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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: So, 12.02.2017, 17:37 
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Wenn wir schon bei Schleppliften sind, so gibt es gerade in Neu England natürlich noch die klassischen Hall Teleskoplifte. Im Rahmen der Kooperation zwischen PHB und Hall wurden davon auch einige wenige Anlagen in Deutschland errichtet, durchsetzen konnte sich dieser Typ hier allerdings nie. Im Endeffekt gleicht das Teleskop dabei der Stange eines Übungs-SSL, nur das am Ende kein Teller sondern ein T oder ein zu einem J gekrümmtes Rohr befestigt ist (letzteres könnte es auch in Europa geben). Früher war das Teleskop dabei fest mit dem Gehänge verbunden, heute wird teilweise, wie bei KSSL auch, mit eine Feder im Inneren der Stange gearbeitet.

Die Cochran Familie, in Neu England eine Institution und sicher auch hier einigen bekannt (z.B. Kitzbühel 1973), betreibt in Vermont einen Einzellift mit weiteren Übungsliften. Auf Anfragen reagierte man dort nicht und so fuhr ich einfach vorbei, um vom Parkplatz aus ein paar Bilder zu machen (es fehlten zwar die üblichen Schilder, aber das Gebiet liegt hinter dem Privathaus der Familie und so wollte ich nicht einfach das Gelände unsicher machen).

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Klassischer Hall T-Bar, Gebrauchtanlage, 1978 hier installiert

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Antrieb und Strecke

Winterbericht: reportagen-f8/ski-the-east-t4006.html

Aber es hat auch hier einige seltene Lifte und Hersteller gegeben, wie z.B. J. W. Penney & Sons, ein Maschinenbauer aus Maine. Zwei Penney-Lifte, die auch gerne mit Hall verwechselt werden, stehen noch, waren allerdings sehr lange nicht mehr in Betrieb. Die Geschichten der jeweiligen Skigebiete sind dabei typisch für die Region: klein, dem volatilen Wetter ausgesetzt, finanziell sehr schwach ausgestattet, mit Hilfe von Spenden wieder den Betrieb für eine Saison gerettet oder sogar eine Gebrauchtanlage finanziert (die dann aber aus Geldmangel nicht aufgestellt werden kann), immer auf der Suche nach einem Investor, etc.. Missmanagement ist auch oft ein Thema, teilweise wird auch mit nicht ganz legalen Mitteln gearbeitet (-> Jay Peak). Lost Valley ist eben so ein Gebiet, wo man den Betrieb lange Zeit gerade so aufrechterhalten konnte. Zehn Jahre nur Verlust gemacht, dann mit einer Spendenkampagne den Betrieb für einen Winter gesichert und anschließend verkauft. Der neue Besitzer betreibt ein Unternehmen für Werkstoffprüfungen von Liftanlagen (hier NDT - non destructive testing genannt) und kommt somit aus der Branche. Vom Pistenplan ist der SL bereits verschwunden, werden die Abfahrten auch von einer der beiden Hall DSB bedient. Laut Aussage der Mitarbeiter, die hier überaus freundlich und aufgeschlossen waren, wird sich daran vermutlich auch nichts mehr ändern. Der Lift sei in keinem guten Zustand und die Trasse den Anfängern zu steil, zudem schwer zu präparieren. Ganze 70 Höhenmeter macht der 1962 gebaute Schlepplift, wie auch die beiden Sesessellifte.

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Talstation, unten liegen die Teleskopstangen. Links ist mit einer Hüpfburg der „Sommerbetrieb“ zu erkennen.

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Die Vögel sind auch schon eingezogen. Nach der zweiten Stütze folgt das angesprochene Steilstück, danach läuft es flach aus. Aus Zeitmangel bin ich nicht hochgelaufen.

Und hier zum Abschluss noch ein Neu England Klassiker, der alte T-Bar der Veterans Memorial Ski Area: http://www.nelsap.org/nh/midstationbig.jpg Davon gibt es auch ein Video, jedoch ist die Bildqualität sehr schlecht (für den kernigen Sound reicht es). Ich wollte mir den Lift aus der Nähe anschauen und war zwei Mal in der Ecke gewesen, jedoch gab es beide Male so viel alternatives (=fahrbares) Programm, dass es für einen Abstecher nicht mehr reichte.



Aber nun wirklich zurück zum Thema. Ein Jahr zuvor war ich Ende März zwischen Colorado und Kalifornien unterwegs. Ursprünglich war geplant, mit ein paar Skitagen in Telluride zu starten, aber auf Grund des schneearmen Winters und einer relativ schlechten Wettervorhersage wurde der Plan kurzfristig geändert. Im Nachhinein betrachtet sicher die richtige Entscheidung, auch wenn dadurch zwei mittlerweile relativ seltene Sessel von Ski Lift International nicht gefahren werden konnten. SLI baute von 1965 bis zum Verkauf an Riblet 1973 insgesamt 46 Schlepp- und Doppelsessellifte, von denen heute noch zwischen 15 und 20 in Betrieb sein müssten.

Das Alternativprogramm sah nun vor, einige der Gebiete rund um Breckenridge abzugrasen. Nach einer Nacht in der „Mile-High City“ Denver ging es mit dem Ratschlag einiger Locals in die Berge, auf alle Fälle den legendären Pali zu fahren, denn das sei einer der letzten richtigen Lifte, truly iconic sozusagen. Also ging es über den Loveland Pass zum kleinen Skigebiet Arapahoe Basin.

Geht man nach dem Schema der hier bisher gezeigten Liften, wäre die Anlage nicht wirklich als „selten“ zu bezeichnen. Den Hersteller gibt es zwar nicht mehr, aber die Lifte sind über das ganze Land verteilt noch häufig anzutreffen. Selten könnte man eher auf die Tatsache beziehen, dass es nur wenige Lifte zu einem derartigen Bekanntheitsgrad bringen. Die nach dem österreichischen Bergsteiger benannte Yan/Lift Engineering-DSB Pallavicini wird allerdings in Kürze ersetzt und bietet auf Grund der in Teilen recht steilen Trasse auf den schmalen Sitzen ohne Schließbügel eine interessante Auffahrt. Dazu kann man die Locals beobachten, wie sie sich an den steilen Hängen über Moguls und durch Chutes mit so interessanten Namen wie Rock Garden und Pali Face stürzen. Für mich Groomer mangels entsprechenden Fähigkeiten absolut uninteressant.

Arapahoe Basin wurde 1946 mit einem Seillift gegründet, der einige Abfahrten im oberen Bereich erschloss. Da dieser per Lift erreichbar war, wurden nur ein Jahr später von Bob Heron und seiner neu gegründeten Firma Heron Engineering die ersten beiden Zweiseil-ESL konstruiert und von AS&W gebaut. Das gleiche Design nutzte Heron auch bei den beiden ESL in Aspen (No. 1 und No. 2), die allerdings deutlich bekannter sind und bei denen von der ersten Sektion, die man angeblich später von zwei auf ein Seil umgerüstet hat, sogar noch die Talstation mit den ersten beiden Stützen in einem Park von Aspen ausgestellt wird.

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So sah der ESL in A-Basin aus.

Anfang der 1950er Jahren baute Poma hier seinen ersten KSSL in Nordamerika, vier weitere sollten folgen. 1974 wurde der obere ESL durch eine DSB von Heron-Poma ersetzt (Heron Eng. hatte 1970 mit Poma fusioniert). 1978 bekam das Gebiet einen neuen Inhaber, der von Yan insgesamt vier neue Sessellifte bauen ließ und damit den letzten ESL ersetzte. Für das Gebiet begann ein neues Zeitalter, was sich auch in den deutlich erhöhten Besucherzahlen bemerkbar machte. 2001 wurde die DSB von Heron-Poma durch eine Poma-3SB ersetzt. Erst 2002 nahm man eine Beschneiungsanlage in Betrieb und erweiterte 2007 das Gelände um 80 % durch die Erschließung des Zuma-Sektors. 2010 kam dann die erste und bisher einzige kuppelbare Anlage, eine Leitner-Poma KSB. Im Rahmen des Entwicklungsplanes werden die drei verblienen Anlagen von Yan verschwinden, wobei der Übungslift Molly Hogan und Pallavicini ersetzt werden, Norway entfällt ersatzlos.

Von der ersten Fahrt mit Pali gibt es keine Bilder, ich war mit Festhalten beschäftigt. :lol: Danach ging es über die präparierte Piste wieder runter „ins Tal“ auf 3.286 m. Der Schnee war ein Traum: leicht, gleichzeitig griffig und trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit in einem perfektem Zustand. Als nächstes ging es mit dem High Speed Quad wieder nach oben. Hier wird das wörtlich genommen, die Anlage müsste am Anschlag gelaufen sein. Schließbügel natürlich wieder offen und alle hängen so lässig wie möglich im Sessel.

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Den Anblick dieser höhenverstellbaren Yan-DSB wird es wohl nicht mehr so lange geben, der Lift ist bald fällig. Für mich allerdings mit das schönste Liftdesign überhaupt.

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Und dann dieser Minimalismus bei den Stützen. Was man nicht zwingend braucht, lässt man weg (und spart dadurch natürlich Geld). Wenn man verwöhnt ist, wird man hier nicht glücklich. Die Lifte sind langsam und besonders groß ist es hier auch nicht. Aber der Schnee ist, obwohl es eine sehr schlechte Saison war und wir schon in der Nachsaison sind, immer noch ein Traum. Ich mache mich wieder auf den Weg nach unten, lasse es ein wenig laufen. Dort angekommen, hämmert es in meinem Kopf. Die Höhe fordert ihren Tribut, das sollte ich auch in den nächsten Tagen merken. Die Schmerzen lassen schnell wieder nach, aber viel ist heute nicht mehr zu holen. Ich genieße noch ein paar Abfahrten in der Montezuma Bowl und nehme mir dann wieder Pali vor.

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Auf ca. 1000 m Länge geht es hier knapp 400 m nach oben, das sind die nüchternen Fakten.

