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2 - Winter in Öl
Nun stand der erste richtige Skitag vor der Tür und mit Sun Valley wartete wohl eines der bekanntesten Skigebiete der USA auf mich. Die Ursprünge des Skigebietes reichen bis 1936 zurück, heute gehört das Unternehmen der Sinclair Oil Corporation - eigentlich ein Betreiber von Tankstellen. Sun Valley ist dabei genau genommen nicht ganz korrekt, denn die beiden Teilgebiete heißen Bald Mountain bzw. Baldy und Dollar Mountain. Bald Mountain liegt bei Ketchum, der Nachbarort von Sun Valley. Früher gab es noch zwei weitere Gebiete, Proctor und Ruud Mountain. Bekannt ist die Gegend v. a. wegen der ersten Sessellifte, deren Geschichte ich hier ausführlich dokumentiert habe: viewtopic.php?f=8&t=3371. Ausführlich dokumentiert habe ich in diesem Bericht auch die Liftanlagen und dabei während des Skifahrens weniger auf Bilder von den Pisten geachtet, das möge man mir an dieser Stelle bitte verzeihen. Ich hoffe der Skiberg kommt trotzdem gut genug zur Geltung.
Was den Skiberg betrifft, so hat man vom Ruud Mountain einen guten Überblick über weite Teile der heutigen Skigebiete:
Ganz links ist Dollar zu sehen, wo einer der ersten beiden ESL stand und das auch heute noch tendenziell eher als Anfängergebiet dient. Die knapp 200 hm werden heute relativ unspektakulär von einer DM-CTEC-KSB erschlossen. Noch etwas weiter links, ein Teil der Stützen ist gerade noch zu sehen, steht eine Thiokol-3SB von 1972 und dient einmal als quasi Privatlift für die Reichen und Schönen des Ortes.
Etwas weiter rechts sieht man das Hauptgebiet Bald Mountain. Die erste, durch Lifte erschlossene Erhebung auf der linken Seite ist Seattle Ridge mit 2.682 m. Der eigentliche Gipfel (Bald Mountain, 2.789 m) wird etwas verdeckt, die Spitze weiter rechts ist allerdings auch nur unwesentlich niedriger gelegen. Der Bereich wird Lookout genannt und ist der zentrale Punkte des Skigebietes, von dem aus die meisten Abfahrten bis zu einem Höhenunterschied von knapp 1.000 m erreicht werden können. In das Skigebiet kann man an zwei Stellen einsteigen, die hier beide nicht zu sehen sind: River Run Plaza in Ketchum und Warm Springs im gleichnamigen Seitental, auf dem Bild also rechts hinten.
Blick auf Baldy von Dollar Mountain aus, links unten der Einstieg River Run, rechts hinter dem Kamm Warm Springs, davor der Bereich Frenchman's.
Auch wenn das Gebiet auf den Bildern einen sehr kompakten, fast schon langweiligen Eindruck macht, empfand ich es als äußerst abwechlungsreich. Insbesondere die langen Abfahrten von Lookout mit den großen Höhenunterschieden bieten jede Menge sportliche Herausforderungen. Daneben kann man sich auf Buckelpisten oder in den Bowls austoben, aber auch entspannt auf den blau-grünen Pisten dahincruisen. Und natürlich bieten die beiden Gebiete in Sun Valley und Ketchum nicht nur schöne Abfahrten sondern auch interessante Lifte. Wie oben schon erwähnt, begann alles 1936 mit der Erschließung von Dollar und Proctor Mtn. sowie ein Jahr später mit der Verlegung des Kurven-J-Bar an den Ruud Mtn.
Zur Saison 1948/49 wird der erste ESL demontiert und nach Michigan verkauft. Die nächste Generation ESL folgt, erneut von American Steel & Wire installiert. Neben der Hauptanlage wird ein zweiter ESL installiert:
Bis 1969 blieb dieses Setup bestehen, ehe man mit einer Hall-DSB Quarter Dollar einen weiteren Anfängerlift neben der bestehenden Anlage baute. 1972 erweiterte man dann den Bereich erneut und ließ von Thiokol (Vorgänger von CTEC) die 3SB Elkhorn errichten:
Quarter Dollar (links, ein seltener Hall-Centerpole) und Elkhorn.
1977 ersetzte Lift Engineering (LE, Yan) den langen ESL durch eine DSB, 1978 dann auch den kürzeren ESL von AS&W. Die kürzere DSB besteht heute noch, die lange DSB wurde 2007 gemeinsam mit Quarter Dollar durch Kuppelbares von DM-CTEC ersetzt. Somit ist der heutige Dollar Chair die vierte Generation.
Dollar DSB von Lift Engineering, die letzte Generation vor dem Marktführer.
Timelapse vom Umbau
Auf der anderen Seite des Tals, am Bald Mtn., blieb es bis heute noch etwas interessanter...
Man merkte in den 1930ern schnell, dass die bisherigen Erschließungen noch nicht der ganze große Wurf waren. So wurde 1939 der Lookout mit drei Sektionen ESL von American Steel & Wire erschlossen. Die erste Sektion, [Lower] River Run, führte vom Flussufer des Big Wood River ca. 1 km in ein kleines Tal, von wo aus man in die zweite Sektion, Exhibiton, umsteigen musste, um das Restaurant Roundhouse erreichen zu können. Die letzte Sektion, Christmas, führte dann zum heutigen Lookout.
1947 wird aus einem Seitental der Bereich Cold Springs mit dem gleichnamigen Lift, einem AS&W ESL erschlossen. Diese Anlage wird 1970 durch eine DSB von Riblet ersetzt. 1992 wird die Bergstation samt Antrieb von LE ausgetauscht (Original-Bergstation: https://sinclairoil.app.box.com/s/sz1uu ... 4631051009). Zur Saison 2020/21 wird hier vsl. eine DM-KSB in Betrieb gehen.
Hier zwei Videos mit einer Übersicht über die Erweiterungspläne sowie einem Bild der Riblet-DSB vor dem Umbau durch LE.
Wie oben bereits zu sehen, wird 1953 der ESL vom Proctor Mtn. auf die Hauptachse neben Christmas verlegt. Der Lift erhält den Namen Ridge (oder auch #5). 1967 erfolgt der Austausch durch eine DSB von Riblet:
Zum Vergleich, die gleiche Stelle mit der neuen KSB von Lift Engineering:
1970 geht dann die Zeit der ESL so langsam dem Ende entgegen. Gemeinsam mit Cold Springs, werden 1970/71 zwei der drei Sektionen durch Anlagen von Hall ersetzt. Aus dieser Zeit gibt es allerdings so gut wie keine Aufnahmen. 1977 fällt schließlich der letzte ESL und Lift Engineering ersetzt Exhibition durch eine 3SB.
