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BeitragVerfasst: Fr, 16.12.2022, 14:35 
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Nikolaital-Grossbärg, Jagd auf ein Phantom
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Es gibt Orte, an welchen Skigebiete gebaut wurden die sich sehr gut dafür eignen, das Wallis ist da recht gut aufgestellt. Auch der Bereich der beiden Vispatäler und davon der Bereich im hinteren Nikolaital oder auch Mattertal genannt im Bereich von Zermatt.
Weiter vorne eignet sich das Gelände aber eher weniger. Vor allem zwischen Stalden und St.Niklaus ist das Gelände eher Suboptimal für Skisport geeignet. Hindert aber niemand daran, auch in Grächen, ein Skigebiet mit viel Aufwand in ein Blockschutthang zu schlagen.
Es gab auch noch ein kleines Skigebiet in Gasenried. Und noch eines, das eher in die Sparte Phantom gehört. Der Grossbärg oberhalb St Niklaus und visavis von Embd.
Und zwar genau hier:
https://map.geo.admin.ch/?lang=de&topic ... air=marker
Das Mäiensäss Grossberg besteht noch aus einer Hand voll Häusern, einer Hotelbauruine auf 1627müM auf einem Felssporn 700m über der Matter Vispa in steilem Gelände und nur über einen schmalen nicht Winterfesten Saumpfad erreichbar.
Dass hier mal Skisport betrieben wurde, kann man sich heute kaum vorstellen. Keine Ahnung wie man auf die Idee kam, hier einen Skilift zu stellen. Vermutlich hatte man auf dieser Terrasse einen guten Ausblick nach Grächen und deren Touristische Ambitionen und wollte sich auch ein Stück vom Kuchen abschneiden.

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Der Grossbärg war aber nicht immer nur per Saumpfad erreichbar. In den 60er Jahren wurde eine Seilbahn vom gegenüberliegenden Rafgarten aus kühn trassiert über den Ämbdbachgraben gespannt.
Die Bahn diente nicht nur dem Gütertransport sondern konnte auch 4 Personen transportieren.

Das einzige Foto im Netz der Bahn ist hier zu finden:
https://mapio.net/pic/p-8683163/

Wenn ich nun Überreste des Skibetrieb suchen möchte, müsste ich entweder zu Fuss gehen oder einen Hubschrauber mieten. Ich entschied mich für eine Aufklärungsmission am Boden.

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Heute sieht es so aus, es ist nicht nur die Bahn nach Grossbärg verschwunden sondern auch ein Teil der Wanderwege.

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Es gibt noch eine Seilbahn oberhalb von Embd für Personentransport, das ist diejenige nach Schalb.

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Aber wie kommt man nun nach Grossbärg? Zu Fuss in einem etwas über 1h Fussmarsch. Bei Schnee auch mal schnell fast 30min länger.

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Bis nach Chriz ist die Strasse recht gut ausgebaut, wenn auch wie alles hier stark ausgesetzt.

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Langsam gewinnt man an Höhe.

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Dem geübten Auge fällt sofort etwas auf.

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Ab Chriz ist es dann wirklich nur noch ein Saumpfad.

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Kühn in den Hang geschlagen

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Meine Spuren waren die einzigen welche von einem Menschen stammten.

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Die Spannung steigt mit jedem Meter im Schnee. Was ist auf Grossberg noch zu finden? Was für Spuren können entdeckt werden? Gab es mal einen Skilift? So wie auf der Karte eingezeichnet?

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Grossbärg ist erreicht. Nun kann die Suche beginnen.

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Keine Ahnung wie man auf die Idee kam, hier an dem kurzen und steilen Hang Skifahren anzubieten?

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Und was ist das? Ich hatte damit gerechnet, ein paar Betonsockel und eventuell eine planierte Trasse zu finden und wenn es ganz gut kommt, noch ein Lifthäuschen.

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Umso überraschter war ich von dem was sich da hinter der Birke versteckt.

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Blick 180° nach hinten Der Lift müsste gepeilt über den Hügel rechts im Bild geführt haben.

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Ein Sockel im Schnee

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Talstation der ehem. einspurigen Pendelbahn Rafgarte-Grossberg. Wer erkennt das Gebäude? Ja das mit dem hohen Betonpfeiler

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Skihang, schaut kurz, steil und knackig aus.