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Die „legendären“ Steilhänge

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Natürlich war es nicht der erwartete, extrem seltene Sessel. Aber durchaus eine spannende Anlage. Für den nächsten Tag nahm ich dann Loveland mit ins Programm, das ich schon auf dem Weg hierher gesehen hatte. Es ist das erste größere Skigebiet, wenn man von Denver auf der I-70 in die Rocky Mountains fährt, wird aber gefühlt von vielen auf Grund der größeren Namen wie Vail, Breckenridge und Aspen gemieden. Es hat sicher nicht das entsprechende Gelände wie z.B. die East Wall in A-Basin, aber es bietet auf einer Höhe von 3.292 m bis 3.966 m (dabei bis 3.871 m durch Lifte erschlossen - nur in Breckenridge kann man mit 3.913 m noch einen höheren Punkt mit einem Lift erreichen) viele entspannte Abfahrten und ganz gute Aussichten. Wenn man also eine Ski Area einem Ski Resort bevorzugt und gemütliches Carven sucht, macht man hier nicht viel falsch. Es geht aber auch anders:



Die Geschichte von Loveland liest sich dabei ähnlich wie die von A-Basin: 1936 begann man die Erschließung mit Seilliften, dann baute Heron zwischen 1955 und 1975 insgesamt fünf Doppelsessellifte. In den 1980er Jahren startete man die erste Modernisierung durch den Ersatz der Heron-Lifte. Zu dieser Zeit setzte man auf Yan. Wieder 10 Jahre später wechselte man zu Poma/Leitner-Poma. Seit 2013 gibt es einen Plan für die nächste Ausbaustufe, der 2015 teilweise schon umgesetzt wurde.

Zu meiner Enttäuschung musste ich vor Ort feststellen, dass die alte Heron-Poma-DSB Chair/Lift 5 (ursprünglich wurden die Lifte nach ihrem Baudatum durchnummeriert), die das Anfängergebiet Valley mit dem Hauptgebiet Basin verbindet, seit ca. 10 Jahren nicht mehr in Betrieb ist. Stattdessen setzt man einen kleinen Shuttlebus ein. Und auch der kultige Chair 4, eine Heron-DSB von 1965, musste 2011 bereits einer neuen Anlage von Poma weichen. So sind hier die ältesten Anlagen alle von Yan und damit (noch) alles andere als selten.



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Auf dem Parkplatz ist die Verbindungs-DSB noch zu sehen. Einer der Unterschiede zwischen Heron und Heron-Poma ist das Stützenjoch, welches etwas massiver ausgeführt wurde.

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Zwei Anlagen von Yan im Einstieg zum Skigebiet. Wie man links sieht, sind steile Yans keine Seltenheit.

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Wenn überhaupt, dann war diese Yan-DSB noch die seltenste Anlage hier

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Blick auf die Hänge von der anderen Seite mit den für die hiesigen Skigebiete so typischen Layout

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Ausblick auf fast 3.900 Metern: hochalpin fühlt sich hier anders an. Man sieht auch, dass sich die meisten Skifahrer bei solchen Verhältnissen nicht hier hoch bemühen - auch der eiskalte Wind, wie sind hier direkt an der Continental Divide, tut sein übriges. Mittig links sind die I-70, das Anfängergebiet und die Schneise der Verbindungs-DSB zu erkennen.

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Mit diesem Pomalift gab es dann noch eine kleine Überraschung, leider aber auch schon länger nicht mehr in Betrieb.

Ein weiterer toller Skitag, aber der erhoffte seltene Sessel blieb immer noch aus. Für den nächsten Tag hatte ich einen Gutschein meines Vermieters bekommen, es ging nach Breckenridge. Eigentlich wollte ich noch das ein oder andere kleine Skigebiet anfahren, aber die Aussicht auf einen autofreien Tag - die Unterkunft lag gegenüber des Skigebiets - und ein paar interessante Lifte, ließen mich meine Meinung ändern. Mittlerweile weiß ich, dass ich mir den Besuch hätte sparen können. Auch ein paar alte Lifte machen so ein Resort nicht besser, auch wenn man sich über die Hälfte der eigentlichen Tageskarte von damals 150 Dollar sparen kann.

Breckenridge öffnete 1961 erstmals für den Skibetrieb und wurde anfangs von Riblet Anlagen dominiert. Mittlerweile ist man auf Poma/Leitner-Poma umgestiegen und besitzt mit dem Imperial Express SuperChair den höchsten Lift in Nordamerika.

Es hatte über Nacht Neuschnee gegeben, ich war gespannt wir sich das hier anfühlt. So ging es mit dem Skibus zur Idalpe von Breck, erstmal Ski leihen. Im Gegensatz zu A-Basin und Loveland war das Material hier etwas moderner und besser gepflegt, aber immer noch vollkommen überteuert. Auch lief der Verleih hier professioneller ab, die Dudes konnten auf Dauer doch ziemlich auf die Nerven gehen. Danach parkte ich noch ein paar Sachen im Schließfach, natürlich auch wieder kostenpflichtig, und machte mich auf den Weg zum Colorado SuperChair, der gefühlt schnellsten 6-KSB meines Lebens. Ich stand in der Schlange ganz vorne mit zwei Locals, wir hatten ein ganz nettes Gespräch zu meinen bisherigen Skitagen. Als der Liftler den Start verkündete, gab mir einer der beiden Typ einen Stoß mit, der mich zur Seite kippen ließ, und schob sich lachend zum ersten Sessel. Es war zwar mehr als genug Neuschnee für alle da, aber auch hier gilt wohl das bekannte Motto „NFOPD“.

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Bei der zweiten Auffahrt, breiteste Pistenautobahnen

Die meisten Skifahrer hatten nun ein Ziel: die Hänge rund um den Kurvenschlepplift, den man hier einfach T-Bar nennt. Und damit wären wir schon bei der ersten Besonderheit von Breckenridge. Kurven- oder Dreieckslifte sind in den USA nicht gerade häufig anzutreffen, ein DM-Lift im Pomaland auch nicht. Leider gab es nur ein Problem: die Ski Patrol war anscheinend mit nur einem Team im Gebiet und brauchte eine gefühlte Ewigkeit, um das Gelände freizugeben. Das sorgte für Unmut unter den Skifahrern, die sich bei den Preisen zurecht darüber beschwerten, wie lange es hier immer dauert, bis alle Lifte geöffnet sind. Selbst am frühen Nachmittag schaufelten ein paar Liftdudes noch gemütlich einige Sessel frei.

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Ich fuhr nach und nach weite Teile des Gebiets ab, sofern die entsprechenden Lifte geöffnet wurden. Irgendwann wurde dann auch der Schlepplift freigegeben.

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Panorama von der Bergstation des SL auf über 3.500 m: sieht ein wenig aus wie ein Mittelgebirge.

Tatsächlich stehen auch noch ein paar ältere DSB und eine 3SB von Riblet in Breck, eine davon sogar mit einer leichten Kurve mit Hilfe schräger Rollen. Obwohl relativ viel los war, waren nicht alle in Betrieb. Man könnte den Leuten auch gleich das Geld abnehmen und keinen einzigen Lift öffnen.

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1972 Riblet C-Chair

Am Ende kam ich dann doch noch an einem seltenen Sessel vorbei, der 1996 von Poma gebauten Zwirbelkurven-DSB Snowflake. Die talfahrenden Sessel drehen hier allerdings nicht über der Kurve sondern über zwei separate Umlenkungen (statt einer) außerhalb. In den USA hält man die Anlage für einzigartig, mir ist dort auch kein anderer Sessellift mit einer solchen Kurve bekannt. Prädikat daher: selten, mit Einschränkungen.

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Auf dem Weg zur Kurve, links die erste Umlenkung, hinter der eigentlichen Kurve die (reguläre) zweite

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Und von der anderen Seite

Gibt es auch mit bewegten Bildern:



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Zum Abschluss noch der Blick in eine Geländerkammer am Schlepplift.

Wie schon erwähnt, fiel das Fazit eher ernüchternd aus. Ich kann mich grundsätzlich nicht mit solchen Gebieten anfreunden, daran ändert auch die hier eher entspannte Stimmung nicht viel. Durch Zufall bekam ich im Verlauf des Tages von einem anderen Skifahrer den Tipp, dass es weiter südlich in New Mexico immer noch sehr gute Bedingungen geben sollte. Da ich sowieso genug hatte von der Höhe und ihren Folgen, klang das nach einer guten Alternative. So packte ich noch am späten Nachmittag meine Sachen und machte mich auf den Weg ins 400 km entfernte Städeli-Paradies Taos.

Fortsetzung folgt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: So, 12.02.2017, 22:36 
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Na, für die bisherigen Winter-Skigebiete wär ich nicht nach USA geflogen, hoffentlich hast du da noch was interessanteres gefunden ;)

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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: Di, 14.02.2017, 19:31 
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Einspruch werter Kollege; wenn der Heronschlepplift nicht die Reise wert wäre (auch wenn Kollege téleski ihn selbst nicht besuchte) dann weiß ich nicht was einen angesichts der heutzutage noch auffindbaren Oldtimer hinter dem Ofen noch hervorlocken könnte.

Jedenfalls von meiner Seite lieben Dank für die Fortsetzung :!:

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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: Di, 14.02.2017, 20:00 
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Petz hat geschrieben:
Einspruch werter Kollege; wenn der Heronschlepplift nicht die Reise wert wäre (auch wenn Kollege téleski ihn selbst nicht besuchte) dann weiß ich nicht was einen angesichts der heutzutage noch auffindbaren Oldtimer hinter dem Ofen noch hervorlocken könnte.

Mit etwas Glück gibt es noch Bilder von dem Ort, an dem der Heron-SL zuerst seine Runden drehte.

Übrigens gibt es noch zwei tolle Oldtimer von Heron in Colorado: die 1955 gebaute 8-PB Estes Park Tramway (https://liftblog.com/2016/09/01/throwin ... k-tramway/) und die 1966 gebaute 4-GUB Monarch Crest Aerial Tramway (http://www.skilifts.org/old/images/reso ... m/tram.htm).



Petz hat geschrieben:
Jedenfalls von meiner Seite lieben Dank für die Fortsetzung :!:

Sehr gerne. :)


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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: Mi, 15.02.2017, 19:13 
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Weitere sehr nette alte Anlagen wobei die Monach Crest Bahn meiner Meinung nach nicht als GUB sondern als 4MGF bezeichnet werden müsste da die Kabinen ja nicht in Gruppen sondern einzeln laufen - wäre eigentlich unabhängig davon ob die Bahn zum Passagierwechsel angehalten wird oder nicht.
Ich hoffe mal das nur das Kameraobjektiv des Videofilmers den Anblick so verzerrt denn einige Stützenjoche (auch eines weiter unten das eigentlich im Objektivzentrum stünde) sehen gar ein wenig schief aus sprich leiden möglicherweise am Nasciverasyndrom... :lol:

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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: Do, 23.02.2017, 16:07 
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Petz hat geschrieben:
Weitere sehr nette alte Anlagen wobei die Monach Crest Bahn meiner Meinung nach nicht als GUB sondern als 4MGF bezeichnet werden müsste da die Kabinen ja nicht in Gruppen sondern einzeln laufen - wäre eigentlich unabhängig davon ob die Bahn zum Passagierwechsel angehalten wird oder nicht.