Christmas-DSB von Hall (vorne) und Riblet (hinten), die zweite Generation Exhibition mit einem für Yan'sche Verhältnisse fast schon minimalistischen return tension terminal (rechts).
Die nächste Iteration der Hauptachse folgt, als das kuppelbare Zeitalter mit zwei Anlagen von Lift Engineering beginnt. Die mittlere Sektion, Exhibition, erhält keinen direkten Nachfolger und wird 2009 abgebaut. Der quasi-Nachfolger ist die bereits angesprochene EUB von DM-CTEC. Die Hall-DSB der oberen Sektion, Christmas, überlebt ihren älteren Nachbarn von Riblet nicht und muss 1988 einer 4KSB von LE weichen. Die untere Sektion, River Run, wird 1992 auf leicht veränderter Trasse von LE ersetzt. 1993 wird dann noch die verbliebene Riblet-DSB Christmas eingestellt. Beide LE-KSB sind (natürlich retrofitted) bis heute in Betrieb.
1978 baute man parallel zur Hauptachse eine 3SB von Lift Engineering, Sunnyside (oder #6), die allerdings nicht bis zum Lookout führte, dafür aber den ganzen rechten Bereich Warm Springs schneller erreichbar machte. Die Anlage konnte mit den für LE charakteristischen Einfahrtstützen aufwarten. 1993 behob man das „Problem“ der Erreichbarkeit und errichtete daneben die LE-KSB Lookout Express so, dass man nun direkt zum Lookout fahren konnte. Sunnyside wurde 2014 ersatzlos gestrichen. Die Liftnummer 6 wurde nach der Einstellung nicht mehr vergeben. Von 1993 bis 2009 konnte man somit von dieser Engstelle mit Anlagen von Lift Engineering in drei Richtungen starten.
3SB Sunnyside mit dem tri-leg return tension terminal und den signature breakover towers an der Bergstation.
Der „Yan-Hub“ am River Run, fast zu seinen besten Zeiten.
Die Erschließung von Warm Springs aus begann im Jahr 1965. Zwei Sektionen Riblet-DSB führten auf knapp 2,7 km von der Talstation zum ca. 960 m höher gelegenen Lookout. 1972 gibt sich WSO ein kurzes Stelldichein und baut die DSB #9 Flying Squirrel, die neben der zweiten Sektion eine Piste erschließt, aber unterhalb von Lookout endet (etwa dort, wo auch Sunnyside endete). 2014 wird die DSB nach einem Brand in der Bergstation abgebaut. 1988 wird die untere Sektion der DSB durch eine LE-KSB ersetzt, daneben baut man eine weitere KSB von Lift Engineering bis hoch zum Lookout. Möglicherweise lief die zweite Sektion Riblet sogar noch zwei Jahre parallel dazu.
Der letzte Bereich des Gebietes ist Little Baldy bzw. Seattle Ridge (im Bild eingangs links zu sehen). 1972 baut Thiokol eine heute noch existente Zubringer-3SB vom Lookout zum eigentlichen Gipfel Bald Mtn. windgeschützt unterhalb des Kamms. Nach einer Abfahrt durch die dortigen Bowls kommt man ab 1976 mit der Hall-3SB hinauf zur gleichnamigen Seattle Ridge (von dieser Anlage gibt es keine Bilder). Zwei Jahre später und zwei Nummern weiter (die 13 wurde übersprungen), baute LE eine 3SB, um die Hänge und Bowls unterhalb des Gipfels direkt zu erschließen. Auch diese Anlage besteht heute noch, wurde aber im Verlauf gekürzt.
Zu einem Lift Nr. 15 ist es bis heute nicht mehr gekommen, denn für die letzte Neuerschließung in den 1990er Jahren verwendete man die 1990 freigewordene Acht. Die letzte KSB von Lift Engineering in Sun Valley im Jahr 1994 erhält den Namen Frenchman's und besteht auch bis heute, Retrofit inklusive. In keinem Skigebiet konnte LE mehr kuppelbare Anlagen erstellen, auch wenn es Gebiete gab, in denen er insgesamt mehr Lifte errichtete. Vier der sieben KSB erhielten die Klemme „Yan 11“, drei die Klemme „Yan 7“. An zwei kann man heute noch die berühmten, super gemütlichen Tränensessel in Betrieb erleben.
Nach 1994 wurde 15 Jahre kein Lift gebaut. Erst 2009 kommt es mit der einzigen EUB im Gebiet zu einer direkten Anbindung des Roundhouse vom Tal aus. Weitere 11 Jahre hat es gedauert, ehe man in diesem Jahr mit dem Cold Springs Express das Gebiet merklich erweitert, was wohl selbst Corona nicht verhindern kann.
Skilifte hat es übrigens, bis auf ein kurzes Intermezzos eines Übungsliftes von Poma, nie gegeben.
Nun springen wir noch für einen Moment ins Jahr 1990:
LE hat bereits drei der insgesamt sechs KSB erstellt, zu diesem Zeitpunkt laufen alle in der Originalausstattung. Ansonsten findet man fixgeklemmte Anlagen von Hall, Riblet, Städeli, Thiokol und auch LE. Folgende Ausschnitte im Video oben sind interessant:
04:19 Blick vom hinteren Einstieg in das Skigebiet, Warm Springs, erschlossen durch die beiden KSB Greyhawk und Challenger. Letztere erreicht auf fast 2,8 km gute 960 hm. 04:40 Bergstation Greyhawk 05:00 Fahrt in Challenger 06:30 Bergstation Greyhawk, vor dem Retrofit durch DM 07:40 Limelight DSB von Riblet kurz vor dem Abriss - da die Sessel noch hängen, ist es möglich, dass die Anlage nach dem Bau der KSB noch als Verstärker im Einsatz war 10:40 Exhibition 3SB 22:50 Der gesamte Bereich oberhalb Warm Springs ist zu sehen - am linken Bildrand die Städeli-DSB Flying Squirrel und daneben Limelight (auch noch bei 25:10 etwas unscharf zu erkennen)
Vergleich von Challenger vor und nach dem Retrofit durch Doppelmayr, auch die Robas hat DM ersetzt. Was für ein gewaltiger Unterschied zwischen der filigranen Anmutung von Yan und dem Aufbau von DM. Der hatte und hat allerdings auch seine Vorteile, denn bei den Liftlern war die Arbeit an den minimalistischen Stationen ohne Schutz vor dem Wetter nicht gerade beliebt.
