tatsächlich ein PDF Dokument zu Tage, dass die gewünschte Information enthält:

http://www.rgs.org/NR/rdonlyres/D39032F ... lombia.pdf

Den ganzen Text zu lesen ist mir zu mühsam da Englisch, scheint aber irgend eine Bergsteiger-Chronik zu sein.

Wichtig ist eigentlich nur dieser Teil:

Zitat:
Nevado del Ruiz 5237m: 1-1936: Devasting eruption in 1985. There is/was a ski-lift on N. face and
refugio on western side. W. face route safe and easy, more challenging routes available.


Was die These bestätigt: Es gibt dort einen Gletscher und der Berg ist doch glatt rund 5200 Meter hoch! Desweiteren gibt es eigentlich keine andere so passende Alternative.

Der Lift dürfte beim Ausbruch leider das zeitliche gesegnet haben! :(
Wenn man aber bei Flickr ein paar Bilder anschaut kann man sich dort Sommerski ganz gut vorstellen:

http://flickr.com/photos/pbouchard/430174963/
http://flickr.com/photos/bermoraca/1414403815/
http://flickr.com/photos/bermoraca/1414405805/
http://flickr.com/photos/65227151@N00/2308308403/
http://flickr.com/photos/65227151@N00/2309104904/
http://flickr.com/photos/lolo_ko/292562104/
http://flickr.com/photos/10955566@N07/1009466263/
http://flickr.com/photos/27821212@N02/2643037000/
http://flickr.com/photos/rra/215176598/
http://flickr.com/photos/clubexplorer/933299733/
http://flickr.com/photos/alejocock/2819166614/
http://flickr.com/photos/luiscallejas/219450750/
http://flickr.com/photos/chechorj/453078948/

Die im Zitat angesprochene Hütte scheint es überigens im Gegensatz zum Skilift überlebt zu haben (wer tauscht mit mir Hütte gegen Skilift? :mrgreen: )
http://flickr.com/photos/cirilo/833220827/

Irgend eine interessante Transportseilbahn gibts auch noch in der Gegend!
http://flickr.com/photos/alejoberrio/871298370/
http://flickr.com/photos/changos512/2298081857/

Autor:  firngleiter [ Di, 09.09.2008, 6:30 ]
Betreff des Beitrags: 

gut recherchiert!
liftbilder wären der hammer ...

somit können wir alle bisherigen hohen höhenangaben hier im forum vergessen.

ich möchte das in einer eigenen kategorie laufen lassen.
ansonsten bekomme ich einen vogel und meine motivation für hohe höhen per schi leidet ... :?

oder: wäre das nicht ein idealer ort für das projekt mit dem transportablen lift für das privatschigebiet?

Autor:  Harzwinter.de [ Di, 09.09.2008, 12:17 ]
Betreff des Beitrags: 

Warum "Sommerski" am Äquator? Dort gibt es doch gar keine Jahreszeiten ... ;-)

Ich habe im Archiv einen Zeitungsartikel mit Bild aus den 1980er Jahren, der sich mit einem Skihang auf rund 5000m auf einem Andengletscher befasste. Ich hoffe, dass ich ihn wiederfinde. Möglicherweise ging es um den Nevado del Ruiz. Es kann aber auch ein Hang in einem Nachbarstaat gewesen sein.

Autor:  Dani [ Di, 09.09.2008, 15:29 ]
Betreff des Beitrags: 

Harzwinter.de hat geschrieben:
Warum "Sommerski" am Äquator? Dort gibt es doch gar keine Jahreszeiten ... ;-)


Stimmt, eigentlich ist der Titel falsch, liegt ja 4° nördlich :wink: Es ist aber wirklich eine verzwickte Angelegenheit. Weil man fährt ja auf einem Gletscher. Und es ist nur möglich auf dem Gletscher zu fahren, nebenan hat es kein Schnee. Aber es ist doch nicht Sommer. Ist schon fast paradox... :wink:

Autor:  Harzwinter.de [ Mi, 10.09.2008, 12:19 ]
Betreff des Beitrags: 

Habe nachgeschaut. Mein Zeitungsartikel von 1980 beschreibt leider nicht den Skihang am Nevado del Ruiz in Kolumbien, sondern einen ähnlichen Hang in/am Chacaltaya in Bolivien, der auch im oben verlinkten Alpinforumsartikel erwähnt wird. Auch dort gab es einen ähnlich alten Lift.