Geht für mich klar. ;)

Aber zurück zum Thema. Gute 1.000 Höhenmeter niedriger gingen die Kopfschemerzen bereits deutlich zurück und der Appetit kam wieder. Es war wohl die richtige Entscheidung, nicht noch weiter die Gegend rund um Breckenridge unsicher zu machen. Außerdem lag Taos mehr oder weniger auf der Route, die nächsten Ziele waren Santa Fe und Albuquerque.

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Nach gut zwei Stunden öffneten sich die Berge und es ging auf einer Hochebene weiter nach Alamosa, immerhin noch auf 2.300 m gelegen. Der Great Sand Dunes Nationalpark wäre eine Option gewesen, aber es war bereits relativ spät und ein gutes Abendessen wichtiger als ein paar Sanddünen.

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Die Höhe war deutlich besser zu vertragen, die Nacht umso angenehmer. Die Schleimhäute trockneten nicht mehr aus wie noch zuvor auf gut 3.200 Metern.

Am nächsten Morgen ging es zeitig weiter nach Taos, um möglichst zu Betriebsbeginn am Lift stehen. Doch bereits bei der Zufahrt ins Tal stockte der Verkehr, es war relativ viel los. Ungewöhnlich für einen Wochentag Ende März. Aber wie sich später herausstellte, wollten nur die wenigsten tatsächlich Skifahren. Was genau das Ziel der vielen Autofahrer war, wurde mir jedoch nicht ganz klar.

Gegründet wurde Taos vom Deutsch-Schweizer Ernst/Ernest Hermann Bloch, der, glaubt man Wikipedia, nach seiner Emigration in die USA dem Militär u.a. bei der Befragung von Göring und Speer unter dem Decknamen Ernie Blake half. Diesen Namen behielt er fortan und ließ sich nach dem Krieg mit seiner Frau in Santa Fe nieder. Er betrieb das örtliche Skigebiet und nutze eine Cessna 170 für Flüge nach Glenwood Springs, wo er an einem weiteren Skigebiet beteiligt war. Am Red Mountain stand ein Zweiseil-ESL, den man mit Teilen einer alten Materialseilbahn aus dem Bergbau errichtet hatte. Reste der Anlage stehen heute noch, sogar Klemmen, Gehängerohre und Teile des Seils sind nach wie vor an den Hängen zu finden. Blake beschaffte sich ähnliche Teile und baute damit einen ESL in Santa Fe. Dennoch ließ ihn der Idee von einem eigenen Skigebiet nicht los. Während der Flüge nach Colorado hielt er immer wieder nach einem geeigneten Standort Ausschau. Am Ende fiel die Wahl auf das heutige Taos Ski Valley.

1955 ließ er sich hier mit seiner Familie in einem Trailer nieder. Ein kleiner Pendelschlepplift Ski Kuli war die erste Anschaffung, damit wurden ein paar Meter der heutigen Abfahrt Al's erschlossen: https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/564x/65/05/e2/6505e251c1dadcfabb1be9609773662b.jpg. Im Winter darauf wurde ein Bridger-Bozeman J-Bar angeschafft, 1957 ging ein Poma KSSL in Betrieb (hier hinter Blakes Frau Rhoda zu sehen: http://www.firsttracksonline.com/wp-content/uploads/2015/11/rhoda1.jpg). 1961 nutzte man den KSSL für den Bau der ersten DSB, indem Kübel für den Transport des Zements mehr oder weniger erfolgreich an das Seil gehängt wurden. Als Hersteller kam Städeli zum Zug. Damals arbeitete der junger Schweizer Walter Ruegg für das Unternehmen in Nordamerika. Er sollte nur wenige Jahre später, kurze Zeit nach dem Bau der zweiten Städeli-DSB 1965, bis 2006 als Betriebsleiter in Taos bleiben.

1970 baute Städeli mit Lift 3 eine kurze Anfänger-DSB. Im Jahr 1971 kam es zu einem interessanten, wenn auch einmaligen Bruch mit der bisherigen Tradition. Lift 4, der den hinteren Teil des Gebietes erschließen sollte, wurde nicht von Städeli errichtet. Zum Zuge kam Pullman-Berry, eine nur gut zwei Jahre dauernde Kooperation zwischen dem Waggonbauer Pullman Inc. und Berry Steel. Viel weiß man heute nicht mehr über diese Kooperation, weniger als 10 Anlagen sollen gebaut worden sein. Lediglich Einzelteile sind bis heute an einigen Liften in Neu England in Betrieb. Der letzte komplette Pullman-Berry Sessellift rostet oder rostete in Nebraska vor sich hin. Ich hatte diesen Lift schon ein paar Jahre im Visier, aber Nebraska lag einfach nie auf der Route. Letztes Jahr war es dann tatsächlich soweit und ich kam fast direkt an Devil's Nest vorbei. Leider wird das gesamte Areal gerade „entwickelt“ und so gab es keine Erlaubnis den Lift zu besichtigen, nachdem es in der Vergangenheit mehrfach Probleme mit trespassing gab. Die Grundstücke, auf denen der Lift steht, sind auch bereits verkauft. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die Lifte abgetragen werden (wenn es nicht schon im Herbst passiert ist). Hier ist einer der letzten Berichte und ein Video, in dem auch ein J-Bar zu sehen ist.

http://www.ghostsofnorthamerica.com/dev ... ki-resort/





Die Lifte von Pullman-Berry hatten einen sehr schlechten Ruf bei den Betreibern, eine DSB in Neu England bekam wegen der häufigen Ausfälle den Spitznamen Hong Kong Chair. Es laufen Anfragen in den Archiven einiger Museen und Sammlungen, aber ich habe nicht besonders viel Hoffnung, noch Material zu dem Hersteller zu bekommen.

Aber zurück nach Taos, wo einer der äußerst seltenen Pullman-Berry von 1973 bis 1991 in Betrieb war. Hier ein Bild (nicht zu verwechseln mit SLI, deren Sessel eine ähnliche Form haben):

http://discovertaos.com/wp-content/uplo ... CT0038.jpg

Im gleichen Jahr wurde der erste KSSL durch eine DSB ersetzt - diese kam erneut von Städeli. Warum man für einen Lift auf einen anderen Hersteller gesetzt hat, ist leider nicht mehr zu klären. 1975 baute man mit Lift 6 eine Parallelanlage der zweiten Sektion, 1984 mit der 3SB Lift 7 eine reine Beschäftigungsanlage - der letzte Städeli in Taos. 1989 übernimmt Poma das Zepter und ersetzt die Original-DSB an der steilen Frontseite des Skigebiets durch einen Vierersessel. Ruegg baut aus dem Lift die kurze Rückbringer-DSB Lift 7A und den Anfängerlift Rueggli. Einige Jahre später folgen weitere Poma Vierer: 1991 wird Lift 4, der Pullman-Berry, ersetzt, 1992 mit Lift 8 eine weitere Beschäftigungsanlage am Rand des Gebiets gebaut und 1995 mit Lift 2 die erste Generation ersetzt und gleichzeitig die Kapazität neben der alten Städeli-DSB aus der zweiten Generation gesteigert. Wie auch schon ein paar Jahre zuvor, diente der alte Städeli als Ersatzteillager. 2012 stellte man noch eine alte Yan 3SB im Anfängerbereich auf. Seit 2014/15 ist nun möglicherweise auch die Zeit von Poma vorbei. Das 2010 von ehemaligen CTEC-Mitarbeitern gegründete Unternehmen SkyTrac baute die nicht ganz unumstrittene 3SB Kachina Peak auf den höchstgelegenen Punkt des Skigebiets, der vorher nur zu Fuß zu erreichen war. Für die einen ein Sakrileg, für den aktuellen Besitzer ein notwendiger Schritt, um nicht noch mehr Gäste an die großen Resorts zu verlieren (oder besser: um neues/jüngeres Publikum anzuziehen). Damit erreicht das Gebiet mit 5,24 Quadratkilometern zwischen 2.800 und 3.800 m seine größte Ausdehnung (in den USA sind Pistenkilometer keine gängige Größe). Der Gründer erlebte vieles davon nicht mehr, er starb bereits 1989 an einer Lungenentzündung.

Ansonsten gibt es noch zwei interessante Fakten zu Taos: Snowboarder sind hier erst seit 2008 erlaubt und 2014 wurde das Gebiet vom Hedgefond Manager Louis Bacon übernommen. Kachina Peak war nur einer von vielen Plänen, die auf der Homepage in Auszügen wie folgt beschrieben werden: Additional chairlift upgrades, snowmaking efficiencies and tree glading work are also underway to expand terrain accessibility. Better infrastructure and stronger partnerships with utility companies will help improve wireless signals and telecommunication networks for guests throughout the Ski Valley. Es ist also zu erwarten, dass auch die verbleibenden Städelis nicht mehr allzu lange existieren werden, wenn der 10-Jahres-Plan weiter umgesetzt wird. Die große Frage ist, ob nun die Zeit der kuppelbaren Anlagen in Taos gekommen ist. (...) the preservation of the resort's unique spirit liest man auf der Homepage zur Zukunft des Gebietes. Es wird viele Diskussion darüber geben, ob high speed Lifte damit vereinbar sind.

Aber nun zurück zum Besuch vor Ort. Im Skiverleih wurde wie üblich für viel Geld Ausrüstung verliehen, immerhin war man freundlich und interessiert. Europäer sind hier gerne gesehene Gäste. Noch schnell den Skipass gekauft, wieder mal vom Typ gebogene Metallklammer mit Aufkleber, und schon stand ich vor der schwarzen Abfahrt Al's mit Blick auf die beiden Zubringer-Lifte. Ein gutes Übersichtsbild des gesamten Gebiets findet sich hier: http://yvonnepesquera.com/wp-content/up ... erness.jpg (mittig unten die Base mit der steilen Abfahrt Al's, Kachina Peak ist links hinten) oder auf dem Pistenplan: http://vicomap-cdn.resorts-interactive.com/map/1472. Man startet also entweder mit dem Poma Vierer von 1989 oder der Städeli DSB von 1973 - das allerdings nur an entsprechenden Tagen, wenn hier tatsächlich mal viel los sein sollte. Rechts am Bildrand ist der Anfänger-Yan zu sehen.