Aber nun zurück in die Gegenwart und damit zum ersten Skitag in Sun Valley. Es war relativ wenig los, als ich den Wagen um kurz vor neun auf dem ersten der vielen Parkplätze parkte. Anfang Februar sollte ideal sein, da wir so noch im Hochwinter, allerdings außerhalb der Hochsaison unterwegs sein würden. Erst in der dritten Februarwoche, der sog. Presidents' Week, nehmen sich viele US-Amerikaner zum Skifahren ein paar Tage frei. Vom Parkplatz fährt ein Shuttlebus die letzten Meter zur Talstation und der Lodge. Ungewohnt war das Bild in der Lodge, wo die Skifahrer im Warmen auf den Liftstart warten. Nur einige wenige Skifahrer stellen sich überhaupt weniger als fünf Minuten vorher in die Schlange. Allerdings ist das Publikum in der Nebensaison auch eher von der Sorte rüstiger Rentner. Der Skipass schlug mit 145 USD zu Buche. Das hätte man im Vorverkauf günstiger bekommen können, doch ist mir die Flexbilität bei solchen Reisen wichtiger als 10 % zu sparen.
Die ewig Schlauen standen natürlich ganz vorne in der Schlange und beglückten die Wartenden mit ihren Weisheiten. Als wäre der Powder Day schlechthin, dabei hatte es schon länger nicht mehr richtig geschneit. Während weiter südlich in Utah ein sehr guter Winter über die Bühne ging und es auch nördlich von Sun Valley ordentliche Schneehöhen gab, blieb das Tal hier mal wieder von größeren Niederschlägen verschont. Somit war der Schnee gut, aber auch nicht überragend.
Wenige Minuten später saß ich bereits in der zweiten der ehemals drei Sektionen auf einem supergemütlichen Tränensessel. Wie üblich, lief die Bahn mit 1000 ft/m oder 5 m/s. Niemand in den USA käme auch nur für eine Sekunde auf die Idee, die Lifte absichtlich langsamer laufen zu lassen.
Der Blick wanderte nach links zum Bereich Seattle Ridge. Die Schneise der ehem. Dreiersesselbahn von Hall ist links noch gut zu erkennen.
Weiter ging der Flug hinauf zum Lookout. Rechts der Lookout Express.
Am Lookout angekommen, ging es natürlich direkt mit dem alten Thiokol - für mich eine Premiere, bisher blieben mir Fahrten mit dem Vorgänger von CTEC leider verwehrt. Ganz links erschließt Mayday den eigentlich höchsten Punkt.
Die Aussicht am Lookout ist fantastisch. Das Tal hinau schaut man über Hailey, den Flughafen und danach in die weite Ebene Idahos.
Aber auch in die andere Richtung kann sich das Panorama sehen lassen.
Lifthütte mit Schindeldach und Abspannung.
Die Sitzfläche ist relativ klein, so bleibt nicht viel Raum für Fehler. Ich ließ die Kamera lieber im Rucksack und fotografierte mit dem Handy weiter.
Bei guten Verhältnissen sicher ein Traum. Aber die Aussicht war auch nicht zu verachten.
Blick auf der anderen Seite des Kamms in die Wildnis Idahos.
Das kurze Stück war der absolute Sahnehang. Perfekt präpariert, bis zum Schluss. Vorsicht war nach dem Einbiegen auf den kleinen Waldabschnitt geboten, wo Bäume mitten auf der Piste stehen und es ein paar Eisflächen gab. Da zerlegte es später am Tag einen Skifahrer ordentlich.
Es ging direkt hinab bis nach Cold Springs. Ursprünglich sollte Sun Valleys letzte DSB von Riblet bereits ein Jahr zuvor ersetzt worden sein, aber ich hatte Glück und durfte das Unikat noch fahren. Der Bodenabstand war an dieser Stelle nicht zu verachten.
Die nächste Runde führte mich vom Lookout die beschneite Abfahrt Christmas Ridge hinab. Mit den Lanzen zwar kein schöner Anblick, aber durch das Panorama und die Bäume ansprechend.
Weiter ging es zurück zum Bereich Cold Springs und Seattle Ridge.
Die alte Mayday führt ein wenig ein Schattendasein, erschließt aber schöne Hänge, an denen man es entspannter angehen kann:
Unterhalb der gleichnamigen KSB von LE, die auch neue Sessel erhalten hatte, warten ein paar schöne Carvinghänge auf den Skifahrer. Hier war eigentlich immer am meisten los und die Pisten nachmittags auch zerfahren. Leider auch hier ein Lanzenwald neben der Piste.
Erneut ein großartiger Blick hinter der Seattle Ridge Day Lodge.
Blick über Mayday hinweg zum Lookout.
Sun Valley im Hintergrund mit den früheren Skigebieten Ruud und Proctor.
Mayday ist kein Highlight wie sonst die ein oder andere LE-Anlage, aber man nutzt den Lift irgendwie gerne. Nur die Sessel sind am Rücken extrem unbequem.
Irgendwo dort hinten war ein weiterer Skitag geplant.
Es gibt schlechtere Aussichten.
Und noch einmal im Zoom ... ganz links die alte Bergstation.
Tiefblick zur Talstation von Mayday.
Jetzt wird es Zeit zum Mittagessen, das ich natürlich im Roundhouse zu mir nahm. Ungewohnt vornehm ging es zu, die Bedienung stieß beim Laufen mit der Nasenspitze regelrecht an die alten Holzbalken des Gebäudes. Und so war auch der Burger für 20 USD eine ziemliche Enttäuschung. Danach entschied ich mich für eine weitere Runde über Cold Springs, ehe ich mir die restlichen Teile des Skigebiets anschauen wollte.
Erneut der Blick von Lookout in Richtung Gipfel.
Christmas... man kann den Vorgänger noch erahnen. DM hat wohl fast komplett entkernt und dann die Technik auf die alten Fundamente gesetzt.
Natürlich ist auch der Antrieb „gebrandet“.
Über die komplette Runde geht es hinab ins Seitental von Cold Springs. Dort muss man abrubt abbremsen, um nicht in die überdimensionale Talstation der gleichnamigen Bahn zu rauschen - auf dem Liftblog als die weltweit längste, fixgeklemmte Station bezeichnet.