Bild
Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung um 1980

Autor:  ::: trincerone [ Mi, 10.09.2008, 13:21 ]
Betreff des Beitrags: 

Ganz schön cool - ob der immer noch läuft? Das letzte mal habe ich in den 90ern etwas davon gehört...

Autor:  k2k [ Mi, 10.09.2008, 14:55 ]
Betreff des Beitrags: 

Er läuft nicht mehr, der Gletscher ist leider fast weg. Siehe Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Chacaltaya

Autor:  starli [ Mi, 10.09.2008, 19:29 ]
Betreff des Beitrags: 

Funktionieren normale LKW-Motoren in der Höhe überhaupt noch oder müssen die irgendwie speziell modifiziert werden?

Nach dem Zeitungsartikel hätte ich jetzt jedenfalls keine Lust mehr, dort ohne Atemgerät skizufahren ...

Der kolumbianische Gletscher aus dem ersten Topicteil scheint ja noch wesentlich besser in Schuss zu sein - aber bei der Höhe eine Skitour dürfte auch lebensbedrohlich bzw. verdammt anstrengend sein ...

Autor:  Dani [ Mi, 10.09.2008, 20:20 ]
Betreff des Beitrags: 

Nun, bis zum Gletscher scheint es ja eine Strasse zu geben wo Busweise Touris raufgeschaufelt werden. Ich frage mich wie das dort so funktionniert mit dem anklimatisieren. Schliesslich kommt mit dem Bus ja jeder rauf.

Autor:  ::: trincerone [ Mi, 10.09.2008, 20:23 ]
Betreff des Beitrags: 

Die leisten ja auch sportlich nichts. Schifahren ist das schon anders und bergsteigen wäre noch krasser...

Autor:  k2k [ Mi, 10.09.2008, 21:50 ]
Betreff des Beitrags: 

Nicht zu vergessen, dass weite Teile Boliviens über 4000 m hoch liegen, auch Städte etc. Da akklimatisiert man sich dann schon mit der Zeit, wenn man sich dort aufhält.

Autor:  Fiescher [ Di, 21.10.2008, 15:27 ]
Betreff des Beitrags: 

Korrekt, denn das "Tal" mit El Alto und La Paz, liegen ja auf über 3600 Meter hoch und kratzen somit an die 4000er Grenze. Auf meinen Südamerika-Reisen war ich selbst mehrere Wochen in den Anden u.a. in Cuzco, was auch auf ca. 3500 Meter über Meer liegt. Dort bewegt man sich ganz normal und es ist auch absolut kein Vergleich mit den Europäischen Alpen. Mann sollte nur schauen, daß man nicht direkt von Europa nach La Paz oder Cuzco fliegt, also mit 1-2 Umsteigen, denn dann bekommt man beim aussteigen aus dem Flieger auch Probleme. (Sauerstoff).

Mein höchster begangener Punkt in Südamerika war auf knapp 5000 Metern gelgen. Dort oben ist die Luft natürlich dünner, aber ich hatte keine größeren Probleme mit der Atmung oder dergleichen. 2002 hätte ich die Möglichkeit von Quito aus mit einer geführten Tour den Cotopaxi (knapp 5900 Meter hoch) zu besteigen, aber damals spielten die Berge überhaupt keine Rolle in meinem Leben und somit kenn ich den Berg nur aus der Entfernung und von der Erzählung eines Reise-Bekannten. Der hat die Tour mit einem Freund gemacht und der Einstieg zum "Schlußanstieg" liegt auf knapp 4500 Metern, bis wohin man auf Pisten mit dem Jeep fahren kann.

