Engelberg Backcountry......oder zumindest irre off-Pist Prolog: Jetzt bin ich schon seit ueber drei Jahren
in Freiburg und habe es noch nie ins Freiburger "Hausskigebiet"
geschafft. Nachdem niemand mit mir auf den Gran Paradiso wollte bin
ich am Samstag also los nach Engelberg um dort das Backcountry zu
erkunden, oder je nach Massstaeben zumindest off-Piste zu fahren.Also erstmal Hoehe gewinnen, kurz nach 9 steigen wir aus der
Titlisbahn (rotierende Gondeln konnten mich nicht ueberzeugen...) aus
und tun es den Japanern und sonstigen Asiaten gleich - geniessen
erstmal das Panorama - hier ein Ausblick gen Sueden, man sieht den
Foehn schon kommen:
(click to enlarge)Zur Einordnung des Gelaendes, hier eine Photo des Titlis von
Sueden, aufgenommen Anfang Mai 2008 vom Sustenhorngipfel:
Als mal sehen, was man hier machen kann, Blick Richtung Titlis, man
sieht den aus allen Richtungen das Panorama verschandelnden
Antennenturm und eine Schneekanonen auf 3030m, leider haben sie diese
nicht genutzt um die Titlis Suedwand zu beschneien, eine Befahrung
derselben faellt bei den aktuellen Schneeverhaeltnissen also aus.
Aber dort unten, da sind interessante Spuren
mal reinzoomen, ja, auch Skifahrer
, also nichts wie den Spuren hinterher (Rueckblick):
die Spuren enden an einem 60-80 Grad Couloir
wie gut, dass ich zwei 50m Seile eingepackt habe
Blick ins Couloir von unten (grob bis hier reichte das Seil)
aber das hier ist noch nicht Backcountry, denn wir sehen ja noch den Lift...
der Rest des Couloirs ist angenehm zu fahrendes 40 Grad Gelaende, dass
dann auf dem Chli Gletscherli auslaueft. Die Spuren halten nicht, was
sie versprechen, der Gletscher ist noch pickelhart gefroren.
Schnell erreichen wir den naechsten Gelaendeabbruch, im Blick zurueck
sieht man gut das Titlisjoch ueber das wir gekommen sind - aber auch
noch die Titlis Bergstation - bis hierhin also eine nette off-Pist Strecke
Zoom zum Titlisjoch
es gibt wieder die Moeglichkeit zum abseilen, aber andererseits sind
das gerade mal knapp 45 Grad - da wir nicht wissen wie es weiter geht
entscheiden wir uns gegen weiterfahren und steigen erstmal zu Fuss ab
nach rund 40 Hm geht es dann doch nicht mehr ohne Seil weiter, aber
zwei 50er Seile reichen aus
hier die gewaehlte Route, entlang dem gruenen Pfeil sind wir
abgestiegen (kann man bei derzeitigen Bedingungen auch fahren),
entlang der roten Pfeile haben wir abgeseilt, auf die Seilfuehrung
achten, damit man es auch abgezogen bekommt. In der Zwischenzeit
faengt das Wetter leider massiv an nachzulassen, der erst fuer Sonntag
angekuendigte Wetterumschwung ist fast da.
Blick ins Gadmertal, zwei vor uns fahrende Norweger fahren hierhin ab,
obwohl sie schon Wendengletscher aufgestiegen waren - ob sie wissen,
dass der Rueckweg nach Engelberg weit ist?
Im Aufstieg zum Wendengletscher (auf 80m bis 40 Grad)
auf dem Gadmengletscher, dass man den Antennenturm sieht ist klar,
aber auch die Bergstation eines Sessels schaut durch - immer noch
nicht im Backcountry...
aber es wird klar, wo die Spuren hinziehen, am Ende des Gletschers
sieht man das Biwak am Grassen, der Wind hat inzwischen locker
Sturmstaerke erreicht, von dem ausgegebenen 2er kann man hier nicht
mehr ausgehen, selbst Altschnee wird verfrachtet.
Zum Glueck laeuft es sich auf dem Gletscher noch relativ windgeschuetzt
Blick auf Sued- und Ostwand des Titlis kurz vor dem Biwak am Grassen,
man sieht keinen Lift mehr, selbst nach strengen AF-Massstaeben sind
wir jetzt im Backcountry
Das Biwak am Grassen, der Wind am Wendenjoch ueberschreitet geschaetzt
die 100 Km/h, abgelegte Ski werden aufgewirbelt!
Also sehen wir uns das Biwak mal an, hier koennte man es durchaus
aushalten, wenn wir nicht wuessten, dass das WEtter am Sonntag nochmal
schlechter werden soll, wuerden wir hier bleiben, Holz und
Lebensmittel waeren in ausreichenden Mengen vorhanden.
Selbst der Weinkeller zum Grassen ist gut gefuellt
aber es hilft nicht, wir muessen weiter, bei Wind der einen in Boeen
problemlos aus dem Stand wirft, queren wir zurueck zum Wendenjoch
1500 Hm nordexponierte Haenge warten auf uns
mittelschwerer, aber nicht windgepresster Powder erwartet uns auf dem
Firnalpeligletscher, Spuren denen man folgen koennte gibt es hier
nicht mehr, der Wind hat ganze Arbeit geleistet
Die Routenfindung auf dem Gletsche ist phasenweise nicht ganz einfach...
...und steil (Teilbereiche 40-45 GRad) ist es auch
Da weiss man
doch warum man sowas macht.
Blick zurueck:
Aber der Wind laesst immer nur kurzfristig nach:
Im Uebergang zwischen steilem und eigentlich flachem (~25 Grad)
Gelaende loesen wir noch ein Schneebrett aus, Anrisshoehe ca. 60 cm bei
einer Breite von 50-60 m, man sieht, dass unsere Abstaende zu gering
waren, eigentlich duerfen bei diesen BEdingungen nicht zwei Personen
erfasst werden. Die hintere Person konnte sich nicht leicht selbst
befreien.
Die Wegfindung auf den letzten 200-300 Hm ist problematisch,
vermutlich kommt man ueberall irgendwie durch, aber viele Rinnen haben
sich heute neu gefuellt und nur teilweise schon wieder entladen, so
versuchen wir die Rinnen zu meiden und erreichen schliesslich das Tal
Blick zurueck
Nach einem Panache im Wasserfall (hier gibt es auch ein Klasse
Eisklettergebiet, aber die Faelle sind im wesentlichen schon in sich
zusammengefallen) nehmen wir ein Taxi zurueck zum Parkplatz der
Titlisbahn.
In Google Earth:
Blick auf die Suedseite:
Blick auf die Nordseite:
Ascent: 866 m
Descent: 2818 m
Length: 16 km
Epilog Das SLF hat heute wie zu erwarten fuer das
Gebiet einen 3er ausgegebn, insbesondere vor Triebschnee wird
gewarnt. Ob ein "Abkuerzen" Richtung Gadmen sinnvoller gewesen waere,
wage ich zu bezweifeln. Bei der aktuellen Schneelage ist ein Abfahren
im Wendenwassertal problematisch, so dass man ewig die Suedhaenge
entlang gequert haette.