Leider wohl seit diesem Sommer Geschichte, wenn die Bahn nicht als Gebrauchtanlage irgendwo aufgestellt wird.
Erschließt unter anderem diese schönen Wannenabfahrt.
An Stützen wurde nicht gespart.
Wie bereits erwähnt, wurde die Antriebsstation durch LE ausgetauscht. Diese Aufträge konnte Yan häufiger an Land ziehen und quer durch alle Hersteller über 100 Umrüstungen umsetzen.
Tiefblick auf Ketchum (vorne) und Sun Valley.
Durch Upper und Lower Canyon ging es hinab zum ehemaligen Yan-Hub.
Von ehemals vier LE-Anlagen, sind heute noch zwei in Betrieb. Sunnyside startete links neben der hinteren Station. Hier stieg man während des Betriebs der ersten Liftgeneration auch zwischen der ersten und der zweiten Sektion um:
Blick hinauf zur schwarzen Abfahrt Exhibition, über die frühere die Trassen des ESL bzw. der 3SB verliefen.
Weiter ging es mit dem Lookout Express über 2,3 km und 814 hm zurück zum Lookout - somit erreicht man ganz knapp 1.003 Höhenmeter bei einer Abfahrt.
Hier treffen sich Canyon von links und River Run von rechts.
Weiter oben die Buckelpiste Holiday.
Auf gleicher Höhe im Wald rechts endete früher Sunnyside, und wir haben noch ein Stück vor uns bis ganz oben.
Tränensessel in Sicht.
Blick in die Antriebsstation. Hier ist der Retrofit kaum zu erkennen.
Das Bild hätte ich gerne mit dem original Equipment gemacht.
Ungefähr so, nur ohne Robas, Klemmen und Joch von DM.
Etwas besser.
Nun fehlten mir noch zwei Bereiche: Frenchman's (auch noch mit Tränensessel) und Warm Springs.
Frenchman's Antrieb von unten. Es gibt ein gutes Vergleichsbild, das jedoch wahrscheinlich von Greyhawk stammt:
Die unpräparierten Abfahrten konnten zumindest landschaftlich überzeugen, waren aber ziemlich abgefahren. Hier sparte ich mir eine Wiederholungsfahrt.
Auch wenn aufgrund der Größe keine Details zu erkennen sind, aber das fantastische Panorama sollte zu sehen sein.
Zum Abschluss des Tages am Bald Mtn., ging es noch die steilen Pisten hinab nach Warm Springs. Bei gutem Schnee sicher ein Traum, damals war es schon etwas abgefahren. Man hätte vielleicht nachts mal die Lanzen anwerfen sollen, um dem Altschnee etwas Neues unterzumischen - falls das Sinn macht.
Weiter unten, rechts die ehem. Talstation der Städeli-DSB.
Wieder hinauf ging es mit Challenger. Es war früher Nachmittag und nicht mehr viel los. Die Schneise links gehörte zur ersten Generation.
Am zentralen Punkt, Lookout.
Blick von unten in den DM-LE-Mischmasch.
Am River Run pausierte ich den Skitag für einen Moment und wechselte mit dem Auto ins das kleinere Teilgebiet, Dollar Mtn. Eigentlich war der Skitag damit vorbei, denn auf der anderen Seite ging es eher gemütlich zu. Auch wenn der Lift von Thiokol nicht laufen soll, fuhr ich dort sicherheitshalber kurz bis ganz nach hinten und schaute mich kurz aus dem Auto heraus um - weniger Minuten später stand bereits der Sicherheitsdienst in der Entfernung und wartete darauf, dass ich weiterfahre. Also zurück zum Parkplatz, wo leider das Klischee bedient wird und reiche Mütter (alternativ: die Nannies) aus dicken Luxus-SUV aussteigen, um ihre Kinder zum Skikurs zu bringen.
Die Anfänger-DSB am Anfängerhügel / Funpark, davor eine Zapfsäule - natürlich von Sinclair.
Solche Anlagen hat Lift Engineering auch nicht gerade wenige gebaut.
Im Hintergrund der schönen Stützen die Lodge.
Blick auf Sun Valley. Hinten rechts bei der Baumreihe ist das erste Foto entstanden. Hier noch einmal zum Vergleich, wie es früher aussah:
Nach einer Fahrt mit einem alles andere als historischen Lift, schaute ich die Trasse des ersten ESL hinab und versuchte das Moderne auszublenden. Es wollte nicht so recht gelingen. Der Vollständigkeit halber sei unten rechts noch der kuppelbare Vierteldollar zu erwähnen, der Skinachwuchs will schließlich schnell lernen.
Über die Villen hinweg ging der Blick ein letztes Mal zum Ruud Mtn., der alte ESL ist von hier aus kaum zu erkennen. Damit endet ein durchaus guter Skitag, bei dem natürlich mehr die Lifte und die Historie des Gebietes im Vordergrund standen. Der Schnee hätte besser sein können, aber das Gebiet an sich gefiel mir gut.
Registriert: So, 18.12.2005, 19:12 Beiträge: 8031 Wohnort: Nicht mehr im Forum
^ Noja, paar nette Ecken hätte es ja, in Europa (mit Fußrastern und günstigeren Preisen :) ) würd ich das Skigebiet wohl mal anfahren. Mit den originalen Yan-Stationen wäre der Bericht aber wesentlich schöner geworden als mit diesen DM-Stationen, ja ..
Wow, wieder mal grosses Kino. Habs nur punktuell überflogen, leider. Eine profundere Lektüre hole ich später sicher noch nach. Das Gelände sieht teilweise sehr ansprechend aus...
Ich weiss, dass Wintersport in den USA teuer ist, aber 145 USD? Oh my god...
Danke, intermezzo. Ich du findest die Zeit für eine profunde Lektüre bei einem guten Glas Wein.
Ja, die Preise sind nicht ohne, lassen sich aber eben auch mit diversen „Tricks“ reduzieren. Sei es der Vorverkauf online, bei bekannten Skiläden in den Hubs wie z. B. Salt Lake City, über Coupons oder die bekannten Saisonpässe (Epic, etc.). Wir schon im Bericht erwähnt, ist mir halt die maximale Flexibilität im Urlaub wichtiger als 20 Dollar zu sparen. Sei es wegen Wetter, geschlossener Lifte, geschlossener Zufahrtsstraßen oder sonstiger Umstände. So kam es dann auch, dass ich etwas später im Urlaub 192,34 USD für einen Eintagesskipass bezahlen „durfte“. Aber dazu komme ich noch...