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Auf der Homepage waren eigentlich alle Lifte in Betrieb gemeldet, aber die Realität konnte kaum noch überraschen. Etwa mittig zwischen den beiden Anlagen verlief früher der KSSL.

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Steil geht es nach oben

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Wir kommen zu Stütze 8, wo früher der KSSL auf der linken Seite endete.

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Wie schon erwähnt, war auch die zweite DSB-Sektion nicht in Betrieb. Stattdessen ging es wieder mit einer Poma weiter. Hier sind gut die Unterschiede zu erkennen...

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...man kann sich entweder auf leichten, präparierten Abfahrten oder den schon bekannten schwarzen Rinnen und Buckelpisten austoben. Rote Abfahrten nach unserem Standard gibt es hier so gut wie nicht. Dafür war mal wieder perfekt präpariert und der Schnee auch hier fantastisch.

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Das Panorama hält sich hier in Grenzen, man schaut in den niedrigen Bereichen nur auf bewaldete Hänge. Von der Bergstation geht es in den nächsten Bereich mit der Beschäftigungsanlage Lift 7 und dem kurzen Rückbringer 7A.

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Hier geht es sehr entspannt zu. Hellblaue bis maximal hellrote Pisten, wenn man sich nicht durch die Botanik kämpfen möchte.

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Danach ging es zum so gesehen ersten Oldtimer, der aus den Resten des allerersten Städeli zusammengeschusterten Rückbringer-DSB, sogar noch mit schönen Centerpole Chairs (die jedoch möglicherweise ein Nachbau sind):

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Ein Bild vom Antrieb habe ich nicht gemacht, warum auch immer. Das liefern die französischen Kollegen nach: https://rodoaf.remontees-mecaniques.net/usa/taos/tsf2lift7a/ok%20(9).JPG. Dort gibt es in einem etwas älteren Bericht auch noch mehr Bilder: https://www.remontees-mecaniques.net/bd ... y-909.html.

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Was davon Original ist und was nicht, müssen andere beurteilen. :) Sehr viel schlichter geht es bei den Doppelsesseln jedoch kaum zu. Vielleicht noch eine Riblet-Klemme und eine flachere Rückenlehne, das war es dann aber auch.

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Auch wenn es an steilen Anlagen ungewohnt ist, bei einer DSB sind diese schlichten Sessel eine tolle Angelegenheit. Wer braucht schon Schließbügel, könnte man sich dabei fragen. Und es ist immer wieder erstaunlich, dass dies ausgerechnet in dem Land der exorbitanten Schadensersatzforderungen der Fall ist. Versicherungsprämien berechnen sich hier übrigens rein nach dem Umsatz.

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Zurück am Dreier, ehe es weiter in Richtung Kachina Peak ging. Noch ein Poma, natürlich hätte ich hier den alten Pullman-Berry mehr als bevorzugt.

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Wenn ich schon mal hier bin, dann muss ich da natürlich hoch. Hoch ging es recht einfach, aber die Abfahrt über die teilweise vereisten Buckel war wirklich keine Freude. Mit bisher 37 SkyTrac-Installationen oder Upgrades geht der Sessel hier fast als selten durch (2015 waren es noch weniger). Und da der Hang aus der richtigen Perspektive noch viel besser aussieht, gibt es hier das entsprechende Bild dazu: https://static01.nyt.com/images/2016/01 ... rJumbo.jpg und einen guten Artikel der NYT gleich hinterher: https://www.nytimes.com/2016/01/03/trav ... exico.html

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Am Gipfel saß die Ski Patrol in einem kleinen Verschlag und spielte Scrabble. Ich holte mir ein paar Tipps ab und bereite sie schon darauf vor, mich gleich ins nächste Krankenhaus bringen zu dürfen.

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Blick auf die beiden Geländekammern und ein paar Steilrinnen wie die Lift Shack Chute

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3.800 m sehen mal wieder sehr unspektakulär aus. Hinter der Umlenkung blickt man auf das flache Land.

Über die Rübezahl-Piste ging es wieder zurück ins Tal und dann erneut hoch, einen Bereich hatte ich bisher noch ausgelassen. Der Vierer am Rand des Gebiets war heute leider nicht in Betrieb, aber die Abfahrten dort waren auch so erschlossen.

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Auch hier - ein Traum, es firnte mittlerweile auch leicht auf. Nun wollte ich mir noch den Anfängerbereich anschauen. Dort steht eine 1970 Städeli und die Resteverwertung von Lift 1 .

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1970 Städeli Lift 3

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Immerhin hat es mit dem ältesten Städeli hier noch geklappt

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Direkt daneben steht Rueggli. Resteverwertung des ersten Städeli und dem Zukauf einiger anderer Gebrauchtteile.

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Eine interessante Mischung, dieses Skigebiet, mit einem ganz besonderen Flair noch dazu. Wenn man sich nur auf den präparierten Pisten aufhält, wird es vermutlich nicht viele locken. Aber die Steilrinnen und die Buckelpiste auf der Vorderseite bieten genügend Abwechslung. Und ansonsten gilt: Don't Panic!.

Was das Skigebiet noch interessanter macht, ist der Kontrast zum Ort Taos. Nur eine halbe Stunde später steht man im Frühling auf der Hauptstraße und kann sich Adobe Häuser anschauen.

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Einen weiteren Kontrast zu den anderen Hauptstädten des Landes bietet Santa Fe, dessen Innenstadt so ganz anders aussieht. Hier ein paar Eindrücke:

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Absolut empfehlenswert. Am Abend ging es in das Skigebiet von Santa Fe, von Blakes ESL ist natürlich schon lange nichts mehr zu sehen. Wenn ich mich noch richtig erinnere, hatte das Gebiet an diesem Tag seinen letzten Betriebstag. War jedoch zu verschmerzen, da es nicht sonderlich interessant aussah. Flache Hänge im vorderen Teil, links oben ein paar schwarze Abfahrten (hier der Pistenplan: https://skisantafe.com/wp-content/theme ... ailmap.jpg).

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Immerhin stehen hier noch Reste einer alter Heron-DSB, an der Poma wohl Hand angelegt hat.

Ein letzter Blick über das abendliche Santa Fe, ehe es am nächsten Tag weiter Richtung Albuquerque ging. Auch das dortige Skigebiet hatte bereits geschlossen, aber immerhin war die Zubringer-PB in Betrieb. Und dann sollte es so langsam auch wieder seltener werden, wenn in der Nähe von Tucson ein kleines Skigebiet besucht wird.

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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: Do, 23.02.2017, 19:23 
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Merci vielmals für die hochinteressante Berichtsfortsetzung - offensichtlich müssen WSO - Fans mittlerweile leider nach USA pilgern... :roll:

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Grüße von Markus

Man muß im Leben für seine Erfahrungen bezahlen, wenn man Glück hat bekommt man manchmal Rabatt (Oskar Kokoschka)


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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: Di, 07.03.2017, 8:12 
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Natürlich war der Pullman-Berry in Nebraska nicht der einzige seltene Lift, dem ich gerne einen Besuch abgestattet hätte. Eine lange Reise, wenn auch mit begrenztem Budget, schützt leider nicht vor den Widrigkeiten, die dieses Hobby üblicherweise mit sich bringt.

Auf dem Weg von Idaho, mit seinem zu Beginn vorgestellten Sessellift, in Richtung der beiden Nationalparks Yellowstone und Grand Teton, hatte ich die Wahl zwischen zwei seltenen Exemplaren. Die erste Option war eine südliche Route vorbei am kleinen Skigebiet Kelly Canyon. Das wäre aus zwei Gründen interessant gewesen: zum einen steht dort ein Riblet-Replika. Das Gebiet nutzte die Konstruktionszeichnungen für seinen echten Riblet und ließ damit eine Kopie anfertigen. Riblet strebte eine Klage an, aber am Ende konnte man sich wohl außergerichtlich einigen. Hier sind die beiden Lifte zu sehen, links das Original: http://www.skilifts.org/old/images/reso ... tline2.jpg

An einem weiteren Hang des Gebietes steht das nächste Unikat, eine DSB der Firma Hjorth Brothers. Das heute noch bestehende Unternehmen ist spezialisiert auf die Verarbeitung von Rohren und lieferte in den 1960er Jahren für eine kurze Zeit Liftteile an Skigebiete in Utah und Colorado. Während dieser Zeit betätigte man sich ein einziges Mal als Liftbauer. Das Ergebnis wurde irgendwann von Sundance an Kelly Canyon verkauft und ist dort bis heute in Betrieb. Bilder dazu gibt es hier: http://www.skilifts.org/old/images/resort_images/id-kellycanyon/skiers/skiers.htm, Leider ist gerade die Zeit im Mai/Juni bei vielen kleinen Skigebieten eine sehr ruhige, da sich die wenigen Festangestellten im Urlaub befinden. Die regulären Wartungsarbeiten beginnen erst Ende August. So war es auch bei Kelly Canyon - an eine Fahrt mit dem Lift war also nicht zu denken, aber auch der Besuch wurde mir aus Haftungsgründen nicht erlaubt. Es stellte sich jedoch kurze Zeit später heraus, dass es auf der nördlichen Route zwischen Idaho Falls und Jackson eine gutes Alternativprogramm geben würde: das LSAP-Gebiet Bear Gulch.