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Typischer Walliserstadel in Grossbärg

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Blick auf die Villa Durchzug, die ehemalige Bergstation der Pendelbahn

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Blick in die Station

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Ich würde ja schreiben, die Bahn war Stützenlos. Sieht man das Bild auf Mappio an. Stimmt aber so nicht ganz.

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Unten links ist das Fundament für die Stütze des Leerseiles zu erkennen.

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Überreste der Umlenkung

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Ob da noch jemand antwortet? Das Heftchen wurde sicher 10 Jahre nach dem Abbruch hier abgelegt. Die 4.5V Batterien sind älter

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Habe ich gesagt es gäbe keine Seilbahn mehr nach Grossbärg? Stimmt so nicht ganz. Es wurde im Rahmen eines Hotel/Restaurantprojektes eine weitere Seilbahn erstellt.

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Bergstation dient nun als Holzlager und Unterstand für einen Anhänger

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Obere Mäiensäss Grossberg

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Ehemaliger Sockel der Stütze. Darunter aufgerollt das Seil.

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Blick zurück.

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Nun aber zum Highlight.

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Na wer hat das wohl gebaut?

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Sieht irgendwie sehr schwer nach Grossraum Zürich aus.

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Blick auf die Trasse

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Mit grösster Wahrscheinlichkeit GMD

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Sowas in der Art.

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Im Keller des Lifthäuschen wartet eine weitere Überraschung, eine LASP Kleinwasserkraftanlage.

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Und nun ist klar von wem der Lift stammte.

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Der Lift hatte klassische Holzbügel und teilweise so Eigenbau Teller ebenfalls aus Holz.

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Kaum zu glaube, dass die Talstation echt noch steht. Der Lift muss seit sicher 30 Jahren nicht mehr laufen.

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Unterhalb der Antriebstation unter der verfallenen Abdeckung ein weiteres Geheimnis.

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Der Lift besann neben dem elektroantrieb, welcher per eigenem Wasserkraftwerk angetrieben wurde auch einen Dieselmotor.
Steyr WD 213S (S für Stationär) Dieselmotor, 2,66Liter 2 Zylinder Wassergekühlt 25 PS bei 1500RPM. Von 1947.
http://www.zuckerfabrik24.de/steyrpuch/ ... 13_p1c.jpg
http://www.zuckerfabrik24.de/steyrpuch/ ... 13_p2c.jpg

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Der Antrieb konnte wohl wahlweise mit Elektro oder Diesel gefahren werden. Hybridtechnik alla 50er Jahre

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Talstation.

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Wow hätte alles erwartet aber nicht noch so viel anzutreffen. Eigentlich fehlen von dem Lift nur die Stützen. Der Rest ist noch da.

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Jedenfalls mehr als von dem hier....

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So nun gehts weiter, mal schauen was man noch so alles finden kann.

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Hab ja schon geschrieben, es gibt noch eine Seilbahn nach Grossbärg.

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Eine Stützenlose Bahn welche unterhalb Embd in Dörfji startet

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Finde die Talstation. Das Kellergeschoss des Hotel hat man übrigens gebaut und steht nun halbfertig auf Grossbärg.

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Das Telefon

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Und die dazugehörige Übertragungsleitung

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Bis 2007 durften mit der Bahn auch Personen mitfahren. Ich würde heute nicht mal einen Rucksack drauflegen. Russisches Roulet alla Mottarone.

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Zwischenstütze Seilbahn Kalpetran-Embd

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Zoom KMH

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Dann versuchte ich der Trasse zu folgen. Gar nicht so einfach

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Zum Glück kann man sich an den Fundamenten orientieren.

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Noch eines. Der Lift war ca 490m lang und machte dabei 200 Höhenmeter

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Keine Ahnung wo hier die Abfahrt verlaufen sollte

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Blick zum Riedgletscher und Gasenried. Da gab es auch mal einen Skilift

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Das sieht schon mehr nach Skilifttrasse aus.

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Hier ist seit sicher 30 Jahren kein Skifahrer mehr durch.

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Aber da links erkennt man vor einem steilen Abhang sowas wie ein Fangnetz

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Bestehend aus alten Feldbahnschienen. Woher diese wohl stammen?

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Wir nähern und dem ehem. Standort der Bergstation. Was mich da wohl erwartet?

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Und wieder ein Sockel. Mit Wanderwegzeichen. Dieser existiert, aber nicht mehr.