Aber ich dachte, die Ermäßigungen, die man da so bekommen kann, lägen eher im Bereich 30-50%?
Das eine schließt das andere ja nicht aus. Wobei es mich interessieren würde, wo man mehr als 30 % ohne größeren Aufwand für eine Tageskarte bekommt.
Hier ein Beispiel für einen Händler aus Utah, bei dem man den Rabatt sogar noch für den gleichen Tag bekommt: https://www.skinsee.com/discount-lift-tickets. Will man nun aber z. B. Alta-Bird machen, d. h. Alta und Snowbird an einem Tag fahren (160 USD am Schalter), geht es schon nicht mehr.
Am Abend nach dem Skitag machten wir vor dem Abendessen noch einen „Spaziergang“ in einem kleinen Seitental. Ehe sich der Weg in den Weiten der Wildnis Idahos verliert, sieht man auf der rechten Seite eine schwebende Umlenkscheibe, die zu dem kleinen Privatskigebiet Rotarun gehört. In der Saison gibt es abends mindestens zwei Mal pro Woche öffentlichen, kostenlosen Skibetrieb.
An einem der öffentlichen Trails kurz vor Sonnenuntergang.
Blick von der Rückseite des kleinen Skigebiets - die Schneelage war vorne auch nicht so viel besser.
Man trifft niemand und hört nichts, auch wenn die vielen Spuren im Schnee etwas anderes vermuten lassen.
Ein paar Häuser stehen im Tal, aber es ist alles andere als dicht besiedelt.
Am nächsten Abend war ich pünktlich zum Start des öffentlichen Skibetriebs vor Ort, dort der Beginn verzögerte sich noch etwas. Man hatte keine Eile hier, zumindest der Liftler ging es sehr gemächlich an.
Das kleine Skigebiet wurde 1948 von einer Schweizerin eröffnet und war anfangs vermutlich nur durch ein Rope Tow erschlossen. 1964 baute die Firma Stearns Roger einen J-Bar und erschloss den Hügel mit knapp 145 Hm. 1998 hatte der J-Bar ausgedient und wurde durch einen Tellerlift von DM mit ca. 600 m Länge ersetzt. Ein Rope Tow steht heute noch an dem Hügel, ist aber möglicherweise nicht mehr in Betrieb.
Eine undatierte Aufnahme des Gebiets.
Blick auf den oberen Teil des Hangs vor Betriebsbeginn. Es gab kurz eine Ansage, das der Lift eventuell nur bis zum Zwischenausstieg geöffnet sein würde. Das gab man jedoch schnell auf, als die Rennkiddies alle bis nach oben fuhren.
Je nach Perspektive ist das letzte Stück knackig steil.
Die Beleuchtung könnte man in Teilen als Funzel bezeichnen. Zudem hatte ich mein Schlechtwetterglas für die Skibrille vergessen (dafür beide Kaiserwetterbrillen dabei) - das machte es nachher fast unmöglich, insbesondere bei den selektiven Bedingungen.
Blick zum Talausgang und unserer Basis - Hailey.
Auf der anderen Seite am Ende eines der kleinen Seitentäler.
Das Skifahren machte nur bedingt Spaß, dafür war die Schneelage einfach nicht gut genug. Hier und da gab es zwar noch etwas pulvrige Abschnitte, aber dort war später Blindflug angesagt.
Viel schöner war es, den Sonnenuntergang und die Einsamkeit zu genießen.
Gut zu sehen, wie punktuell die Strahler den Hang beleuchteten.
Hier fällt mir auf, dass das Lifthäuschen die gleiche Tür hat wie auf dem Bild oben...
Nach einer guten Stunde hatte ich genug, auch weil ich beim Fahren kaum noch etwas sehen konnte. Für den nächsten Tag war ich als ungelernte Hilfskraft an einem Einzellift eingeteilt. Es sollte ein spannender Tag werden...
Registriert: So, 18.12.2005, 19:12 Beiträge: 8031 Wohnort: Nicht mehr im Forum
Schaut mir landschaftlich definitiv wesentlich interessanter aus, als was man so an standard-amerikanische Waldschneisenskigebieten im Netz kennt. Erinnert mich ein wenig an die Landschaft in der Türkei oder auch an manche Teile Skandinaviens.
Gibt's eigentlich noch irgendwo solche J-Bar-Lifte? Gab es die nur in Nordamerika?
Gibt's eigentlich noch irgendwo solche J-Bar-Lifte? Gab es die nur in Nordamerika?
In Neuengland sollten noch zwei oder drei J-Bar in Betrieb sein. Außerhalb von Nordamerika: gute Frage. Hall hat im Rahmen der Kooperation mit PHB einige seiner Skilifte nach Deutschland gebracht, u. a. ins Sauerland. Aber ich weiß nicht, ob die als „J“ oder „T“ liefen.
Wie der nächste Tag verlaufen würde, war vorab noch nicht abzusehen. Ich war am Morgen mit einem Mitglied des lokalen Lions Club am Skilift Blizzard Mountain verabredet. Zur Erinnerung, 2016 hatte ich aus der Entfernung das folgende Bild gemacht:
Ein kurioser Skilift, möglicherweise Marke Eigenbau oder irgendwie mit Constam in Beziehung zu bringen. Stand früher mal im Skigebiet Beaver Mountain in Utah. Dort prüft ein Mitarbeiter gerade, ob man in den alten Unterlagen irgendwas zu dem Lift findet.
Jedenfalls hatte ich mit dem Liftoffiziellen per Telefon Kontakt aufgenommen. Oder sagen wir so: eine Freundin rief dort für mich an, denn der gute Mann war am Telefon kaum zu verstehen. Insofern war ich mir nicht sicher, ob überhaupt jemand auftauchen würde. Man hatte erst eine Woche zuvor den Betrieb wieder aufgenommen und angesichts der Vorhersage war es nicht klar, wie lange sich der Schnee halten würde. Oder ob der Lift halten würde.
Ich war natürlich etwas vor der vereinbarten Zeit vor Ort, nur um auf Nummer sicher zu sehen...
Blick auf den Hang, der Schnee hatte sich doch ganz gut gehalten.
In der Ferne waren die LKW auf der kaum befahrenen Straße zu hören, aber sonst herrschte komplette Stille. Empfang hatte ich keinen mehr, aber damit war zu rechnen.
Die Skihütte. Obwohl äußerst spärlich eingerichtet, wurde hier später ein Eintopf aufgetischt.
