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 Betreff des Beitrags: Mission possible
BeitragVerfasst: Do, 08.07.2010, 22:41 
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Registriert: Mi, 19.03.2008, 13:30
Beiträge: 1
Eines schönen Samstags war es endlich so weit. Der freundliche Herr von DHL hat ausnahmsweise kein Päckchen von Esprit oder Conleys für meine Frau abzugeben, sondern ein Riesenpaket für mich. Darin: Mein(e) Mission. Genauer gesagt: Scott Mission, 183 cm lang. Maße 130-90-116 mit Fritschi Freeride Plus.

Ein halbes Jahr lang hatte ich mich gequält. Ein Touren-/Freerideski sollte her. Aber welcher? Welche Bindung? Was für Felle? Internetforen, Skimagazine, virtuelle und reale Läden rauf und runter. Und nun muss das Ding natürlich getestet werden.

Als kurzfristiges Ziel kam nur der Nordschwarzwald in Frage, nicht gerade ein Tourenklassiker – aber immerhin Berge und Schnee

Die ursprüngliche Idee vom Mummelsee zum Mehliskopf zu marschieren, habe ich aufgrund Zeitmangel und schlechter Busrückverbindung wieder fallen lassen und mich stattdessen für eine Liftklassikertour entschieden.

Eine Woche lang abends vorgearbeitet und dann am Dienstag um halb eins im Büro die Hacke reingemacht, um die Fahrt gen Süden anzutreten.

Hätte ich nicht schon seit Tagen die Webcams der Lifte an der Schwarzwaldhochstraße verfolgt, wäre ich bei der Auffahrt aus der Rheinebene nervös geworden. Noch 2 Kurven vor Sand kann von einer tourentauglichen, geschlossenen Schneedecke keine Rede sein. Auch oben treibt es mir nicht unbedingt die Freudentränen in die Augen, Powder sieht anders aus. Durchfeuchtet und wieder gefroren, Einsinktiefe 0. Aber wenigstens hat es hier reichlich Schnee.

Auf dem Parkplatz in Unterstmatt herrscht für einen Werktag ordentlich Betrieb.
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Ich löse 2 Einzelkarten (1,60 € pro Fahrt) und ernte nicht zum letzten Mal an diesem Tag einen fragenden Blick. Fahrt Nr. 1 dient einfach nur zum Antesten des Skis auf der Piste. Bin zwar sowohl den Mission als auch die Fritschi schon gefahren, aber noch nicht zusammen. Und schon nach wenigen Schwüngen (länger ist der Hang in Unterstmatt auch nicht) stellt sich Begeisterung ein. Der Ski liegt gut, trotz seiner Breite von 90mm unter der Bindung zeigt er sich recht wendig und drehfreudig.

Meine Antwort auf das Liftsterben im Nordschwarzwald
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Also dann zum 2. Mal mit dem Lift hoch und Felle aufziehen. Ein letzter Blick zurück, rüber zum Hochkopf, wo heute auch Liftbetrieb ist.

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Dann geht es hinter der Bergstation in den Wald.

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Zunächst geht es auf einem verwunschen Weg durch den Wald…….

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…. ehe man auf einen breiten Fahrweg kommt. Schnell rücken der markante Sendeturm auf der Hornisgrinde und die Bergstation des Ochsenstalls ins Blickfeld.
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Ochsenstall im Zoom
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Nach insgesamt rd. 20 Minuten ist der Ochsenstall erreicht. Wahrscheinlich der Kulthang im Nordschwarzwald. Mit dem Auto nicht zu erreichen, im Besitz eines Skivereins nur selten in Betrieb und steiler als alles andere in der Region.