Zu dem kleinen Skigebiet gibt es einen guten Artikel: http://www.snakeriver4x4.com/beargulch.php. Die DSB wurde von Stearns-Roger gebaut, einem Maschinenbauer aus Colorado, der Geräte für die Bergbauindustrie herstellte und bei dem auch Bob Heron zu Beginn seiner Karriere kurz angestellt war. Wie lange und wie intensiv Stearns-Roger Skilifte baute, ist nicht bekannt, möglicherweise blieb es jedoch bei insgesamt nur drei Anlagen in Idaho. Hier ein Bild einer Stearns-Roger Umlenkung: https://dspace.library.colostate.edu/bi ... /R1041.jpg

Auf den Luftbildern ist das in den 1980er Jahren geschlossene Skigebiet noch zu erahnen: https://www.google.de/maps/@44.1506466,-111.2902648,803m/data=!3m1!1e3. Die große Schneise südlich des Parkplatzes gehört zu Strommasten, die Bergstation ist auf dem braunen Bereich links davon. Die beiden Lifte führten in das schluchtähnliche Tal nach oben. Bei der Ankunft scheinte die Sonne noch, was ich für einen kurzen Abstecher zu den Mesa Falls nutzen wollte. Hier war das Gelände immerhin geräumt, ansonsten lag überall noch Schnee. Auf der Rückfahrt setzte unerwartet starker Schneefall ein, selbst vom Aussichtspunkt gegenüber war das ehem. Skigebiet kaum mehr zu erkennen, eine mögliche Stütze im Wald nur zu erahnen. So würde es jedenfalls dort aussehen:

http://2.bp.blogspot.com/-bDI4kCXgeVI/U ... G_0701.JPG

Der Parkplatz und die Schneise der Strommasten ist links, die Abfahrten lassen sich noch gut erkennen. Eine Stütze des Sessellifts befindet sich genau in der Bildmitte rechts der Abfahrt.

Niemand war hier unterwegs, nur an einer Hütte stand der Jeep eines Rangers. Ich parkte den Wagen auf dem Parkplatz und machte mich auf den Weg in die kleine Schlucht. Schon nach wenigen Metern hörte ich jemand schreien. Ich drehte mich um und sah den Ranger auf mich zukommen. Ob ich denn bewaffnet sei, wurde ich gefragt, was ich natürlich verneinte. Unten in der Schlucht hätten sich Bären niedergelassen, man sollte daher nicht unbewaffnet weitergehen - nur für den Fall der Fälle natürlich. Nach einem kurzen Gespräch war klar, dass ich hier nicht weiterkomme. Somit bliebt nur noch die Bergstation. Allerdings war die steile Zufahrtsstraße unbefestigt und nicht für den Mietwagen geeignet. Nach wenigen Metern drehte ich um und machte mich auf den Rückweg. Mein Vermieter erzählte mir am Abend, dass er regelmäßig Skitouren in dem Gebiet macht und dort noch nie auf Bären gestoßen sei. In dem Fall war es jedoch sicher nicht falsch, auf den Rat des Rangers zu hören.

Ein paar Wochen später, auf dem Weg durch North Carolina, stand ich wieder von einer ähnlichen Entscheidung. Hier ging es um Anlagen von Samuel und Joseph Goforth. Die beiden Brüder bauten in den 1960er und 1970er Jahren Sessellifte für Vergnügungsparks und Skigebiete. Ein interessantes Patent der beiden kann man online finden: http://www.freepatentsonline.com/3484104.html. Heute ist noch genau eine DSB in Betrieb, eine weitere wird, wie ich gestern vom Besitzer erfahren habe, leider bald abgebaut und verschrottet. Der letzte Lift dreht sich im Vergnügungspark Tweetsie Railroad:



Der Park hätte einen Umweg von über einem Tag bedeutet, die Wettervorhersage war alles andere als gut (besser gesagt: unwetterartige Regenschauer) und von Seiten des Parks kamen keine Signale, dass jemand für Fragen zur Verfügung stehen würde oder man einen speziellen Preis nur für die Fahrt mit dem Lift machen könnte (45 Dollar wären somit fällig gewesen). Zudem war auf der alternativen Route ein LSAP, das ich in der Vergangenheit schon 2x verpasst hatte und nicht ein weiteres Mal verpassen wollte, sowie die zweite noch bestehende Goforth-DSB.

Die wohl interessanteste Anlage bauten die Brüder in dem 1970 eröffneten Themenpark Land of Oz, der sich auf den Film The Wizard of Oz bezog. Der Park sollte aus dem im unteren Bereich des Hügels liegenden Skigebiet Beech Mtn., wo auch eine Carlevaro-EUB sowie zwei Sessellifte von Goforth in Betrieb waren, eine Ganzjahresdestination machen. Nach einem Brand 1975, bei dem ein Teil des Parks beschädigt wurde, wurde der Betrieb bereits 1980 wieder eingestellt. Teile der Bahn aus dem Park wurden möglicherweise in einen Sessellift umgebaut und im Skigebiet wieder aufgestellt. Heute kann der Park bzw. seine Reste an einigen Tagen im Jahr besichtigt werden.

Heute gibt es zum Glück noch einige Bilder von dem damaligen Ballon-Kurven-Korblift mit den riesigen Portalstützen:

http://www.matterhorn1959.com/blog1/landofoz3.jpg
https://cdn5.littlethings.com/app/uploa ... 00x912.jpg
https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/or ... acc86f.jpg
https://www.cardcow.com/images/set647/card00650_fr.jpg
http://mediad.publicbroadcasting.net/p/ ... alloon.jpg
https://www.cardcow.com/images/set618/card00846_fr.jpg

Zur Einstimmung der zweiten Goforth DSB empfehle ich einen kurzen Blick auf diese Webseite: http://funtownmountain.com/. Alles super, denkt man sich. Doch der im Video zu sehende Mann ist leider nicht mehr Besitzer des Parks, mehr Details dazu verrät das folgende Video:



Ich war mit dem neuen Besitzer schon letztes Jahr in Kontakt und wollte den Park eigentlich besuchen. Doch leider war zu meiner Zeit niemand vor Ort. Außer einem Blick vom Parkplatz auf die DSB wäre also nicht viel zu sehen gewesen. Somit wurde auch dieses Ziel zugunsten einer schönen alten Riblet-DSB von der Liste gestrichen. Wie schon erwähnt, hat mir der aktuelle Besitzer gestern mitgeteilt, dass die DSB untersucht wurde und auf Grund substanzieller Schäden nicht mehr in Betrieb gehen wird. 2015 scheint es für das folgende Video allerdings noch geklappt zu haben:



Ein weiteres Unikat Typ DSB steht heute noch hoch oben in Maine. 1967 baute die Firma Cianbro in einer Kooperation mit dem Ingenieur Kleinschmidt eine Anlage für ein kleines Skigebiet in der Nähe von Pittsfield. Man hat für mich bei Cianbro und Kleinschmidt die Archive zu diesem seltenen Auftrag durchsucht, doch leider war nichts mehr zu finden. Der Ingenieur ist vor einigen Jahren verstorben und ein Zeitzeuge war während meiner Zeit in den Staaten telefonisch nicht erreichbar. Man wusste nur, dass es einen Deal zwischen dem Inhaber von Cianbro und Kleinschmidt, der mit dem Bau von Skiliften wohl ein neues Geschäftsfeld erschließen wollte, gegeben hatte. Trotzdem blieb es bei einer Anlage.

Der Besitzer des Gebietes reagierte wochenlang nicht auf Anfragen und so fuhr ich auf dem Weg an die Küste dort vorbei. Das Tor war offen und ich wagte mich auf das Gelände. Kurz vor dem Parkpatz waren mehrere no trespassing Schilder sichtbar und auch der Trailer der Besitzer war nicht mehr weit entfernt. Die DSB, seit 10 Jahren nicht mehr in Betrieb, sowie ein halb aufgebauter Städeli-SL, waren auf der anderen Seite zu sehen. Ich hatte gehofft, man würde von hier aus mehr erkennen können. Aber die Schilder waren eindeutig und so beschloss ich, das Gelände zu verlassen. Von der Straße aus versuchte ich es noch einmal telefonisch, allerdings ohne Erfolg.

Bilder von der Anlage sind hier zu finden: http://newenglandskihistory.com/lifts/v ... php?id=918

So viel zu einem kleinen Exkurs seltener Sessel, demnächst geht es dann wieder weiter mit Bildern aus dem heißen Südwesten.


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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: Mi, 08.03.2017, 18:53 
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Der Ballon-Korblift ist ja mal genial.

Ansonsten - viele Entäuschungen auf deiner Reise .. Und zu dem Taos-Skigebiet: Das Flair wird m.E. nicht durch eine 4KSB zerstört, sondern bereits mit einer 4SB, die 2-3 Poma-4er dort sind doch für unsereins total nervtötend - nicht nur, dass die alten DSBs unbenutzt daneben stehen, man muss sich auch noch in so einer langweiligen und lahmen Allerwelts-4SB den Berg hinauf quälen ..

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Da ich hier wie im Alpinforum von den Anhängern der Corona-Sekte verfolgt werde, werde ich hier nichts mehr schreiben oder lesen.
Meine Berichte sind ab sofort nur noch auf meinem Blog: http://blog.inmontanis.info
Überblick Ski-Saison 1.10.2020-30.9.2021 (102 Tage, 52 Gebiete) & Meinung zu Corona


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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: Do, 09.03.2017, 17:12 
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starli hat geschrieben:
Ansonsten - viele Entäuschungen auf deiner Reise ..

So ist es halt. Aber immerhin hat es mit Alaska geklappt und das war mir am wichtigsten.

starli hat geschrieben:
Und zu dem Taos-Skigebiet: Das Flair wird m.E. nicht durch eine 4KSB zerstört, sondern bereits mit einer 4SB, die 2-3 Poma-4er dort sind doch für unsereins total nervtötend - nicht nur, dass die alten DSBs unbenutzt daneben stehen, man muss sich auch noch in so einer langweiligen und lahmen Allerwelts-4SB den Berg hinauf quälen ..

In den USA stellt halt der erste „High Speed“-Lift für ein Skigebiet selbst heute noch den Eintritt in ein neues Zeitalter dar. Aber ich stimme dir natürlich zu, aus unserer Sicht war vor 1989 der Idealzustand erreicht.

Eine kleine Ergänzung noch zum LSAP Bear Gulch. Ein Einheimischer hat mir auf meine Bitte hin von einer Wanderung diesen Winter Bilder von der Bergstation der DSB mitgebracht (die Talstation und der Antrieb vom SL folgen dann hoffentlich im Sommer). Viel ist leider nicht zu erkennen. Die Rollen an der Stütze hat sich jemand mittlerweile geschnappt.

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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: Mi, 15.03.2017, 17:45 
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Nun gibt es doch schneller als gedacht Neuigkeiten aus Taos. Ein Forumsmitglied/Mitarbeiter hat sich hier geäußert. Diesen Sommer kommen im Anfängerbereich die beiden Städelis weg und man baut neben einer neuen SB eine kurze GUB als Verbindungsbahn (die dürfte maximal 500 m haben). Zudem werden im Sommer 2018 die Städeli-DSB und der Poma Vierer an der Vorderseite durch eine 4-KSB ersetzt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: Di, 21.03.2017, 17:48 
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Petz hat geschrieben:
Merci vielmals für die hochinteressante Berichtsfortsetzung - offensichtlich müssen WSO - Fans mittlerweile leider nach USA pilgern... :roll:

Vielleicht macht es Sinn, das Thema Städeli an dieser Stelle noch kurz abzuschließen. Dazu geht es zurück nach Neuengland, genauer gesagt nach New Hampshire, wo ich noch zwei weitere Anlagen fahren konnte.