Allzu oft kommt man kaum in den Genuss eines derart „einfachen“ Skilifts. Aber ob sich das Ding heute drehen würde?
Nun wieder absolute Stille. Selbst LKW waren nicht mehr zu hören. Es ging auch kein Wind und die Sonne brannte auf der Haut. Ich wollte ein wenig die Umgebung erkunden, versank aber beim ersten Schritt direkt bis zum Knie im Schnee. Dann war erstmal Socken trocknen angesagt.
Blick zur Bergstation. Der Hang sieht ganz nett aus.
Auch eine halbe Stunde später stand ich alleine am Parkplatz. Ab und zu wehte eine ganz leichte Brise die Geräusche der Straße zu mir, doch auf der Zufahrt war niemand zu sehen. Ich überlegte schon, bis in den nächsten Ort zu fahren, um wenigstens einen Anruf absetzen zu können, als sich ein Auto näherte.
Eine kurze Begrüßung, etwas Small Talk, und der Offizielle stapfte durch den Schnee in Richtung des kleinen Gebäudes. Die Konversation beschränkte sich auch in der folgenden halben Stunde auf ein Minimum. Ein paar Sachen wurden ausgeladen, die Gasheizung angeworfen und ein wenig aufgeräumt. Wir schaufelten Schnee von der Terrasse, wechselten ein paar Worte und blickten auf den Lift. Es wäre vielleicht an der Zeit, zu schauen, ob das Teil heute überhaupt anspringen würde - bekam ich zumindest zu hören.
Wir machten uns auf den Weg zum Antrieb und der Kollege verschwand hinter der Blechverkleidung. Ein paar Minuten später tauchte es an der Kopfseite auf, legte einen kleinen Hebel um und drückte einen Knopf. In Erwartung eines kurzen Jaulens, ein paar grimmigen Stampfern und einer dunklen Rauchwolke, stand ich neben dem Lift. Doch es tat sich: nichts. Natürlich habe ich den Moment auf Video festgehalten:
Grimmig war nur die Miene, die mir entgegenschlug. Da hat wohl jemand den Schalter der Batterie und nicht umgelegt und nun sei sie leer - und kalt. Eine imaginäre Luftblase zerplatzte in meinem Kopf. DIe Batterie wurde abgeschraubt und verschwand unter der Jacke. Wir stapften zurück in das kleine Häuschen, wo es mittlerweile warm geworden war, und stellten die Batterie auf den Tresen. Laden müsste man jetzt können, am besten schnell. Kopfkratzen. Das gute Ladegerät hätte er nicht dabei, aber heute morgen noch in der Hand gehabt. Aber wer kann schon damit rechnen, dass die Batterie leer ist. Sonst würde das auch am Vorabend geprüft, aber dazu war gestern keine Zeit. Dann muss das 5 Dollar Ersatzladegerät eben herhalten.
Gespannt blickten wir auf die kleine Nadel am Ladegerät. Ein bestätigendes Raunen bekam ich zu hören. Leer sei die Batterie, komplett leer. Das würde ewig dauern. Irgendwie war für einen Moment die Idee in greifbare Nähe gerückt, einfach jemand im Ort anzurufen, der, bevor er oder sie sich auf den Weg macht, das den Tag rettende Ladegerät einpackt. Doch irgendwie schien diese Idee nicht zielführend. Ein bis zwei Stunden warten und dann einen erneuten Versuch wagen, wurde stattdessen als Parole ausgegeben.
Nach und nach fanden sich weitere Mitstreiter ein. Große, alte Autos stapelten sich am Ende der Straße. Eine Schneefräse wurde abgeladen, weiter aufgeräumt. Ein lustige Truppe - Liftler, Freiwillige, Sportenthusiasten. Eine Hündin sorgte für etwas Ablenkung, insbesondere bei mir. Irgendwo hatte sie ein Stück gefrorenes Holz aufgetrieben und sprang bei der Jagd danach wie wild durch den tiefen Schnee, ab und zu verschwand sie komplett im weiß.
Irgendwie warteten alle auf etwas, ohne sich wirklich im Klaren darüber zu sein, was genau das sein könnte. Man freute sich über den schönen Tag, der Lift wirkte in weite Ferne gerückt. Nur das kleine Ladegerät im Inneren gab sein Bestes und hatte stets ein Ziel vor Augen, auch wenn die Herausforderung fast aussichtslos erschien.
Etwas später tauchte ein weißes Gefährt in der Ferne auf. Wäre es nicht an der Batterie gescheitert, dann vermutlich am Gas. Doch hier konnte uns geholfen werden. Ein wenig Erleichterung machte sich breit, dass ein möglicher, vorher unbekannter Störfaktor gerade dabei war ausgeschlossen zu werden.
Irgendwann wurde jedoch klar, dass das noch nicht alles gewesen sein konnte. Die Batterie rückte wieder in den Fokus des Geschehens. Auch wenn niemand daran glaubte, wurde sie nach einer kaum mehrheitlichen Entscheidung zurück in die Kälte gebracht. Das gleiche Prozedere begann erneut. Leider auch mit dem gleichen Ausgang. Für einen Moment hatte es sich noch so angehört, als würde der Lift anspringen, doch die Spannung reichte auch dieses Mal nicht aus.
Dabei hatten wir die Lösung die ganze Zeit vor den Augen und vermutlich war auch bereits jemand darauf gekommen: die Pickups! Dort waren zum Teil sogar zwei Batterien verbaut. Der alles entscheidende Rohstoff für unsere wildesten Phantasien im Schnee. Werkzeug war schnell gefunden und binnen kürzester Zeit hielten wir eine ausreichend geladene Batterie in den Händen. Nun wollte niemand mehr Zeit verlieren. Und tatsächlich, dieses Mal sprang der Lift an.
Doch wer nun glaubt, das ungebremste Schivergnügen stand uns bevor, der irrte sich gewaltig. Denn jetzt kam die eigentlich für den Vormittag geplante Aufgabe auf uns zu: das Ausrichten von zwei Stützen bzw. den Jochen. Am Wochenende zuvor gab es wohl regelmäßig Seilentgleisungen, denen man heute Einhalt gebieten wollte. Einer der Liftler machte sich mit dem Skidoo auf den Weg zur ersten Stütze, wir folgten mit dem Lift. Jede Raketenwissenschaft wäre vor Neid erblasst vor dem, was nun folgen sollte. Hochpräzise würde die Stütze mit modernster Technik ausgerichtet werden - alles eine Sache von Sekunden.