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Zum ersten Mal kommt die Steighilfe zum Einsatz und ich quere den Hang zur Hintenrumabfahrt.
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Dort geht es zunächst nicht sonderlich steil durch den Wald nach oben.
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Bald kommt der Gipfel der Hornisgrinde wieder ins Bild. Wer im übrigen glaubt, in Mittelgebirgen gäbe es keine Lawinen, dem sei eine Abfahrt durch die Steilhänge unter dem Gipfel empfohlen. Im sogenannten Biberkessel gehen des öfteren Lawinen ab.
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Zoom
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Der Aufstieg wird zunehmend steiler, übersät mit kapitalen Buckeln.
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Oben auf dem Plateau angekommen.
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Sogar eine geräumte Straße führt hier hoch. Sicht ins Tal gibt es heute leider keine.
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Auch hier oben ist der Schnee brockenhart. Auch ohne Ski gibt es kein Einsinken. Felle runter und von nun an geht’s bergab. Für den Nordschwarzwald gigantische mehr als 200 Höhenmeter geht es jetzt am Stück bergab. Zunächst geht es gemütlich zurück zur Bergstation des Ochsenstall

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Von oben sieht es wie immer gleich noch mal steiler aus. Die Abfahrt hat auch nach alpinen Maßstäben absolut schwarzes Format. Noch dazu richtig verbuckelt. Doch zum ersten Mal erlebe ich etwas weicheren Schnee. Die Oberfläche ist leicht angefirnt und der Hang lässt sich recht angenehm fahren.

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Hier kann man die Steilheit besser erkennen. Gute 30 Grad. Am linken Rand des Hanges wahrscheinlich sogar noch ein bisschen mehr.
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Am Ende des Hanges komme ich wieder auf den breiten Fahrweg. Kurz überlege ich, ob ich noch Mal aufsteigen soll. Aber ich habe ja noch ein anderes Ziel. Mit geringem Gefälle, aber komplett ohne Schieben geht es wieder Richtung Unterstmatt. Es wird sogar richtig rasant, so dass Wanderer trotz frühzeitigem Warnruf erschrocken zur Seite spritzen, wenn ich sie überhole.

Am Unterstmatt 2, der heute nicht läuft, erreiche ich wieder das Pistenareal.

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Raus aus den Skistiefeln, rein ins Auto und ab ans Hundseck. Dem Nordhang, seit dieser Saison LSAP, muss ich unbedingt noch einen Kondolenzbesuch abstatten.

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Der Anblick des steilen oberen Abschnitts lässt Wehmut aufkommen. Das war hier in der Gegend meine Lieblingspiste. Leider mangels Beschneiung zu selten offen. An den Spitzkehrenspuren im Schnee kann man sehen, dass auch andere Tourengeher den Hang schon in Besitz genommen haben. Auch ich werde die Gelegenheit bei entsprechender Schneelage nutzen, verzichte heute angesichts des unergiebigen Schnees darauf und wende mich meinem letzten Ziel zu:

Die Durchfahrung der berühmten Nordwestpassage (oder war das was anderes?)

Auch am Hundseck Südhang leichtes Erstaunen als ich ein Einzelticket (2 €) verlange.

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Auch den Südhang fahre ich gerne, insbesondere die Varianten durch den Wald. Leider auch hier zu wenige Betriebstage pro Jahr. Oben angekommen noch einen Blick zurück zu meinen bisherigen heutigen Zielen. Mensch da liese sich doch mit äußerst geringen Mitteln ein toller Skizirkus aufbauen. Eine EUB vom Nordhang und eine PB von der Hornisgrinde hierher. Dann noch ne KSB zwischen Mehliskopf und Hundseck – fertig ist ein Pistenparadies, dessen Konkurrenz sämtlichen Tourismusverantwortlichen in Österreich und der Schweiz den Angstschweiß auf die Stirn treibt.

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Doch ich wende mich vom aktuellen und künftigen Pistenrummel ab und laufe ohne Felle Richtung Norden am Mehliskopfturm vorbei.

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Irgendwo hier muss laut Karte ein Weg Richtung Mehliskopflifte losgehen. Und tatsächlich findet sich bald rechts ein kleiner Fußweg.

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Also vorsichtig abrutschen, um nach der ersten Kurve zu peilen, ob das fahrbar ist. Doch nach der Kurve gibt es kaum noch ein Halten. Eine kleine Kante reicht aus um so viel Fahrt aufzunehmen, dass ein Bremsen kaum noch möglich ist. Der Weg ist zu schmal um zu Schwingen und ein Pflug lässt sich mit 183 cm unter den Füßen nur andeuten. Die Oberfläche ist hart gefroren und übersät mit tief eingesunkenen Fußspuren, so dass ich auch noch aufpassen muss, dass ich nicht mit den Skispitzen in einem der Löcher einhake. Dennoch gelingt es mir nach einiger Zeit zum Stehen zu kommen.