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Auch wenn New Hampshire nicht so tiefrot ist wie einige andere Staaten, hat man auf der Fahrt von Vermont dennoch das Gefühl in Trump-Land angekommen zu sein. Die kleinen Banner vor den Häusern wechseln relativ zügig von Bernie über Hillary zu Trump und das Motto „Live free or die“ interpretieren hier viele in typischer Wildwest-Manier (deswegen bekommt man bei LSAP-Touren schneller eine Waffe zu sehen). Die Einstellung war eine andere und mir persönlich deutlich weniger sympathisch, aber das soll hier nicht das Thema sein. Insgesamt drei Mal kam ich auf meiner Reise durch den kleinen Bundesstaat, die Städelis besuchte ich während der zweiten Durchreise.

Das erste Ziel war am späten Vormittag das offizielle Skimuseum an der Talstation des Skigebietes Cannon Mountain. Das Gebiet selbst hat eine interessante Geschichte. So stand dort von 1938 bis in die 1980er eine seltene Pendelbahn von American Steel & Wire (heute auf fast gleicher Trasse eine PB von Agudio - alt vs. neu), dazu waren diverse Lifthersteller wie Pullman-Berry, Hall, Constam, Robbins und Alpine Lift (SL-Hersteller) sowie Roebling aktiv (zu letzterem wird es noch einen Detailbericht geben). Legt man hier den gleichen Maßstab an wie bei Taos, hätte man das Gebiet wohl spätestens Ende der 1970er besuchen müssen. Den neuesten SL baute im letzten Jahr LST, die restlichen Anlagen kommen alle aus dem Doppelmayr-Konzern.

Im Museum war ich mit einem Vorstandsmitglied verabredet und erhoffte mir Informationen zu diversen Skigebieten und Liftanlagen. Leider stellte sich heraus, dass sich nur ein sehr begrenzter Teil der Sammlung diesen Themen widmet und so konnten viele meiner Fragen nicht beantwortet werden. Ich wurde an das DSV-Archiv bei München verwiesen, habe diese Spur aber seitdem nicht mehr weiter verfolgt.

Die Agudio-PB ließ ich für den Moment links liegen, ich hatte mir für den Tag andere Ziele vorgenommen. Nach einem Mittagessen, das auf Grund des total überforderten Personals leider viel zu lange ausfiel, ging es weiter in ein kleines Seitental nach Waterville Valley. Ein typisch amerikanischer Ferienort, wo die wenigen Urlaubstage des Jahres in einer etwas sterilen Atmosphäre verbracht werden. Es fehlt hier nur der obligatorische See für das Feriencamp, wie ein Stück weiter südlich am berühmten Lake Winnipesaukee.

1941 errichte ein Hotelbesitzer auf der Ostseite des Ortes einen Seillift, 1952 und 1959 wurde das Gebiet um zwei Eigenbau-SL erweitert. Nur wenige Jahre später, 1966, stampfte man auf der Westseite ein neues Gebiet aus dem Boden, das schlagartig zu einem der größten in Neuengland wurde. Mit vier Städeli-DSB, zwei Hopkins-SL und künstlicher Beschneiung erschloss man knapp 600 Höhenmeter. Das kleinere Gebiet auf der Ostseite wurde in Snow's Mountain umbenannt und der Skibetrieb auf das Wochenende bzw. die Hochsaison reduziert. 1974 wurden die beiden SL durch eine Städeli-DSB ersetzt, die bis heute noch in Betrieb ist. Für eine Saison in den 1990ern beschränkte man sich rein auf Snowboarder, ehe man den Winterbetrieb komplett einstellte. Heute läuft die DSB weiterhin nur im Sommer. Auf der anderen Seite entwickelte sich das Gebiet deutlich intensiver weiter, dennoch sind selbst heute noch zwei der Original Städeli-Anlagen sowie die beiden SL aus den Anfangsjahren in Betrieb. Mit Ausnahme einer Borvig-3SB kamen bis 1988 weitere drei Lifte von Städeli dazu, ehe Poma und Doppelmayr jeweils eine kuppelbare Anlage bauten. Ganz aktuell hat SkyTrans eine alte 3SB revitalisiert, ein Albertsson-(ein Schwede, der zuerst mit Sommerrodelbahnen sein Geld verdiente)-Städeli-DM-Mischmasch. Da hier die Städelis nicht nur Verstärkeranlagen sind, sollte es im Winter auch kein Problem sein diese zu fahren. Im Sommer wurde jedoch kein Betrieb angeboten und so beschränkte ich mich auf den Besuch des kleinen Gebiets auf der Ostseite.

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Immerhin hat man der DSB eine schöne Talstation im typischen Neuengland-Scheunenlook spendiert, stilecht mit roter Farbe. Die Karten wurden links in der Garage verkauft.

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Blick auf den Antriebsschlitten

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Im Lift - weder besonders lang (900 m) noch besonders steil (178 Hm) noch besonders alt (Bj. 1974, wobei das auch schon 43 Jahre sind), aber dafür vielleicht weitestgehend im Originalzustand?

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Es sollten sich hier irgendwo noch Reste der beiden SL finden lasse, ich habe aber nicht danach gesucht.

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Auf der anderen Seite ist das Hauptgebiet zu sehen, das wohl in Zukunft durch eine EUB an den Ort direkt angeschlossen wird. Der versteckt sich direkt hinter dem Lifthäuschen in den Wäldern und etwas weiter links.

Tatsächlich war es neben dem Museum jedoch ein anderes Gebiet, weshalb ich den Weg in die White Mountains auf mich nahm. 1988 ersetzte Doppelmayr ein paar Hügel weiter eine EUB von PHB-Hall. Die Anlage, ein Skycruiser, wurde, bis auf die Stützen, in den hohen Norden verkauft und dort bis vor zwei Jahren betrieben - wenn auch nicht immer ganz störungsfrei. Ersetzt wurde sie, natürlich, wieder von einer DM Anlage.

Hier die mittlerweile ersetzte Bahn in Minnesota:

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Und die 4-EUB am Loon Mountain, noch auf den schönen Dreibeinstützen von ihrem Vorgänger:

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Am Ende des Tages konnte eine Haken unter das Thema machen. Für den nächsten Tag gab es mehrere Optionen und ich startete nochmal die Recherche wegen eines größeren LSAP-Gebietes etwas weiter südlich. Auf Facebook stieß ich auf den Besitzer und nach einem kurzen Chat zu später Stunde hatte ich einen Termin am nächsten Morgen.

Das Skigebiet Tenney Mountain hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich, im wahrsten Sinne des Wortes. Ursprünglich sollte hier der Skibetrieb im Dezember 1959 beginnen. Jedoch wurden im Herbst nach heftigen Regenfällen bei einer Überschwemmung mehrere Häuser beschädigt und man verschob die Eröffnung um ein Jahr. Ein Seillift und ein Tebru-SL waren die einzigen Beförderungsoptionen in den ersten Jahren, ehe 1964 eine fast 2 km lange Städeli-DSB in Betrieb genommen wurde. Das Gebiet bekam einen neuen Eigentümer und konnte 1971, erneut mit Verzögerungen, den SL durch eine DSB von Heron-Poma ersetzen.

Der neue Eigentümer verweigerte sich konsequent dem Kauf einer Beschneiungsanlage und so bekam das Gebiet 1983, nach vielen schneearmen Wintern, den nächsten Besitzer. Dieser wollte nicht den gleichen Fehler machen wie sein Vorgänger und investierte als erstes in die Kunstschneeproduktion. Zusätzlich wollte man das Immobiliengeschäft vorantreiben. 1986 wurde Poma damit beauftragt, die kürzere DSB durch eine 3SB ersetzen. Gleichzeitig sollte der lange Städeli modernisiert werden. Auch dabei kam es zu Problemen und man konnte den Skibetrieb nur am 1981 wiederaufgebauten Tebru-SL anbieten. Ursprünglich sollte Poma für die neue 3SB auf Teile der alten DSB zurückgreifen, diese wurde jedoch kurzfristig verkauft. Poma besorgte Stützen von einer anderen Gebrauchtanlage, stellte aber nach kurzer Zeit die Arbeit ein und man traf sich später vor Gericht. Am Ende übernahm Borvig den Auftrag und führte die restlichen Arbeiten aus. In den folgenden 20 Jahren wechselten die Eigentümer in regelmäßigen Abständen, niemand konnte das Skigebiet finanziell halten oder sogar entwickeln. Auch die Firma SnowMagic, die mit ihrer Technologie Ganzjahresbetrieb inkl. Sommerschi auf Kunstschnee anbieten wollte, musste nach einigen Jahren wieder aufgeben.

Seit 2014 ist nun ein neuer Eigentümer am Zug und möchte aus dem gesamten Berg eine Art Technologiezentrum machen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollten dann an andere Skigebiet und Unternehmen lizensiert werden (diverse Partnerschaften bestehen bereits). In einem ersten Schritt wurden knapp 700.000 USD in die beiden Lifte gesteckt und weitere Mittel für die Modernisierung der Beschneiungsanlage eingeplant. Eigentlich sollte der Skibetrieb damit bereits im Dezember 2015 starten. Aber es wäre nicht Tenney, wenn es nicht schon wieder Probleme geben würde. Ein neuer Rechtsstreit sorgt(e) dafür, dass der Betrieb überhaupt nicht erst aufgenommen werden konnte. Davon war bei meinem Besuch noch nichts zu ahnen.

Nach einer mehr als holprigen Anfahrt über die schon lange Zeit nicht mehr gepflegte Einfahrt („Lifts first!“), traf ich den Besitzer auf dem Parkplatz und bekam in den folgenden 60 Minuten mehr Wissen vermittelt als in fünf Jahren an der Uni. Im Hauptgebäude wurde mir die Geschichte des Unternehmens, die Technologien und die Pläne für Tenney vorgestellt. Als wir uns danach zu den Liften aufmachten, rauchte mir nur so der Kopf.