Der Blick von oben über die weite Ebene entschädigte schon für die bisherigen Strapazen. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, so zumindest meine naive Annahme. Als wir zu dritt an der Stütze angekommen waren und das Werkzeug bereitgelegt hatten, ahnte ich, was auf uns zukommen würde. Jemand musste in Skischuhen die Stütze hochklettern, die Schrauben des Jochs lösen und die Stütze leicht, aber nicht zu leicht, um ein paar Millimeter bewegen. Und nach jeder millimetergenauen Ausrichtung galt es zu überprüfen, ob das Seil nun wieder gerade über die Rollen läuft. Wir bekamen noch eine Warnung mit auf den Weg, dass exaktes Fingerspitzengefühl notwendig sei. Die wurde natürlich ganz hinten im Hirnkasterl - das würde schon nicht so schwer sein.
Die Sonne brannte herab und wir waren alle schon durchgeschwitzt, bevor die eigentlich Arbeit begonnen hatte. Ich bekam den Anfängerbonus und wurde ausgewählt, die Aktion vom Boden aus zu unterstützen. Vermutlich lag es aber nur daran, dass wir einen Snowboarder unter uns hatten und die Kraxelei somit viel einfacher war.
Es war schon der absolute Horror, die Schrauben dort oben zu lösen. Mit viel Kraft und einigen Verrenkungen gelang es irgendwie, alle vier störrischen Kollegen zu lösen. Dann ein beherzter Schubs und schnell wieder anziehen - so die Theorie. Erst ließ sich das verdammte Joch allerdings keinen Millimeter bewegen, nur um dann plötzlich voll nachzugeben. Scheiße. Das Joch stand quer, die Ausgangsposition war weg und wir mussten improvisieren. Wir bekamen es irgendwie wieder hin. Die Schrauben wurden leicht angezogen und über das Walkie-Talkie der Liftler im Tal informiert. Der Lift setzte sich langsam in Bewegung und drei Augenpaare beobachten gespannt die Seilrollen. Ich bemerkte es zuerst, doch mein Schrei wurde von der Gegenseite nicht schnell genug in einen Funkspruch umgesetzt. Schon war das Seil entgleist.
Ein weiterer Blick auf die Hochebene, im Hintergrund einige Vulkane.
Nun kam der deutlich komplexere Teil, wir musste das Seil wieder auf die Rollen bringen. Wir wollten nicht noch mehr Zeit verlieren und versuchten es mit viel Pragmatismus. Das doch recht schwere Stahlseil wurde zum Schwingen gebracht und sollte irgendwie wieder auf die Rollen „hüpfen“ - natürlich mit etwas Nachhilfe von oben. Daraus wurde allerdings nichts, die Aktion war sogar einigermaßen gefährlich. Der mutige Stützenbezwinger wäre dabei fast von der Stütze gefallen - die war zwar deutlich niedriger als gewöhnliche Skiliftstützen, aber nicht überall lag genügend Schnee für eine weiche Landung. Also mussten wir den Seilzug nach oben befördern, was für sich genommen schon schwer genug war. Doch es klappte - und dieses Mal war uns auch die Stütze wohl gesonnen. Wir bekamen das Seil wieder auf die Rollen und das Joch auf Anhieb in die richtige Position.
Wir waren jedoch nicht fertig, eine Stütze weiter oben begann die Prozedur von vorne. Wir nahmen dieses Mal die Warnung ernst und bekamen etwas Unterstützung vom Joch selbst. Die Ausrichtung war viel schneller erledigt als noch zuvor an Stütze 7. Gefühl hatten wir kaum etwas geschafft, waren jedoch alle total platt. Dafür sollte es jetzt endlich mit dem Skibetrieb losgehen.
Es war bereits Nachmittag geworden, als ich mit unserem Kraxl-Helden die Bergstation erreichte. Holzstämme, ein paar Stahlbalken und eine mit Steinen gefüllte Metallkugel als Gegengewicht, was für ein Anblick. Ich wollte erst eine Abfahrt wagen, ehe ich die Kamera wieder in Hand nehmen wollte, entschied mich dann aber zum Glück dagegen.
Der Blick in die Gegenrichtung war fast noch schöner, denn es war außer der Hochebene, den Vulkandomen und den Bergen kaum eine Spur menschlicher Aktivität zu entdecken.
Der Big Southern Butte (Butte wird dabei biut und nicht z. B. batti oder bätti ausgesprochen).
Für hiesige Verhältnisse wurde es nun richtig voll, als sich im Tal eine Gruppe Snowboarder einfand und, nach mehreren Aufstiegen an einem kleinen Hügel, endlich in den Genuss einer Liftfahrt kamen. Auch die Hündin hatte noch nicht genug und durfte sich nun richtig austoben - nicht weniger als bis zur Bergstation sollte es für sie gleich gehen. Frauchen sollte sich um die Bergstation kümmern und gleichzeitig das Seil im Auge behalten, falls es doch zu einer weiteren Seilentgleisung kommen sollte. Quasi als menschliche Seillageüberwachung.
Irgendwann gingen uns da oben die Themen und mir die Motive aus, zudem wollte ich endlich in den Genuss der Abfahrt kommen. Doch tatsächlich was es alles andere als ein Genuss, wie ich schon auf den ersten Metern merkte. Ein Local, der mit mir in den Hang einstieg, machte sich direkt horizontal. Entweder hatte man es mit Harsch zu tun oder sank tief in den Schnee ein. Dazu hier und da ein wenig Botanik oder auch mal ein Stein. Das war die rechtmäßige Belohnung für all' die Strapazen. Früher bekam das kleine Skigebiet Unterstützung von den südlicher gelegenen Gebieten in Form einer einmaligen Präparation, aber bei den wenigen Tagen mit Skibetrieb lohnt sich das nicht mehr. Dabei ist die Aussicht und der Hang an sich, vom Lift ganz zu schweigen (der ist nur etwas langsam), wirklich ein Erlebnis.
Sicherheitshalber packte ich die Kamera weg und war nur noch mit dem Smartphone unterwegs...
Irgendwann begegnete mit das Frauchen, allerdings ohne Hündin. Die kämpfte sich einige Meter weiter unten durch den Schnee und schickte immer wieder Flüche in Richtung ihrer Besitzerin, zumindest musste man das Jaulen so interpretieren. Langsam kämpfte ich mich durch den steileren Abschnitt und war heilfroh, als ich den unteren, deutlich flacheren Teil erreichte. Ich bekam sogar noch etwas Lob vom Local dafür, dass es mich nicht hingelegt hatte. Eine weitere Fahrt wolle er sich auch nicht antun, ließ er mich noch wissen und brauste davon.