In den peruanischen Anden im Raum Huaraz (Zentral-Peru), muss es wie ich hier auch schon mal geschrieben habe Skibetrieb geben oder gegeben haben. Ich selbst war nie dort, kenne das Gebiet nur aus Erzählungen von meiner Ex-Freundin, die mal in der Schulzeit dort war und Skibetrieb vorfand. Da sie aber nie auf den Brettern stand, konnte sie mir auch keine weiteren Infos geben, ob es dort Infrastruktur gibt/gab oder ob man zu Fuß oder dergleichen aufstieg. Nur hatte ich damals leider nicht das heutige Interesse an der Materie, sonst wäre ich damals auch hingefahren.

Die "Schneegrenze" in den Zentral-Anden liegt bei ca. 4500 bis 5000 im "Winter" und im Sommer nochmals mindestens 500 bis 1000 Meter höher. Im Süden ist sie im Winter natürlich fast auf Meereshöhe, was aber damit zusammenhängt, daß Chile und Argentienen schon wieder 2000 Kilometer vom Äquator entfernt liegen und somit man dort wieder normale Jahreszeiten vorfindet.

Autor:  pancugolo [ Di, 21.10.2008, 17:28 ]
Betreff des Beitrags: 

Fiescher hat geschrieben:
...
Die "Schneegrenze" in den Zentral-Anden liegt bei ca. 4500 bis 5000 im "Winter" und im Sommer nochmals mindestens 500 bis 1000 Meter höher. Im Süden ist sie im Winter natürlich fast auf Meereshöhe, was aber damit zusammenhängt, daß Chile und Argentienen schon wieder 2000 Kilometer vom Äquator entfernt liegen und somit man dort wieder normale Jahreszeiten vorfindet.


Im Prinzip richtig. Allerdings steigt die Schneegrenze Richtung Süden erst einmal, bevor sie wieder fällt. Grund ist der Humboldt-Strom und die dadurch verursachte Atacama-Wüste. Der zweithöchste Berg Südamerikas, der Ojos del Salado im Norden Chiles ist bis zum Gipfel auf 6.893 Metern meist komplett schneefrei.

Ich habe Anfang der 90er eine Zeit im Norden Chiles gelebt und gearbeitet, auf ca. 2.500 Metern Meershöhe. Exkursionen auf die nahegelegenen 5000er bereiteten mir deswegen akklimatisationstechnisch keine großen Probleme. Ein schlimmer Schock war hingegen eine "weisse Woche" in Aspen. Bin aus Deutschland nach Aspen geflogen (ja, es gibt einen Flughafen in Aspen, auf knapp 2.500 m), unser Haus war am Skihang in Snowmass auf ca. 2.700 Metern, das Skigebiet ging auf über 3.600 Metern hinauf, dazu 8 Stunden Jet-lag.
Mann, ging´s mir schlecht.

Autor:  Pitz [ Mi, 16.12.2009, 23:35 ]
Betreff des Beitrags:  Re:

Fiescher hat geschrieben:
In den peruanischen Anden im Raum Huaraz (Zentral-Peru), muss es wie ich hier auch schon mal geschrieben habe Skibetrieb geben oder gegeben haben. Ich selbst war nie dort, kenne das Gebiet nur aus Erzählungen von meiner Ex-Freundin, die mal in der Schulzeit dort war und Skibetrieb vorfand. Da sie aber nie auf den Brettern stand, konnte sie mir auch keine weiteren Infos geben, ob es dort Infrastruktur gibt/gab oder ob man zu Fuß oder dergleichen aufstieg. Nur hatte ich damals leider nicht das heutige Interesse an der Materie, sonst wäre ich damals auch hingefahren.



Du meinst wahrscheinlich Pasturi. Das ist ein Gletscher auf knapp 5000m Höhe, zu der eine (Touristen)Strasse hinführt. Dort gibt es aber keine Anlagen, aber die Peruaner tragen dort ihre Meisterschaften (Slalom) aus, laufen dann halt zu Fuss die Piste hoch.

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