Die Städeli-DSB war unser erstes Ziel und ich bekam tatsächlich eine Fahrt angeboten. Erst wenige Tage zuvor hatte der Lift seine Betriebsgenehmigung erhalten, die hier so aussieht:

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Wäre man bei nur einem Test durchgefallen und hätte noch einen Tag mehr benötigt, wäre die Konzession für immer abgelaufen und der Lift hätte abgebaut werden müssen.
Wie bereits erwähnt, wurde die DSB 1986 modernisiert. Dabei wurden u.a. der Antrieb erneuert und die Sessel ausgetauscht. Das Modell mit der Mittelstange hätte mir besser gefallen, aber ich will natürlich nicht meckern.

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Der Besitzer machte sich bereit für die Fahrt mit dem Lift. Er packte ein paar Sachen zusammen, um sich im Notfall vom Sessel abseilen und zurück ins Tal laufen zu können. Zur Sicherheit war auch seine Frau vor Ort.

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Viele Pisten waren schon gerodet, aber einige Stellen fehlten auch noch. Zum Glück mussten wir da nicht durch. ;)

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An der Bergstation. Wir schauten uns ein wenig um, aber außer ein paar Windrädern war hier nicht viel zu sehen.

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Habe ich auch schon bei anderen Städelis gesehen

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Und wieder runter. Sieht jemand, was hier so überhaupt nicht mehr Original ist?

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Die Talstation ist keine Schönheit

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Zumindest die Träger gefallen mir gut

Wenn wir schon mal am Liften sind, können wir auch gleich noch mit dem Poma-Borvig-Verschnitt auf der anderen Seite fahren.

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Sieht etwas schrottig aus. Hat aber alle Prüfungen bestanden.

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Durfte auch noch mitmischen...

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Leider ließ sich der Lift nicht starten. Ein paar Lämpchen auf der Steuerung zeigten mir knalllrot an, dass hier heute nichts gehen würde. Die Spannung in den Akkus für den Notbetrieb war wohl nicht ausreichend und auch mit den Akkus der DSB, die wir mit dem Quad holten (wer macht sich schon so einen Aufwand), sprang der Lift nicht an.

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War trotzdem interessant, mal vor einer Liftsteuerung zu stehen und das alles direkt mitzuerleben. Als Alternative bekam ich dann eine Vorführung im Pumpenraum der Beschneiungsanlage, das hatte auch etwas.

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Auf dem Weg kamen wir am kurzen Anfängerlift vorbei

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In das Pumpenhaus wurde regelmäßig eingebrochen, weshalb der Besitzer eine relativ aufwändige Alarmanlage installiert hatte. Ein paar Ventile mussten verstellt werden, damit sich das Wasser nicht in den undichten Leitungen auf dem ganzen Berg verteilt, dann konnte es schon losgehen. Ein ohrenbetäubender Lärm setzte ein, als die Pumpen eingeschaltet wurden, und das Wasser verteilte sich im Becken unter den Rohren.

Das war dann auch schon der letzte Teil der Tour, so etwas bekommt man auch nicht alle Tage geboten. Wir verabschiedeten uns und ich wünschte, leider umsonst wie wir heute wissen, einen erfolgreichen Start in die Saison ein paar Monate später.

Außer einer modernen KSB und ein paar LSAP auf Privatgelände, gab es hier in der Gegend nur noch eine Option für eine Liftfahrt. Es ging zu dem ehemaligen Skigebiet The Highlands. Für ca. 20 Jahre nur durch ein paar Pomas erschlossen, baute man 1987 eine ca. 800 m lange 3SB von Borvig, die weniger als 200 Höhenmeter erschließt. Auch hier ging es lange Hin und Her, ehe der Skibetrieb vermutlich 1993 eingestellt wurde. 2003 eröffnete man einen MTB-Park mit dem Sessellift. Kommt man ohne Mountainbike, kann man den Lift als Spectator umsonst fahren. Vorher muss man jedoch eine sehr lange Erklärung unterschreiben, die den Betreiber aus der Haftung nimmt. Bei dem Zustand des Lifts sicher keine schlechte Idee, ich bin selten mit so einer schrottigen Anlage gefahren. Kurz nach meinem Besuch gab es einen Newsletter, in dem der Betrieb auf Grund technischer Probleme für vorübergehend eingestellt erklärt wurde.

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Der Gipfellift verlief parallel neben dem Sessel im Wald, ein fixgeklemmter Poma mit T-Bügeln. Die Stützen stehen alle noch, hinter mir modert die Umlenkung vor sich hin.

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Jedes bewegliche Teil an dem Lift gab ein komisches Geräusch von sich. Hätte ich das besser mal gefilmt.

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Holzlatten bei einem Lift aus den späten 80ern ist jetzt auch nicht so üblich, oder? Könnte hier aber auch ein Holzimitat sein. :)

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Typischer Antrieb von Borvig oder dann auch später von Partek

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Auf der anderen Seite rostet noch die Talstation des zweiten Schleppers vor sich hin

Anschließend ging es weiter in Richtung Küste, auf dem Weg lagen neben dem schon angesprochenen Kleinstskigebiet mit der DSB noch das wohl bekannteste LSAP von ganz Neuengland, Mount Whittier. Neben diversen Schleppliften gab es hier eine fast 2 km lange Müller-EUB, die seit 1985 nicht mehr in Betrieb ist. Der damalige Besitzer investierte lieber in den Sommerbetrieb als in eine Beschneiungsanlage, was dem Gebiet letztendlich das Genick brach.

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Das Standardmotiv - die Schneise rechts am Berg gehört zur Stromtrasse, die Bahn ist schon lange daneben eingewachsen

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Der Besitzer des Ladens war leider nicht vor Ort und hatte seinen Mitarbeitern ausdrücklich verboten über den Lift zu sprechen. Die Umlenkung ist natürlich noch vorhanden und heute ein Lager, was von den Mitarbeitern allerdings vehement verneint wurde. 2012 hing hier möglicherweise noch eine Kabine: http://www.chairlift.org/whitter.html. Ich wagte einen letzten Versuch und bat darum, dass jemand mit meinem Handy ein paar Bilder macht, aber auch das war leider nicht möglich. Der seitliche Parkplatz war als private property ausgewiesen und so konnte ich den hinteren Teil des Gebäudes nicht aus der Nähe betrachten. Ich hinterließ meine Telefonnummer mit der Bitte um Rückruf, der natürlich nie erfolgte.

Die Mittelstation befindet sich in der Nähe der Straße, jedoch mitten im Wald und auf Privatgelände. Daneben rosten Teile eines Schlepplifts vor sich hin. Auf Grund der bekannten Beschilderung verzichtete ich wie üblich auf eine Besichtigung. Ein weiterer Hall-SL stand auf Privatgelände, dort wurde allerdings Holz von den Besitzern verkauft. Unter dem Vorwand, mich für das Holz zu interessieren, wagte ich mich ohne große Kamera auf das Gelände. Neben der Talstation und hinter mehreren Müllbergen traf ich die Besitzer. Immerhin war man freundlich und ließ mich einen kurzen Blick auf den Lift werfen. Der Besitzer des Talstation-Gebäudes war bekannt für sein Verhalten und man machte mir keine große Hoffnung, noch mehr zu erfahren.

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Was Müller-EUBs betrifft, bleibt damit nur noch die Anlage in West Virginia übrig (leider mit den wie ich finde eher hässlichen CWA-Kabinen):

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Aber bevor ich jetzt wieder abschweife, mache ich hier Schluss und dann geht es im nächsten Teil nun wirklich mit dem Südwesten weiter.


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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: Mi, 29.03.2017, 10:18 
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Es geht weiter im Südwesten der USA. Von Santa Fe war es nur eine kurze Fahrt nach Albuquerque. Viel gibt es hier nicht zu sehen - die Altstadt ist eine Touri-Falle und es gibt einige Viertel mit hohen Kriminalitätsraten. Dafür erschließt im Nordosten der Stadt eine Pendelbahn von Bell aus dem Jahr 1966 ein kleines Skigebiet in den Sandia Mountains.

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Immerhin noch die älteren Kabinen erwischt, im letzten Jahr hat die Bahn die dritte Generation erhalten.

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Da unten liegen noch ein paar Überreste von TWA-Flug 260 (https://en.wikipedia.org/wiki/TWA_Flight_260).

Kleine Randnotiz: Meine Gastgeber meinten, die Bahn sei häufig wegen starker Winde außer Betrieb, was mir der Betriebsleiter später nicht bestätigen konnte. Er freute sich aber, mal wieder mit einem Europäer zu sprechen.

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Auf der Rückseite erschließen zwei Riblet und ein Städeli mit maximal 2,3 km bzw. ca. 500 Hm blaue und rote Abfahrten.

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Häuschen drauf, schon ist der Riblet fertig

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Blick auf die Stadt, wenn auch kaum zu erkennen

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Im weiteren Verlauf hätte sich ein Abstecher nach Texas angeboten, um bei El Paso mit der Wyler Aerial Tramway zu fahren. Leider war die Bahn jedoch nicht geöffnet und so ging es direkt weiter nach Tucson. Ein kurzer Abstecher zum Chiricahua National Monument, das wegen der stehenden Steine bekannt ist, durfte nicht fehlen.

Edit 2020: die kleine PB in El Paso ist mittlerweile außer Betrieb.

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Viel ist hier im Südwesten abseits der Interstates nicht los, auch nicht im Frühling.

Tucson - wer kennt es nicht. Die Aussprache ist anders als erwartet, dank Falco sollte man es aber eigentlich wissen (tu-son). Bekannt ist die Stadt für die beiden Nationalparks mit den übergroßen Saguaro-Kakteen und die gigantischen Flugzeugparkplätze und - friedhöfe, die hier wegen des günstigen Klimas errichtet wurden. Aber man kann hier, wo selbst im Winter die Tageshöchsttemperaturen nur selten unter 15° fallen, tatsächlich auch Skifahren - im vermutlich südlichsten, durch Lifte erschlossenen Skigebiet der USA.

Meine Unterkunft war zum Glück schon im Osten der Stadt, fast direkt an der Straße hinauf ins Skigebiet. Die zieht sich in einem langen Bogen auf den Berg und ist bei Radfahrern sehr beliebt - entsprechend dauerte es fast eine Stunde, die knapp 45 km zurückzulegen. Natürlich war Anfang April der Skibetrieb bereits eingestellt und man hatte auf Sommerbetrieb umgestellt. Das war doch eine angenehme Überraschung, denn normalerweise werden diese Scenic Chair Lift Rides nicht vor Ende Mai bzw. dem Memorial Day angeboten, teilweise sogar noch später.