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Oha.

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Es riecht nach Stahl, altem Stahl!

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Hier müsste die Bergstation gestanden haben.

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Das Spanngewicht in Form eines Fass mit Sand

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Schauen wir uns doch mal die Überreste an.

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Nach kurzer Buddelarbeit.

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Feinsäuberlich in die Einzelteile zerlegte Bergstation!

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Die Station müsste so ausgesehen haben.

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Wohl ein Totpunktausstieg und hier ging die Piste los.

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Während zwei F/A18 über meinen Kopf Donnerten und Dogfight übten suchte ich weiter nach den Skitechnischen Überbleibseln.

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Man hat von hier aus auch einen guten Blick auf ein weiteres krasses LASP. Der Skilift Wannihorn und Skilift Sputnik.

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Zeichne die Lifte in das Skigebiet von Grächen

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Seetalhorn leider ohne direkten Zubringer mehr.

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Gabelhorn ohne Lift. Der Ziehweg ist langsam komplett verschüttet. Finde die ehem. Bergstation.

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Unterer Teil der Piste.

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Noch ein Skigebiet, das Einzige im Wallis das ich noch nie besucht habe um da Ski zu fahren. Gspon.

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Wieder auf dem Weg zurück. Schild gilt zum Glück nicht für Skiliftruinen!

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Blick zurück

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Finde die Talstation?

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Schaut man sich das Gelände an, wie kommt man darauf da oben rechts einen Skilift zu erstellen?

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OK die gleiche Frage stellt sich da auch. ;-)

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Das wars von dieser Geschichte. Vielleicht kommen noch ein paar Nachträge mit eingezeichneten Liften und so.

Sonst wie immer.
Album:
https://www.stahlseil.ch/gallery/main.p ... mId=510941


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BeitragVerfasst: Fr, 16.12.2022, 16:15 
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Registriert: Fr, 11.05.2012, 20:42
Beiträge: 2525
Herzlichsten Dank für diesen wahrhaftig seltenen Leckerbissen!

Sind die paar Häuser oder Hütten auf dem Großbärg etwa im Sommer bewohnt? Wenn ja, da könnte man mal an den Türen klopfen und fragen, ob die Bewohner Photos vom Skilift aufgehoben haben ....


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BeitragVerfasst: Fr, 16.12.2022, 16:23 
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Registriert: Sa, 20.10.2007, 18:56
Beiträge: 2503
Kaliningrad hat geschrieben:
Herzlichsten Dank für diesen wahrhaftig seltenen Leckerbissen!

Sind die paar Häuser oder Hütten auf dem Großbärg etwa im Sommer bewohnt? Wenn ja, da könnte man mal an den Türen klopfen und fragen, ob die Bewohner Photos vom Skilift aufgehoben haben ....

Das mag ich bezweifeln, die haben eine Webseite:
https://grossberg.ch/index.html
Allerdings sind die Infos echt mager.


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BeitragVerfasst: Mo, 19.12.2022, 10:50 
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Registriert: Mi, 22.02.2006, 22:11
Beiträge: 211
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Noch interessanter ist, dass wenn man nach den Angaben auf der Schweizer Karte geht, der Lift zwischen 1974 und 1975 nochmal verlängert worden sein soll... Das kann ich mir fast noch weniger vorstellen, dass da nochmal dann "was drangesetzt" wurde. Der "kürzere Lift" taucht erstmal 1971 auf.


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BeitragVerfasst: Mo, 19.12.2022, 13:55 
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Beiträge: 2503
Dürfte ein Fehler auf der Karte sein.
Auf dem Luftbild von 1968 ist der Lift schon bis ganz oben, man erkennt die Schneise:
https://api3.geo.admin.ch/luftbilder/vi ... .14&zoom=6
Damals nüsste der Lift ganz neu gewesen sein. Die Bergstation der Pendelbahn ist auch noch nicht mit einem Haus gedeckt.
Das Hotel ist grad im Bau. Die Fundamentarbeiten der Stützen sehen auch frisch aus. Ich gehe davon aus dass, der Lift wurde um 1967/68 gebaut.


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BeitragVerfasst: Di, 27.12.2022, 12:18 
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RetroRebel
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Registriert: Mo, 07.11.2005, 8:22
Beiträge: 2583
Ah, sehr schön, mit Genuss gelesen. Danke.

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www.funitel.de


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