So ganz perfekt war die Seillage allerdings immer noch nicht:
Um kurz nach 15 Uhr war ich wieder „im Tal“. Alles, was mich jetzt interessierte, war eine Dusche und ein Burger. Zu weiteren Skigebieten würde ich es nicht mehr schaffen und die Kraft konnte ich am nächsten Tag gut gebrauchen. Auch wenn ich aufgrund der Mithilfe am Lift eingeladen war, gab ich in der Hütte 10 Dollar für die Tageskarte ab. Wir tauschten noch unsere Kontaktdaten aus, ehe ich mich auf den Heimweg machte.
Auch wenn der Tag aus Skifahrersicht nicht typisch verlief, war es doch eine interessante Erfahrung. Der alte Lift, die netten Leute und die tolle Landschaft machten den Ausflug zu einem echten Erlebnis. So konnte, nachdem die „Pflicht“ in Idaho erledigt war, die Kür folgen. Doch statt am nächsten Tag erneut stundenlang im Auto zu sitzen, entschied ich mich erneut für die kürzeste Anreise. Es stand ja auch noch Salt Lake City auf dem Programm.
Registriert: So, 18.12.2005, 19:12 Beiträge: 8031 Wohnort: Nicht mehr im Forum
D.h. du bist schlussendlich nur 1x mit dem SL gefahren? Normalerweise findet man in solchem windgepressten Bruchharsch doch immer irgendwo eine Variante, die etwas besser geht..
Vieleicht solltest du mal nach Kirgisien fahren, die SL dort sind auch selten und alt, aber hatten bei unserem Besuch keine Probleme gemacht ;-)
Tatsächlich war ich bereits am Vortag vor dem kleinen Abstecher zum Blizzard Mountain noch einen weiteren Tag in Sun Valley Skifahren. Die Vorhersage war gar nicht so schlecht, doch überlegte ich lange, ob ich nicht eine vierstündige Anfahrt in Kauf nehmen sollte, um in das nächste Skigebiet weiter nördlich zu gelangen. Dort waren die Bedingungen angeblich deutlich besser und mit fünf fixgeklemmten Halls gab es eine nette Sammlung an Aufstiegshilfen. Alternativ gab es noch ein kleines Gebiet ca. eine Stunde entfernt, wo zwei Städelis ihre Runden drehen. Aber dort wollte ich eventuell am nächsten Tag vorbeischauen und da mir Sun Valley bzw. Bald Mtn. so gut gefiel, ging es trotz der nicht ganz optimalen Bedingungen eben ein weiteres Mal dort hin.
Ich stieg dieses Mal über Warm Springs ein, da ich den Bereich beim ersten Besuch etwas vernachlässigt hatte. Dennoch ging es erstmal ganz rauf und ich verbrachte einige Zeit rund um Baldy.
Wieder der Blick nach Süden, hier ist der starke Wind nicht zu erkennen.
Es war noch weniger los als am ersten Tag.
Hier war wie immer sehr guter Schnee, leider war die Abfahrt etwas kurz.
Der alte Riblet ist mittlerweile Geschichte. Darunter gab es die interessante Wannenpiste, die ich jetzt in Angriff nahm.
Hier war nicht frisch präpariert, aber der Schnee hatte sich ganz gut gehalten.
Schwer zu fotografieren, aber rechts war der Bodenabstand nicht zu verachten.
Tolle Piste.
Links die alte Bergstation. Von den Schneilanzen abgesehen, wirkt hier alles viel freier als z. B. in Österreich.
Der alte Thiokol. Wie ich heute gelernt habe, war ein von Thiokol hergestelltes Teil für die Challenger-Katastrophe verantwortlich.
An den Hängen von Baldy.
Schneetechnisch war es tatsächlich in vielen Bereichen eher weniger ein Vergnügen, insbesondere mit den Leihskiern. Die hatte ich zwar zum Service gebracht, aber das hat nicht mehr viel geholfen. Bei der Rückgabe beschwerte ich mich, was in eine längere Diskussion ausartete und man mir am Ende vorwarf, durch den falschen Schliff beim Service sogar die Skier ruiniert zu haben. Jedenfalls war es oben ziemlich verblasen und die lange Abfahrten Richtung Warm Springs auch wenig griffig. Nur ganz unten raus, wo ein Teil der Pisten für Rennen gesperrt war, ging es extrem gut. Den restlichen Tag fotografierte ich nur noch mit dem Handy...
Gut zu erkennen, wie DM seine Teile einfach an die alte Yan-Konstruktion drangeflanscht hat.
Ohne den Lanzenwald und mit etwas besserem Schnee wären die ewig langen Pisten hier runter das Carvingparadies schlechthin. Nochmal zur Erinnerung: der Lift macht auf fast 2,8 km knapp 1.000 hm.
Ab hier ging es dann deutlich besser. Die gesperrten Trainingspisten lagen links im Wald.
Talstation des stillgelegten Städeli.
Weiter oben mit Blick auf die Trasse und hinab zu Warm Springs.
Aus der Schweiz erhielt ich eine Whatsapp mit der Bitte, ein paar einbetonierte Yan-Stützen zu dokumentieren...
Nochmal Tränensessel...
Zufahrt zum ehemaligen Yan-Hub, Vergleichsbild:
Wieder auf dem Weg nach oben.
Sieht besser aus als es war. Zwischen drin war es doch immer wieder ziemlich glatt.
Auch hier war nicht viel los und die Pisten wenig griffig.
Hier noch zwei kurze Videos vom Gipfel und Warm Springs...
Damit war es das für Idaho aus Sicht des Berichts. Ein paar Tage später machten wir uns auf den Weg in Richtung Utah, wo noch zwei weitere Skitage folgen sollten...
Registriert: So, 18.12.2005, 19:12 Beiträge: 8031 Wohnort: Nicht mehr im Forum
Landschaftlich oben von den Panos ja schon sehr nett. Und die "Wannenabfahrt" natürlich auch. Ansonsten ..
Zitat:
Sieht besser aus als es war. Zwischen drin war es doch immer wieder ziemlich glatt.
Da ich weiß, wie sich das anfühlt, wenn es so aussieht, dachte ich mir schon bevor ich die Beschreibung las, dass das nach abgerutschtem Kunstschneehang ausschaut :) Im Alpinforum natürlich "perfekt griffig" von denjenigen genannt, die jeden Tag ihre Kanten schleifen ..
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