Lt. Wikipedia fallen hier im Durchschnitt etwa 4,60 m Neuschnee pro Winter und man fährt zwischen 2.500 und 2.790 m Ski. Zwei Doppelsessel erschließen das weniger als ein Quadratkilometer große Gebiet Mount Lemmon Ski Valley, wobei die längste Abfahrt - vermutlich ein hellblauer Zieher - fast 2,6 km haben soll.

Pünktlich zu Betriebsbeginn war noch niemand vor Ort, was hier wohl öfter der Fall ist. Eine Einheimische regte sich ob der chaotischen Verhältnisse ziemlich auf. Ich hatte im Vorfeld keine Antwort auf meine Anfrage bekommen, vielleicht aus dem gleichen Grund.

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Natürlich war die lange DSB der Grund für meinen Besuch, eine Heron-Poma unbekannten Datums. Sicherlich noch nicht extrem selten, aber so langsam verschwinden auch diese Anlagen aus den Skigebieten. Im ersten Moment dachte ich auf Grund der Bauweise und der silbernen Seilrollen an Yan, aber die Stützen waren dann doch eindeutig zuzuordnen.

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In diesem Winter war die lange DSB außer Betrieb. Ein starker Sturm knickte etwa 50 Bäume um, einige davon trafen den Lift. Das für die Kategorie „irgendwas ist immer“.

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Seitenblick auf die rote Abfahrt Heidi's Meadow

Mit einer guten halben Stunde Verspätung setzt sich dann die Lift in Bewegung. Die ersten Meter geht es direkt steil nach oben, vorbei an der kurzen Anfänger-DSB.

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Im Anschluss geht es dann eher gemütlich weiter, bevor auf ein langes Spannfeld bereits die Bergstation folgt. Zum Glück läuft der Lift relativ langsam, sonst wäre das Vergnügen noch kürzer als gedacht.

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Der Ausblick Richtung Süden nach Tucson ist relativ unspektakulär

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Auf der anderen Seite sieht es schon besser aus

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Weil es so schön ist, nochmal im Detail

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Jetzt ist die Zuordnung auch eindeutig

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Auf dieser Seite überzeugt mich die Aussicht mehr, rechts beginnt die schwarze Direttissima Hot Dawg

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Blick auf die Anfänger-DSB

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Es ist ein wirklich kurzes Vergnügen hier

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Damit war der Spaß auch bereits wieder vorbei. Von der Lage abgesehen, ist Mt. Lemmon eigentlich eines dieser typischen amerikanischen Kleinstskigebiete. Ein Pluspunkt ist die lange Sommersaison, das bieten nur wenige an.

Zurück im Tal gab es dann noch zwei weitere Sightseeing-Stops. Dazu durfte ich im Nationalpark einen Angriff von afrikanisierten Bienen („Killerbienen“) erleben. Zum Glück stand ich direkt neben dem Auto, als sich plötzlich ein brummender Schatten über mir bildete. Obwohl das Problem bekannt ist, wird davor im Besucherzentrum nur mit einem unscheinbaren Hinweis im hinteren Winkel des Souvenirladens gewarnt - die Warnungen, man solle doch auf Grund der Hitze genug zu trinken dabei haben, hängen dafür deutlich sichtbar im ganzen Gebäude. Manchmal muss man es nicht verstehen.

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Anschließend ging es weiter Richtung Westen, vorbei an kilometerlang aufgereihten Flugzeugen. Das nächste Ziel war Palm Springs in Kalifornien, das tatsächlich nicht wegen der PB auf der Liste stand. Ich war schon immer fasziniert von der Mid-century modern Architektur, von der gerade hier noch sehr viele Gebäude zu finden sind. So ging es direkt nach dem Einchecken in das Besucherzentrum, wo man einen kostenlosen Reiseführer zu allen Häusern bekommen sollte. Der Führer war nicht mehr umsonst, der Angestellte ziemlich unfreundlich und am Ende wurde ich mit dem Hinweis entlassen, bloß keines der Privathäuser zu fotografieren, denn das werde von den Besitzern nicht gerne gesehen. Nach gut einer Stunde hatte sich das Problem von selbst erledigt, so gut wie alle Häuser waren hinter hohen Hecken versteckt. Ich beschränkte mich auf ein paar der öffentlichen Gebäude und beendete die Tour damit deutlich früher als erwartet.

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Am nächsten Morgen ging es nach einer kuriosen Nacht (mein italienischer Vermieter gesetzten Alters tanzte zu Opernklängen die halbe Nacht nackt durch das Wohnzimmer - AirBnB hat also nicht nur Vorteile) und einem schlechten Frühstück in Palm Springs' bestem Diner weiter zur Palm Springs Aerial Tramway. 1963 eröffnet, ursprünglich von Von Roll, wurde die Anlage im Jar 2000 durch Doppelmayr modernisiert und mit Rotair-Kabinen ausgestattet. Knapp 1.800 m geht es auf einer Länge von fast 4 km nach oben.

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Ich hatte mehr als genug von dieser Stadt und war froh, die nächste Nacht wieder in einem normalen Hotel verbringen zu dürfen. Es sollten noch genügend exzentrische Kalifornier auf mich warten.

In San Diego gab es dann sogar zwei Möglichkeiten, mal wieder eine VR101 zu fahren: die kurze Anlage in SeaWorld oder die längere im Zoo. Eine Bekannte meiner Gastgeberin arbeitete in SeaWorld und kam an günstige Eintrittskarten. An der Zufahrt zum Parkplatz fragte ich beiläufig, ob die Bahn in Betrieb sei. Auf Grund eines Defektes aktuell nicht, war die Antwort. Hinter mir schon eine lange Schlange, zum Glück gab es eine zusätzliche Ausfahrt. Also direkt weiter zum Zoo.

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Schrecklicher Zoo, aber eine schöne Bahn mit mal wieder sehr hohen Stützen

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Tiere sieht man von hier oben nicht mehr

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So langsam näherte ich meinem letzten Ziel in der Nähe von Los Angeles. In der Stadt selbst gibt es die kurze Standseilbahn Angels Flight. 2001 kam hier ein Mann ums Leben, als es nach einem technischen Defekt zu einem Zusammenstoß der beiden Wagen kam. Die Bahn war von YanTrak modernisiert worden, ein alter Bekannter mit einem neuen Namen. 2011 entgleiste die Bahn und stand seitdem still, allerdings soll es dieses Jahr zu einer Wiedereröffnung kommen.

YanTrak war wohl auch an der Hovair-Anlage von Otis beteiligt, die das Getty Museum mit den Parkhaus verbindet. Statt Reifen „fährt“ die Bahn auf einem Luftkissen und wird dabei von einem Seil gezogen.

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Für den letzten Tag gab es wieder zwei Optionen in den San Gabriel Mountains. Entweder den stillgelegten und halb abgebrannten ESL oder eine, zumindest in Teilen seltene DSB besuchen. Mittlerweile ist das Gelände rund um den ESL frei zugänglich, damals hieß es aber an einigen Stellen noch, der Zugang sei nicht gestattet. So fiel die Wahl auf das kleine Skigebiet Mt. Baldy, etwa eine gute Stunde von Downtown L.A. entfernt. 1952 baute hier Karl Ringer zwei seiner sieben amerikanischen Schwenksessel-Lifte. Zwischen 1975 und 1980 modernisierte Müller die Anlagen und baute zwei weitere DSB.

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Zwei weitere Anlagen waren mal geplant, wurden jedoch nie gebaut. So fährt man heute in einer Höhenlage von 2.000 bis 2.600 m Ski. Stolze $25 wird man für die Fahrt mit der langen Ringer-Müller-DSB los, die durch eine kleine Schlucht zum zentralen Punkt des Skigebiets führt.

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Außer den Stützen weiter oben, dürfte von Ringer nicht mehr viel übrig sein.

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Aussicht Fehlanzeige, aber die Fahrt mit klapprigen Anlage macht auch so Spaß

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In diese Richtung werden noch einmal ca. 250 Hm erschlossen

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Der höchste Punkt des Gebiets - hier fanden die restlichen Teile von Ringer einen neuen Platz. Nicht zu sehen ist die kurze Rückbringer-DSB in der Schlucht hinter der Pistenraupe.

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Leider gibt es keine Originalbilder mehr vom Mt. Baldy, aber das Stützenjoch sieht stark verändert aus. Hier sind weitere Bilder von Ringer-Anlagen:

1951 Chewelah, Washington - sogar noch mit Holzstützen: https://outthereoutdoors.com/wp-content ... rrier1.png

Unbekannter Ort: https://dspace.library.colostate.edu/bi ... /R2223.jpg

Am Lake Tahoe steht noch eine Original Ringer-Stütze verlassen neben der Straße: https://www.google.de/maps/@39.3311735, ... 312!8i6656

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Damit endet die Tour von Denver nach Los Angeles. Im nächsten Teil geht es vsl. um die Geschichte eines deutschen Brückenbauers, dessen Firma sich später auch im Geschäft mit dem Bau von Skilifte versuchte.


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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: Mi, 29.03.2017, 19:39 
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téléski hat geschrieben:
Im nächsten Teil geht es vsl. um die Geschichte eines deutschen Brückenbauers, dessen Firma sich später auch im Geschäft mit dem Bau von Skilifte versuchte.
Nochmals vielen lieben Dank für die hochinteressanten Eindrücke.
Freu mich schon auf Dein nächsten Topic weil ich da gewisse Analogien zur Wiener Brückenbau erwarte die ihre, nach der Übernahme von Wolf & Switzeny gestarteten Einstiegsversuche im Sesselliftbau nach wenigen Exemplaren wieder beendet hatten.

_________________
Grüße von Markus

Man muß im Leben für seine Erfahrungen bezahlen, wenn man Glück hat bekommt man manchmal Rabatt (Oskar Kokoschka)


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 Betreff des Beitrags: Re: Seltene Sessel
BeitragVerfasst: Do, 30.03.2017, 16:51 
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Irgendwie gefielen mir die Skigebiete im letzten Bericht doch ganz gut ..

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Da ich hier wie im Alpinforum von den Anhängern der Corona-Sekte verfolgt werde, werde ich hier nichts mehr schreiben oder lesen.
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Überblick Ski-Saison 1.10.2020-30.9.2021 (102 Tage, 52 Gebiete) & Meinung zu Corona


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