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Da sich der Weg im weiteren Verlauf weiter verengt und ich die nächste Kurve auch nicht einsehen kann, entschließe ich mich abzuschnallen. Doch nach der Kurve darf ich feststellen, dass der Weg hier zwar etwas steiler aber auch breiter wird. Also Ski wieder angezogen und los. Ein fast fataler Fehler wie ich merken sollte. Der eisige Untergrund lässt nur ein eingeschränktes Bremsen zu und plötzlich verengt sich der Weg wieder dramatisch. Kaum einen Meter breit lässt sich jetzt ein Pflug nicht einmal mehr andeuten, im Schuss geht es den buckeligen und mit Löchern verzierten Weg hinab. Ich sehe mich bereits in einer Reihe mit Cook und Magellan, die Ihr Leben auch auf ihren Entdeckungsreisen verloren. Wäre mir jetzt ein Wanderer entgegengekommen oder eine scharfe Kurve – es wäre definitiv alles zu spät gewesen. Doch ich habe Glück, es findet sich eine Stelle, an der man hangaufwärts den Weg verlassen kann und so gelingt es mir mit etwas weichen Knien zum Stillstand zu kommen. An den hier vorhandenen Skispuren, kann ich sehen, dass ich nicht der erste bin, der von diesem Notausgang Gebrauch gemacht hat.

Von da an verzichte ich auf den Weg und schiebe quer durch den Wald. Mittlerweile sind bereits die Mehliskopflifte zu hören und bald sieht man sie auch durch die Bäume spitzeln.

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Ich komme etwa auf halber Höhe auf die Piste und fahre runter zur Kasse, um festzustellen, dass man hier auf Einzelkartenwünsche nicht nur überrascht reagiert, man bietet sie überhaupt nicht an. Also 8,50 € für eine Zehnpunktekarte (reicht für 5 Fahrten mit dem großen Lift) gelöhnt. Ich sehe schon meine Vorurteile bestätigt, die mich bisher im dazu bewogen den anderen Liften der Gegend den Vorzug zu geben. Für viele Leute in Nordbaden ist das der einzige Lift im Nordschwarzwald, den sie kennen. Doch ich habe ihn – auch wegen der eigentlich durchweg negativen Bewertungen im Alpinforum - immer gemieden. Zu teuer, schlechter Schnee und unten elend flach. Ersteres stimmt schon mal. Dank der Punktekarte kann ich den Rest jetzt ja testen.

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Doch ich bin überrascht. Oben schön steil, der Schnee super griffig, kein Eis, unten natürlich flach, aber mit dem Tempo aus dem oberen Teil lässt sich hier herrlich carven. Bleibt als Negatives unterm Strich nur das schlechte Preis-/Leistungsverhältnis.

Doch schon bald wird es Zeit den Rückweg anzutreten. Ich quere gleich bei der Bergstation in den Wald, da hier die kürzeste Verbindung zum Hundseck verlaufen dürfte und folge ein paar Schneeschuhspuren.

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Und tatsächlich, nach gerade mal rund 300 Metern ist man schon wieder am Hundsecklift. Eine letzte Abfahrt über die Waldabfahrt und meine erste (Fahrt mit dem) Mission ist beendet.

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So das war mein erster Beitrag fürs Sommerschiforum. Ich denke, passt hier besser als im alpinforum. Ich hoffe, er gefällt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Mission possible
BeitragVerfasst: Fr, 09.07.2010, 8:09 
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RetroRebel
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Registriert: Mo, 07.11.2005, 8:22
Beiträge: 2583
cm hat geschrieben:
So das war mein erster Beitrag fürs Sommerschiforum. Ich denke, passt hier besser als im alpinforum. Ich hoffe, er gefällt.


Auf jeden Fall, vielen Dank für die Abwechslung in dieser unsäglich warmen Jahreszeit!

_________________
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